Hallo,
1.) meine Tochter, fast 15 Monate, ist recht wählerisch geworden.
Sie mag keine Milch, ich habe schon alles probiert, auch Getränkepulver. Milchbrei, hat sie früher gern gegessen, isst sie nicht mehr. Keinen Reisbrei, keine Milchnudeln, keine Grießschnitten etc.
Käse und Joughurt (dieser nur in kleinen Mengen) gehen aber und ich versuche ihren Milchbedarf damit zu decken. Ist das ok?
2.) Mittags mag sie eigentlich am liebsten Nudeln und Tomatensaucen in allen Variationen. Kartoffeln und Gemüse z. B. Karotten gehen zurzeit gar nicht mehr. Auch nicht als Kartoffelbrei etc. Auch keine Gemüsesticks. Die gingen aber auch noch nie. Dazu kommt, dass sie das was sie in der einen Woche noch möchte in der kommenden schon ablehnt.
Wie gehe ich denn da in diesem Alter am sinnvollsten vor. Immer wieder anbieten und wenn es nicht gegessen wird, eine sichere Alternative anbieten? Ich kann allerdings auch nicht immer zweimal kochen und Gläschen isst sie auch nicht mehr unbedingt. Ich gebe ihr dann meistens Brot. Das liebt sie. Bedeutet aber auch, dass sie dann manchmal 3 mal am Tag Brot isst. Ist das ok? (Obst bekommt sie natürlich auch noch.)
Danke!
Mitglied inaktiv - 13.03.2015, 19:58
Antwort auf:
Baby ißt nur bestimmtes Gemüse und mag keine Milch
Hallo Fiona123
Joghurt und Käse sind prima als Milchersatz. 100ml Joghurt oder je 15g Schnittkäse bzw 30g Weichkäse ersetzen ca 100ml (Trink-)Milch.
Es ist auch völlig in Ordnung, wenn deine Kleine momentan am liebsten Nudeln mit Sossen isst. Viele Kinder in diesem Alter haben zeitweise starke Tendenzen zu einer eher monoton erscheinenden Speisenauswahl. Diese Phasen gehen vorüber. Die Familienkost dauert und kann manchmal etwas anstrengend für die Eltern sein. Doch die Kleinsten entdecken Essen auf ihre individuelle Weise. Sie müssen sich mit vielen Speisen vertraut machen - in ihrem Tempo. Damit sich dein Kind gut satt essen kann, machst du es auch genau richtig, in dem du ihr Brot als Ergänzung reichst. Das kennt deine Tochter gut und isst es gerne. Mit dieser sicheren Basis kann sie nun neue Essexperimente wagen. Ein reichhhaltig und schön gedeckter Esstisch ist dafür sehr empfehlenswert. Denn er bietet viele Anreize zum Entdecken neuartiger Speisen und noch vieles mehr - Farben für die Augen, Gerüche für die Nase, Aromen und Geschmack für den Gaumen, verschiedene Konsistenzen für den Tastsinn - vor allem dem Tastsinn im Mund. Wenn deine Tochter etwas Neues für sich entdeckt, dann mag es sie es offensichtlich eine Weile gerne essen - bis etwas Neues kommt.
Lass deine Tochter einfach immer und immer wieder neue Speisen probieren, so lange und immer wieder, bis sie sich an die meisten Sachen gewöhnt hat und mit isst.
Das Fachwort dazu heisst: "soziales Lernen". Es basiert auf dem Nachahmungsinstinkt. Je mehr euer Kind bei euch Eltern sieht, was und wie ihr esst, desto mehr möchte sie dem nacheifern. Dazu ist es gut, wenn es immer wieder die gleichen Sachen gibt. Denn der Gewöhnungseffekt kann dauern.
Koche stets auch solche Sachen (kleinkindgerecht), die du und Papa gerne essen. Das ist eure Familientradition, eure Esskultur. Diese kulinarischen weitläufigen Erfahrungen prägen die Kinder langfristig. Sie müssen sich ein Geschmacksgedächtnis aufbauen. Das braucht Zeit. Es bildet die Basis für den später resultierenden Appetit.
Koche einfach so, dass es mit den Extras nicht auffällt und dir keine besonderen Mühen macht. Brot ist bspw eine Alternative, Nudeln eine andere. Reste vom Vortag sind ebenfalls gut, gib ggf noch etwas Brei dazu. Es ist sinnvoll, wenn du die täglichen Mahlzeiten nicht als Herausfoderung siehst und quasi "hoffst", dass deine Tochter diesmal von den angebotenen Speisen essen wird. Lebe besser selbstverständliche Routine, Rituale und isst selber gut und gerne - sei ein Vorbild. Besonders schön hat das einmal der bekannte dänische Familientherapeut, Jesper Juul, formuliert. Er bezeichnet Erziehung als "Osmose", Erziehung ginge vielmehr durch die Haut. Mehr als durch Worte gesprochen zählt die Haltung, die innere Einstellung - all das nähmen die Kleinen viel stärker wahr als Worte. Das Vorleben steht bei ihm an erster Stelle - persönliche Maßstäbe und Überzeugungen - unausgesprochen - prägen, nach seiner Vorstellung, die Kinder vor allem.
Aber ich glaube, du machst das alles schon genau richtig, so wie du eure Sitution beschreibst....oder?
Ich gebe dir hier mal noch eine kleine Orientierung über Essmengen, die für 1-jährige passen. Es handelt sich um eine grobe Orientierungshilfe.
Übliche Verzehrsmengen für etwa 1-jährige sind folgende:
Frühstück:
1/2 Scheibe Butter (Butter/Margarine) mit Belag oder ohne, dazu Milch
oder statt Brot ein Milchbrei/Kindermüsli
ZMZ: Obst ggf Brot o.ä.
Mittagessen: Familienkost und Stückchen von Nahrungsmittelbasics
ZMZ:Obst, Getreide, Kuchen oder Kekse (wenig süß) oder Fruchtriegel
Abendessen: wie Frühstück plus fein geraffelte Rohkost
das tägliche Essen* sollte bestehen aus:
Reichlich Getreideprodukte wie Brot, Nudeln, Reis etc
reichlich Obst und Gemüse, etwa 5 P am Tag
gefolgt von Milch- und Milchprodukten (ca 300 ml am Tag)
dann Fleisch, Fisch, Eiprodukte
schliesslich noch einen sehr kleinen Anteil an Fetten und Ölen
am wenigstens sollte der Anteil Süßigkeiten sein
ausreichend Getränke, Wasser
*bzw der Wochenplan
Konkrete Zahlen lauten in etwa so:
80g Getreide/Brot
120g Kartoffeln (bzw Reis**, Nudeln etc)
120g Gemüse
120g Obst
300ml Milch, Milchprodukte
30g Fleisch/Wurst
1-2 Eier pro Woche
25g Fisch pro Woche
15g Streichfett/Öl
geduldet sind ca 10% Süßigkeiten am Gesamtanteil der zugeführten Energiemenge*
(*tägl Energiemenge ca 950 kcal)
Quelle: FKE, DO, 2006
die Angaben entsprechen OptiMIX
- ** Reis u. a. Getreidebeilagen
- 100 ml Milch entsprechen ca 15 g Schnittkäse/30 g Weichkäse
- je 100 kcal = 1 Kugel Eiscreme / 45 g Obstkuchen /4 Butterkekse /4 EL Flakes /4 TL Zucker /2 EL Marmelade / 30 g Fruchtgummi oder 20 g Schokolade/ 10 Stck. Chips / 1 Glas (200 ml) Limonade, Fruchsaftgetränk
Es ist gut sich an den üblichen Empfehlungen zu orientieren. Es ist aber nicht notwendig, Mengen bei gesunden Kindern täglich zu kontrollieren. Die Mengenangaben können auf eine Woche hochgerechnet werden. Denn häufig ist es so, dass auf scheinbare Fastentage, Tage an denen ein Kind nur lustlos im Essen stochert, sog. Freßtage folgen, Tage an denen ein Kind schier unersättlich scheint - und umgekehrt. Im Mittelmaß bleiben die Mengen in etwa gleich. Auch Wachstumsschübe gehen mit größerem Appetit und entsprechend größeren Essmengen über einen begrenzten Zeitraum einher.
Je jünger die Kleinen sind, desto aufgeschlossener sind sie diesen neuen Angeboten. Mit etwa 18 Lm schränkt sich der Erfahrungshorizont in Essensfragen immer weiter ein, die Auswahl der gemochten Speisen wird meist kleiner. Erst mit 6-8 Jahren und später ab etwa 12 Jahren werden wieder gerne neue Essabenteuer angegangen.
Grüße
B.Neumann
von
Birgit Neumann
am 16.03.2015