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Muttersprachunterricht

Thema: Muttersprachunterricht

Weil hier immer wieder einige nach dem Anspruch von Muttersprachunterricht gefragt haben etc. Mal ein kleiner Bericht von mir: Da mein Mann die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen hatte vor der Geburt der Mädchen, hatten wir diesen Anspruch nicht mehr. Außerdem wurde für Spanisch hier in der Provinz nichts angeboten. Also was tun? Wir wohnen in einem 10.000 Einwohner Dorf, die nächste Stadt mit ca. 130.000 Einwohnern ist 10 Minuten entfernt. Dort haben wir den Muttersprachunterricht für unsere Töchter selbst organisiert. Morgen bekommt die Große sogar ein Zeugnis. ;-) Bei der Stadt haben wir nachgefragt ob es nicht einen Raum gäbe, der uns günstig hierfür zur Verfügung gestellt werden könne. Mütter, Bekannte gefragt wer könnte unterrichten und das auch noch ehrenamtlich. Da einige der Frauen in ihren Heimatländern Erzieherinnen, Lehrerinnen waren oder Spanisch studiert hatten, hier aber nicht arbeiten dürften/konnten, war dies gar nicht so schwer. So nun ging es daran genug Kinder zu finden. Wir haben das Gemeindeblatt angeschrieben, die kostenlosen Zeitschriften die in der Stadt auslagen und auf Facebook nachgefragt. Und es kamen einige. Auch von Familien bei denen wir keinen spanischsprachigen Hintergrund erwartet hätten. Alleine aus unserem Dorf sind nun 4 Kinder dabei. Es gibt zwei Klassen mit unterschiedlichen Niveau. Wir zahlen 4 € pro 1,5Std. Damit decken wir die Raummiete (nein die Stadt hat uns keinen kostenlosen Raum zur Verfügung gestellt) und das Unterrichtsmaterial ab. Meine Töchter gehen sehr gerne dahin, besonders der Großen tut es gut, da sie dort andere Kinder kennengelernt hat, die auch aus binationalen Familien stammen. Sie sieht es gibt noch mehr Kinder "die so sind wie sie". Außerhalb des Unterrichtes traut sie sich immer noch nicht so richtig zu sprechen, aber sie kann es auch spanisch lesen, schreiben und versteht es auch. Wir bleiben natürlich dran. Ich will euch damit nur ermuntern, wenn es bei euch keine Möglichkeiten gibt, nehmt es selbst in die Hand. Wir sind beide Vollzeit berufstätig und haben es trotzdem hinbekommen. Klar am Anfang ist alles etwas Nervenaufreibend, aber es zahlt sich aus. Ich bin echt froh das wir es gemacht haben und am Anfang so viel Zeit investiert haben. Lg alemana_mex

von alemana_mex am 25.07.2014, 11:56



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Hej ! Toller Einsatz - ja, sowas zahlt sich oft aus! trotzdem: Auch wenn IHR keinen Anspruch habt, so haben andere, deren Ehepartner NICHTdie dt. Staatsbürgerschaft haben, diesen doch, also muß die Gemeinde doch etwas leisten! Worum die sich natürlich hier wie da drücken wollen. Trotzdem prima, daßIhr das Projekt angeleiert habt und es Eurer Tochter auch noch was bringt! Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 25.07.2014, 12:14



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Es ist nicht richtig, dass durch die Änderung der Nationalität der Anspruch auf Muttersprachenunterricht entfällt. Dieser richtet sich nach dem familiären Umfeld, d.h. es muss die jeweilige Sprache (und Kultur) zu Hause gelebt werden. Aber ihr habt es ja doch geschafft und 4 Euro pro Einheit sind durchaus bezahlbar, auch wir zahlen mittlerweile 100 Euro Schulgeld pro Jahr und da sind noch keine Unterrichtsmaterialien dabei.

von Aprilbaby am 31.07.2014, 14:45



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Spricht deinmann denn nicht spanisch mit den Mädchen?? Dass sie im Unterricht das spanisch schreiben und lesen lernen sollen, kann ich ja nachvollziehen. Aber, dass sie sich außerhalb des Unterrihts nicht zu sprechen traut, finde ich ungewöhnlich. Allerdings hat mein 17jähriger auch einen Klassenkameraden, dessen Vater Spanier ist und der tatsächlich jetzt erst, in der Oberstufe, Spanisch in der Schule als Fremdsprache erlernt. Und, ja, der Vater lebt in der Familie. Trini

von Trini am 01.08.2014, 09:40



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HejTrini! Sowas gibt esleider öfter als man glaubt. Ich kenne auch den Vater einer früheren Klassenkameradin meiner Großen, dessen Kinder kein Wort Deutsch konnten. Er war auch der einzige,der mich manchmal sogar amTelefon, wo wir jawirklich nur miteinander sprachen, dazu brachte, Dänisch zu reden, bis ich merkte: Mooooment mal - ich rede hier doch mit einem Deutschen ,wieso also nicht Deutsch? Wenn die dt. Familie mit Kindern kam, durfte meineTochter oft als Übersetzerin bei den Kindern mitfahren,wenn die was unternahmen... Tja... Auch das Enkelkind von dän. Bekannten kam oft in den Ferien zum Spielen zu uns, weil es kein Wort Dänisch von seiner Mutter gelernt hatte (sie lebten in Dtld.). Die Großeltern hofften, daß dasMädchen bei uns etwas Dänisch lernen könnte, aber das funktionierte nicht, weil meine Tochter einfach Deutsch mit ihr sprach, das sie ja fließend beherrscht(e). Und eine Philippinin hier hat ihren Kindern auch nicht ihre Muttersprache vermittelt. In Dtld., lange bevor ich selber Kinder hatte, kannten wir eine Ameriklanerin, die ihrenKindern nicht ihren Akzent mitgeben woltle - was ja eine völlig verdrehte Ansicht ist, denn hättsie Amerikanisch mit ihren Kindern gesprochen, ja niemals im Amerikan. einen Akzent haben können - und für das Deutsche lebten sie ja in Dtld. und hörten es überall ohne. Aber naja- so hatte sich die Mutter sehr bewußt (und aus falschen Gründen) gegen ihre Muttersprache entschieden. Das sind jetzt nur die,die mir spontan einfallen -es gbt sicher noch etliche allein in meinem Bekanntenkreis... Aber daß das Kinder der Ausgangsposterin nicht Spanisch sprechen möchte, sagt ja nichts darüber aus, wieviel es versteht... Und Muttersprachenunterricht durch die Kommune gibt es nur, wenn die Sprache auch zuhause praktiziert wird. Natürlich kann man DASandershandhaben,wenn manden Unterricht privat organisiert und auch bezahlt. Gruß Ursel ,DK

von DK-Ursel am 01.08.2014, 23:50



Antwort auf Beitrag von Trini

Mein Mann spricht ausschließlich spanisch mit den Mädchen. Er liest ihnen spanische. kinderbücher vor. Sie schauen ihre Kinderfilme in Spanisch, et. Also wir praktizieren die Sprache und Kultur meines Mannes in der Familie. Warum sie sich nicht traut hat damit zu tun das sie extrem schüchtern ist, nicht zu sehr auffallen will und sie Perfektionistin ist. Die kleine redet wie sie will, ihr ist es egal ob der Satz richtig ist. Die große will erst etwas sagen, wenn sie sich sicher ist das es richtig kst. Sie macht nicht gerne Fehler. Sie fällt hier schon durch ihr Aussehen auf, da will sie nicht auch noch durch ihre Sprache auffallen. Aber wie gesagt dieser Unterricht gibt ihr auch Selbstvertrauen. Sie sieht dort andere Kinder denen es ähnlich geht. Und über Skype traut sie sich langsam mit ihren Cousins zu sprechen. Und hier gibt es nur spanischen Muttersprachunterrricht für Spanier, nicht für Latinos. Da in diesem Gesetz irgendetwas über Europäer, Wanderarbeiter etc. Steht. Ich war es leid und hatte nicht mehr Energie um noch mehr zu kämpfen. Wir sind so glücklich mit diesem Unterricht und mit 4€ pro Einheit kommen wir zurecht. Der Unterricht ist qualitativ sehr hochwertig und alle kommen weil sie wollen und nicht mweil sie müssen,und sind deshalb auch motiviert. LG alemana_mex

von alemana_mex am 02.08.2014, 16:02



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Ich glaube manche Menschen haben Probleme mit ihrer Herkunft und tun sich deswegen schwer, ihre Muttersprache ihren Kindern nahe zu bringen. Sie sehen nicht, was für einen Schatz sie ihren Kindern mitgeben könnten. LG Muts

von Muts am 03.08.2014, 12:29



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Wenn ja habt ihr mich total missverstanden. Mein Mann ist sehr stolz Mexikaner zu sein. Wir leben hier zwei Kulturen. Warum meine Tochter selten spansich spricht hat damit nichts zu tun. Das hat andere Gründe. Alemana_mex

von alemana_mex am 04.08.2014, 20:18



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Hej Alemana! nein, Du warst nicht gemeint, wir kamen doch irgendwie auf die, die nie zuhause ihre Sprache mit den Kindern sprechen,sie aber dann zum Muttersprachenunterricht schicken - und das geht eben nicht. Da wird staatlicherseits auch gefordert, daß die andere Sprache zuhause auch gepflegt wird. Und ja, der Muttersprachenunterricht, auf den Europäer Anspruch haben, wurde eingeführt, um die Freizügigkeit innerhalb der EU besser zu gewährleisten. Die Kinder sollten zumindest die Chance bekommen, sporachlich in die Schule des anderen Partner gehen zu können. Wie weit DAS der Muttersprachenunterricht gewährleisten kann, ist sicher sehr unterschiedlich. Bei uns war es wie gesagt so, daß da Kinder mit total unterschiedl. Sprachniveaus saßen, unsereTochter war zwar beileibe nicht die Älteste,sprach aber- wie der gleichaltrige Sohn der Lehrerin, mit der wir bekannt waren - am besten Deutsch, fließend, fehelrfrei etc. dawar uns dann bald der Aufwand - 1Std.Hinfahrt, 1Std. zurück - zu groß, gemessen an den Resultaten, was unser Bbekannte sehr gut verstand. Was man privat macht und bekommt, ist ja dann auch wieder was anderes. da steht es einem ja auch frei, Bedingungen anders zu formulieren etc. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 04.08.2014, 22:10



Antwort auf Beitrag von DK-Ursel

Ich wollte einfach mit meinem Posting anderen Mut machen und sagen "selbst wenn eure Gemeinde euch Steine in den Weg legt, gebt nicht auf, dann macht es selbst. Es ist für die Kids super wichtig." Meine Töchter profitieren nur davon. Die Große bekommt mehr Selbstbewusstsein. Und ich wollte nicht noch ein oder zwei Jahre damit verlieren mit der Gemeinde zu diskutieren, das schadet nur den Kids. Sie verlieren Zeit. Wir fliegen in 2 Wochen nach Mexico, da bleibt ihnen nichts anderes übrig als Spanisch zu sprechen. :-) LG alemana_mex

von alemana_mex am 05.08.2014, 06:45