Ernährung und Speiseplan für 14 Monate altes Kind

Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Frage an Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

Frage: Ernährung und Speiseplan für 14 Monate altes Kind

Hallo Frau Neumann, Ich bin im Moment fast am Verzweifeln. Mein Sohn (14 monate) isst fast nichts, was ich selbst koche. Ich versuche nun mittlerweile seit 4 Monaten auf Familienkost umzustellen - ohne Erfolg. Wenn er mal einen guten Tag hat, dann isst er ein paar Löffel Reis oder Nudeln mit Soße. Aber in 95% der Fälle macht er nicht mal den Mund auf. Außer es geht um Brot... Das isst er ohne Murren mit sämtlichen Belägen die es gibt. Gerne auch 2 Scheiben. Oder er bekommt ein fertiges Menü von hipp o.ä. DA IST ER ALLES!!! Reis, Nudeln, Fisch, Fleisch, Gemüse... Die ganze Palette eben. Ich muss noch dazu sagen, er hat schon mit ca. 5 Monaten keine Flasche mehr (nur nachts) genommen, wollte gleich Stückchen Kost, außer Obst... Das muss ganz fein püriert sein. Das stückige hat er super und auch reichlich gegessen. Sein Speiseplan sieht im Moment so aus: 7:30 Uhr Frühstück (Brot, Semmel oder Toast mit und ca. 100ml 1er Milch) Zwischendurch mal nen Keks oder Obstgläschen (meistens mag er aber nix) 11:30 Uhr Mittag (Gläschen und etwas Obstgläschen als Nachtisch) Ca. 13 - 15:30 Uhr Mittagsschlaf 16 Uhr Snack (Keks, Grießbrei, Joghurt, Obst. Was gerade da ist) 19 Uhr Abendessen (Brot oder Semmel mit Belag, 1 fruchtzwerg) 20 Uhr schlafen Er kann doch nicht immerzu nur Brot oder Semmel essen. Und diese Gläschen sind ja auch keine Dauerlösung. Die Mengen, die er isst (also von den Sachen, die er mag), sind seit ca. 1 Woche auch winzig geworden, überall nur ein paar Löffelchen. Trotzdem schläft er durch. Er trinkt über den Tag verteilt so ungefähr 600 ml Wasser mit etwas Apfelsaft verdünnt. Ist das normal? Ich brauche dringend ein paar Tipps, ich zweifle schon an mir selbst. Mit freundlichen Grüßen Nina Pfadenhauer

von Ninja88 am 20.09.2014, 22:12



Antwort auf: Ernährung und Speiseplan für 14 Monate altes Kind

Hallo Ninja88 es kann belastend sein, wenn ein Kind nicht so essen möchte, wie man es erwartet und/oder sich wünscht. Du kannst dich aber ruhig entspannen, denn aufgrund deiner Speiseplanschilderung wird dein Kleiner im Hinblick auf Nährstoffe bestens ernährt. Dabei gedeiht dein Kind gut und schläft auch problemfrei durch. Du wünschst dir nun mehr Veränderung, mehr Vielfalt und du willst weg von den Babymenüs. Den letzten Punkt auf der Liste kannst du am einfachsten streichen: kaufe die Produkte nicht mehr. 1er Milch kannst du durch Kuhmilch ersetzen. Dein Sohn liebt Brot und dieses noch dazu mit allerlei Aufstrichen. Du kannst das ausnutzen und seine tägliche Ernährung auf Basis dieser Brotmahlzeiten erweitern. Irgendwann einmal hat dein Kleiner entdeckt, dass er Brot gerne mag. Er mag es kauen, er mag die konsistenz und es bekommt ihm offensichtlich gut. Auf diese Weise funktioniert das "essen lernen": durch langsame Gewöhnung. Kinder müssen neue Speisen langsam und allmählich kennenlernen, sie müssen neue Geschmackseindrücke sammeln und diese bewerten (unbewußt). Sie müssen neue Konsistenzen kennen lernen und diese akzeptieren*. Kleine Mengen reichen vorerst aus. Langsam und unmerklich lässt sich die Palette der Gerichte erweitern. Den Zeitpunkt dafür bestimmen oft unerwartete Momente und Situationen. Manchmal ist so eine Situation nicht der Esstisch, sondern vielleicht der Spielplatz, bei der Oma, im Urlaub, im Restaurant etc Mit Familienkost kannst du gemütlich weiter machen. Es geht gar nicht so sehr darum, Breimahlzeiten zu ersetzen, als viel mehr darum, diese zu ergänzen. Bei euch bietet Brot eine gute Basis auf der sich aufbauen lässt. Du musst deinem Kleinen nur Zeit geben, damit er sich umgewöhnen kann. Wenn er keine Breie aus dem Gläschen mehr bekommt, muss er sich langfristig an Neues heranwagen. Und das will er bestimmt auch. Das geht besonders gut, wenn er sieht was ihr als Eltern esst. Im Rahmen der Familienkost ist fast alles erlaubt. Das gemeinsame Mahl ist dabei besonders inspirierend. Zum Brot gibst du Nudeln und von deiner Speise. Schaffe auch ganz viel Routine und Wiederholungen und achte auch vermehrt auf das Erlebnis einer gemeinsam eingenommenen Mahlzeit. Denn Essen ist mehr als nur das Stillen von Hunger. Es sind auch kulturelle Erfahrungen, die sich am Esstisch manifestieren. Essen ist ein Erlebnis für alle Sinne. Ein reichhaltig gedeckter Tisch weckt die Neugier und fördert das soziale Lernen, das einen sehr großen Stellenwert in der Ernährungserziehung einnimmt. Das soziale Lernen basiert auf dem Nachahmungsinstinkt. Je mehr euer Kleiner bei euch Großen sieht, was und wie ihr esst, desto mehr möchte er dem nacheifern. Also dann Grüße B.Neumann *Kinder sind sog. Supertaster. Geschmackseindrücke und Konsistenzen (das Mundgefühl) werden viel intensiver erlebt als von erwachsenen Personen. Geschmacks-und Tastrezeptoren sind im ganzen Mundraum verteilt, nicht nur auf der Zunge. Krümeliges, Trockenes, Hartes, Bitteres etc wird intensiver erlebt. Ein Säugling besitzt ca 10000 Geschmackrezeptoren, Erwachsene nur noch etwa die Hälfte. Sehr alte Menschen mitunter nur noch ca 2000. Besonders den Geschmackseindruck bitter lehnen viele Kinder ab. Es wurde auch beobachtet, dass Babys, die HA-Nahrung bekamen, durchaus bitter schmeckende Lebensmittel akzeptieren. Auch die Intensität des Geschmackseindrucks süß wird von Kindern und Erwachsenen verschieden bewertet. Die sog. Reizschwelle für Süßes ist bei Kindern viel höher. Für die Praxis bedeutet dies: wenn du eine Speise als süß empfindest, ist das für dein Kind vermutlich gerade okay im Geschmack. Was du als viel zu süß bezeichnen würdest, bringt erst den Geschmackseindruck "süß" für dein Kind. Umgekehrt lehnt dein Kind bspw eine leicht bitter schmeckende Möhre ab, wohingegen du dies nicht als bitter schmeckend empfindest.

von Birgit Neumann am 22.09.2014



Antwort auf: Ernährung und Speiseplan für 14 Monate altes Kind

Hallo, danke für die Antwort. Die Tipps haben mir auf jeden Fall mut gemacht. Allerdings muss ich sagen, mittlerweile verweigert er auch die Hipp menüs am Mittag. An manchen Tagen isst er ein halbes, meistens aber nur 2-3Löffel. Dann geht der Mund überhaupt nicht mehr auf. Ich gebe ihm dann aber auch nichts anderes, in der Hoffnung, er versteht irgendwann, dass er nur das Essen bekommt. Auch das normale Essen abends akzeptiert er noch nicht. Er bekommt dann abends halt wieder sein Brot, wenn er mal wieder rumbockt, da isst er 2 Scheiben. das geht jetzt ca. 2 Wochen so. Jetzt hab ich natürlich Angst, dass er nicht gut genug versorgt wird. Und soll ich wirklich so radikal sein und ihm auch abends kein Brot mehr geben, sondern nur das, was wir essen? Welche Gründe kann es haben, dass er auf einmal nicht mal mehr die Gläschen essen will? Mfg Ninja88

von Ninja88 am 12.10.2014, 13:57