Frage: Kind isst ungesund 1,5 Jahre

Hallo, ich bin etwas verzweifelt bzgl meines Jüngsten… Er ist knapp 1,5 J (hat einen 3 J alten Bruder) und isst ziemlich ungesund. Hier die kurze "Passt"-Liste: Brot, Butter, Schinken, Lyoner, trockene Nudeln, Bolognese Soße, Käse, alles Süße, Joghurt. Zudem isst er Äpfel, alle Beerenarten, Kirschen, Erdbeeren und Mandarinen. Gelegentlich mal Suppe (auch aus Gemüse) - dies aber nicht zuverlässig. Natürlich auch selbst gemachte Pommes (geschnittene Spalten mit Sesamöl auf Blech gebacken). Mehr geht nicht. Er probiert keinerlei Gemüse (außer wenn Essiggurken zählen;)) egal wie hart oder weich gekocht. Noch vor kurzem (ca 2-3Monate her) ging fast alles. Auch bei der Tagesmutter isst er Ketchup pur oder nur Brot statt mit Suppe usw. Morgens gibt es Brot, mittags isst er bei der Tagesmutter, nachmittags Obst, abends koche ich warm - ich habe das Gefühl, dass er sich beim Abendessen immer an die nackte Beilage hält. Was kann ich nur tun dass auch mal Gemüse gegessen wird? Er ist m.E. zuletzt auch etwas moppelig, da er quasi nur Kohlenhydrate (und Obst) isst. Danke für einen Tipp!

Mitglied inaktiv - 06.03.2017, 16:11



Antwort auf: Kind isst ungesund 1,5 Jahre

Hallo Hamstermama Mit 3 (möglichst) gemeinsamen Hauptmahlzeiten und 2 ZMZ kann sich dein Kind aus dem ausgewogenen und gesunden Speisenangebot, das du oder die TaMu herrichten, bedienen. Die Art und Weise wie dein Kind andere Mitesser bei Tisch essen sieht, bietet ihm die Möglichkeit zum Nachahmen, Der erzieherische Auftrag liegt darum zunächst vor allem darin, dass dein Kind eine authentische Esssituation wieder und wieder erleben kann. Daran kann sich in diese Gemeinschaft integrieren und in sie hineinwachsen. Einfach durch Beobachten und weniger durch Worte. Lass dein Kind neue Speisen probieren, immer und immer wieder, finde dafür geeignete Regeln. Manche Speisen müssen Kinder bis zu 10 mal probieren, bis sie diese gute akzeptieren. Bleibe dran und ermögliche deinem Kind diese Erfahrungen. Denn nur über das Probieren können neue Erfahrungen gesammelt werden. Und nur mit Hunger kann das geschehen. Hab also einfach Geduld, esst zusammen, esst vielseitig, habt Spaß beim Essen und biete viele Essanreize. Auch wenn dein Kind nur wenig vom Neuen essen (oder sogar wieder ausspuckt) wird - langfristig führt diese Methode (bei gesunden Kindern) zum gewünschten Ziel. Das Ziel ist es, die Selbstbestimmung zu fördern und gleichzeitig die kulturell basierte Esserziehung (in eurem familiären Kontext), durch Gemeinschaftserlebnisse bei Tisch (=Anpassung) zu lernen. Durch Beobachten und das Sehen der angebotenen Speisen, durch die anderen mit Appetit essenden Esser bei Tisch, durch den Duft, der Speisen, die Atmosphäre bei Tisch, erschaffst du Neugier und ein Gefühl, das zum Mitessen anregt. Das Angebot sollte hier aus gesunden, schmackhaften, leckeren Gerichten und Basics bestehen. Ein gut gemeinter Rat ist daher dieser: Als Mama bestimmst du das Angebot und dein Kind bestimmt die Essmenge. Bei Kuchen, Keksen und anderen Süßigkeiten darfst und solltest du die Menge durchaus regulieren, Viele Kinder sind launische Esser und essen über eine begrenzte Zeit nur sehr wenige Lebensmittel. Das ist völlig normal. Bei gesunden Kindern gehen solche Phasen wieder vorbei. Und ich muss sagen, dass die Aufzählung, die du bezüglich der gemochten Speisen deines Sohnes machst, eigentlich sehr vielseitig klingt. Von Einseitigkeit bei der Ernährung mit einer daraus möglicherweise resultierenden mangelnden Aufnahme lebensnotwendiger Nährstoffe spricht man, wenn bestimmte Lebensmittelgruppen komplett im Speiseplan fehlen. Wenn etwa keine Milch(produkte) gegessen werden, oder Obst/Gemüse komplett verweigert würde. Sehr schön wird dies bspw in der sog. Ernährungspyramide oder dem sog. Ernährungskreis bildlich dargestellt. Kurzversion: Das tägliche Essen/Wochenplan sollte bestehen aus: Reichlich Getreideprodukten wie Brot, Nudeln, Reis etc reichlich Obst und Gemüse, etwa 5 P am Tag gefolgt von Milch- und Milchprodukten Fleisch, Fisch, Ei sichtbare Fette und Öle am wenigstens sollte der Anteil Süßigkeiten sein Dein Sohn isst, soweit ich das überschauen kann, alle Lebensmittelgruppen. Nur Gemüse, schreibst du, mag er meist nicht so gerne. Obst ersetzt Gemüse im Hinblick auf die Inhaltsstoffe. Da Obst jedoch auch größere Mengen Zucker (Fruchtzucker) enthält, sollte der Obstverzehr nicht über Hand nehmen. Als Gemüse zählt übrigens auch die Gewürzgurke, die Kartoffel und die Tomaten in der BologneseSosse. Welche Milch bekommt dein Kleiner? Ca 300 ml Milch (am Tag) wären, grob überschlagen, ideal. Joghurt ersetzt Trinkmilch 1:1. Auch ca 15 g Schnittkäse wie Gouda, Edamer (= ca 1/2 Scheibe) oder 30 g Weichkäse (Camembert ohne Rinde), oder ca.30-40g Frischkäse ersetzen 100 ml Trinkmilch im Hinblick auf den Calcium- und Proteingehalt. Zum empfohlenen Maß von ca 300 ml Kuhmilch am Tag, werden auch Milchprodukte, die in Speisen verarbeitet wurden. dazu gerechnet. Bspw in Kartoffelbrei, Pfannkuchen, Pizza, Auflauf, Kuchen und Gebäcken, Pudding, Milchschokoladenprodukte etc. Essempfehlungen sind auch nur grobe Orientierungshilfen. Sie können hilfreich sein, aber leider auch Unsicherheiten verstärken. Diese empfohlenen Pläne samt grammgenauen Angaben müssen nicht jeden Tag müssen starr eingehalten werden. Es sind Richtlinien, die auf die Woche hochgerechnet werden können. Und der Appetit des Kindes sollte auch stark berücksichtigt werden. Manche Kinder essen mehr, andere Kinder essen weniger. Begegne dieser Situation jetzt - am besten mit einer liebevollen Strenge und Gelassenheit. Je weniger du dich sorgst, je weniger du deinen Sohn aktiv, d.h. mit Worten aufforderst bzw zum Essen animieren möchtest, und je weniger du sein Verhalten kommentierst, desto weniger nervenaufreibend wird diese Zeit für dich sein. Viele Kinder verschmähen Gemüse und Co, wenn es pur vor ihnen auf dem Teller liegt. Sie schieben es vom einen Tellerrand zum andern, um es schliesslich, wenn überhaupt erst wenn Mama "droht" oder "etwas verspricht" - zu essen... Wird das Gemüse in Speisen verpackt, Cremesuppen, Sossen und andere Gerichte, wird auch von ihnen verhasstes Gemüse meist kommentarlos gegessen. Inzwischen raten sogar Kinderärzte zu diesen einfachen Massnahmen, damit Gemüse und Co in Kindermägen wandert. Gemüse kannst du auf vielerlei Arten anbieten. Manche Kinder mögen Rohkost, weil sie schön knackig ist und Spaß macht, sie zu essen. Andere Kinder wollen Gemüse lieber nicht sehen, sie essen aber nahezu jede Sorte in einer Cremesuppe, wenn das Gemüse bis zur Unkenntlichkeit püriert wurde. Manche Kiinder essen Gemüse sehr gerne, wenn es im Gerichte eingearbeitet ist. Bspw Spinat in Maultaschen, Tomatensosse auf Pizza. Mache doch einmal Bolognese Pizza - statt mit Nudeln servierst du die Bolognesesosse auf Pizza gebacken. Etwas Käse darüber - backen - fertig. Auch Kartoffeln zählen übrigens durchaus als Gemüseportion, sie haben viele gute Inhaltsstoffe. Färbe den nächsten Kartoffelbrei einfach mit gekochten Möhren orange und benenne ihn entsprechend - als MAUS-Kartoffelbrei? Welche orangefarbenen Helden mag dein Kind? Es ist nicht nötig, dass Gemüse als Beilage separat vom Teller gegessen wird. Manche Kinder mögen das, aber nicht alle finden auf diese Weise an Gemüse Gefallen. Manche Kinder wiederum mögen gerne Rohkost und freuen sich am leuchtenden orange eines Möhrenstückes, das beim Kauen schön kracht. Sie mögen die knackige Konsistenz einer Salatgurke und das Mundfeeling einer Cocktailtomate, die beim drauf beißen knackt. Andere Kinder finden das grauenhaft. Sie mögen Gemüse lieber matschig weich oder als Suppe - bei deren Ansehen nichts mehr an Gemüse erinnert :-) Gesunde Kinder verhungern nicht vor vollen Tellern. Vertraue in die Fähigkeiten deines Kindes, dass es für sich selbst sorgen kann. Bei einem ausreichend gesunden Speisenangebot ist auch kein Nährstoffmangel zu befürchten. Der Körper holt sich, was er braucht. Ich "zitiere" an dieser Stelle immer wieder gerne Herrn Jesper Juul: Er bezeichnet Erziehung als "Osmose", Erziehung ginge vielmehr durch die Haut. Mehr als durch Worte gesprochen zähle die Haltung, die innere Einstellung - all das nähmen die Kleinen viel stärker wahr als Worte. Das Vorleben steht bei ihm an erster Stelle - persönliche Maßstäbe und Überzeugungen - unausgesprochen - prägten seiner Ansicht nach, die Kinder am meisten. Aslo dann Grüße Birgit Neumann Lies unbedingt auch hier: http://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/beitrag.htm?id=42804&suche1=vom+teller+zur+seite&seite=2

von Birgit Neumann am 09.03.2017