Frage: Vom Tisch mit essen

Hallo Birgit! Unser Sohn ist 9 Monate und 1 Woche alt. Er ißt bis jetzt alle gängigen Menü- und Obstgläschen. Seit ca. 3 Wochen lasse ich ihm ab und zu kleine Stückchen von unserem normalen Essen (nicht stark gewürzt) probieren. Ab wann sollte komplett auf die Familienkost umgestellt werden und wie? Ich esse gerne Käse, kaufe allerdings immer light Produkte. Sollte der Kleine dann eher den "normal fetten" Käse essen oder ist das egal? Eignen sich abends Wurstbrote? Wenn ja mit welcher Wurst? Wann sollte er eine warme Mahlzeit einnehmen? Wir essen bevorzugt abends warm, kann er theoretisch mittags und abends warm essen oder soll ich das dann tauschen? Ich hoffe das waren jetzt nicht zu viele Fragen auf einmal! Danke schön für eine Antwort!

Mitglied inaktiv - 15.05.2010, 22:23



Antwort auf: Vom Tisch mit essen

Hallo aspecialmemory so wie du das machst, ist das vollkommen in Ordnung. Du gibst Familienkost und zusätzlich den bewährten Brei. Zunächst einmal solltest du dein Kind ganz allgemein an die gewohnten Familienmahlzeiten gewöhnen. Das bedeutet: Alle sitzen gemeinsam am Tisch und jeder hat einen Teller und Besteck. Und auch dein Kind darf selber essen. Wenn es sein muss, mit den Fingern. Statt ständig neuer Gerichte, kannst du besser die Breizutaten einzeln in breiähnlichen Varianten servieren. Die wertvollsten Momente sind die, bei denen Mama, Papa und Geschwister entspannt am Tisch sitzen und essen und das Baby einfach und selbstverständlich mitessen kann. Gestaltet das gemeinsame Essen schön. Je mehr dein Kind bei dir/euch sieht, desto mehr wird die Neugier auf neues Essen, neue Speisen geweckt. Das Essen darf schon gewürzter sein, nur nicht zu salzig. Denn zu salziges Essen fürht auch dazu, dass weniger gegessen wird. Manche Babys akzeptieren und lieben die Familienkost schnell und bei manchen Babys dauert es etwas länger. Ab dem 10.Lm bereits sollte langsam mit der Familienkost begonnen werden. Diese Kost kann vieles beinhalten und beginnt bspw damit, dass Brei aus dem Gläschen nun auf einem Tellerchen serviert wird. Hier kann zusätzlich anderes vom Tisch hinzugelegt werden. Viele Babys sind da auch richtig scharf drauf. Sie wollen alles probieren und reissen Mama oder Papa ihr Brot aus der Hand. Begutachten die Speisen, die auf dem Tisch stehen, zuerst mit den Händen, dann mit dem Mund und manches wird dabei geschluckt und manches aber wieder ausgespuckt. Butter ist oft ein interessantes Untersuchungsobjekt. Da werden die Finger versenkt, oder Nudeln werden auf den Boden geworfen, Brot in sämtliche Einzelteile zerpflückt, der Belag vom Brot heruntergeholt und gekostet, der Belag nur abgeleckt, Hände im Kartoffelbrei gebadet.... Schneide Butterbrot in kleine Stückchen, die dein Kind selber essen kann. Gib ihr selbst ein Löffelchen in die Hand. Richte ein Obsttellerchen, mit ganz kleingeschnittenen Früchten. Abwechselnd esst ihr beide davon. Mach daraus ein Spiel. Ab dem 10. Lm ist die Familienkost besonders wertvoll, weil Babys noch neugierig sind. Diese Neugier weicht mit fortschreitendem Alter eher einer Skepsis. Deshalb ist es wichtig, dass die Kleinen jetzt schon viel Gelegenheiten bekommen neue Geschmacksrichtungen, Aromen etc kennenzulernen. Meistens wird das sogar deutlich angezeigt. Es müssen keine üppigen Portionen von Neuem gegessen werden, sondern es kann einfach als "Spielerei" betrachtet werden und die Kleinen können sich an den üblichen Breien satt essen. Ich würde dir vorschlagen, dass du ein paar Basics für dein Kind extra kochst, die gut schluckbar sind. Kartoffelbrei, Apfelmus (oder frisch geriebener Apfel, fein geriebene Möhren. Und zusätzlich gibst du ganz klein geschnittene, zerkleinerte Speisen vom Familientisch. Das ist wichtig für die Geschmacksprägung. Wenn du gewohnte Breie servierst, dann vermittelt das deinem Kind Sicherheit. Dazu gibst du neue Speisen. Dein Kind sollte Neues probieren. Nicht nur die Konsistenz (Stückchen), sondern auch die Vielfalt charakterisiert die Familienkost. Und neue Geschmackserlebnisse, spielerisch erlebt, sind in diesem Alter sehr wichtig für die spätere Akzeptanz von Essen. Es müssen niemals Riesenmengen von Neuem gegessen werden. Oft reicht es auch, wenn das Kind die Bereitschaft zeigt, überhaupt zu probieren. Babies, Kleinkinder und Kinder, auch Erwachsene, haben zuweilen eine sog. Neophobie. Eine Angst vor dem neuen, unbekannten Éssen. Auch hier wieder, evolutionsbiologisch betrachtet, eine gute Schutzfunktion. Gegessen wird nur das, was man kennt. Denn Unbekanntes könnte giftig sein. Besonders bittere Speisen sind oft giftig. Deswegen wird ein bitterer Geschmack von Kindern meistens abgelehnt. Grüne Paprika schmecken gekocht meist bitter. Aber auch alte Möhren können manchmal bitterer sein. Deshalb musst du gar nicht sagen, so ab jetzt gibts nur noch Familienkost. Das wird sich ergeben, Je vorsichtiger du am Anfang bist, desto besser. Die Umstellung braucht einfach Zeit. Und manchmal gibt es auch Rückschläge. Das ist alles normal. Ob ihr zwei mal am Tag warm esst oder ob du langfristig auf Brotmahlzeit am Mittag umstellst, musst du mal sehen. warmes Esse ist kein Problem. Man assoziiert warmes essen hierzulande nur immer gleich mit den Attributen, kalorienreich und schwerer verdaulich und warmes Essen wird meist auch mit mehr Küchenarbeiit in Verbindung gebracht. In Deutschland gibt es abends üblicherweise AbendBROT, weil es sich einfach als prkatisch erwiesen hat und von den meisten gerne gemocht wird. Alternativen sind trotzdem genauso gut. Es ist von Vorteil für den Schlaf, wenn das Essen trotzdem leichter verdaulich ist (Nudeln statt Schweinebraten, Grießbrei statt Erbseneintopf, Kartoffelbrei statt Pommes). Gib deinem Kind besser den normalen Käse. Wenn auch nicht immer, dann vielleicht mal ab und zu. Grüsse B.Neumann

von Birgit Neumann am 17.05.2010