Reismehl und Mehrkorn für 10 Monate altes Baby und weitere Fragen

Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Frage an Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

Frage: Reismehl und Mehrkorn für 10 Monate altes Baby und weitere Fragen

Liebe Frau Neumann, man liest immer wieder, dass Reismehl eher bedenklich ist. So stehen ja z.B. Reiswaffeln ständig in der Kritik. Auch scheiden sich die Geister, wenn es um Mehrkornbreie geht, die angeblich nicht so gut wir Babys Darm sein sollen. Bisher geben wir unserem Baby immer nur Dinkelbrei (also nur ein Korn). Unser Baby ist nun 10 Monate. Noch sind keine Zähne da und trotz Interesse an Familienkost, werden Bananenstücke, Nudeln und Kartoffelstücke nicht angenommen (also selber in die Hand genommen und zum Mund geführt). Wenn wir unserem Baby z.B. ein Stückchen Kartoffel geben, schluckt es das, aber würgt es auch wieder heraus. Woran kann das liegen? Noch nicht bereit dafür? Und noch eine Frage: Muss man spezielles Babyzwieback oder Knäckebrot kaufen oder geht auch das normale? Die Zutaten im Babyzwieback sind nicht wirklich überzeugend, finden wir. Wie oft gibt man einem 10 Monate altem Baby pro Woche Gemüse/Kartoffel/Fleischbrei? Danke und Grüße B.

von BabyFrühling am 17.01.2017, 11:24



Antwort auf: Reismehl und Mehrkorn für 10 Monate altes Baby und weitere Fragen

Hallo BabyFrühling du kannst Reiswaffeln aus dem Sortiment der Babykost wählen, Sie gelten im HIinblick auf den Arsengehalt als geeignet. Die Getreidesortenvielfalt kannst du steigern. Neben Dinkel sind auch bspw Haferflocken, Weizengrießflocken oder Hirse-Reise-Maisflocken, sowie 4 - bzw 7- Kornflocken möglich. Diese Getreidemischungen sind gut geeignet, weil sich der Proteingehalt durch die Vermischung der Eiweiße verbessert. Auch möglich sind ergänzend bspw Buchweizenflocken oder gepuffter Amaranth, sowie verschiedene Brotsorten (ab dem 10. Lm). Du kannst auch herkömmlichen Zwieback geben. Du musst selbst entscheiden, welche Sorte, welche Firma du besser findest. Babyzwieback wird ständig kontrolliert, enthält Vit B1, ggf Vollkorn, Zucker, Honig u.a. Je nach Sorte kann auch noch mehr enthalten sein wie bspw weiere zugesetzte Vitamine oder Mineralstoffe. Möglich ist sowohl der handelsübliche Zwieback oder der Babyzwieback. Probiere es aber zunächst auch einfach doch mit Brotstückchen. Lass dich von den bisherigen Versuchen mit der stückigen Kost nicht entmutigen. Du schreibst, dass dein Kind durchaus schon Interesse zeigt. Die Gewöhnung an Familienkost funktioniert allgemein so: Die Kleinen unterscheiden auch noch nicht zwischen Spiel und Mahlzeit. Sie beobachten aber ihre Mitwelt und imitieren diese. Die gemeinsamen Mahlzeiten haben darum vorrangig den Zweck, eurem Kind zwanglos die hiesige Esskultur mit all ihren kulinarischen Besonderheiten zu präsentieren. Je mehr Kinder dabei sehen, riechen. erleben, desto besser. Sie sollten die Gelegenheit bekommen, neue Dinge kennen zu lernen, ohne Zwang, aber durch eigene Neugier, in eigenem Tempo. Sie sollten dabei stets die ihnen bekannten Speisen bekommen, mit denen sie sich satt essen können - und zusätzlich die Gelegenheit erhalten, Neues kennen zu lernen. Kennen lernen von Speisen geht so: Kinder untersuchen die neuen Dinge i.d.R. zuerst mit den Händen, dann erst mit dem Mund. Manches wird in den Mund genommen und nach kurzen Kaubewegungen geschluckt und manches aber durchaus wieder ausgespuckt. Wichtig ist, dass sie das Stückchen selbst in den Mund führen. Beim selbständigen Essen von weichen, großen, krümelfreien (es sollten keine groben Brösel/Stückchen abbrechen) Fingerfoodstücken, wird deine Sohn das Stückchen in den Mund nehmen, um es zunächst langsam und vorsichtig mit den Tastrezeptoren im Mund zu ertasten. Diese Tastrezeptoren sind bei Babys/Kleinkindern sehr weit vorne im Mund/Zunge platziert und bewerten die Nahrung/das Ding im Mund. Sie entscheiden darüber ob es gegessen (= d.h. ob lecker oder ob es schlecht schmeckt oder ob es evtl giftig ist . Sie prüfen damit auch, ob die Konsistenz okay ist, ob es schluckbar ist) werden kann. Was nicht okay ist, was sich seltsam anfühlt, das wird ausgespuckt. Bei manchen Babys ist dieser "Ausspuckreflex" u.U. noch stärker ausgeprägt vorhanden. Kinder lernen Essen, indem sie ihre Mitwelt beobachten und nachahmen. Wichtig ist, dass regelmäßig Essen bei Tisch angeboten wird. Schaffe beim Essen außerdem viel Gewohnheit und Routine. Mit der Routine steigt die Neugier auf Neues und daraus resultiert die Gewöhnung und der Grundstein für ein darauf aufbauendes unkompliziertes Essverhalten, im späteren Leben, ist damit "gelegt". Orientiere dich an den Bedürfnissen deines Kindes. Beobachte deinen Kleinen, mache Angebote und lass ihn mit Essen und Geschmack sowie verschiedenen Konsistenzen experimentieren. Esst zusammen, damit er euch nachahmen kann. Den GKF-Brei gibt es weiterhin so lange jeden Tag, bis dein Baby nicht mehr möchte oder so lange, bis ihr einen Umstieg in die Familienkost geschafft habt. Mit dem Brei kann sich dein Kind weiterhin satt essen und zusätzlich ganz spielerisch neue Essgenüsse kennen lernen. Er wird mittelfristig immer weniger Brei essen wollen und dafür vermehrt stückige Nahrung und "richtiges" Essen wollen. Noch darf er sich langsam daran herantasten. Grüße Birgit Neumann

von Birgit Neumann am 18.01.2017