Hallo…
Ich bin zurzeit etwas besorgt, was die Ernährung meiner kleinen Tochter (24 Monate) betrifft! Sie ist 86 cm groß und wiegt momentan 10,5 Kg… sie ist ein sehr schlechter und mäkeliger Esser! Ich mache mir so langsam Sorgen, ob sie auch genügend zu sich nimmt, da sie ein sehr lebhaftes Kind ist, das ständig in Bewegung ist! Ich habe Ihnen mal den ungefähren Essensplan aufgeschrieben…
Ich biete ihr morgens zum Frühstück eine halbe Banane und eine Scheibe Vollkorntoast, bestrichen mit Nutella an (da sie Marmelade, Wurst usw. konsequent ablehnt), zurzeit ist es sogar so, dass sie auch den toast verweigert und auf Knäckebrot besteht. Ab und zu nimmt sie mir auch mal einen Becher Kakao ab…
Am Vormittag isst sie in der Regel Obst (einen Apfel, Banane oder Birne)… ab und an ein Brötchen.
Zum Mittag wir es bei ihr dann richtig schwierig… das Essen wird von ihr erst auf die Temperatur getestet… sobald es zu warm ist, wartet sie so lange bis es wirklich nur noch lau bis kalt ist, bevor sie mit dem essen beginnt! Dann wird aber nur ganz penibel mit zwei Fingern auf dem Teller nach dem gesucht, was schmeckt… meist werden dann nur die Erben oder Kartoffeln / Nudeln aus dem Essen gefischt… egal ob ich nun selbst gekocht habe oder ihr ein Gläschen mache, es wird nie ganz aufgegessen… Stelle ich ihr Kartoffeln oder Nudeln so hin, wird in der Regel alles aufgegessen!
Zum Nachtisch biete ich ihr dann meist einen Joghurt an, den sie oft auch nur zur Hälfte isst! Pudding und Joghurt sind im Übrigen das Einzige, was sie zurzeit mit dem Löffel isst, sonst nimmt sie immer die Finger… ich weiß, dass sie mit Gabel und Löffel essen kann, aber sie weigert sich regelrecht!
Nachmittags bekommt sie dann wieder Obst und ein paar Kekse oder eine Waffel… ab und an gibt’s Kuchen…
Abends wird’s dann wieder schwierig… Meistens verweigert sie auch dort das Brot… ich biete ihr dazu meist etwas aufgeschnittene Gurke und ein Würstchen an, von dem sie dann ein wenig isst! Ich habe ihr auch schon ab und zu zum Abend etwas Rührei gemacht, damit sie überhaupt etwas zu sich nimmt…
Über den Tag trinkt sie sie gut einen bis anderthalb Liter Apfelsaft gemischt mit Wasser im Verhältnis 1:5!
Ein bis zweimal am Tag bekommt sie eine Kleinigkeit zum Naschen (Kinderriegel oder Gummibärchen)
Es wäre schön, wenn sie vielleicht einen Rat oder ein paar Tipps für mich hätten, was ich verbessern könnte!
Vielen Dank!
von
kulli86
am 08.12.2014, 13:01
Antwort auf:
Isst meine Tochter genug?
Hallo kulli86
was mir an eurem Plan am meisten auffällt, ist die Tendenz zu süß und vor allem die Trinkmenge an Apfelsaft, Trinkt deine Kleine davon täglich tatsächlich fast 1-1,5 l oder habe ich das falsch interpretiert*?
Wenn deine Kleine tatsächlich täglich zwischendurch immer mal wieder Saft trinkt, dann fehlt ihr schlicht der Appetit für "richtiges" Essen.
Wenn es so wäre, könntest du den Saft einfach weg lassen. Und weniger Süßes geben ....
Kinder lieben es, das zu essen, was sie kennen und sind bei neuen Angeboten mitunter sehr skeptisch. Man spricht von Neophobie - eine Art (Ur-)Angst vor dem "neuen, d.h. unbekannten" Essen. Das ist eigentlich eine gute Schutzfunktion, denn gegessen wird somit nur das, was das Kind kennt, ist damit quasi eher vor Fehlgriffen geschützt, denn Unbekanntes könnte giftig oder schädlich sein. Am liebsten wird von Kindern deshalb das gegessen, was sie kennen und auch das, was immer und immer wieder von allen anderen Personen auch verzehrt wird. Darum ist der gedeckte Familientisch und die gemeinsamen Mahlzeiten so wichtig.
Je jünger die Kleinen sind, desto aufgeschlossener sind sie neuen Angeboten. Doch mit etwa 18 Lm schränkt sich der Erfahrungshorizont in Essensfragen immer weiter ein, die Auswahl der gemochten Speisen wird meist kleiner. Erst mit 6-8 Jahren und später ab etwa 12 Jahren werden wieder gerne neue Essabenteuer angegangen.
Um Essen zu lernen, d.h. Essbares von nicht Essbarem zu unterscheiden, hilft das sog. soziale Lernen. Kinder lernen durch Nachahmung und Wiederholung. So können sie die Neophobie am besten überwinden.
Auch das langsame Herantastenan an eine Speise - das Tasten mit den Fingern im wahrsten Sinne des Wortes - schafft erste Berührungsängste aus dem Weg. Die Speise wird darum gerne zunächst mit den Fingern ergriffen, ertastet und will dann erst erschmeckt und im Mund "befühlt" werden. Kinder sind nämlich auch noch sog. Supertaster: Geschmackseindrücke und Konsistenzen (das Mundgefühl) werden sehr intensiv erlebt. Das kann zu Ablehnung bestimmter Speisen führen. Denn was sich im Mund nicht gut anfühlt, führt zu direkt zu einem Würgereflex. Bei manchen Kindern ist die Neophobie sehr stark ausgeprägt und auch die Akzeptanz neuer Aromen und neuer gustatorischer Gesamteindrücke eher gering. Es helfen aber (Ess-) Wiederholungen. Also keine Angst :-)
Was beim erstem Mal nicht gemocht wurde, kann den Kleinen in zwei Wochen durchaus schmecken. Kinder müssen manche Dinge eben manchmal nur öfter probieren, bis sie es schliesslich doch moch mögen.
Statt Nudeln durcheinander könntest du bspw Nudeln servieren und das Gemüse/Rührei separat.
Nudeln (und Ei) sind auch abends eine ideale Mahlzeit.
Was isst du denn abends? Mag deine Kleine nicht bei dir/bei Papa probieren?
Iss am besten selbst gut und vielseitig und gehe mit gutem Beispiel - ohne Worte - voran.
Setze dich nicht zu erwartungsvoll zu Tisch.
Das Probieren (ausspucken erlaubt) darfst du von deiner Tochter aber ruhig verlangen. Manchen Kindern muss man etwas Mut zusprechen. Wenn deine Tochter tatsächlich etwas partout nicht probieren möchte, dann solltest du das auch akzeptieren. Als Mama merkt man das normalerweise recht schnell, wann die Ablehnung wirklich ernst gemeint ist.
Biete ein umfassendes Nahrungsangebot, aus dem dein Kind wählen kann.
Extrawürste sollten nach Möglichkeit nur ganz selten gegeben werden, aber eine Auswahl bei Tisch ermöglicht es jedem, sein Wunschmenü zusammenzustellen. Da können Reste vom Vortag erlaubt sein, Brot oder Nudeln oder die gewohnte Salatgurke statt grünem Salat. Hilfreich ist trotzdem, Regeln aufzustellen und immer mal wieder neues zum Kosten anzubieten. Die Kontinuität im Probieren kann irgendwann eine Veränderung bewirken - zuvor weniger beliebtes wird plötzlich zur Lieblingsspeise.
Bei guter Entwicklung hilft nur Geduld auf dass euer Kind den anderen Mitessenden nacheifert und wenn auch zögerlich, aber immerhin langsam und stetig ihren Esshorizont dadurch erweitert. Dies geschieht nicht durch Drängen, sondern durch echtes, adäquates Vorleben (selbst gerne essen) und eine entspannte und freudige Atmosphäre bei Tisch.
Weitere gute Erziehungstipps gibt dir bestimmt Frau Ubbens in ihrem Forum, hier bei rub.
Also dann
Grüße
B.Neumann
*Oder doch 1-1,5 l A-Schorle mit Mischungsverhältnis von 1 Teil Saft zu 5 Teilen Wasser (ca 200 -250 ml Apfelsaft)
von
Birgit Neumann
am 08.12.2014