Schönen guten Tag,
Ich würde mich über Ihre Einschätzung zu folgender Situation sehr freuen:
Ich habe vor kurzem auf Grund einer Blasenentzündung Cipro Basics 250 mg (Wirkstoff Ciprofloxacin) verschrieben bekommen. Sollte es für 5 Tage jeweils morgens und abends nehmen (da ich Allergien habe, kam leider kein anderes Medikament in Frage). Da wir uns ein Kind wünschen, habe ich vor Beginn der Therapie einen Schwangerschaftstest gemacht, der negativ war. Nach den 5 Tagen Cipro habe ich wieder einen Test gemacht, diesmal positiv!
Ich habe jetzt, ehrlich gesagt, große Bedenken. Ich weiß sehr wohl von der "Alles oder Nichts"-Regel aber ich würde gern Ihre Meinung wissen. Wie hoch schätzen sie das Risiko in etwa ein, dass die 5 Tage Antibiotikum der Schwangerschaft geschadet haben?
Vielen Dank für Ihre Hilfe und Zeit!
Liebe Grüße!
von
sioba30
am 24.03.2017, 07:39
Antwort auf:
Ciprofloxacin zu Beginn der Schwangerschaft
In welcher Schwangerschaftswoche befanden Sie sich bei Einnahme des Antibiotikums? Beginn der letzten Regelblutung? Datum der Medikamenteneinnahme?
Wegen Knorpelschäden in Tierversuchen mit jugendlichen Hunden wird von einer Anwendung der Gyrasehemmer (z. B. Ciprofloxacin) in Schwangerschaft und Stillzeit grundsätzlich abgeraten.
Im Rahmen einer prospektiven Followup-Studie wurden von unserem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum zwischen 1989 und 2006 653 Schwangerschaftsausgänge nach Anwendung von Gyrasehemmern (darunter 225 Fälle mit Ciprofloxacin) in der Frühschwangerschaft dokumentiert. Die Befunde wurden mit den Daten eines Kontrollkollektives aus demselben Zeitraum verglichen, das nicht oder unproblematisch exponiert war. In dieser Studie ergaben sich keine Hinweise auf eine kindliche Schädigung bei Anwendung von Ciprofloxacin in der menschlichen Frühschwangerschaft.
Sofern die Anwendung einer potentiell fruchtschädigenden Substanz im Zeitraum der Alles-oder-Nichts-Regel (innerhalb von zumindest 14 Tagen nach Empfängnis) erfolgt, wäre bei schädigenden Einwirkungen entweder ein Abort oder ein Neugeborenes ohne erhöhtes Fehlbildungsrisiko zu erwarten. Die anfangs pluripotenten Zellen können in dieser Zeit noch geschädigte Zellen ersetzen, so dass die weitere Entwicklung ungestört verläuft, sofern der toxische Schaden nicht so groß ist, dass die Frucht mit der nächsten Regelblutung abgeht.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 24.03.2017