Frage: systemische Antimyotika

Sehr geehrter Hr. Dr. Paulus, ich habe seit 2-3 Jahren Nagelpilz an zwei Zehen. Vor einer systemische Therapie habe ich mich bisher aus Angst vor den Nebenwirkungen gefürchtet und das Problem mit Ciclopoli und Canesten extra bzw. einem pflanzlichen Nagelöl mehr schlecht als recht in Schach gehalten. Nun zu meinen Fragen: 1. Da ich weit über 30 bin, aber noch ein zweites Kind möchte, spiele ich mit dem Gedanken, mit dem Pilz zu leben, bis eine 2.SS/Stillzeit abgeschlossen wäre. Ich bekomme von Hautärzten keine ganz klaren Aussagen darüber, ob ein schwerer Nagelpilz/Fußpilz für ein ungeborenes Kind eine teratogene Wirkung haben kann. Oder habe ich hier nur für mich selbst die Folge zu tragen, dass sich die Infektion während dieser Zeit wahrscheinlich verschlimmern wird? 2. Wie lange sollte man, Ihrer Meinung nach, nach einer 3-6 monatigen, systemischen Therapie mit Antimyotika warten, bevor man aktiv einen Kinderwunsch verfolgt, um z.B. sicherzugehen, dass kein Wirkstoff mehr im Körper vorhanden ist? Und, respektive, wie lange nach einer längeren lokalen Anwendung von Canesten extra Spray (Bifonazol)? 3. Stimmt es, dass nach einer systemischen Therapie mit Antimyotika gänzlich von einer Schwangerschaft abgesehen werden sollte, da das Risiko besteht, dass die Keimzellen nachhaltig geschädigt wurden? Eine Hebamme hat mir das erzählt und mir nahegelegt, keine Antimyotika einzunehmen, wenn ich noch ein Kind bekommen möchte. Und etwas anderes, im Namen einer Freundin: 4. Gibt es bei einer Erkrankung des Mannes mit Gürtelrose und dessen Einnahme von Aciclovir 800mg (5x tägl.) und Ibuprofen 600 (2-3x tägl.) über den Zeitraum von 2 Wochen die Notwendigkeit einer Pause/Wartezeit bei Kinderwunsch oder braucht es hierbei keine Einschränkung? Ich danke Ihnen im Voraus für Ihre fachmännische Meinung. Mit freundlichen Grüßen, Kati Haller

von kturnhalley am 14.07.2017, 08:01



Antwort auf: systemische Antimyotika

Eine Nagelpilzinfektion ist zwar unangenehm, hätte aber keine fruchtschädigenden Effekte bei Eintritt einer Schwangerschaft. Die orale Therapie bei Pilzinfektion führt nicht zu einer Beeinträchtigung der Keimzellen (keine Chemotherapie). Sie ist ähnlich zu bewerten wie die Gabe von Antibiotika bei bakteriellen Infektionen. Orale Antimykotika wie Fluconazol, Itraconazol oder Terbinafin haben Halbwertszeiten von unter 30 Stunden. Bereits eine Woche nach letzter Anwendung ist nicht mehr mit einer relevanten Belastung über die Blutbahn zu rechnen. Noch weniger Wirkstoff kommt natürlich bei lokaler Behandlung in der Blutbahn an. Nach Einnahme von Aciclovir und Ibuprofen muss beim Mann kein längeres Intervall vor einer Zeugung eingehalten werden.

von Dr. Wolfgang Paulus am 18.07.2017