Frage: Medikamente in der Frühschwangerschaft

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus! Ich befinde mich derzeit in der 5SSW zu meinem 2. Kind. Ich mache mir große nun grosse Sorgen, da ich bis dato nicht wusste dass ich schwanger bin und ca. in der 3SSW extrem starke Angina hatte, welche zuerst mit Roxithormycin und anschließend mit Clavamox für 7 Tage morgens und abends behandelt wurde. Aufgrund der starken Schmerzen habe ich pro Tag ca 3 Parkemed zu mir genommen um überhaupt schlucken zu können. Mein Hausarzt meinte, dies könnten ein Problem für die Schwangerschaft bzw. das Baby darstellen. Was meinen Sie? Erschwerlicherweise kommt jetzt noch dazu, dass sich meine (seit monaten still verhaltende colitis) zurückmeldet und ich zusätzlich Hämorrhoiden bekommen habe. Auf Grund der starken Schmerzen hat mir mein Hausarzt Scheriproct Zäpfchen verschrieben, obwohl ich gelesen habe, dass ich diese im 1. Trimenon NICHT anwenden darf! Jetzt bin ich verunsichert. Sollte sich meine colitis nicht wieder beruhigen, befürchte ich, dass ich bald eine Behandlung mit Salofalk beginnen muss. Könnten diese Medikamente in diesem frühen Stadium der Schwangerschaft geschadet haben oder weiterhin dem Baby Schaden zufügen? Gibt es Alternativen zu Scheriproct etc. welche ich bedenkenlos nehmen kann. Vielen Dank für Ihre Hilfe! Mfg

von sabi2508 am 23.01.2015, 08:56



Antwort auf: Medikamente in der Frühschwangerschaft

Für die Behandlung mit den Antibiotika Amoxicillin / Clavulansäure und Roxithromycin gibt es keine Hinweise auf fruchtschädigende Effekte Die Substanzklasse der nichtsteroidalen Antiphlogistika enthält zahlreiche Vertreter. Die älteren Substanzen Ibuprofen, Diclofenac und Indometacin dürfen in den ersten zwei Schwangerschaftsdritteln eingesetzt werden. Die neueren Wirkstoffe aus dieser Substanzklasse (z. B. Mefenaminsäure) ergaben bisher ebenfalls keine Hinweise auf fruchtschädigende Effekte, so dass bei kurzfristiger Anwendung von Parkemed in der Frühschwangerschaft nicht mit Fehlbildungen zu rechnen ist. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (M. Crohn, Colitis ulcerosa) erfordern oft auch in der Schwangerschaft eine Fortsetzung der Medikation. Bei der Anwendung von 5-Aminosalicylsäure (in Form von Mesalazin bzw. Olsalazin) in der Schwangerschaft beobachtete man keinen Anstieg von Missbildungen bzw. keine Fetotoxizität. Wegen der Prostaglandinsynthesehemmung durch Salicylate sollten im letzten Schwangerschaftsdrittel diese Präparate in moderater Dosis verwendet werden. Eine Dosierung bis 2 g Mesalazin erscheint jedoch vertretbar. Untersuchungen an Nagetieren zeigten eine Häufung von Lippen-Kiefer-Gaumen-Spaltbildungen unter Behandlung mit Glukokortikoiden. Einige Studien postulierten auch beim Menschen einen Zusammenhang zwischen mütterlicher Glukokortikoidtherapie und Lippen-Kiefer-Gaumen-Spaltbildungen (Rodriguez-Pinilla & Martinez-Frias 1998; Robert et al 1994; Carmichael & Shaw 1999). Eine Metaanalyse berücksichtigte 123.175 Schwangere unter oraler Glukokortikoidtherapie im ersten Schwangerschaftsdrittel. Dabei zeigte sich ein leichter Anstieg von Gesichtsspaltbildungen (Park-Wyllie et al 2000). Eine neuere kontrollierte Kohortenstudie mit 311 Schwangeren unter oraler Glukokortikoidtherapie ergab keine Zunahme angeborener Anomalien (Gur et al 2004). Die lokale Anwendung von Glukokortikoiden (z. B. Hydrocortison, Prednisolon) ist auch in der Schwangerschaft auf begrenzten Flächen vertretbar, zumal keine hohen Wirkstoffspiegel in der Blutbahn auftreten. Das Lokalanästhetikum Cinchocain wirkt an der Oberfläche. Eine ausgeprägte Aufnahme in die Blutbahn und damit eine kindliche Schädigung ist nicht zu erwarten. Daher könnten Sie bei Bedarf durchaus Scheriproct in moderaten Dosen anwenden.

von Dr. Wolfgang Paulus am 26.01.2015



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