Hallo!
Wie im Betreff erwähnt, isst mein Kleiner immer weniger Fleisch. Zur Brei- und Gläschenzeit wars kein Problem, die fleischhaltigen Breie gingen immer gut. Seit Einführung der Familienkost gehen nur Würstchen und Schinken- und Wurstscheiben, aber auch nicht auf Brot, sondern zwischendurch, und das auch nicht jeden Tag, viele Tage verlaufen völlig vegetarisch. Jegliches Fleisch, selbst zubereitet, wird ausgespuckt. Problem: ich selbst ernähre mich seit 15 Jahren vegetarisch, für meinen Sohn mache ich jedoch oft Fleisch, nach Rezepten von meiner Mutter und aus deinem Forum hier (Hackbällchen, Bolognese etc.). Mein Mann findets lecker, also kanns am Geschmack nicht liegen. Versuche ich, Fleisch kleingeschnitten irgendwo unterzujubeln, wird das komplette Mittagessen verweigert und mein Sohn hungert bis zur nächsten Mahlzeit.
Ich bemühe mich, abwechslungreiches Essen anzubieten, Gemüse und Obst isst mein Sohn sehr gerne und viel, leider kein Vollkornbrot, sondern nur helles Mischbrot und sonst auch alles, was wir essen. Außer eben Fleisch. Fisch erleidet dasselbe Schicksal (außer Lachs), und das obwohl ich Fisch gerne esse. Die empfohlenen 300 ml/g Milchprodukte täglich nimmt er fast schon bilderbuchhaft zu sich, über etwas Vollmilch morgens, evtl. ein Joghurt zwischendurch und etwas Kindermilch abends.
Welche Nahrungsmittel kann ich ihm anbieten, um die Eisenaufnahme zu gewährleisten? Immer nur Würstchen ist nicht gerade optimal (Fett).
Vielen Dank und liebe Grüße!
Anna
von
LuckyLuke81
am 04.09.2011, 23:41
Antwort auf:
Sohn, 17 M., wird immer mehr zum Vegetarier
Hallo Anna
Fleisch ist für die Eisenversorgung wichtig, das stimmt. Aber nicht jeder Vegetarier bekommt einen Eisenmangel.
Es ist gut, dass du deinem Kind die Wahl lässt, ob er Fleisch und Co essen mag. Vegetarische Ernährungsweisen werden zwar immer populärer, trotzdem nicht für alle Personen(gruppen) ideal und deshalb nicht vorbehaltlos für alle Menschen uneingeschränkt empfehlenswert.
Dein Sohn mag durchaus das eine oder andere Produkt tierischer Herkunft, aber nicht alle.
Zu Breizeiten mochte er es gerne, was vermutlich - im Vergleich zur jetzigen Darreichungsform- an der Konsistenz gelegen hat.
Wurst und Würstchen erfreuen sich unter Kindern großer Beliebtheit, was neben des Nährwerts und der guten Kaubarkeit im Vergleich zu Fleisch, vor allem auch am Geschmack liegt. Es schmeckt, nährt gut, ist gut verdaulich und wird deshalb gegessen. Der Geschmack ist auf die verschiedenen Zutaten wie bspw Gewürze und ja nach Hersteller auch mal auf Geschmacksverstärker* zurückzuführen.
Ich empfehle immer wieder gerne, darauf zu achten, dass in der Wurst möglichst wenig weniger erwünschte Zusatzstoffe drinnen sind. Es sind Stoffe/Gewürze drinnen, die das Geschmackszentrum "umami" * aktivieren.
Schaue dazu auch im Naturkostladen bzw beim Biometzger.
Versuche einfach auf gute Qualität zu achten und biete auch vermehrt statt Wurst entsprechend zubereitetes Fleisch an. Würze dies entsprechend. Schau mal, was in euerer Wurst üblicherweise für Gewürze enthalten sind. Biete Fleisch in gut kaubarer Form an. Hack (mit leichter Würzung) ist ideal.
Naja, aber ob dein Kind dies genauso gut annimmt, kann ich dir natürlich auch nicht versprechen.
Dann hilft es, auf Qualität zu achten. Ein "Weiderind" schmeckt anders als Fleisch aus dem billigsten Discounter. Diese feinen Unterschiede in den Geschmacksnuancen können schon einen Beitrag zur Akzeptanz liefern.
Kinder sind sog. Supertaster. Geschmackseindrücke und Konsistenzen (das Mundgefühl) werden viel intensiver erlebt als bei anderen Personen.
Kinder sind viel sensibler in ihrem Geschmacksempfinden. Das kann zu Ablehnung bestimmter Speisen führen. Auch das Mundgefühl ist für Kinder wichtig. Sie mögen es lieber zuweilen knackig. Manche Kinder mögen lieber in eine frische Möhre reinbeissen, statt weiche gekochte Möhrenstückchen kauen.
Kinder sind sog. Supertaster. Geschmackseindrücke und Konsistenzen (das Mundgefühl) werden viel intensiver erlebt als bei anderen Personen.
Kinder müssen oft über 10 mal von etwas probieren, bevor sie wirklich gut akzeptieren.
Die Kleinen müssen neue Speisen erst kennenlernen, neue Geschmackseindrücke sammeln, bewerten, neue Konsistenzen akzeptieren, kauen, selber essen lernen. Kleine Mengen können ausreichen. Freue dich, wenn dein Kind etwas gegessen hat oder auch nur probiert hat. Das ist besser als nichts und dein Kind lernt dazu.
Ein reichhaltig gedeckter Tisch mit immer ungefähr gleichbleibendem Angebot weckt die Neugier und fördert das soziale Lernen.
Spielerisch erlebt, immer wieder die gleichen Dinge präsentiert, mit vielen Sinnen erfahren, das prägt nachhaltig. Hieraus bildet sich eine gute Basis!
Kinder suchen sich ihre Vorbilder. Häufig sind das die Eltern oder nur Mama oder nur Papa. Manchmal die Oma oder eine Freundin. Die Kleinen lernen insgesamt durch Beobachtung. Was von den Personen im Umfeld immer und immer wieder gegessen wird und immer und immer wieder auf dem Tisch steht - hier trauen sich die Kinder schliesslich irgendwann einmal zu zugreifen und zu kosten.
Fischstäbchen wurden übirgens seinerzeit damals erfunden, weil man auf diese Weise den Fisch auch in Kinder hineinbekam :-) Naja, und immerhin isst dein Kleiner Lachs - der sogar eigentlich ziemlich intensiv nach "Wasserlebewesen" schmeckt.
Ich kann dir als Tipp geben, dass du in den wöchentlichen Speiseplan genügend (2-3) Fleischportionen einbaust, von denen du weisst, dass sie dein Kleiner isst. Wenn Papa dabei ist, könnt ihr experimentieren und über Essversuche euer Kind zu neuen Genüssen bringen.
Ausserdem empfehle ich euch Hafer:
Haferflocken sind ein recht vielseitig einsetzbares Getreideprodukt. Er ist vor allem leicht verdaulich und sättigt gut.
Hafer ist reich an Nährstoffen..
Hafer ist ausserdem das proteinreichste und fettreichste Getreide - und hat eine außerordentlich hohe biologische Wertigkeit. Zusammen mit Milch decken 100 g Hafer/Tag alle lebensnotwendigen Aminosäuren ab.
Hafer enthält außerdem Eisen, Zink und Kalzium - kein Getreide hat mehr davon. Auch ein hoher Anteil an B-Vitaminen und der Folsäure zeichnet den Hafer aus. Hafer ist ein Muntermacher - vertreibt bei regelmäßigem Genuss die schlechte Laune und erhöht die Konzentrationsfähigkeit.
Als Basis für eine Art Müsli, eignen sich Haferflocken (Z.b. Blütenfeine von Kölln z.B.) und nach Belieben kannst du da noch Cornflakes zugeben oder weitere Cerealien, dann würden noch Rosinen bzw Trockenfrüchte allgemein dazu passen. Du kannst es auch mit frischem Obst (Banane) ergänzen. Milch drüber. Fertig.
*Essen muss primär erst mal lecker sein. So wird das Geschmackszentrum "umami" (=übersetzt heisst das so viel wie: einfach lecker) gereizt. Das veranlasst zum Weiteressen. Besonders stimuliert wird dieses Geschmackswahrnehmungsareal, wenn Gerichte mit Geschmacksverstärker (z.B. Mononatriumglutamat) oder Hefeextrakt den Gaumen kitzeln.
Aber auch eiweissreiche, deftige Speisen, und vor allem Würstchen i.A., treffen genau dort hin, wo der Körper sagt "MEHR".
Also dann
Grüße
B.Neumann
von
Birgit Neumann
am 07.09.2011