Frage: Essen für 3 jährige

Hallo :) Meine Tochter ist 3 und von Anfang an kein guter Esser. Eigentlich isst sie erst seit sie 12 Monate ist Gemüse (brei). Davor etwas Obstbrei aber sie wurde lieber gestillt. Voll am Tisch mitessen tut sie erst seit sie ca 19 Monate alt ist. Und dabei ist sie sehr wählerisch. Und außerdem ist ihr essen einfach nicht wichtig. Manchmal isst sie zum Frühstück 3 Hapse Brot, mittags 4 Nudeln und abends gar nichts oder jetzt wo es so warm war Cornflakes. Bei Würstchen vielleicht ein halbes... Natürlich gibt es Tage an denen sie mehr isst, aber das ist eher selten. Gut isst sie Pfannkuchen mit Apfelmus, Milchreis usw. Aber das kann es ja nicht immer geben. Ich lasse sie schon oft mitkochen aber das bringt meist auch nicht viel. Gemüse isst sie nur wenn es püriert ist wie zb Kartoffel-Gemüse- Püree (offiziell Kartoffelpüree mit Zauberfarbe) oder on Suppe. Heute wollte sie beim Essen mit ihrer Eulenspardose spielen und wir haben aus dem Essen ein Spiel gemacht. SiE durfte die Eule mit Cents füttern. Die Eule ein cent, sie ein Löffel Nudeln. Ich mag dieses austricksen eigentlich nicht aber sonst spielt sie statt zu essen. Auf der Gewichtskurve beim Kinderarzt ist sie ziemlich abgefallen. Aber sie ist gesund.... Wir zwingen sie aber nicht zum essen. Was könnte ich machen damit sie mehr Freude am essen hat und mehr Nährstoffe zu sich nimmt. Was immer geht sind eben süße Speisen oder Nuggets, Pizza usw. Selbst Burger und Hot Dog isst sie nur das Brötchen mit ketchup. Ohne Fleisch... wobei das ja absolut nicht schlimm ist. Nur um zu verdeutlichen das sie wirklich sehr wählerisch ist und wenige Sachen gerne mag. Ich freue mich auf Tipps :)

von LooRelai am 29.05.2017, 20:30



Antwort auf: Essen für 3 jährige

Hallo LooRelai darf ich zunächst einmal rückfragen, wie viel Milch deine Tochter noch trinkt? Und ob deine Tochter zwischendurch immer mal wieder etwas isst? Der beste Tipp, den ich dir geben kann, der zwar zugegebenermaßen für dich vielleicht schon etwas abgedroschen klingt, ist dieser: Als Mama bestimmst du das Essensangebot und dein Kind darf die Essmenge bestimmen. Bei Kuchen, Keksen und anderen Süßigkeiten oder (salzigen) Snacks darfst und solltest du die Menge bestimmen. Ausnahmen sind ab und zu erlaubt :) Mit 3 (möglichst) gemeinsamen Hauptmahlzeiten und 2 ZMZ kann sich deine Tochter aus dem ausgewogenen, gesunden Speisenangebot ausreichend bedienen. Das klappt, nach einer Übungszeit (wenn sie öfter mal hungrig vom Tisch aufsteht und keine Extras bekommt - bis zur nächsten Mahlzeit = Erfahrung= Lernen) bestimmt auch bald ganz gut. Das Angebot sollte aus gesunden, schmackhaften, leckeren Gerichten und Basics bestehen. Streiche alle Extras und bereite das Essen so vor, dass es deine Tochter gut essen kann. Gesunde Kinder verhungern nicht vor vollen Tellern. Vertraue in die Fähigkeiten deines Kindes, dass sie für sich selbst sorgen kann und stets so viel oder so wenig isst, damit sie satt und zufrieden ist. Das ist ein gutes Training für später - den Körper/Hunger zu spüren. Als Mama bestimmst du das Angebot und deine Kleine darf bestimmen wie viel sie davon isst - das bedeutet auch: Wenn deine Kleine gerade nichts essen möchte oder nur wenig, dann wird sie die versäumten Kalorien bei der nächsten Mahlzeit, und/oder bei der übernächsten nachholen. Du brauchst bei Nichtgefallen keine Alternativen zu bieten. Dies ist am Anfang oft nicht leicht. Aber lass dir gesagt sein, dass gesunde Kinder hier ganz schnell lernen und langfristig mit dieser Methode sehr gut klar kommen. Es erfordert jedoch eure elterliche Konsequenz und Vertrauen. Und zu guter Letzt: Thematisiere auch nie die Eigenheiten deines Kindes und kontrolliere nicht zu viel. Richtig gut schmeckt es manchen Kindern übrigens häufig erst, wenn sie eine Speise bis zu 10 mal probiert haben. Biete neue Speisen darum immer wieder an und lass sie probieren. Essmengen sind langfristig steigerbar. So kann deine Tochter eine Basis aufbauen, ihr Geschmacksgedächtnis füllen. Das wird ihr in Zukunft helfen, die richtigen Speisen zu wählen. Der Appetit regelt unbewusst die Speisenauswahl. Findet ggf gemeinsame Rituale, die die Mahlzeiten einleiten, Dadurch kann sich deine Tochter jeweils gut auf die Situation einstimmen, zur Ruhe kommen. Beschränke die Milchmenge auf ca 350 ml am Tag *, damit sie sich nicht mit Milchprodukten sättigen kann. Biete Wasser nach dem Mahlzeiten an, damit sie ihren Bauch nicht mit Flüssigkeit füllt (sonst passt kein Essen mehr hinein) und lass sie auch nicht zu oft zwischendurch während dem Essen trinken. ** Ich "zitiere" an dieser Stelle immer wieder gerne Herrn Jesper Juul: Er bezeichnet Erziehung als "Osmose", Erziehung ginge vielmehr durch die Haut. Mehr als durch Worte gesprochen zähle die Haltung, die innere Einstellung - all das nähmen die Kleinen viel stärker wahr als Worte. Das Vorleben steht bei ihm an erster Stelle - persönliche Maßstäbe und Überzeugungen - unausgesprochen - prägten seiner Ansicht nach, die Kinder am meisten *Joghurt ersetzt Trinkmilch 1:1. Auch ca 15 g Schnittkäse wie Gouda, Edamer (= ca 1/2 Scheibe) oder 30 g Weichkäse (Camembert ohne Rinde), oder ca.30-40g Frischkäse ersetzen 100 ml Trinkmilch im Hinblick auf den Calcium- und Proteingehalt. Zum empfohlenen Maß von ca 300 ml Kuhmilch am Tag, werden auch Milchprodukte, die in Speisen verarbeitet wurden, dazu gerechnet. Bspw in Kartoffelbrei, Pfannkuchen, Pizza, Auflauf, Kuchen und Gebäcken, Pudding, Milchschokoladenprodukte etc... Empfehlenswert sind ca 2 Portionen Trinkmilch am Tag. Morgens spendet die Milch schnelle Energie und füllt Reserven auf, ist einfach zu essen/trinken und abends fördert die Milch den guten Nachtschlaf. Damit deine Tochter Spaß am Essen hat, sollte deine Tochter hungrig sein. Evtl sind 5 Mahlzeiten zu viel für euch und 3-4 würden reichen. Das musst einmal beobachten. Und achte darauf, dass ihr nur am Tisch und nur zu den Mahlzeiten esst. Damit Hunger entstehen kann. Essen sollte immer freiwillig geschehen und darum sollte Essen Spaß machen. Spaß macht das Essen dann, wenn es lustig am Tisch zugeht und trotzdem eine liebevolle Strenge dafür sorgt, dass Tischmanieren und andere familieninterne Gebote befolgt werden. Eines dieser Gebote kann/sollte sein, dass kind etwas probieren sollte, bevor die Speise kategorisch mit "Nein" abgelehnt wird. Denn manch neuer Geschmack kann nur beurteilt werden, wenn tatsächlich (mit mehreren Sinnen wahrgenommen) probiert wurde. Zum Probieren reicht es schon aus, wenn es bspw nur mit den Lippen berührt wurde. Das Probiergebot gibt Kindern eine Chance aus einer kategorisch ablehnenden Haltung herauszufinden. Es gibt ihnen die Chance Neues zu entdecken. Und das klappt umso besser, je selbstverständlicher das Probieren neuer Speisen ist. Die Probiermenge darf dein Kind selbst bestimmen. Und es darf auch ablehnen, falls etwas optisch nicht zusagt. Als Eltern solltet ihr das wiederum kommentarlos akzeptieren. Zufällig habe ich gerade ein Buch (French kids eat everything + Getting to YUM, von Karen LeBillon) zu diesem Thema gelesen. Die Autorin beschreibt hierin sehr detailliert eine Methode, wie alle Kinder mittels Probieren neue Speisen lieben lernen. Deine Tochter isst ja durchaus mehr oder weniger gerne - nämlich dann, wenn es ihrer favorisierten Speisen gibt. Das ist auf jeden Fall positiv zu werten, weil deine Tochter über einen durchaus gesunden Appetit verfügt :) Es geht jetzt vielmehr darum, dass deine Tochter ein größeres Repertoire an Speisen kennen - und lieben lernt. Wenn deine Kleine beim Probieren immer wieder übrigens auch viele positive Überraschungen erlebt, wird sie neugierig werden. Lass deine Tochter beim Probieren darum vorrangig am Anfang auch viele lustige und leckere Dinge erleben, so dass ihre Bereitschaft Neues zu probieren wächst. Und macht das Spielchen auch mal umgekehrt - wie alt ist deine Tochter? - sie darf zusammen mit Papa etwas aussuchen, was du probieren "musst". Und dann richtest du ihr etwas, was Papa probieren muss. Bspw einen kleinen Klecks Senf mit Marmelade. Eine wichtige Lektion für ältere Kinder ist dabei auch das differenzierte Betrachten der LM. Frage nach: schmeckt es ungewöhnlich, aber trotzdem lecker? Schmeckt es einfach nur sauer und verzieht es automatisch die Mundwinkel? Vielleicht möchte man später doch noch mehr davon? Oder ist die Konsistenz komisch? Ältere Kinder können sich verbal gut äußern - wenn sie hierin sensibilisiert sind - indem sie ein Urteil abgeben, warum es ihnen nicht schmeckt. Nimm die Ablehnung einer Speise nicht persönlich, sondern akzeptiere die Reaktion. Und erkläre deiner Tochter bspw, dass sie dies vielleicht doch irgendwann mögen wird, wenn sie irgendwann bald noch einmal probiert und dass sie es vielleicht doch erst in vielen Jahren gerne essen wird, wenn sie älter ist. Das gibt Kindern eine Chance, langsam an etwas Neues herangeführt zu werden. Es erklärt, dass ein Nein auch irgendwann zu einem Ja umgeformt werden kann, dass sich das Geschmacksempfinden ändern kann. Die Autorin hat nach ihrer intensiven Recherche, vor allem durch persönliche Motivation u.a. diese Botschaft; Bringe langfristig viele Selbstverständlichkeiten durch eure (für alle Mitesser gleichermaßen gültigen) Regeln an den Esstisch - ohne dabei zu fordernd zu sein. Hilf deine Tochter dabei, neues Essen kennen zu lernen, schaffe dafür einen geeigneten Rahmen. Dieser Rahmen wird durch eure familieneigenen Regeln definiert. Diese Regeln helfen euch als Eltern, aber auch eurer Tochter. Ihr müsst nicht jeden Tag neue Methoden (er)finden, um eure Tochter vielleicht zu überreden, Neues zu probieren oder überhaupt von den angebotenen Speisen etwas zu essen.Bei einem ausreichend gesunden Speisenangebot ist auch kein Nährstoffmangel zu befürchten. Der Körper holt sich, was er braucht. Hilft dir das weiter? Also dann Grüße Birgit Neumann

von Birgit Neumann am 01.06.2017



Antwort auf: Essen für 3 jährige

Vielen Dank für diese umfangreiche Antwort :) Also wenn ich sie lassen würde würde sie einen ganzen Liter Milch am Tag trinken. Sie darf aber nur morgens einen Becher Milch trinken und abends isst sie bei dieser Hitze am liebsten nur Cornflakes. Das mit dem probierspiel finde ich spannend und was werden wir versuchen. Sie probiert nämlich gar nichts. Gestern habe ich eine Ananas aufgeschnitten und einfach auf den Tisch gestellt. Sie ist neugierig und guckt aber sagt sie mag das nicht. Heute habe ich Hühnerfrikassee gekocht aber auch das wurde nicht angerührt. Sie haben aber recht ich muss dann einfach konsequenter sein und nichts anderes anbieten. Wir zwingen sie nicht zum essen (wie auch?) Ubd üben keinen Druck aus. Sie muss nicht essen. Allerdings haben wir täglich Machtkämpfe weil sie nur Eis, Joghurt usw möchte Ich bleibe da konsequent aber mein Mann gibt leider oft nach. Was dann zu Streitereien zwischen uns führt.

von LooRelai am 01.06.2017, 19:39



Antwort auf: Essen für 3 jährige

Hallo LooReLai schau mal zwei Postings über dir. "Miaandme" hat eine ganz ähnliche Frage gestellt und ich habe ihr heute morgen nochmals sehr ausführlich geantwortet. Vielleicht kannst du aus dem Text auch einiges noch für dich verwerten. Ananas? Hmm, wie lecker - bei der 3. Ananas wird sie bestimmt mal mit essen. Es sei denn, sie ist ihr zu sauer. Frag sie mal, ob sie findet, dass sie sauer schmeckt? Oder ob sie ihr süß genug sei. Warte ab und gib ihr Zeit.... Verbacke die restliche Ananas in köstliche Ananas-Kokos Muffins. Diese wird sie essen, oder? Grüße

von Birgit Neumann am 02.06.2017