Frage: Kuhlmilch -ja oder nein

Guten Tag, unser Baby ist gerade 10 Monate alt geworden, ist allergiegefährdet und hat noch keine Zähne. Sie wird noch gestillt, isst kaum Brei. Ich habe schon so viel probiert, aber nichts kommt so richtig gut an. Am Anfang hat sie noch besser gegessen als jetzt. Sie ist vielleicht so 5 Löffel. Ich habe selbst gekocht, Gläschen gegeben, Hirse mit Obst, Kindergrieß mit Wasser angerührt und Obst...sie isst nur sehr wenig. Und bekommt ständig von allem Bauchweh. Fragen: 1.Darf ich ihr Grießbrei kochen mit normaler Milch? Würde 3,5 % Vollmilch nehmen, eventuell auch mit Wasser mischen. 2. Man soll unter einem Jahr ja keine Kuhmilch geben laut alter Aussagen, aber in vielen Gläschen ist Joghurt drin. Wie ist das zu verstehen? 3. Mein Mann reagiert sehr stark auf Nüsse..und meine Nichte sogar so stark, dass sie einen Anapen hat. Ich habe wirklich Angst, es bei meinem Baby auszuprobieren. Was raten sie? 4. Darf ein allergiegefährdetes Kind Zwieback essen? Oder Gebäck mit Spuren von Nüssen etc.? Würde das ausreichen, um eine eventuell gefährliche Reaktion hervorzurufen? Danke!

von Sarahm70 am 22.06.2017, 21:16



Antwort auf: Kuhlmilch -ja oder nein

Hallo Sarahm70 solange du deine Tochter noch viel stillst, brauchst du keine Kuhmilch zu geben. Versuche stattdessen die Familienkost mehr und mehr in den Stillalltag zu integrieren. Deine Tochter hat jetzt das Alter für die Familienkost erreicht und die Beikost wird dadurch viel einfacher. Das Immunsystem und der Verdauungsapparat sind jetzt i..d.R. gut ausgebildet, so dass du nicht mehr so sehr vorsichtig sein musst, wie es noch zu Beginn der Beikostzeit empfohlen wird. Lass deine Tochter einfach mitessen. Etabliere feste Essenszeiten, bei denen deine Kleine die Chance hat, euren Essalltag mitzuerleben. Sie wird euch beobachten und imitieren wollen. Richte den Esstisch schön her und gib ihr auf einem eigenen Teller kleine, mundgerechte Probierhappen. Vermutlich wird sie zunächst nur zögerlich zugreifen und vielleicht auch nur daran herum knabbern. Aber es ist ein Anfang. Hierin liegt die Chance, eure Tochter an Essen/Beikost zu gewöhnen. Du brauchst auch vor Allergien eigentlich keine Angst zu haben. Lass dich hierzu ggf einmal von Frau Dr. Reibel im Nachbarforum beraten. Stöbere doch schon mal in bisschen in diesem Forum und bestimmt findest du schon viel Beruhigung bezüglich deiner Bedenken. Wenn deine Tochter bisher keinerlei allergische Reaktionen gezeigt hat und auch laut KiA nichts gegen eine gewöhnliche Einführung von Beikost spricht, kannst du einfach angstfrei loslegen und deiner Tochter eure Esskultur nahe bringen. Das prägt deine Tochter und legt den Grundstein für ein im späteren Leben eher unkompliziertes Essverhalten. Gib deiner Tochter immer und immer wieder die Möglichkeit, sich an neue Speisen heranzuwagen. Lass sie mit dem Essen experimentieren. Lass sie die angebotene Nahrung mit allen Sinnen erfahren. Lass sie auch selbständig essen, denn das gibt ihr vielerlei Möglichkeiten, die neue Nahrung ausgiebig und mehrschichtig kennenzulernen. Das Kennen lernen und die Gewöhnung an neue Familienspeisen funktioniert i.A. so: Kinder untersuchen die neuen Dinge i.d.R. zuerst mit den Händen, dann erst mit dem Mund. Manches wird in den Mund genommen und nach kurzen Kaubewegungen geschluckt und manches aber durchaus wieder ausgespuckt. Es geschieht alles nur soweit, wie deine Kleine mit der Nahrung umgehen kann und will. Die angebotenen Speisen sollten darum etwas weich sein, damit sie mit dem Gaumen und der Kraft auf den Kauleisten zerdrückt werden können. Du kannst also beginnen und die Zeit nutzen, um deine Tochter möglichst viele Lebensmittel, Speisen, Gerichte, einschließlich ihrer typischen Aromen anzubieten, damit sie sich daran gewöhnen kann. Biete eine große Vielfalt an Speisen und esst immer zusammen, weil du (und Papa und andere Esser bei Tisch) das beste Vorbild bist. Familienkost solltest du so zubereiten, dass dein Baby gefahrenfrei mitessen kann. Beim Fleisch ist es hilfreich bspw Hack anzubieten oder das Fleisch so kleinzuschneiden, dass er es gut schlucken kann. Gut und weich ist bspw Gulaschfleisch, Hühnchenschenkel oder Pute, Bratenfleisch oder Würstchen. Hackfleisch kann man auf vielerlei Arten zubereiten. Neben der klassischen Frikadelle gibt es noch weitere Möglichkeiten wie bspw in Sossen (Bolognese, Lasagne, Moussaka, Börek) oder als Füllungen. Orientiere dich an den Bedürfnissen deines Kindes. Beobachte deine Tochter und mache Angebote - Lass sie mit Essen und Geschmack sowie verschiedenen Konsistenzen experimentieren. Esst zusammen, damit sie euch genussvoll essen sieht und euch nachahmen kann. Deine Tochter sollte stückige Nahrung möglichst immer selbständig essen- So kann sie die Nahrung mit allen Sinnen erfahren und erleben (bspw zuerst mit den Fingern fühlen) und in ihrem Tempo besser kennen und akzeptieren und lieben lernen. Wenn sie die Erfahrung macht, dass ihr einmal etwas richtig gut schmeckt, wird sie mittelfristig mehr Interesse am Essen finden und mehr mit essen. Solange deine Tochter aber noch viel gestillt werden will, ist das auch okay. Gib ihr trotzdem die Chance, Neues für sich zu entdecken. Irgendwann wird auch sie Gefallen daran finden und weniger gestillt werden wollen - spätestens wenn die motorischen Fähigkeiten und auch das Gebiß besser ausgereift, besser ausgebildet sind, wird auch dein Kind mehr richtiges Essen essen und kauen wollen. Also dann beginne gleich morgen früh mit einer Brotmahlzeit und etwas Obst. Grüße Birgit Neumann

von Birgit Neumann am 23.06.2017