Frage: Escitalopram in der Schwangerschaft

Hallo, ich bin derzeit in der 18. SSW. Wegen Depressionen und Ängsten nehme ich täglich 10 mg Escitalopram. Meine Ärztin hat gesagt, ich kann dieses Medikament ihne Bedenken auch während der Schwangerschaft nehmen. Ich mache mir nun hauptsächlich Sorgen, weil ich gelesen hab, dass bei Einnahme in der 2. Schwangerschaftshälfte die Gefahr besteht, dass das Neugeborene an pulmonaler Hypertonie leiden könnte. Wie schätzen Sie das Risiko ein? Kann ich das Medikament in dieser Dosis bis zur Geburt durchnehmen? Vielen Dank für Ihre Einschätzung!

von mama082013 am 26.06.2015, 19:34



Antwort auf: Escitalopram in der Schwangerschaft

Bei Escitalopram (Cipralex) handelt es sich um das linksdrehende Enantiomer von Citalopram. Bis Dezember 2004 dokumentierte das Swedish Medical Birth Registry 6.555 Kinder nach intrauteriner Exposition mit SSRI in der Frühschwangerschaft. Die kumulierte Fehlbildungsrate lag bei 4,1%, was dem erwarteten Hintergrundrisiko entspricht. Dabei wurde kein typisches Fehlbildungsmuster beobachtet. In diesem Kollektiv sind 2.701 Kinder nach mütterlicher Medikation mit Citalopram enthalten. Die Fehlbildungsrate gab mit 4,4% keinen Anlass zur Beunruhigung (Kallen & Otterblad Olausson 2007). Nach vorgeburtlicher SSRI-Medikation wurden bei Neugeborenen in einigen Fällen vorübergehende Anpassungsstörungen wie Zittrigkeit, Übererregbarkeit und erhöhter Muskeltonus beobachtet. Daher sollte in den ersten Lebenstagen auf entsprechende Symptome geachtet werden. Bei Bedarf wäre die Fortsetzung der Medikation mit Escitalopram in der Schwangerschaft durchaus vertretbar. Bei moderater Tagesdosis wären auch keine Anpassungsstörungen beim Kind nach Geburt zu befürchten. Eine neuere Übersichtsarbeit sieht – wenn überhaupt – allenfalls ein geringes Risiko von weniger als 1% für die Entwicklung einer pulmonalen Hypertonie des Feten bei mütterlicher Therapie mit SSRI in der zweiten Schwangerschaftshälfte. Ein Verzicht auf eine erforderliche Behandlung der Mutter in der Spätschwangerschaft erscheint daher nicht sinnvoll ('t Jong et al 2012).

von Dr. Wolfgang Paulus am 30.06.2015