Frage: Ernährung

Guten tag mein sohn 2 1/2 beim Essen leider sehr wählerisch probiert nix neues u fast jeden tag ein Kampf haben sie Tipp für mich :(?ist sehr anstregend am liebsten nur Joghurt laugengebäck morgens u abends u mittags pommes Pizza Nudeln Reis u Erbsen Möhren oder chili con Carne mag er sehr gern Spinat auch aber das gesunde eher selten u neues klAppt gar nicht: (

von leandro amando am 12.10.2017, 12:46



Antwort auf: Ernährung

Hallo leandro amando im Alter deines Kindes sind diese und ähnliche Verhaltensweisen nicht ungewöhnlich. Die allgemeinen Ratschläge zum Thema legen den Fokus darum auf "Gelassenheit" seitens der elterlichen Erziehung. Mit etwa dem Beginn des 3. Lj entwickeln viele Kinder sehr spezifische und häufig sehr einseitige, monotone Vorlieben für bestimmte Speisen. Die Liste mit den weniger gemochten Speisen oder Zutaten nimmt bei sehr viellen Kindern stark zu. Das Ganze hat einen evolutionsbiologischen Hintergrund. Begegne dieser Situation darum, jetzt am besten mit einer liebevollen Strenge und Gelassenheit. Je weniger du dich sorgst, je weniger du deinen Sohn aktiv, d.h. mit Worten aufforderst bzw zum Essen animieren möchtest, und je weniger du sein Verhalten kommentierst, desto weniger nervenaufreibend wird diese Zeit für dich sein. Das Verhalten deines Sohnes löst natürlich Unmut auf beiden Seiten aus und erschwert damit ein unbeschwerte Esszeremonie. Das könnte sich in einer Negativspirale weiter verschlimmern und schlimmstenfalls in einem Machtkampf enden. Das wäre blöd. Gesunde Kinder werden bei einem ausreichenden Nahrungsangebot, das gewöhnliche Lebensmittel (bspw Brot, Erdbeeren, Käse, Würstchen, Gurken, etc =alle Lebensmittelgruppen beinhaltend)) beinhaltet, i.d.R. ausreichend mit allen Nährstoffen versorgt, so dass man als Eltern i.d.R. keinen Nährstoffmangel bei seinem Kind befürchten muss. Es gibt hierzu Studien, die bestätigen, dass Kinder bei einem ausreichenden Nahrungsangebot, sich durchaus, in der Wochenbilanz, ausgewogen ernähren. In den allgemeinen Empfehlungen wird darum vielmehr dazu geraten, Kindern einen gelassenen Blick auf das Thema Ernährung zuteil zu kommen zu lassen. Der Erziehungsauftrag sollte mehr in der Rolle des Vorbildes gelebt werden und weniger durch Worte geschehen. Essen sollte zur Selbstverständlichkeit werden. Essen sollte weder als Belohnung noch als Bestrafung und auch nicht gegen Langeweile eingesetzt werden. Und umgekehrt, sollte dein Kind Essen ebenfalls nicht als Bestrafung oder als Anlass für Machtspielchen (oder sonst was) betrachten. Kinder fordern uns Eltern immer wieder. Um dabei die Oberhand zu behalten, hilft es auch, Regeln aufzustellen. Damit lernt auch dein Kind bald gut umzugehen. Welche Regeln sind bei euch bspw für alle Beteiligten sinnvoll? Überlege einmal. Und Hunger ist der wichtigste Antrieb. Der beste Tipp, den ich dir darum geben kann, der zwar zugegebenermaßen für dich vielleicht schon etwas abgedroschen klingt, ist dennoch dieser: Als Mama bestimmst du das Essensangebot und dein Kind darf die Essmenge bestimmen. Bei Kuchen, Keksen und anderen Süßigkeiten oder (salzigen) Snacks darfst und solltest du die Menge bestimmen. Ausnahmen sind ab und zu erlaubt :) Mit 3 (möglichst) gemeinsamen Hauptmahlzeiten und ggf 2 ZMZ kann sich dein Sohn aus dem ausgewogenen, gesunden Speisenangebot ausreichend bedienen. Das klappt, nach einer Übungszeit (wenn er öfter mal hungrig vom Tisch aufsteht und keine Extras bekommt - bis zur nächsten Mahlzeit = Erfahrung= Lernen) bestimmt auch bald ganz gut. Das Angebot sollte aus gesunden, schmackhaften, leckeren Gerichten und Basics bestehen. Wenn dir die Methode zu hart erscheint, kannst du deinem Kind weiterhin häufiger auch die von ihm tolerierten Speisen servieren. Da du das jedoch eigentlich aber eben genau nicht möchtest. wäre es an der Zeit, die konkreten Änderungen anzugehen. Die Veränderung beginnt mit deinem Vorsatz: Als Mama bestimmst du das Angebot und dein Sohn darf bestimmen wie viel er davon isst - das bedeutet auch: Wenn dein Sohn nichts essen möchte (warum auch immer) oder nur wenig, dann wird er die versäumten Kalorien bei der nächsten Mahlzeit, und/oder bei der übernächsten nachholen. Du brauchst bei Nichtgefallen keine Alternativen zu bieten. Alles was es zum Essen geben wird .- bei diese Mahlzeit, das sollte bereits auf auf dem Tisch stehen - für alle!. So kann bspw immer Brot (und Butter) auf dem Tisch zur Verfügung stehen, in manchen Familien gehört bspw Ketchup oder Apfelmus, ein kaltgepresstes Öl oder eine Portion Nudeln, Reste vom Vortag etc, stets dazu... Eine andere Möglichkeit ist das Aufgeben aller zur Wahl stehenden Gerichte auf einen Teller, mit einem Probierlöffel daneben. Deine Sohn ist alt genug, um den Löffel zu nehmen, um zu probieren, falls er möchte. Du solltest auch dann möglichst nicht in Jubel ausbrechen, sondern eher interessiert nachfragen, ob ihm das denn schmeckt, oder ob er bspw findet, dass es zu salzig/süß/fad ist. Eine ehrliche Meinung erfragen. Und wenn es deinem Kind schmeckt, dann glaub mir, will er mehr. Vielleicht nicht sofort, aber doch beim nächsten Mal. Der Körper hat hier eine Erinnerungsfunktion. Geschmack wird nicht nur direkt beurteilt in gut/nicht gut. Geschmackseindrücke wirken nach. Erst wenn der Körper das gegessene Nahrungsmittel/Gericht verdaut und neben den Nährstoffen auch andere Inhaltsstoffe herauslöst, kann er deren Nutzen/Wirkung langfristig bewerten. Dadurch entsteht ein Geschmacksgedächtnis, das langfristig dafür sorgt, dass man Appetit auf bestimmte Speisen bekommt. Der Appetit regelt auch mit die richtige Auswahl der Speisen. Ich empfehle dir jetzt, dass du langfristige Wege gehst. Du brauchst dir nicht zum Ziel zu setzen, dass das Verhalten deines Sohnes morgen schon anders sein wird. Versuche in einem längeren Zeitraum zu denken, den du für die langsame Änderung nutzen willst. Vertraue darauf, dass es sich ändern wird. Je gelassener du alles betrachten kannst, desto eher wird sich sein Verhalten ändern. Es muss nicht dein Ziel sein, deinen Sohn dazu zu bringen, dass er alles isst. Es sollte besser dein Ziel werden, dein Kind am Esstisch mit Spaß und Freude, mit Hunger und Neugier, essen zu lassen. Das beginnt beim Decken des Tisches. Am Esstisch sollte eine ruhige und schöne Atmosphäre herrschen, die ausreichend Zeit lässt, die angebotenen Speisen zu betrachten. Zu riechen. Appetit schüren, durch den Anblick. Dazu zählt auch schönes Essgeschirr, evtl eine Tischdecke oder schöne Tischsets, ein paar Blümchen? Dass ihr das Abendessen gemeinsam vorbereitet ist schon ein guter Schritt, um seine Neugier zu schüren. Lass ihn auch bereits beim Zubereiten probieren. Frage ihn auch hier, ob er findet, dass mehr Salz, mehr Gewürz in die Sosse müsste? Oder frage ihn, ob er sich einen kreativen Namen für das Gericht ausdenken möchte? Vielleicht hilft im die Identifikation mit dem Gericht dabei, sich anzunähern, zu probieren und schließlich mitzuessen? Bringe auch ganz viel Routine an Tisch. Damit sich dein Sohn daran gewöhnen kann. Zum Thema Machtkampf, kannst du noch Frau Ubbens nach Tipps befragen. So, das waren jetzt eine Menge Informationen und Ideen, die dich inspirieren und dich hoffentlich ausreichend dazu ermutigen, (selbst) neue Wege zu gehen. Also dann ab jetzt wird alles besser :) Grüße Birgit Neumann

von Birgit Neumann am 15.10.2017