Sehr geehrter Dr. Paulus!
Es könnte sein, dass ich wieder schwanger bin. Deshalb möchte ich dringend wissen, ob meine Asthma-Medikamente meinem Baby schaden können? Ich nehme den Seretide Diskus standard regelmäßig, 2x täglich und bin damit Beschwerdefrei, habe keinerlei Atemprobleme. Momentan mache ich 2x die Woche Sport, an diesen Tagen nehme ich prophylaktisch gleich morgens den Seretide Diskus forte, und am abend vor dem Sport auch noch mal, da ich mit dem leichteren Seretide standard starke Atemnot bekomme, der reicht für diese Belastung nicht aus bei mir. Jetzt könnte es sein, dass ich schwanger bin. Sollte ich da den stärkeren, Seretide forte überhaupt noch nehmen? Also eher nicht Sport machen, bis ich sicher weiß, dass ich schwanger bin?
Ich musste vor ein paar Monaten meinen Sohn in der 22. SSW tot zur Welt bringen, er hatte Triploidie. In der Zeit, als er entstand, machte ich auch Sport und nahm an diesen Tagen den Seretide Diskus forte. Kann das diesen Gendefekt verursacht haben?
Oder schadet womöglich auch der leichtere Seretide standard dem ungeborenen Kind?
Ich habe große Angst, dass mir so etwas noch einmal passiert, womöglich aufgrund meiner Medikamente.
Ich bedanke mich schon mal für Ihre Antwort
LG Birgit
von
1132birgit
am 08.06.2012, 14:01
Antwort auf:
Asthma in der Schwangerschaft
Zur Asthmatherapie empfiehlt sich vor allem die inhalative Applikation, da sich auf diesem Wege die allgemeine Belastung deutlich reduzieren lässt.
Wirkstoffe, die speziell die ß2-Rezeptoren stimulieren, führen zu einer Erweiterung der Bronchien, aber auch zu einer Erschlaffung der Gebärmuttermuskulatur (Tokolyse). Am besten verträglich sind Substanzen mit einer nur geringen Restwirkung auf die ß1-Rezeptoren, die sich in einer Steigerung der Herzaktivität manifestiert. Aus der Klasse der Betasympathomimetika haben sich in der Schwangerschaft die Substanzen Fenoterol, Salbutamol, Reproterol und Terbutalin bewährt.
Während ihre Wirkung auf 4 bis 6 Stunden begrenzt ist, zeichnen sich die neueren Vertreter Formoterol und Salmeterol (z. B. Seretide) durch eine deutlich längere Wirkdauer (über 12 Stunden) aus.
Zur inhalativen Glukokortikoidtherapie bei Asthma bronchiale werden vor allem Beclometason, Budesonid, Flunisolid, Fluticason, Mometason und Triamcinolon eingesetzt. Eine insuffiziente Behandlung von chronischem Asthma bronchiale in der Schwangerschaft kann gesundheitliche Schäden für Mutter und Kind (z. B. Hypoxie, niedriges Geburtsgewicht) mit sich bringen (Witlin 1997; Dombrowski 1997; Jana et al 1995).
Epidemiologische Studien zur inhalativen Glukokortikoidtherapie in der Schwangerschaft zeigten keine Zunahme angeborener Anomalien. Eine retrospektive Studie zur Medikation mit Triamcinolon, Beclometason bzw. Theophyllin bei Asthma in der Schwangerschaft ergab für keinen Wirkstoff einen Zusammenhang mit Fehlbildungen (Blais et al 1998).
Die multizentrische, prospektive Doppelblindstudie START (Inhaled Steroid Treatment As Regular Therapy) bestätigte, dass die Inhalation von 400 µg Budesonid in der Schwangerschaft sicher ist (Silverman et al 2002). Das Swedish Medical Birth Registry konnte keinen Anstieg der Inzidenz angeborener Anomalien unter ca. 3000 Kindern feststellen, deren Mütter in der Frühschwangerschaft Budesonid (inhalativ) angewandt hatten (Norjavaara & De Verdier 2003, Kallen et al 1999). Inhalative Kortikoide werden daher bei mäßigem bis schwerem Asthma bronchiale als Standardtherapie in der Schwangerschaft empfohlen (Oren et al 2004).
Sie könnten die bisherige Anwendung von Seretide auch in der Schwangerschaft fortsetzen.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 12.06.2012