Sehr geehrter Frau Neumann ,
Unsere Tochter (fast 22Monate ) isst überhaupt kein Fleisch egal wie ich es zu bereite auch ist es egal ob Pute , Schwein , Huhn oder Rind , egal wie ich es anrichte . Sie will eigentlich nur Kartoffel oder mal Nudel mit Tomatensauce , hin und wieder isst sie mal Wurst . Gemüse geht so Obst ist sie recht gut und gerne , sie ist recht schlank ( 9,4 kg 80 cm) sie war noch nie die grosse Esserin. Aber seit ein paar Wochen isst sie fast gar nichts , bekommt auch kaum süßes.
Zum Frühstück isst sie zwei bissen vom Brot mit Butter sonst mag sie nix drauf keinen frischkäde oder sonst was ein zwei Stücke Obst
Zwischen durch ein halbes Stück Obst (Banane , Apfel )je nach dem was sie möchte
Mittags drei vier Happen vom Essen meist nur Kartoffel oder Nudel ohne was und Gurkensalat
Zwischen durch mal einen Fruchtquark, oder Fruchtjoghurt,
Evt nochmal Obst
abends isst sie wieder nur Kartoffel oder Nudel ohne alles
Ach ja zum Frühstück trinkt sie meist noch ein paar Schlückchen Kakao.
Ich lasse sie mit aussuchen und so gut sie es kann helfen bei der Zubereitung . Aber nichts hilft .
Weiß nicht was ich noch machen soll
von
Monasmum
am 03.05.2016, 11:11
Antwort auf:
isst kein Fleisch
Hallo Monasmum
hmm, Manche Kinder brauchen tatsächlich nur wenig, um trotzdem gesund und munter zu sein und entwickeln sich bestens. Was sagt denn der KiA dazu? Ist er zufrieden mit Gewicht/Größe und dem allgemeinen Entwicklungszustand? Wenn euer Kind gut gedeiht und meistens fröhlich, gesund und munter ist, der KiA dies ebenso bestätigt, dann könnt ihr darauf vertrauen, dass eure Tochter gut ernährt ist.
Als Eltern solltet ihr ein gutes, gesundes und ausgewogenes Speisenangebot anbieten, aus dem eure Kleine wählen kann.
Das gemeinsame Esserlebnis ist das beste Mittel, um eure Tochter langfristig an neue Geschmackserlebnisse, Aromen, an neue Konsistenzen heranzuführen.
Je mehr sie bei euch Eltern sieht und authentisch erlebt, was und wie ihr esst, desto mehr und vielseitiger wird sie auch langfristig einfach essen (wollen). Manchmal erweitern Kinder ihren Ess-erlebnis-horizont nur langsam und allmählich - aber es funktioniert - mit Routine.
Den Zeitpunkt für die Bereitschaft und Akzeptanz neue Speisen zu probieren, bestimmen oft unerwartete Momente und Situationen. Manchmal ist so eine Situation nicht der Esstisch, sondern vielleicht der Spielplatz, bei der Oma, im Urlaub, im Restaurant....
Gut funktioniert das Annehmen neuer Angebote, wenn Kinder eine Wahlmöglichkeit haben und das Neue nicht essen MÜSSEN aber das Neue durchaus in kleinen Probiermengen testen KÖNNEN.
Deinem Kind gibt die kleine Speisenauswahl (Obst, Kartoffeln,etc) momentan viel Sicherheit. Auf Basis des Vertrauten kann sie sich gut (und angstfrei) satt essen. Das macht zufrieden.
Ihr braucht und solltet aber nicht zu sehr auf die Vorlieben eures Kindes achten - sonst wird bei euch der Verzehrsanteil an Obst im Speiseplan zu hoch.
Da Obst übermäßig satt macht, könntest du eine Weile das Obstangebot reduzieren (auf zwei Portionen am Tag) um mehr Hunger und Appetit zu erzeugen. Mit der fehlenden Kalorienmenge kann sie Hunger entwickeln, ihren Hunger besser spüren und sie hat dadurch mehr Anreiz bei den Mahlzeiten herzhafte Speisen zu essen und Neues zu probieren.
Schaffe dafür die entsprechenden Anreize und lass sie das Neue selbst entdecken - auf ihre Art, in ihrem Tempo. Essanreiz kann bspw ein hübsch angerichteter Teller bieten, Essanreiz kann das sein, was andere essen...
Hast du selbst schon vielleicht eine gute Idee, bei welchen Situationen deine Tochter stets gerne und gut isst, gerne auch einmal Neues probiert?
Dein Kind kann und wird noch vieles kennen- und liebenlernen.
Kinder lieben gewohnte Speisen, denn hier "wissen" sie genau, dass sie diese gut vertragen und dass sie damit gut satt und zufrieden werden.
Lass dein Kind trotzdem immer wieder Neues probieren, zwanglos, durch Neugier, durch Selbstverständlichkeit, Routine, mit Einfühlungsvermögen, Zeit.
Manche Speisen müssen Kinder bis zu 10 mal probieren, bis sie diese gute akzeptieren. Bleibe dran und ermögliche deinem Kind diese Erfahrungen. Denn nur über das Probieren können wiederum neue Erfahrungen gesammelt werden´, die die Basis für den späteren Appetit bilden.
Hab also einfach Geduld, esst zusammen, esst vielseitig, habt Spaß beim Essen und biete viele Essanreize - zusätzlich zum Vertrauten.
Auch wenn dein Kind zunächst nur wenig vom Neuen essen wird - langfristig führt diese Methode (bei gesunden Kindern) zum gewünschten Ziel - nämlich dazu, die Selbstbestimmung zu fördern und gleichzeitig die kulturell basierte Esserziehung (in eurem familiären Kontext), durch Gemeinschaftserlebnisse bei Tisch (=Anpassung) zu lernen.
Der (gedeckte) Esstisch bietet eine große Spielwiese an Möglichkeiten, den Esshorizont zu erweitern, denn hier sind alle Sinne angesprochen: Farben für die Augen, Gerüche für die Nase, Aromen und Geschmack für den Gaumen, verschiedene Konsistenzen für den Tastsinn - vor allem dem Tastsinn im Mund. Kinder lernen (auch essen) durch sinnliche Erfahrungen.
Sie wollen alles ganzheitlich begreifen: ihr Essen befühlen, mit den Händen, dem Mund, mit dem Geschmack und dem Geruch.
Ideen:
wenn es mittags bspw Nudeln mit Sosse gibt. Richte ca 5-7 Nudeln (als Fingerfood) auf einem Teller kreisförmig an. In die Mitte gibst du einen Klecks Sosse. Voilà fertig ist eine Blume oder eine Sonne, je nach Interpretation. Das macht neugierig und beugt einem "bäh, mag ich nicht" vor. Das Muster kannst du am nächsten Tag wiederholen - deine Tochter wird auch irgendwann den Sossenklecks probieren. Es ist so gesehen keine "Sosse", es wird abstrakter gesehen und aus Neugier probiert.
Und Fleisch oder Wurst kriegst du auf diese Weise auch noch unter.
Kartoffelbrei kannst du als Vulkan auf dem Teller aufbauen und die Sosse als Lava in die Mitte geben. Ein paar Brokkoliröschen sind "Bäume" in der "Landschaft"....
Mit dieser Methode forderst du sie nicht direkt zum Probieren auf, sondern lädst sie dazu ein, neues Terrain zu erkunden. Und das ist spannend.
Über Umwege kann man langfristig manchmal viel erreichen.
Sei ein Vorbild - weniger durch Worte als vielmehr durch dein adäquates und echtes Vorleben guter Essgewohnheiten.
Grüße
B.Neumann
von
Birgit Neumann
am 04.05.2016