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Dreisprachig erziehen - Bitte um Tipps

Thema: Dreisprachig erziehen - Bitte um Tipps

Hallo zusammen, ich bin neu hier und auch neu in der mehrsprachigen Erziehung. Mein erstes Kind wird demnächst geboren und mein Mann und ich überlegen schon länger, wie wir die Mehrsprachigkeit am besten umsetzen können. Hier unsere Konstellation: - Ich bin deutsche Muttersprachlerin - Wir leben in Deutschland, Deutsch wäre also auch die Umgebungssprache - Mein Mann kommt aus Nigeria und ist zweisprachig aufgewachsen: Englisch und Yoruba. Nun frage ich mich, was die beste Möglichkeit ist, alle drei Sprachen zu fördern. Wir fänden es z.B. sehr schade, wenn Yoruba unter den Tisch fiele, gerade weil es eine eher seltene Sprache ist, die man später sonst sicher nicht mehr lernen würde. Und auch wenn man in Nigeria mit Englisch gut klarkommt, würden zumindest grundlegende Yoruba-Kenntnisse doch sicherlich zur kulturellen Identität, zur Verständigung mit Familie/Freunden bei Nigeria-Besuchen, etc. beitragen. Englisch wiederum ganz wegzulassen wäre auch irgendwie blöd, zumal mein Mann und ich primär Englisch miteinander sprechen (Deutsch geht auch und wir sprechen auch immer mal Deutsch oder einen Mix aus beidem, aber Englisch war quasi unsere erste Beziehungssprache). Unsere Idee ist nun folgende: - ich spreche nur Deutsch mit dem Kind (+Umgebungssprache/meine Familie) - mein Mann spricht nur Yoruba mit dem Kind (+ggf. nigerianische Freunde und Familienbesuche in Nigeria, insgesamt aber weniger außerfamiliäre Sprechoptionen...) - Mein Mann und ich sprechen untereinander Englisch und bemühen uns später z.B. um eine bilinguale dt.-engl. Kita Frage: meint ihr, das könnte so in der Art funktionieren? Oder wie könnten wir das Englische andernfalls sinnvoll in den Familienalltag integrieren? Irgendwelche Tipps? Vielen Dank schon mal!

von MaggieSimpson am 17.07.2014, 13:29



Antwort auf Beitrag von MaggieSimpson

Mehrsprachigkeit funktioniert am besten, wenn man den natürlich gegebenen Sprachgewohnheiten folgt. Deine Idee hört sich schon sehr gut an. Ich würde überlegen die folgenden Konstellationen zu benutzen: Muttersprache: deutsch Vatersprache: Yoruba Umgebungssprache: deutsch Familiensprache: englisch Dabei ist die Familiensprache diejenige, die benutzt wird, wenn Vater und Mutter und Kind(er) zusammen sind. Also die Sprache, die ihr untereinander benutzt und im Beisein des Kindes. Das sind die typischen Gespräche beim Essen, beim Auto fahren etc. Beim englischen würde ich mir gar nicht mal so viel Sorgen machen, das könnt ihr lange und gut unterstützen. Yoruba wird wahrscheinlich die schwächste der 3 Sprachen sein und da sollte der Vater versuchen Unterstützung von Freunden und Familie zu finden, damit er nicht ganz allein dafür zuständig ist. Vielleicht Skype Gespäche u.a. nach Nigeria? Gruss Beatrix

von Beatrix in Canada am 17.07.2014, 15:37



Antwort auf Beitrag von Beatrix in Canada

Danke dir für die schnelle Antwort und fürs Mutmachen. Stimmt, für Yoruba werden wir es am schwersten haben, Sprechgelegenheiten zu finden (und Kinderbücher, etc....). Skypen, etc. ist da auf jedenfall eine Option.

von MaggieSimpson am 17.07.2014, 16:21



Antwort auf Beitrag von MaggieSimpson

wir sind in einer ganz ähnlichen Situation - ich bin zweisprachig und mein Mann spricht die Umgebungssprache. Wir machen es eigentlich fast so, wie Ihr geplant habt - nur dass wir die dritte Sprache (deutsch) nicht als Familiensprache haben, aber unser Sohn lernt sie hauptsächlich, wenn er bei den Grosseltern in Deutschland ist. Ich habe mich für eine meiner Muttersprachen entschieden - diejenige, die er am wenigsten sonst hören kann, in der spreche ich ihn von Geburt an konsequent an und in der spricht er mit mir auch meist. Auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin spreche ich auch deutsch mit ihm und er lernt von mir auch deutsche Kinderlieder. Er ist jetzt 3,5 und spricht die Umgebungssprache und die Minderheitensprache gleich gut fliessend - mit geringen Interferenzen aber sonst fehlerfrei. Deutsch ist wegen dem geringerem Input (eben nicht täglich) natürlich schwächer, aber ich finde für diesen geringen Input noch erstaunlich gut. gelegenheiten, das zu perfektionieren, wird er noch genug im Leben haben. Für Euch erst mal alles Gute für die Geburt und die Zeit danach! K

von Kacenka am 17.07.2014, 19:20



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... ob unsere Situation letztlich mit Eurer vergleichbar ist, ist trotzdem fraglich: bei Euch sind sich die Sprachen wahrscheinlich weniger ähnlich untereinander und ausserdem habt Ihr vielleicht weniger regelmässig Kontakt zu den Eltern Deines Mannes. Die Grosseltern spielen bei uns eine nicht unbedeutende Rolle, denn die sprechen jeder seine Sprache und verstehen von den anderen viel weniger als mein Mann und ich, die beide alle drei Sprachen sprechen, wenn es nötig ist. Unser Sohn hat zu meinen und den Eltern meines Mannes regelmässig Kontakt - etwa gleich oft. Trotzdem denke ich, dass Eure Idee nicht schlecht ist - sie ist an der natürlichen Sprachsituation am nächsten und wird Euch am leichtesten fallen, da Ihr authentisch bleibt. Das "Ergebnis" - also die Reaktion Eures Kindes, sein Sprachverhalten kann trotzdem anders ausfallen, was aber in meinen Augen nicht schlimm ist.

von Kacenka am 17.07.2014, 19:38



Antwort auf Beitrag von MaggieSimpson

Hallo! Nur ein kleiner Tipp am Rande: falls ihr keine Kinderbücher in Yoruba bekommt, empfehle ich euch Wimmelbücher. Da kann man immer neue Geschichten in der jeweiligen Sprache erzählen. Viel Erfolg! BiBi

von BiBi82 am 20.07.2014, 21:54



Antwort auf Beitrag von MaggieSimpson

Hey, meine Madels sind auch dreisprachig aufgewachsen. Ich habe abwechselend Holländisch und Englisch mit den gesprochen, aber aucch Deutsch ( vorallem in Gesellschaft) Mein Ex mann ausschliesslich Deutsch. Auch Hörspiele, DVDS und Bücher auf englisch und Niiederlänisch haben sehr geholfen

von jackiedesnoo am 22.07.2014, 10:23



Antwort auf Beitrag von jackiedesnoo

Danke für eure vielen hilfreichen Tipps! In der Zwischenzeit wurde mein Sohn geboren :) - und ich bin sehr gespannt, ob wir es dann am Ende so umgesetzt kriegen, wie wir uns das vorstellen. Aber eure Beispiele sind da schon mal sehr ermutigend!

von MaggieSimpson am 23.07.2014, 12:24



Antwort auf Beitrag von MaggieSimpson

Hej Maggie! Herzlichen Glückwunsch! Nun könnt Ihr selber ausprobieren, was in Euer Konstellation am besten paßt und am natürlichsten durchgeführtwerden kann. Das hat dann auch die größte Aussicht auf Erfolg. Alles Gute weiterhin - und berichte doch ab und zu mal, wie es geht. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 23.07.2014, 12:37