Frage: Paroxetin

Ich möchte wieder schwanger werden und mich würde interessieren, ob das Medikament Paroxetin in der Schwangerschaft nicht genommen werden darf.

Mitglied inaktiv - 18.02.2005, 12:51



Antwort auf: Paroxetin

Bei einer Zusammenstellung von 63 Expositionen in der menschlichen Gravidität zeigte sich ebenfalls keine Häufung von Anomalien (Inman et al 1993). Eine weitere Fallsammlung von 52 Expositionen im 1.Schwangerschaftsdrittel ergab ebenfalls keinen Hinweis auf Fruchtschädigung (Rosa 1995). Eine prospektive Studie nach Konsultation einer teratologischen Beratungsstelle berichtet von 97 Frauen unter Medikation mit Paroxetin in der Schwangerschaft, wobei sich im Vergleich zu einer Kontrollgruppe keine erhöhte Fehlbildungsrate ergab (Kulin et al 1998). Eine weitere Publikation aus einem teratologischen Beratungszentrum umfasst 118 Schwangerschaften (davon 89 Expositionen im 1.Schwangerschaftsdrittel) ohne Anstieg angeborener Anomalien (Div-Citrin et al 2002). Ein Fallbericht beschreibt ein Neugeborenes mit Entzugssymptomen nach mütterlicher Medikation mit Paroxetin (30 mg/d) im letzten Schwangerschaftsdrittel (Dahl et al 1997). 12 Stunden nach Geburt fielen bei dem Neugeborenen Tachypnoe (erhöhte Atemfrequenz), erhöhter Muskeltonus und Tremor (Zittern) auf. Die Symptome besserten sich in den folgenden drei Tagen, so dass die Entlassung am vierten Tag möglich war. Unter 55 Neugeborenen war in 12 Fällen nach intrauteriner Exposition mit Paroxetin im letzten Schwangerschaftsdrittel eine nachgeburtliche Betreuung in der Kinderklinik erforderlich, während derartige Komplikationen in der Kontrollgruppe nur in drei Fällen auftraten (Costei et al 2002). Unter den klinischen Symptomen fanden sich Atemstörungen, Hypoglykämie (niedriger Blutzucker) und Ikterus (Gelbsucht). Die Symptome verschwanden innerhalb von zwei Wochen nach Geburt. Wir verfügen bisher über 71 Rückmeldungen nach Anwendung von Paroxetin in der Frühschwangerschaft: 14 Schwangerschaftsabbrüche (ohne Anhalt für Fehlbildungen!) 6 Spontanaborte 48 unauffällige Neugeborene 3 angeborene Anomalien (1 x Feuermal, 1 x Klumpfüße bds., 1 x Schiefhals) Bei den ausgetragenen Schwangerschaften standen 21 Patientinnen unter Dauermedikation mit Paroxetin bis zur Geburt. Eine Anwendung von Paroxetin in möglichst moderater Dosierung wäre auch in der Schwangerschaft akzeptabel.

von Dr. Wolfgang Paulus am 19.02.2005