Frage: Antibiotikum Stillen

Guten Morgen! Ich muss wegen einer bakteriellen Infektion ab Dienstag Metronidazol 4 x 250 mg über 10 Tage nehmen.  Laut Embryotox geht das AB in die Muttermilch über, eine Stillpause sei jedoch nicht erforderlich. Ich frage mich nun, ob es nicht dennoch sinnvoller wäre, in der Zeit Pre zu geben, zu pumpen und danach erst weiter zu stillen, damit mein Kind nicht dieses AB bekommt. Anders gefragt - ist Muttermilch "so gut", dass ich das AB "in Kauf nehmen" sollte? Könnten sich durch die Aufnahme über die Muttermilch nicht Resistenzen entwicklen? Zumal die Dosis ja wahrscheinlich in der Muttermilch nicht konstant ist... Mit welchen Folgen für mein Baby (Frühchen - knapp 6 Monate - korrigiert 4) muss ich rechnen? Wir lange dauert es, bis das AB nach Einnahme der letzten Tablette nicht mehr in der Muttermilch nachweisbar ist? Vielen Dank!

von Fitzi123 am 23.06.2017, 08:17



Antwort auf: Antibiotikum Stillen

Metronidazol geht in die Muttermilch über. Bei kontinuierlicher oraler Gabe von 600 bzw. 1200 mg/d erreicht Metronidazol in der Muttermilch die gleichen Konzentrationen wie im mütterlichen Blut. Beim Säugling betragen die Metronidazol-Spiegel im Blut ca. 20% der mütterlichen Werte (Heisterberg & Branebjerg 1983). Bei derartigen Expositionen wurden keine vermehrten Komplikationen beobachtet. Nach Gabe einer oralen Einmaldosis von 2 g traten die Spitzenkonzentrationen in der Muttermilch nach 2 bis 4 Stunden auf. Bei Fortsetzung des Stillens erhält der Säugling eine Gesamtdosis von ca. 25 mg Metronidazol während der nächsten 48 Stunden. Die Exposition des Säuglings lässt sich mit einer Stillpause von 12 Stunden auf ca. 10 mg reduzieren, mit einer Stillpause von 24 Stunden sogar auf 3,5 mg (Erickson et al 1981). Andererseits darf Metronidazol auch bei Infektionserkrankungen von Säuglingen in der ersten Lebenswoche in Dosen von 7,5 mg/kg direkt angewandt werden (Jager-Roman 1982). Die Hersteller raten wegen krebsauslösenden und erbgutschädigenden Effekten in hochdosierten Laborexperimenten von einer Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit ab. Wenn der Säugling das Fläschchen schlecht akzeptiert, wäre angesichts der moderaten Aufnahme von Metronidazol das Stillen durchaus akzeptabel.

von Dr. Wolfgang Paulus am 26.06.2017



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