Sehr geehrter Dr. Paulus,
bin nun 33.woche schadet es eigentlich meinen kind das oben genannte epilepsiemedikament lamotrigin ? wie lange muss ich in der schwangerschaft magnesium einnehmen ? bis zum ende ?
danke für ihre hilfreiche antwort.
mit freundlichen grüßen
Mitglied inaktiv - 17.05.2013, 12:14
Antwort auf:
Frage wegen epilepsiemedikament Lamotrigin/ Magnesium
Bei Lamotrigin liegen außer unauffälligen Tierversuchen auch größere Erfahrungen über Anwendungen im I.Trimenon beim Menschen vor (Lamotrigine Pregnancy Registry 2008). Nach Monotherapie mit Lamotrigin traten 31 Anomalien unter 1.155 Geburten auf (2,7%), was dem Fehlbildungsrisiko in der unbelasteten Bevölkerung entspricht. Ein spezifisches Fehlbildungsmuster ließ sich in diesem Herstellerregister nicht erkennen. Deutlich häufiger fanden sich angeborene Anomalien bei Kombinationstherapie, z. B. mit Valproinsäure.
2006 wurden Daten aus dem North American AED Pregnancy Registry vorgestellt, die einen signifikanten Anstieg von Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten unter mütterlicher Medikation mit Lamotrigin ergaben (Holmes et al 2006). Die Daten sind aufgrund geringer Fallzahlen umstritten.
Um eine Anfallsfreiheit zu gewährleisten, sollte jedoch keinesfalls auf eine Medikation verzichtet werden, da ansonsten noch größere Komplikationen eintreten könnten. Grundsätzlich bestehen keine gravierenden Bedenken gegen eine Fortsetzung der aktuellen Medikation mit Lamotrigin in der Schwangerschaft, zumal Sie ohnehin eine sehr moderate Tagesdosis einnehmen.
Aus welchem Grund müssen Sie Magnesium einnehmen?
Magnesium ist in der Nahrung verbreitet. Insbesondere grünes Blattgemüse sowie Getreide und Nüsse sind reich an Magnesium. Ernährungsbedingter Mangel ist bei üblicher Kost nicht zu erwarten. Biochemisch gesehen wirkt sich die suboptimale Magnesiumversorgung besonders in psychischen und physischen Stresssituationen aus (Krankheiten, Wachstum, Schwangerschaft, Sport). Als Beschwerden werden oft Wadenkrämpfe angegeben.
Durch Einnahme von Magnesiumpräparaten kann ein Magnesiummangel ausgeglichen beziehungsweise verhindert werden. Zur Behebung eines Magnesiummangels ist aufgrund der raschen Ausscheidung des absorbierten Magnesiums über den Urin eine Supplementierungszeit von zwei bis drei Monaten mit 15 bis 20 mmol Magnesium/Tag zu empfehlen. Berichte über schädliche Auswirkungen während der Schwangerschaft beim Menschen sind nicht bekannt geworden. Bei hoher Dosierung kann es zu weichen Stühlen kommen, die jedoch unbedenklich sind. Bei hochdosierter und länger andauernder Einnahme des Präparates können Müdigkeitserscheinungen auftreten.
Der Nutzen einer oralen Magnesium-Gabe bei vorzeitigen Wehen ist übrigens nicht eindeutig erwiesen.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 19.05.2013