Frage: Durcheinander mit dem Essen?!

Liebe Frau Neumann, ich bin etwas ratlos, vielleicht mache ich die Sache auch komplizierter als sie ist. Meine Tochter ist nun 8 1/2 Monate. Mit dem Brei essen konnte sie sich nie richtig anfreunden. Beziehungsweise nimmt sie mir ein paar Löffel buchstäblichab. Sie mag es partout nicht, wenn man den Löffel in den Mund stecken möchte, sondern greift selbst danach und zieht ihn sich in den Mund. Das macht sie mit 4-5 Löffeln, dann nimmt sie ihn mir ab und schmeißt ihn weg. Ok, ich habe mich dann ein wenig zu BLW belesen und seitdem bekommt sie seit ca. 7 Wochen zum Frühstück immer einen Streifen Brötchen (Vollkorn) mit Butter oder eine Scheibe Gurke oder ein Obst. Das nimmt sie alles ersteinmal und gnatscht etwas daran rum, bis sie es auch wegwirft. Zum Mittag dann ähnlich. Ab und zu habe ich ihr mal ein bißchen Gläschen angeboten, aber von den Gläsern bin ich selbst nicht überzeugt. Hat dann auch nicht so gut geklappt, wie dann gegen 17Uhr der GOB. Den habe ich ihr vorerst immer mit Wasser gemischt gegeben. Davon nimmt sie mir dann auch ein paar Löffel ab, aber es landet eben auch viel daneben. Wie kann ich denn nun überhaupt weitermachen? Ich würde gerne zum Mittag was selbst kochen, aber dann müssten es ja drei verschiedene Mahlzeiten z.B. sein? Da eben nicht nur Fleischbrei jeden Tag ok ist. Und dann gebe ich ihr das auch erstmal in der Portion von zwei Eiswürfeln, da vorerst eh nicht mehr ausprobiert wird. Und mache ich das nun doch als Brei weiter oder nur Fingerfood? Aber davon wird sie ja nie satt werden. Also irgendwie fehlt mir die Vorstellung, wie sie ab 10 Monate bei uns richtig mitessen soll. Sie sitzt übrigens noch nicht selbst, ist also neben dem Küchentisch unten in der Wippe. Und ich stille sie oft, auch zum einschlafen, dadurch ist der Hunger wahrscheinlich nie richtig da. Irgendwie bin ich etwas verzweifelt, ob das bald anders wird. Vielleicht haben sie einen kleinen Fahrplan für mich und können mir Mut machen? Bezüglich Brot übrigens, ist dort ja heutzutage auch viel Zucker und Salz drin, dann lieber selber backen oder schadet das erstmal in den kleinen Mengen nicht? Liebe Grüße, Ina

von ulina1810 am 28.06.2015, 08:51



Antwort auf: Durcheinander mit dem Essen?!

Hallo Ina mit deiner Vermutung, dass dein Baby durchs Stillen zu satt sein könnte, hast du vermutlich recht. Beim Stillen können die eizelnen Stillmahlzeiten verschieden sättigen. Mit Beginn des 7. Lm sind die meisten Babys soweit, und wollen gerne Beikost. Manche Babys kommen schnell mit dem Löffeln zurecht, manche brauchen dafür etwas mehr Zeit - andere Babys - inzwischen immer mehr - wollen lieber alleine essen. - sie wollen keinen Löffel und sie möchten keinen Brei. Wobei die Kleinen bei dieser Art Beikost nicht wirklich essen, sondern die angebotene Nahrung eher spielerisch erkunden. Der Sättigungsaspekt ist dabei unerheblich. Beikost ist jedoch deshalb aus vielen Gründen wichtig - nicht nur zum Sattwerden. Du kannst deshalb ganz beruhigt sein. Deine Kleine ist mit Mumi und (wenig) Beikost bestens versorgt. Es geht bei der Beikost um Vieles mehr als nur um das Satt werden. Das hast du bestimmt schon gelesen. Es geht dabei auch um das spielerische Entdecken der verschiedenen sensorischen Eigenschaften von Lebensmitteln, das Loslassen von Mama etc. Mach dir nicht zu viele Umstände, um deine Kleine zum Essen ( oder um es richtig krass auszudrücken- zum Einverleiben von Kalorien, Vitaminen etc) zu bringen. Stelle das Erlebnis in den Vordergrund. Deine Kleine isst, ein paar wenige Löffel - aber sie isst. Das ist das, was zählt! UNd sie hat Spaß daran, selbständig zu "essen". Dieses Gepantsche ist eine Annäherung, die schon wichtig ist - ein erster Kontakt ist gegeben. Als Stillmama kannst du die Beikost ganz gelassen angehen. Bei der Beikost (von gestillten Babys) geht es nicht nur darum Brei zu geben, um Nährstoffe und Kalorien zuzuführen, sondern es geht viel mehr auch darum, neue Geschmackseindrücke, Esstechniken, Rituale, Konsistenzen und Nahrung i.A. kennen zu lernen, damit sich der Organismus langsam umstellen und umgewöhnen kann. Ziel ist es, deinem Baby zusätzlich zum Stillen neue Esseindrücke zu geben. Momentan spürt sie die Konsistenz der Nahrung auch noch im Beosnderen mit den Händen und der Zunge. Auch das sind erste wichtige Erfahrungen. Der persönliche Weg zu einer erweiterten Kostpalette kann bei jedem Baby verschieden verlaufen. NImm deine Kleine zum Essen auf deinen Schoss, so dass ihr auf Augenhöhe seit und sie dich (und Papa) besser beobachten kann. Statt Brei, kannst du ihr dünn mit Butter bestrichene Brotstückchen geben. Schneide die Rinde weg. Und etwas zerdrücktes frisches Obst, bspw Banane wird sie auch von einem Löffelchen essen. Einige wenige Löffel sind super. Wenn du irgendwann weniger stillst, wird deine Tochter auch mehr Hunger und Appetit entwickeln und mehr essen. Bis dahin sind kleine Mengen und Vielfalt ein erstes Teilziel. Du kannst noch Biggi Welter befragen, die dich sicherlich noch mehr überzeugen kann, dass alles gut ist, so wie es ist. Wenn du selbst backen möchtest: Dinkelbrot 300g Dinkel-Vollkornmehl 300g Weizenmehl Type 550 ½ Würfel Hefe 1,25 TL Salz 1 EL Zucker ca 350 -450 ml Wasser alle Zutaten zu einem Teig verkneten. Die Wassermenge langsam zugeben. Zu Beginn 300 ml Wasser zugeben und anfangen zu kneten. Wasser portionsweise zum Teig geben, so dass der Teig feucht, aber nicht zu nass wird. Der Teig sollte ca 10 min kräftig geknetet werden. Der Teig sollte nicht kleben, aber gut feucht sein. Zudecken und an einem warmen Ort mind 1/2 h gehen lassen. Den Teig vorsichtig aus der Schüssel (vom Backbrett) nehmen und auf eine bemhelte Fläche plumpsen lassen. Den Teig in Brotform (=Kastenform) bringen und in eine Kastenform (mit Backpapier) legen. Abermals zudecken und ca 1 h gehen lassen. Der Teig sollte in dieser Zeit mindestens idealerweise über den Rand der Form hinaus wachsen. Sonst mehr Zeit geben. Den Ofen auf 200° vorheizen. Eine große Auflaufform mit Wasser füllen und mit in den Ofen stellen. Den gegangenen Teig an der Oberfläche noch einmal befeuchten und im Ofen (unterste Einschubleiste) ca 55 min backen. Nach dem Backen aus der Form lösen, vom Papier befreien und auf einem Küchenrost auskühlen lassen. Sauerteig-Mischbrot 300g Roggenmehl 450g Weizenmehl Type 550 1 P Sauerteig (zb.von Seitenbacher) ½ Würfel Hefe 1 Naturjoghurt 1/2 TL Zucker Salz (ca 1,25 TL) ca 400-500 ml Wasser, ggf mehr Aus den Zutaten einen Teig kneten Die Wassermenge langsam zugeben. Zu Beginn 300 ml Wasser zugeben und anfangen zu kneten. Wasser portionsweise zum Teig, so dass der Teig feucht, aber nicht zu nass wird. Der Teig sollte ca 10 min kräftig geknetet werden. Der Teig sollte nicht kleben, aber gut feucht sein. Zudecken und an einem warmen Ort mind 1 h gehen lassen. Den Teig vorsichtig aus der Schüssel (vom Backbrett) nehmen und auf eine bemehlte Fläche plumpsen lassen. Den Teig in 2 Portionen teilen und jeweils zu einer Rolle formen. Teigrolle jeweils in eine Kastenform /Backpapier) legen. Zudecken und an einem warmen Ort mind 1 h gehen lassen. Der Teig sollte in dieser Zeit etwas bis unter den Rand der Form wachsen. Sonst mehr Zeit geben. Den Ofen auf 200° vorheizen. Eine große Auflaufform mit Wasser füllen und mit in den Ofen stellen. ca 55 min backen. Nach dem Backen aus der Form lösen, vom Papier befreien und auf einem Küchenrost auskühlen lassen. Gib deinem Baby ruhig, auf deinem Schoss sitzend, immer wieder die Möglichkeit, stückige Beikost und Familienkost kennen zulernen. Biete ihr weich gegarte Obst-und Gemüse-Kartoffelstückchen (auch Brokkoliröschen bspw) zum Essen an. Ca fingerlange Gemüsesticks (weich gegart) kann deine Tochter gut in die Hand nehmen und selbständig ablutschen, ggf essen. Diese weichen Sticks/Stäbchen können die Kleinsten mit der ganzen Hand umschliessen - um die Hand schliesslich an den Mund zu führen, den Geschmack, die Konsistenz spielerisch kennen lernen. Zubereitung babygerechter Gemüsesticks: Schneide aus rohen Gemüsesorten (bspw Möhre, Pastinake, Kohlrabi, Zucchini, Kürbis, Süßkartoffel, Kartoffeln, auch: Brokkoliröschen, Blumenkohlröschen) oder Obstsorten Apfel (nur gedünstet), Birne fingerdicke ca 8-10cm lange Stücke. Gare sie (dampfgaren oder in wenig Wasser dünsten) ohne Zusätze sehr weich. Fertig ist das Fingerfood. Also dann Hast du noch Fragen? Grüße B.Neumann

von Birgit Neumann am 29.06.2015



Antwort auf: Durcheinander mit dem Essen?!

Super, vielen lieben Dank für die tolle und ausführliche Antwort. Die mich im übrigen sehr bestärkt. Ich habe mich eben auch nur gewundert, dass sie nicht mehr Interesse hat, nachdem wir bereits so lange "üben". Aber es liegt garantiert am satt sein. Erlaube mir noch die eine Nachfrage: Aber wie können die Milchmahlzeiten weniger werden, wenn sie nie dazu kommt mehr zu essen und dann weniger bei mir trinkt?? Die Rezepte sind wunderbar. Das probieren gleich einmal aus. Liebe Grüße, Ina

von ulina1810 am 29.06.2015, 20:00



Antwort auf: Durcheinander mit dem Essen?!

Hallo Ina ja, das ist gewissermaßen vertrackt, das stimmt schon. Aber irgendwann wird deine Kleine entweder von ganz alleine das Essen am Tisch für sich entdecken und dadurch weniger gestillt werden wollen. Oder du machst irgendwann evtl selbst einen "Cut". Noch ist dein Baby erst 8,5 M und zeitlich alles im Lot. Babys entwickeln sich. Was heute unmöglich scheint, kann morgen plötzlich als normal gelten. Warte noch ein wenig ab. Der nächste Wachstumsschub steht bevor. Wende dich ggf noch an Biggi Welter. Als Stillexpertin kann sie dir evtl auch erklären, ob und wie man/du das Stillen beeinflussen könntest......falls nötig. Grüße B.Neumann

von Birgit Neumann am 30.06.2015