Frage: essensgewohnheiten

Hallo, ich habe gleich zwei fragen. Meine Grosse ist 2 Jahre und 4 Monate. ... immer schon schlechte Esserin und ich hatte den Fehler gemacht mich nicht in Geduld zu üben und hab sie deswegen lange gefüttert mit Löffel und ihr das gegeben was ihr schmeckt nämlich Brei. ... die Folge ist dass sie nach wie vor sehr kaufaul ist und eine Mahlzeit (es sei denn Brei) die sie kauen muss mind 60 min dauert. ... wenn es eilt gibt es nach wie vor Hipp Brei und ich füttere. ...sie kann mit dem gut Löffel umgehen aber es scheitert am Appetit. .... es wird nur rumgemanscht und auf dem Tisch verschmiert. .... ich gehe leider dann immer den einfacheren Weg und lass sie nebenher Turmbauen und "löffel ihr den Hipp Brei " den Sie dann auch isst .....selbst gekochtes ganz schwierig: Gemüse no way, sie isst nur Nudeln / Pfannkuchen / Pommes/ Fisch / Kartoffeln..... nicht mal Pizza weil da sind Tomaten drauf.... Nudeln ohne Sosse ...es ist zum verzweifeln- da greife ich dann doch wieder zu Hipp da dort Gemüse drin ist und sie isst es - es hilft auch nichts wenn ich unser Essen pürriere- der Gläschen Geschmack fehlt wohl .ich schäme mich schon wenn sie im Sep in der Kita mit allen anderen essen soll.... ohne füttern magert sie ab ..... was soll ich tun dass die lernt zu essen in einer normalen Geschwindigkeit und abwechslungsreich? Trinkt auch nichts.... Die Kleine glattes Gegenteil ist jetzt 7 Monate und isst alles was sie bekommen kann allerdings auch nur gefüttert. ... trinkt eine Menge dazu.... das wäre meine zweite Frage: ich will diesesmal keine Fehler machen....ab wann kann ich sie alleine Brotstückchen mit Butter / Bananenstückchen essen lassen? Bisher landet das noch auf dem Boden nachdem es in der Hand zermatscht wurde .... wie lerne ich meiner zweiten von Anfang an richtiges Essen.... würde ihr am liebsten so bald wie möglich alles anbieten was wir essen und auch selbst essen lassen. ...

von Anna Lena 1981 am 12.05.2016, 14:44



Antwort auf: essensgewohnheiten

Hallo Anna-Lena ich schlage dir vor, dass du ab sofort keine Babyprodukte für deine große Tochter mehr kaufst und dass du deine große Tochter auch nicht mehr fütterst. Habe nun ganz viel Vertrauen in dein Kind, dass sie anfange wird, selbständig zu essen, wenn sie hungrig ist. Was Kinder bei einer Mahlzeit vesäumen, das holen sie bei der nächsten Mahlzeit wieder nach. Kinder sind in dieser Hinsicht sehr anpassungsfähig. Wichtig ist für diese Methode nur, dass dein Kind gut gedeiht, der KiA mit der bisherigen Entwicklung zufrieden ist und ihre motorische Fähigkeiten soweit gut ausgebildet sind, dass sie selbständig essen kann. Ausserdem muss regelmäßig Essen bei Tisch angeboten werden. Habt Spaß bei Tisch, esst leckeres Essen, gemeinsam, halte die Atmosphäre bei Tisch gut, decke den Tisch hübsch ein. Biete deinem Kind viele (hübsche) Essanreize. Erkläre ihr den Umgang mit Besteck, lass sie teilweise mit den Fingern essen und biete ihr das Essen durchaus klein geschnitten an. Wenn deine Tochter merkt, dass du sie nicht mehr fütterst, und du konsequent - mit einer liebevollen Strenge - dabei bleibst, wird die Umstellung recht schnell gehen. Zeige deiner Großen wie man das Besteck hält und bringe ihr bei, damit zu essen. Gib ihr dazu eine kleine Hilfestellung und übt zusammen das Aufpieksen mit der Gabel ggf auch beim Obstsnack. übt auch spielerisch. Fingerfood ist ebenso gut geeignet, denn so kann deine Tochter selbstbestimmt zunächst einfach essen. Kleine Häppchen animieren zum Zu-Greifen. Manche Kinder schaffen das selbständige Essen mit Besteck (Gabel/Löffel) problemlos schon ab dem 2. Lj. Bei anderen Kindern dauert es sehr viel länger, bis sich diese Fähigkeiten gut ausgebildet haben. Aber mit etwa 4 Jahren (+/-) ist die Fingerfertigkeit/Motorik bei fast allen soweit Kindern soweit gut entwickelt, dass das Essen mit Besteck gut beherrscht werden kann. Zum Üben hilft das Spiel und vor allem der Antrieb durch Hunger, Essende Personen, die für deine Tochter eine Vorbildfunktion haben, sind auch hilfreich. Wie wäre es, wenn du deiner Tochter erklärst, dass sie schon viel zu groß dafür sei um gefüttert zu werden und dass sie nun aus der Position der Älteren heraus jetzt ihre kleine Schwester füttern darf? Mehr Tipps zur Esserziehung i.A. kann dir vielleicht noch Frau Ubbens geben? Halte dir vor Augen, dass dein Kind sich umso früher an die Familienkost und das selbständige Essen gewöhnt, je weniger du dich sorgst und für die Extras sorgst. Ein einfacher Rat, der allgemein in solchen Situationen gegeben wird, lautet: du bestimmst was es gibt und dein Kind darf bestimmen, wie viel sie davon isst. Das Angebot sollte ausgewogen und vielseitig, kleinkindgerecht sein. Ein gesundes Kind verhungert nicht vor vollen Tellern. Hab Vertrauen in die Fähigkeiten deines Kindes, dass sie sich bei einem ausreichenden Speisenangebot satt essen kann. Was sie bei einer Mahzeit verpasst. holt sich sich spätestens bei der übernächsten. Vermeide das Zwischendurch essen und biete nicht mehr als ca 330 ml Milch-und Milchprodukte) am Tag an, damit sie sich nicht damit satt trinkt. Denn Hunger ist eine Vorraussetzung, um essen zu wollen und um Gefallen an den angebotenen Speisen zu finden. Je weniger du und die anderen Familienmitglieder ihre besonderen Essvorlieben unterstützen, sei es verbal oder durch die Haltung (bspw genervt, besorgt, belustigt), desto besser wird sich deine große Tochter einfügen. Vermeide Machtkämpfe. Es ist einerseits okay und normal. dass Kinder die Speisen wählen und bevorzugen, die sie gut kennen. Trotzdem sollte ein Kind möglichst viele neue Dinge probieren. Denn nur über das Probieren können wiederum neue Erfahrungen gesammelt werden. Hab also einfach Geduld, esst zusammen, esst vielseitig, habt Spaß beim Essen und biete viele Essanreize - zusätzlich zum Vertrauten. Und ich rate dir unbedingt dazu, dass du die Babykost für die Große sofort komplett weglassen solltest. Lass dein Kind neue Speisen probieren, immer und immer wieder, finde dafür geeignete Regeln. Manche Speisen müssen Kinder bis zu 10 mal probieren, bis sie diese gute akzeptieren. Bleibe dran und ermögliche deinem Kind diese Erfahrungen. Lass die Babykost weg und vertraue in die Fähigkeiten deines Kindes. Auch wenn dein Kind nur wenig vom Neuen oder selbständig essen wird - langfristig führt diese Methode (bei gesunden Kindern) zum gewünschten Ziel - nämlich dazu, die Selbstbestimmung zu fördern und gleichzeitig die kulturell basierte Esserziehung (in eurem familiären Kontext), durch Gemeinschaftserlebnisse bei Tisch (=Anpassung) zu lernen. Mache die Mahlzeiten zum Hauptevent. Gestalte den Übergang zu Tisch mit einem Ritual. Das kann helfen, erst einmal zur Ruhe zu kommen. Wenn du deinem Kind bspw immer vor dem Essen ein bestimmtes Buch vorliest, ihm dann das Lätzchen umbindest und du dann das Essen serviert. Dann kann sich dein Kind darauf einstellen und lernt langfristig den typischen Ablauf eurer Mahlzeiten kennen. Das bringt Ruhe. Wichtig wäre, dass ihr regelmäßige Mahlzeiten du festen Zeiten, am, selben Ort, zusammen zelebriert. Qualität und Vielfalt zählt mehr als Quantität. Kleine Portionen können ausreichend sein. Und je mehr Kinder sich bewegen, desto besser klappt das mit dem Essen. Zum Einen weil sie dadurch die nötige Ruhe bei Tisch haben (weil sie ausgepowert sind) und zum anderen, weil dann Energie (Kalorien) benötigt wird. Ich "zitiere" an dieser Stelle immer wieder gerne Herrn Jesper Juul: Er bezeichnet Erziehung als "Osmose", Erziehung ginge vielmehr durch die Haut. Mehr als durch Worte gesprochen zähle die Haltung, die innere Einstellung - all das nähmen die Kleinen viel stärker wahr als Worte. Das Vorleben steht bei ihm an erster Stelle - persönliche Maßstäbe und Überzeugungen - unausgesprochen - prägten seiner Ansicht nach, die Kinder am meisten. Für deine beiden Kinder gilt: Die Gewöhnung an Familienkost funktioniert allgemein so: Die Kleinen unterscheiden auch noch nicht zwischen Spiel und Mahlzeit. Sie beobachten aber ihre Mitwelt und imitieren diese. Die gemeinsamen Mahlzeiten haben darum vorrangig den Zweck, eurem Kind zwanglos die hiesige Esskultur mit all ihren kulinarischen Besonderheiten zu präsentieren. Je mehr Kinder dabei sehen, riechen. erleben, desto besser. Sie sollten die Gelegenheit bekommen, neue Dinge kennen zu lernen, ohne Zwang, aber durch eigene Neugier, in eigenem Tempo. Sie sollten dabei stets die ihnen bekannten Speisen bekommen, mit denen sie sich satt essen können - und zusätzlich die Gelegenheit erhalten, Neues kennen zu lernen. Kennen lernen von Speisen klappt für deine jüngere Tochter so: Kinder untersuchen die neuen Dinge i.d.R. zuerst mit den Händen, dann erst mit dem Mund. Manches wird in den Mund genommen und nach kurzen Kaubewegungen geschluckt und manches aber durchaus wieder ausgespuckt.. Vorraussetzung für den Selbstbedienungsteller ist immer: dein Baby muss selbständig sitzen können und alleine essen. Fingerfood ist ein Erlebnis. Es ist eine Bereicherung zur Mumi/Säuglingsmilch. Brotmahlzeiten sind in diesem Alter (7 M) noch nicht vorgesehen, da Brot einfach zu salzhaltig und damit weniger optimal geeignet ist. Ab dem 10. Lm schlliesslich empfehlenswert. Kleine Probierhappen sind zuvor aber durchaus okay - für das gustatorische Erlebnis und zum Kennen lernen. Die Kleinsten sollten in diesem zarten Alter die Nahrungsmittel am besten komplett pur kennen lernen. Sie sollen die Nahrung befühlen, zermatschen, beschauen, erspüren und schmecken. Gib deinem Kleinen die Avocado am besten pur. Auch Ei gilt ab etwa dem 8.Lm in Keksteig bspw als okay. Wenn dein Kleiner rohes Obst schon gut verträgt, könntest du Obst roh (wenn weich) schon als Fingerfood geben. Bzw: Ab dem 8. Lm kannst du im Lauf des Tages schliesslich reife, dadurch sehr weiche Birne roh geben. Sie ist i.d.R. mild und gut verträglich. Auch Banane kannst du roh, ab etwa dem 8. Lm geben. Versuche es zuvor mit der rohen Birne, da sie weniger intensiv süß schmeckt.. Es eignen sich generell auch Melone, Pfirsich (geschält), ggf Papaya oder Mango, Avocado Nutze die Neugier deines Babys aus und gib Neues, von manchen Dingen nur Probierportionen. Passe das Angebot in Geschmack und Vielfalt sowie der Konsistenz (breiig, stückig, matschig, fester) an die Bedürfnisse deines Baby an. Grüße B.Neumann PS.. sieh auch noch hier: http://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/beitrag.htm?id=42804&suche1=juul&seite=1

von Birgit Neumann am 13.05.2016