Frage: Hyperemesis Gravidarum Planung der 2. Schwangerschaft

Hallo Herr Paulus, wir haben eine Tochter die jetzt 16 Monate alt ist und planen nun langsam eine erneute Schwangerschaft. Leider habe ich in der ersten Schwangerschaft an Hyperemesis gravidarum gelitten. Damals habe ich ab der 7. SSW bis zur 16. SSW 10-20 mal täglich erbrochen. Auch danach litt ich noch bis zur 24. SSW an Übelkeit und Erbrechen(ca. 5 mal täglich) Meine Frauenärztin hat mir damals jeden 2. Tag Infusionen gegeben und Vomex A in Zäpfchenform verschrieben. Leider hat mir das Medikament gar nicht geholfen sondern es hat mich nur müde gemacht. Wir wissen auch das ein erneutes Erkranken an Hyperemesis grav. in der 2. Schwangerschaft sehr wahrscheinlich ist. Nun versuche ich schon im Vorfeld einige Informationen zur Vorbeugung bzw. zur Bekämpfung dieser extremen Übelkeit zu bekommen. Im Internet habe ich schon einiges darüber gelesen das man sich im Vorfeld auf Helicobacter pylori testen lassen soll. Haben sie damit Erfahrung bzw. können Sie mir sagen ob das sinnvoll ist? Auch über Medikamentöse Therapiemöglichkeiten habe ich mich informiert. So wird öfters darüber berichtet, dass ein Medikament mit dem Wirkstoff Meclozin oder Ondansetron eine deutliche Herabsetzung der Beschwerden bewirkt. Können Sie mir dazu vll etwas sagen? Oder haben Sie noch andere Tipps? Leider war ich auch die erste Schwangere mit Hyperemesis grav. die bei meiner Frauenärztin behandelt wurde. Sie kannte das damals noch gar nicht und konnte mir deshalb auch keine näheren Informationen über Medikamente usw. geben. Trotzdem würde ich gerne auch in der 2. Schwangerschaft von ihr begleitet werden. Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen. Grüße

von miluka am 03.10.2014, 23:14



Antwort auf: Hyperemesis Gravidarum Planung der 2. Schwangerschaft

Anhaltendes Erbrechen in der Schwangerschaft wird mitunter auch in Zusammenhang mit einem Befall durch den Erreger Helicobacter gebracht. Für die Behandlung einer durch Helicobacter verursachten Gastritis werden oft Kombinationen von Clarithromycin, Amoxicillin bzw. Metronidazol und Omeprazol eingesetzt. Die älteren Antiemetika Meclozin, Dimenhydrinat (z. B. Vomex®), Metoclopramid (z. B. Paspertin®) und Diphenhydramin ergaben keine Hinweise auf Fruchtschädigung, weshalb ihr Einsatz in der Schwangerschaft akzeptabel erscheint. Das Collaborative Perinatal Project stellte bei 1.014 Schwangeren nach Anwendung von Meclozin im ersten Schwangerschaftsdrittel keine Häufung angeborener Anomalien fest (Heinonen et al 1977). In einer anderen Studie mit 613 Schwangeren wurde nach Medikation mit Meclozin im ersten Schwangerschaftsdrittel ebenfalls keine Zunahme von Fehlbildungen beschrieben (Milkovich & van den Berg 1976). Bei drei Fall-Kontroll-Studien über insgesamt ca. 1.300 Kinder mit angeborenen Störungen war Meclozin nicht überdurchschnittlich häufig vertreten (Mellin 1964; Nelson & Forfar 1971; Greenberg et al 1977). Bei Meclozin handelt sich um einen der am längsten in der Schwangerschaft erprobten Wirkstoffe. Meist genügt eine Tagesdosis von 25 bis 50 mg. Leider ist der Wirkstoff Meclozin derzeit aufgrund ökonomischer Erwägungen der Hersteller nicht auf dem deutschen Markt erhältlich, jedoch im benachbarten europäischen Ausland. Berichte über den erfolgreichen Einsatz von Ondansetron bei therapierefraktärem Erbrechen in der Schwangerschaft liegen vor (Guikontes et al 1992; World 1993; Sullivan et al 1995, 1996; Tincello & Johnstone 1996): Bei 17 publizierten Fällen zeigten sich überwiegend deutliche Verbesserungen der Symptomatik ohne fetale Schäden trotz meist längerfristiger Anwendung. Eine Studie berichtet von 176 Schwangerschaften unter Medikation mit Ondansetron im ersten Schwangerschaftsdrittel (Einarson et al 2004) 2 Schwangerschaftsabbrüche 5 Spontanaborte 163 unauffällige Neugeborene 6 angeborene Anomalien Eine schwedische Studie ergab keine Fehlbildungen unter 21 Schwangeren, die ein Rezept für Ondansetron im ersten Trimenon erhalten hatten (Asker et al 2005). Eine Fallsammlung von 16 Schwangerschaften mit 17 Kindern enthält sieben unauffällige Neugeborene nach Anwendung von Ondansetron im I.Trimenon. Lediglich bei einem Kind trat ein Herzfehler nach mütterlicher Behandlung mit Ondansetron im zweiten Trimenon auf (Ferreira et al 2012). Von einer historischen dänischen Kohorte wurden 1.849 Schwangerschaften ausgewertet, in denen ein Rezept für Ondansetron ausgestellt worden war. Es zeigte sich kein Anstieg von Spontanaborten, Fehlbildungen, Frühgeburten oder Wachstumsretardierungen (Pasternak et al 2013). Wir verfügen über 33 Rückmeldungen nach mütterlicher Medikation mit Ondansetron im I.Trimenon: 1 Schwangerschaftsabbruch (psychosoziale Gründe) 1 Spontanabort 29 unauffällige Neugeborene 2 angeborene Anomalien Ein signifikant erhöhtes Fehlbildungsrisiko ist auf der Grundlage der aktuellen Daten nicht zu erkennen. Eine Therapie mit Ondansetron ist bei sonst unstillbarem Erbrechen in der Schwangerschaft durchaus vertretbar.

von Dr. Wolfgang Paulus am 06.10.2014



Antwort auf: Hyperemesis Gravidarum Planung der 2. Schwangerschaft

Das von Dr. Paulus erwähnte Medikament Meclozin (Agyrax im Handel) habe ich von meiner Ärzting auch wegen hyp. Grav. verschrieben bekommen. Es ist schwierig und teuer in Deutschland zu bekommen, in Belgien wird es dagegen nach wie vor hergestellt und ist ohne Rezept erhältlich. Ich habe gegoogelt und habe eine Beglische Apotheke gefunden die mir da Rezept innerhalb von 2 Tagen zugeschickt hat. Es war guenstiger und schneller...und hat mir sehr geholfen. Melde dich einfach, falls du mehr Infos dazu brauchst aber mir hat das sehr geholfen :)

von Lulamae am 21.10.2014, 21:51



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Hyperemesis gravidarum

Hallo Dr. Paulus! Ich habe vor zwei Jahren eine kleine Tochter geboren -nach einer fürchterlichen Schwangerschaft. Ich habe 17 Wochen unter ständiger extremer Übelkeit/Erbrechen gelitten. Dann bekam ich nur eine! Infusion Vomex A und alles wurde wesentlich besser. Nun meine Frage: Wir wünschen uns nun ein zweites Kind, aber ich habe bereits jetzt ...


Hyperemesis gravidarum

Hallo Herr Dr. Paulus! Welches Medikament darf man eigenlich in den ersten Monaten der Schwangerschaft gegen extreme Übelkeit einnehmen (die -am Besten auch noch -nicht so müde macht)? Danke und viele Grüsse


Hyperemesis

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, aufgrund meiner Hyperemesis war ich bereits dreimal zur Infusionstherapie im Krankenhaus, was mir immer ganz gut geholfen hat. Ich bekam täglich bis zu 3 Vomex A Zäpfchen, insgesamt über nunmehr 2 Wochen. Vorher habe ich die Zäpfchen auch schon genommen, maximal 2 am Tag. Man sagte mir, dass bis zu 3 Zäpfchen ver...


Hyperemesis

Sehr geehrter Dr. Paulus, seit zwei Wochen nehme ich Vomex A aufgrund von Hyperemesis. Mein Frauenarzt hat mir nun Agyrax empfohlen (Wirkstoff: Meclozin). Das wurde im Ausland bestellt und ich habe es heute bekommen. Meine Frage: Kann ich kurzfristig (2-3 Tage) beide Medikamente parallel nehmen, sprich: ich würde gerne eine Dosis Vomex durch A...


Hyperemesis: Agyrax (Meclozin) in der Spätschwangerschaft?

Guten Tag Herr Dr. Paulus, ich leider seit der 6. SSW unter starker Übelkeit mit starkem Würgreiz und regelmäßigem Erbrechen. Durch die verminderte Flüssigkeitsaufnahme bekam ich ambulante Infusionen und es waren auch 3 stationäre Aufenthalte zwecks Infusionstherapie nötig. Derzeit bin ich in der 34. SSW und die Übelkeit ist nach leichter Besser...


Medikamente gegen Ss-Erbrechen, Hyperemesis Grav.

Sehr geehrter Dr. Paulus, ich habe drei Kinder und litt in den vergangenen Ss jedesmal unter HG. Doch es gibt eigentlich keine hifreichen Medikamente dagegen. Wir möchten gern noch ein Kind haben. Ich habe von Meclozin gehört. Das kann man sich scheinbar im Ausland besorgen. Doch meine Frauenärtzin rät mir davon ab. Doch ich sehe keine andere Al...


Hyperemesis Gravidarum und Migräne

Sehr geehrter Dr. Paulus Ich hebe mir bereits sämtliche Beiträge zu ähnlichen Themen durch gelesen. Deshalb versuche ich auf das nötigste zu verkürzen 1- In meiner 1. Schwangerschaft hatte ich Hyperemesis Gravidarum (HG) Damals habe ich Vomex bekommen, welches keinen Erfolg erzielt hat. Nur mit Krankenhausaufenthalten und komatösem Zus...


Hyperemesis Gravidarum Vomex odansedron

Hallo Dr Paulus, Dies ist meine dritte Schwangerschaft und diesmal hat es mich mit extremem Erbrechen getroffen , dieses hält bis jetzt immer noch an - hatte schon mehrfach versucht das Vomex abzusetzen - mit der Folge dass es zum unstillbarem Erbrechen kam auch mit leerem Magen. In der ersten Schwangerschaft hatte ich es auch stark jedoch nur b...


Hyperemesis - Zofran

Lieber Dr. Paulus! Dr. Bluni hat mich mit meiner Frage an Sie verwiesen: Dies ist meine 3. Schwangerschaft (die 2. ging leider nur 14 Wochen, dafür fühlte ich mich gut) und zum 2. Mal habe ich Hyperemesis. Diesmal aber noch schlimmer als bei meinem Sohn, ohne Medikamente nicht zu schaffen. Ich habe schon ein paar Präparate durch, die wenige...