Sehr geehrter Herr Dr. Paulus,
ich wünschen uns ein 2. Kind und befinden uns im 1. ÜZ. Genannte Medikamente habe ich vom Allgemeinarzt verschrieben bekommen. Er war sich bzgl. einer Einnahme in der SS jedoch nicht sicher, besonders nicht fürs 1. Trimenon
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Mitglied inaktiv - 24.04.2009, 14:32
Antwort auf:
Darf ich diese Medikamten in der SS einnehmen?
Zur inhalativen Glukokortikoidtherapie bei Asthma bronchiale werden vor allem Beclomethason, Budesonid, Flunisolid, Fluticason, Mometason und Triamcinolon eingesetzt. Eine insuffiziente Behandlung von chronischem Asthma bronchiale in der Schwangerschaft kann gesundheitliche Schäden für Mutter und Kind (z. B. Hypoxie, niedriges Geburtsgewicht) mit sich bringen (Witlin 1997; Dombrowski 1997; Jana et al 1995).
Die multizentrische, prospektive Doppelblindstudie START (Inhaled Steroid Treatment As Regular Therapy) bestätigte, dass die Inhalation von 400 µg Budesonid in der Schwangerschaft sicher ist (Silverman et al 2002). Das Swedish Medical Birth Registry konnte keinen Anstieg der angeborener Anomalien unter ca. 3000 Kindern feststellen, deren Mütter in der Frühschwangerschaft Budesonid (inhalativ) angewandt hatten (Norjavaara & De Verdier 2003, Kallen et al 1999). Inhalative Kortikoide werden daher bei mäßigem bis schwerem Asthma bronchiale als Standardtherapie in der Schwangerschaft empfohlen (Oren et al 2004).
Wirkstoffe, die speziell die ß2-Rezeptoren stimulieren, führen zu einer Erweiterung der Bronchien, aber auch zu einer Erschlaffung der Gebärmuttermuskulatur (Tokolyse). Am besten verträglich sind Substanzen mit einer nur geringen Restwirkung auf die ß1-Rezeptoren, die sich in einer Steigerung der Herzaktivität manifestiert. Zur Asthmatherapie empfiehlt sich vor allem die inhalative Applikation, da sich auf diesem Wege die systemische Belastung deutlich reduzieren lässt. Aus der Klasse der Betasympathomimetika haben sich in der Schwangerschaft die Substanzen Fenoterol (z. B. Berotec®), Salbutamol (z. B. Sultanol®), Reproterol (z. B. Bronchospasmin®) und Terbutalin (z. B. Bricanyl®) bewährt. Während ihre Wirkung auf 4 bis 6 Stunden begrenzt ist, zeichnen sich die neueren Vertreter Formoterol (z. B. Symbicort®) und Salmeterol (z. B. Aeromax®) durch eine deutlich längere Wirkdauer (über 12 Stunden) aus.
Wegen der geringeren Belastung über die Blutbahn sind in der Schwangerschaft grundsätzlich inhalative Präparate wie Symbicort vertretbar.
Zumindest jenseits der sensiblen Phase der Organdifferenzierung (I.Trimenon) wäre auch das in der Schwangerschaft weniger erprobte Ketotifen (z. B. Zaditen) bei lokaler Applikation am Auge vertretbar.
Cromoglicinsäure ist Mittel erster Wahl in Schwangerschaft und Stillzeit.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 27.04.2009