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Dritte Sprache?

Thema: Dritte Sprache?

Hallo zusammen, unsere Kinder (Tara knapp 1,5 Jahre und Timur sechs Monate) werden zweisprachig erzogen. Mein Freund ist aus den Niederlanden und spricht, ebenso wie seine Familie nur niederländisch mit den Kindern, meine große Tochter und ich reden nur deutsch mit den Beiden. Wir wohnen aber in Deutschland und der Papa ist auch nur vier Tage die Woche da. Timur brabbelt bisher ja nur. Tara versteht alles in beiden Sprachen sehr gut und spricht einzelne Wörter in beiden Sprachen inzwischen ganz gut nach. Da mein Freund selbst acht Sprachen fließend beherrscht, überlegen wir nun, ob es Sinn macht bei den Beiden schon eine dritte Sprache einzuführen, oder ob das die Kinder zu sehr verwirrt. Wir hatten an ein englisch oder italienisch sprechendes Au Pair gedacht, was dann ein Jahr zu uns kommen würde. Was meint ihr? Macht das Sinn? Da die Umgebungssprache ja auch deutsch ist, weiß ich nicht, wie man sonst eine dritte Sprache dazu nehmen könnte? Liebe Grüße Nicole

von nirilena am 05.01.2015, 15:17



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Hej Nicole! Wiesowollt Ihr eine dritte Sprache, wenn Ihr zwei schon in der Familie habt (und, wie ich lese, es da auch einen gewissen bes. Einsatz erfordert). Wenn, würde ich ein NL-sprechendes Aupair-Mädchen nehmen... allerdings weiß ich nicht, ob das dem Ziel des Aupair entspricht: Solen die Mädchen nicht eher die Landessprache lernen??? Gruß Ursel, DK - mit 2 erw. fließend zweisprachigenTöchtern

von DK-Ursel am 05.01.2015, 15:35



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Hallo Ursel, vielen Dank für deine Antwort. Wegen der Sprachentwicklung deutsch/niederländisch mache ich mir eigentlich keine Gedanken. Mein Freund ist auch schon sehr früh mit mehreren Sprachen in Kontakt gekommen (seine Eltern lebten bei seiner Geburt in der Türkei, die Schule war italienisch, dort gab es bereits ab vier Jahren Französisch und Englischunterricht) und möchte da bei den Kindern nichts verpassen. Er hätte am Liebsten schon von Anfang an holländisch und italienisch oder türkisch mit ihnen geredet, aber damit war ich nicht einverstanden, weil ich das für zu viel halte. Eine dritte Sprache von einer "neutralen" Person wäre dagegen wieder etwas Anderes. Ja, die meisten Au Pairs wollen natürlich die Sprache lernen, sagen aber, dass sie den Kindern ihre Sprache bei bringen möchten. Nach niederländischen Au Pairs haben wir auch gesucht, aber da möchten alle, die bei unserer Agentur sind nur ein eine Großstadt, und nicht bei uns aufs Land;-) Liebe Grüße Nicole

von nirilena am 05.01.2015, 18:53



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Hej nochmal! Die Erfahrung zeigt, daß die sprachlich eEntwicklung meist etwas schleppender vorangeht, wenn der Vater die Nicht-Umgebungssprache spricht. Wenn derdann so wie bei Euch auch noch einige Zage ganz wegfällt, habt Ihr schon ein Defizit, das einigenEinsatz erfordert. ich kenne durchaus Familien, wo es gelungen ist, daß der Vater seine Sprache gleichrangig "ans Kind" brachte, aber wie gesagt: Viel Einsatz. lies mal hier im Forum,wie schwierig es manchmal schon sein kann - auch in anderen Konstellationen. Welche Familiensprache habt Ihr? Ichwürde also nicht wegen der Sprache ein Aupairmädchen anstellen,das meinem Kind dann für ein Jahr mal die eine, ein anderes dann für ein Jahr die andere nahebringt. Fremdsprachen kann Dein Kind noch genug lernen, selbst wir Ausgewanderten sprechen die Landessprachen doch auf hohem Niveau, aber wenn Du wirklich gute Erfolge mit Euren beiden Sprachen erzielen willst, konzentriert Euch darauf. Der Tag hat nur 24 Std., ob die auf 2 oder 3 Sprachen verteilt werden, macht durchaus einen Unterschied. Logisch. Und sobald die Kinder in fremde Betreuung kommen, wird der Einfluß der Nicht-Umgebungssprache noch kleiner, d.h. der kleine Teil,der dann noch zur Verfügung steht, muß dann durch 2 geteilt werden. Rechne Dir selbst aus, wie gut die Sprache wird! Meine Töchter sprechen gleichgut Deutsch und Dänisch und Fremdsprachen sind kein Problem für sie. MIR ist DAS lieber als 2 gebrochene "Muttersprachen" (?) und die Landessprache gut. Aber das entscheidet letztendlich jederselbst. Ohne Notwendigkeit reichen 2 Sprachen völlig. Oder wouzsollen es3sein (die Antwortbist Du leidershculdig geblieben!). Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 05.01.2015, 19:06



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Naja, ganz einfach: Weil mein Freund das gerne möchte. Er findet zwei Sprachen zu wenig, weil er es als Kind eben anders gelernt hat;-). Aber ich denke, wenn ich ihm erkläre, dass dann zuerst das Niederländische auf der Strecke bleiben würde, wird er sich schon überzeugen lassen.

von nirilena am 05.01.2015, 19:25



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Hej! Tja, es kann natürlich sein, daß das Kind supersprachinteressiert ist (wie meine Große) und sich alles aufsaugt. Es kann genauso gut sein, daß das Kind das nicht ist. Denn merke: Nicht jedes mehrsprachige Kind ist auchautomatisch supersorachinterssiert oder -begabt und nicht alle nehmen nachher auch Sprachstudien auf. (EinDenkfehler,denn die meisten Einsprachigen gerne machen.) DerZeitzfaktor ist ein wichtiger - wenn Eure Familiensprache IN Dtld. NICHT NL ist, dann kommt NL auch schon wieder einStück kürzer. Uns hat defintiv geholfen, daß wir Deutsch (in DK) als Familiensprache haben. Daß dies einVorteil ist, ist erwiesen (und wiederum logisch, wenn man über den Zeitfaktor nachdenkt.) Aber sogar die Familiensprache wird dann seltener, weil die Kinder Kameraden am Tisch dabei haben, mittags im KIGA sind undundund... Also, Zeit ist immens wichtig - die aufzuteilen auf mehrere Sprachen ohne Not täte ich nicht. Dein Mann soll das Kind mal Kind sein lassen und seine Ambitionen selbst verwirklichen - das tut allen gut. Und 2 Sprachen mit einer guten Anlage, Fremdsprachen leichter zu lernen, ist doch auch schon viel. Alles Gute - Ursel, DK (ich hoffe,andere melden sichauch noch zuWort, ich bin janicht dasorakel hier )

von DK-Ursel am 05.01.2015, 21:44



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Ich sehe das genauso wie Ursel: Wenn die dritte Sprache dazu kommt, fehlt Zeit für die anderen beiden Sprachen. Ich glaube nicht, dass es die Kinder verwirrt, aber die beiden wichtigsten Sprachen werden auf jeden Fall leiden. Wichtig wäre außerdem, dass Ihr dann dauerhaft ein Au Pair mit der identischen Muttersprache hättet. Ob sich das bewerkstelligen lässt, ist ja auch die Frage. Bei uns im Kindergarten gibt es viele zweisprachige Kinder. Diejenigen, die im Deutschen zusätzliche Förderung bekommen, dürfen beispielsweise nicht an den Englisch AGs teilnehmen, um den Fokus einfach auf Deutsch zu legen. Englisch AG ist ohnehin erst ab vier Jahren bei uns, allerdings haben auch die Kleinen eine Stunde Englisch die Woche. Ich finde das etwas übertrieben, aber auf der anderen Seite sehe ich bei meiner Mittleren, dass die immer noch im Deutschen Fehler macht, die wahrscheinlich an unserer Schule, wären wir Eltern nicht beide deutsche Muttersprachler, zum Deutsch-Förderunterricht führen würden. Ich konnte bzw. kann bei meinen beiden jüngeren Kindern sehr wohl heraus hören, wenn sie im Deutschen die Grammatik aus der Zweitsprache benutzen. Insofern finde ich es schon eine Aufgabe, wenn die Kinder zwei Sprachen bis zur Einschulung kaum noch Fehler machen sollten, um es dann mit der Schriftsprache leichter zu haben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass zweisprachige Kinder meist leichter eine Fremdsprache lernen. Ausnahmen gibt es immer. Aber ich würde mir da an Eurer Stelle keinerlei Sorgen machen, dass Ihr etwas verpasst. Mich würde ja noch interessieren, wie gut Dein Mann die 8 Sprachen spricht. Ich habe neben meiner Muttersprache Deutsch noch vier weitere Sprachen gelernt (eine davon aber Latein), und benutze im täglichen Leben drei Sprachen nebeneinander. Die vierte Sprache benutze ich eigentlich nicht mehr. Ich konnte diese vierte Sprache fließend, aber wenn ich jetzt versuche, diese Sprache zu sprechen, kommen mir immer nur die Vokabeln der hießigen Landessprache in den Kopf.

von Astrid18 am 06.01.2015, 03:52



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also ich muss Ursel und Astrid zustimmen: lass die Kinder Kinder sein und ihre Muttersprachen richtig lernen. Meine Kinder wachsen dreisprachig auf, weil das in unserer Familie einfach notwendig ist. sonst ist die zweisprachige Erziehung deutlich einfacher (ich bin selber zweisprachig aufgewachsen und habe später zwei weitere fliessend sprechen gelernt) und bei meinem Grossen, der jetzt 4 ist, sieht man deutlich, dass die dritte - seltener gehörte - Sprache schon etwas schlechter gelernt wird. Ich sehe das nicht negativ, bin im Gegenteil froh, dass er die dritte überhaupt aktiv spricht. Aber bei uns wird die dritte Sprache mit mehreren engen Verwandten gesprochen und durch regelmässige Besuche im entsprechenden Land gefördert - das ist nicht vergleichbar mit Aupairs oder auch Englisch im Kindergarten (es sei denn dort wird NUR Englisch gesprochen von Muttersprachlern). Es gibt Studien, die belegen, dass es immens wichtig ist, die Muttersprache(n) wirklich auf hohem Niveau zu lernen, wenn später weitere Sprachen gelernt werden sollen - etwa in der Schule. Und andere belegen, dass die frühkindliche Mehrsprachigkeit später beim Erlernen von weiteren Sprachen (egal ob diese "verwandt" sind oder nicht) hilft. Ich denke, jetzt auf Teufel komm raus möglichst viele Sprachen einzuführen, könnte auch nach hinten losgehen. Und mit zwei Sprachen zu Hause verpasst Ihr bestimmt nichts! Wie gesagt, ich bin kein Mehrsprachigkeitsskeptiker, im Gegenteil.

von Kacenka am 06.01.2015, 09:02



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Hej Astrid! Die Frage danach, wie gut Dein Mann nun ganz ehrlich alle seine Sprachen "kann", hat sich mir auch gestellt. Die sollte er sich auch mal im stillen Kämmerlein beantworten. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 06.01.2015, 14:18



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es ist gut möglich, dass er die Sprachen auf hohem Niveau beherrscht, es gibt ja solche Polyglotte - wenn die eine gewisse Anzahl an Codes geknackt haben, sind weitere irgendwie dann kein Problem mehr. Zu dieser Sorte zähle ich mich zwar nicht, kenne aber solche Menschen. Aber so wie ich es verstanden habe, hat er sie ja auch nicht alle parallel gelernt, das ist ja auch gar nicht notwendig.

von Kacenka am 06.01.2015, 14:57



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Hallo Nicole! Einen Versuch ist es wert. Ich denke nicht, dass du deine Kinder damit überforderst, ich bin auch zweisprachig aufgewachsen und die dritte Sprache, die dazu kam, hat mich nicht wirklich verwirrt. Das nimmst man noch gar nicht so wahr in dem Alter. Es kann aber passieren, dass die Sprache, die am wenigsten gesprochen ist (z.B. in deinem Fall holländisch), eher vergessen wird. Wie gesagt, probier's aus! Unser Aupair spricht auch englisch mit unseren Kleinen und sie lesen englische Bücher etc. Das scheint kein Problem für sie zu sein, von daher kannst du mal gucken, wie das so bei deinen läuft. ...

von annabell_natürlich_verhüten am 06.01.2015, 22:24



Antwort auf Beitrag von annabell_natürlich_verhüten

Vielen Dank für die Antworten, wir werden das nochmal ausgiebig diskutieren;-) Zu Euren Fragen bezügliche meines Freundes: Er spricht Niederländisch, Türkisch, Italienisch, Französich, Englisch, Deutsch, Papiamentu und Spanisch und die hat die Sprachen auch in dieser Reihenfolge oder teilweise gleichzeitig gelernt. Er ist Niemand der hochstapelt (eher im Gegenteil), aber er sagt, dass er diese Sprachen fließend spricht und schreiben kann. Deutsch ist laut seiner Aussage seine schlechteste Sprache, wobei ich da schon so gut wie keine Fehler hören oder lesen kann. Außer Englisch kann ich den Rest natürlich nicht beurteilen. Es ist aber schon so, dass ihm das scheinbar zufliegt. Wenn wir irgendwo im Urlaub sind, dauert es keine drei Tage, dann fängt er an, mit den Leuten in deren Sprache zu reden, egal, ob das jetzt Griechenland, Indonesien oder mit den Maori in Neuseeland war. Ich bin da immer neidisch, da er offenbar keine Vokabel wieder vergisst, die er einmal irgendwo aufgeschnappt hat. Es gibt also zu den acht fließenden Sprachen noch etliche Sprachen, in denen er zumindest die Alltagssituationen auch meistern kann... Ich hoffe, die Kinder haben davon was abbekommen. Ich kann nichts außer Englisch und Latein und inzwischen einigermaßen niederländisch verstehen und lesen/schreiben... Liebe Grüße Nicole

von nirilena am 07.01.2015, 20:17



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HejNicole nochmal! "und inzwischen einigermaßen niederländisch verstehen und lesen/schreiben..." Dann könntet Ihr jaNL zu Eurer Familiensprache - jedenfalls so, daßderVater IMMER NLspricht und Du Deutsch --- ich kenne ein norwegisch-dänischesPaar, das auch so verfährt. Erhöht schon mal den Zeitfakrot für die Nichtumgebunfgssprache NL. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 07.01.2015, 20:37



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Das tut er, wenn er hier ist;-). Und wenn wir dort sind, sprechen alle (auch Besuch, der anfangs wegen mir noch deutsch geredet hat) inzwischen nur noch niederländisch.

von nirilena am 07.01.2015, 21:00



Antwort auf Beitrag von nirilena

beneidenswert, wenn es Deinem Freund so zufliegt. Und wie gesagt: wenn man einmal eine gewisse Anzahl an Sprachen fliessend spricht (und diese sich möglichst stark voneinander unterscheiden), wird jede weitere eben viel einfacher, weil man ja schon ein ziemlich grosses Repertoire an Grammatikmustern und auch Wörtern hat und auf dieses aufbaut/anknüpft. Baut aber keinen Druck bei Euren Kindern auf, dass die so früh wie möglich so viele wie möglich sprachen können sollen, denn auch wenn es sein kann, dass sie so talentiert wie Dein Freund werden, kann es genausogut sein, dass sie in etwa Dein sprachtalent haben werden :-) ich möchte nur warnen, dass das auch zu Frust führen kann und der ist kein guter Lehrmeister. Wenn Ihr unterwegs seid, und Dein Freund fast immer gleich die Landessprache mit den Einheimischen spricht, ist das dagegen für Eure Kinder ein super Vorbild und bestimmt auch Ansporn :-)

von Kacenka am 08.01.2015, 11:11



Antwort auf Beitrag von Kacenka

Es ist ja ein weites Feld zwischen unter Druck setzen und fördern. Ich find die Idee wirklich nicht schlecht mit dem Aupair und wenn du merkst, deine Kinder sind völlig überfordert, dann lass es. Aber ausprobieren würd ich's schon! Gerade wenn es ihnen so leicht fällt wie dem Papa und auch in jungen Jahren kommt den Kleinen das Lernen einer neuen Sprache überhaupt nicht wie Arbeit vor (auch beneidenswert) und sie lernen es im Handumdrehen.

von annabell_natürlich_verhüten am 09.01.2015, 23:33



Antwort auf Beitrag von nirilena

Ich finde auch, in dem Fall genügen zwei Sprachen, denn Dein Freund müsste ja quasi die zweite Fremdsprache auch noch praktizieren. Ich würde momentan keine weitere Sprache dazu nehmen, kommt in der Schule früh genug. Meine Kinder wachsen auch D-NL auf, wir wohnen in D und mein Mann spricht- leider nicht immer konsequent NL mit den Kindern. Ansonsten sprechen sie mit der Verwandschaft NL. NL ist die schwächere Sprache, aber sie können sich inzwischen recht gut verständigen, zumindest die Großen ( 12 und 14 Jahre), der Kleine mit 6 spricht zwar mit seinem Cousin, aber bei Erwachsenen traut er sich noch nicht. LG Muts

von Muts am 11.01.2015, 22:09