Frage: Hyperthyreose

Sehr geehrter Herr Paulus, Ich bin in der 10. SSW und vor paar Tagen wurde bei mir eine manifeste Hyperthyreose festgestellt und wir haben mit 3x50 mg Propycil begonnen. Meine Ärztin möchte ab der 12. SSW die Therapie mit Thiamazol fortführen. Bin sehr besorgt um die Komplikationen. Wie wäre die optimale Einstellung mit den niedrigsten Risiken - Atresien, Hautdefekte? Macht die Hyperthyreose mehr Probleme als die Komplikationen der Medikamente? Ich habe schon 3 Spontanaborte gehabt. Jod sollte ich während der gesamten Schwangerschaft meiden?

von Nita2 am 18.11.2016, 17:03



Antwort auf: Hyperthyreose

Da Hyperthyreosen (Schilddrüsenüberfunktion) mit einer erhöhten Komplikationsrate in der Schwangerschaft (Aborte, Frühgeburten) verbunden sind, ist eine Einstellung der Hormonwerte im oberen Normbereich anzustreben. Carbimazol, Propylthiouracil oder Thiamazol sind prinzipiell geeignete Thyreostatika. Es sollte jedoch eine Kontrolle der mütterlichen Hormonwerte während der Schwangerschaft erfolgen. Die mütterlichen Hormonbefunde dürfen durchaus leicht über den oberen Normwerten liegen. Da die Thyreostatika im Gegensatz zu den mütterlichen Schilddrüsenhormonen gut plazentagängig sind, sollte die Dosis möglichst niedrig gewählt werden, um eine fetale Schilddrüsenunterfunktion beim Ungeborenen zu vermeiden. Da die kindliche Schilddrüse ihre Funktion erst jenseits der 10.Schwangerschaftswoche aufnimmt, ist mit einer Beeinträchtigung der fetalen Schilddrüse durch Thyreostatika erst nach der 10.Schwangerschaftswoche zu rechnen. Eine Schilddrüsenunterfunktion tritt beim Neugeborenen gelegentlich nach Behandlung mit Thyreostatika in der Schwangerschaft auf. Allerdings verschwinden diese Komplikationen nach wenigen Monaten. Auf eine entsprechende Hormonsubstition nach der Geburt muss jedoch zur Vermeidung von Entwicklungsstörungen geachtet werden. Verschiedene Nachuntersuchungen zeigen, dass bei Kindern durch intrauterine Exposition mit Thyreostatika keine psychomotorischen Retardierungen ausgelöst werden. Während bei thyreostatischer Therapie mit Imidazolderivaten wie Carbimazol und Thiamazol einige Fälle von Aplasia cutis (Hautdefekte) bekannt wurden, sind solche Veränderungen unter dem verwandten Präparat Propylthiouracil nicht beschrieben. Propylthiouracil wäre demnach zur Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion im I.Trimenon grundsätzlich vorzuziehen.

von Dr. Wolfgang Paulus am 22.11.2016



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