Frage: Antidepresssiva in der Schwangerschaft

Hallo Herr Dr. Paulus, ich befinde mich derzeit in der 25. SSW und nehme seit 2 Jahren das Antidepressivum Duloxetin 60 mg täglich. Da ich gerne stillen möchte hat mir mein Arzt ans Herz gelegt das Medikament ausschleichen zu lassen und Sertralin einzunehmen, da es wohl in der Schwangerschaft und Stillzeit eher vertretbar wäre. Seit 2 Wochen nehme ich jetzt Sertralin 50 mg täglich. Seitdem geht es mir sehr schlecht. Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, verstärkte Depressionen, kein Antrieb, Ängste, Heulattacken ... Jetzt bereue ich diese Umstellung sehr, bin verzweifelt und frage mich ob der Rat meines Arztes so klug war. Am liebsten würde ich das Meikament wieder umstellen und zum Duloxetin zurückkehren, da ich es immer gut vertragen habe und ich so zumindest meinen Tag gut bewältigen konnte. Bin inzwischen auch soweit das ich auf das stillen verzichten würde, falls es wirklich nicht möglich wäre. Haben Sie Erfahrungen mit den beiden Medikamenten in der Schwangerschaft und Stillzeit? Oder können Sie mir vll einen Rat geben? Ich finde es auch seltsam, dass ich durch das Sertralin keinen Antrieb mehr habe und das ja eigentlich ein Medikament gegen Depressionen sein soll. Ich hoffe ich konnte Ihnen mein Problem gut schidern. Danke schon mal für Ihre Zeit!

von miluka am 14.07.2017, 09:59



Antwort auf: Antidepresssiva in der Schwangerschaft

Bei sechs Müttern wurde eine Studie zur Pharmakokinetik von Duloxetin in der Stillzeit durchgeführt. Die Patientinnen hatten bereits mindestens drei Monate gestillt und hatten sich mit der Beginn der Studie zum Abstillen entschlossen. Nach Einnahme von 40 mg Duloxetin im Intervall von 12 Stunden über 3 ½ Tage bestimmte man Milch- und Serumspiegel der Mutter über einen Zeitraum von 12 Stunden. Die Befunde unterlagen erheblichen individuellen Schwankungen (Lobo et al 2008). Der Säugling würde etwa 2 µg Wirkstoff pro Tag aufnehmen. Die geschätzte Säuglingsdosis würde damit unterhalb von 10% der mütterlichen Dosis liegen, was grundsätzlich als unproblematisch gilt (Dodd et Norman 2003). Unter mütterlicher Dauermedikation mit einer Tagesdosis von 60 mg konnte man beim Säugling 18 Tage nach Geburt einen Plasmaspiegel von 2 µg/l feststellen. Damit hätte der Säugling ca. 0,82% der mütterlichen gewichtsbezogenen Dosis aufgenommen (Boyce et al 2011). Nach einem anderen Fallbericht lag die Serumkonzentration von Duloxetin beim Säugling im Alter von einem Monat unterhalb der Nachweisgrenze von 1 µg/l. Das Kind entwickelte sich unauffällig (Briggs et al 2009). Zwar sind die Erfahrungen mit Sertralin in der Stillzeit größer, doch wäre angesichts Ihrer moderaten Tagesdosis der Einsatz von Duloxetin in der Stillzeit durchaus vertretbar, wenn es Ihnen damit wesentlich besser geht als mit Sertralin.

von Dr. Wolfgang Paulus am 18.07.2017