Hallo Frau Neumann,
jetzt muss ich mich auch mal mit einer Frage an Sie wenden. :-)
Mein Sohn ist am Montag (17.08.2015) genau 6 Monate alt geworden. Am Samstag davor haben wir mit Möhrenbrei mittags angefangen. Die ersten Versuche waren recht zurückhaltend und er war nicht wirklich ein Fan davon. Mal hat er ein paar Löffel gegessen, mal keinen einzigen. Anfangs hat er gewürgt und das Gesicht verzogen. Das Würgen konnte ich durch Veränderung der Konsistenz (flüssiger) umgehen.
Ich habe es erstmal weiter probiert und habe nun gestern das erste Mal Kartoffeln mit dazu gemischt, in der Hoffnung, dass es den Geschmack für ihn etwas verbessert. Er hat allerdings jeden Löffel verweigert. Es ist auch wirklich schwierig für mich, da er derzeit nur an der Brust einschläft und sich dann in dem Zuge satt trinkt. Es ist also schwierig im richtigen Moment zwischen "hungrig" und "müde" zu unterscheiden, da es bei ihm oft am Tag zusammen kommt.
Da er heute wieder nicht essen wollte, habe ich es mal mit gequetschter Banane in etwas Wasser versucht und siehe da, er öffnete zumindest ein oder zwei mal das Mündchen und fand es anscheinend recht lecker. Nun soll er ja aber neue Lebensmittel über mehrere Tage bekommen.
Ich würde also morgen und übermorgen nochmal ein paar Löffel gequetschte Banane geben und diese dann die nächsten Tage mit Getreideflocken zum GOB anrichten. Dazu habe ich Vollkornflocken von Milupa, weil ich mir bei Flocken völlig unschlüssig bin, welche gut sind und worauf ich achten sollte. Sind die ok? Da sind verschiedene Flocken drin und ich denke zum Probieren ist das doch bestimmt nicht gut, da ich Auffälligkeiten ja nicht mit einem bestimmten Lebensmittel in Verbindung bringen kann oder?
Im Anschluss daran würde ich dann einfach gerne den MGB einführen, da ja als neues Lebensmittel quasi die Milch dazu kommt. Ich möchte auch gerne schon alternativ starten, damit wir eine neue Essenssituation schaffen und er die schlechten Erfahrungen nicht auf das Essen generell überträgt.
Ich weiß, dass es in anderen Kulturen durchaus üblich ist mit einem Getreidebrei zu beginnen statt mit Gemüse. Da wir nun aber auch sehr spät starten, mache ich mir Gedanken, ob es Probleme gibt, wenn er so lange kein Fleich bekommt (wegen Eisenbedarf). Er wird natürlich parallel noch gestillt. Ich möchte jetzt aber nicht mit noch mehr Gemüse experimentieren, weil es so schon beim Essen Tränchen gab und ich möchte ihm kein "Trauma" verpassen. Daher möchte ich es etwas lockerer angehen.
Ist das so ok oder könnte es zu einer Unterversorgung kommen?
Vielen Dank!
Liebe Grüße
Fin
von
Finrya
am 21.08.2015, 13:39
Antwort auf:
Alternativer Beikoststart (GOB ->MGB -> GKF)
Hallo Finrya
ich schlage dir vor, dass du erst einmal tief durchatmest. Und dann machst du eine Art ReSet. Vergiss das Meiste, was du bisher zum Thema Beikost zusammen getragen hast und beginne noch einmal ganz von vorn.
Gib auch deinem Baby zwei bis drei Tage Zeit.
Der Beginn der Beikost ist für dein Baby ein großes Abenteuer. Nicht nur der Geschmack ist Neuland für dein Baby, sondern alles Drumherum - der Löffel, die Konsistenz, der Sitzplatz, evtl die größere, räumliche Entfernung zu Mama...
Hast du vielleicht schon einmal etwas von "baby-led-weaning" gehört?
Bei dieser Art der Beikosteinführung kommst du ganz ohne Brei und Löffel vorwärts. Stillen nach Bedarf reiche dabei aus. Statt Brei könnten Babys sofort festere Nahrung kennenlernen. Sinn und Zweck ist dabei mehr das Kennenlernen einer anderen Konsistenz und einem neuartigen Geschmack. Sattwerden sei dabei zweitrangig. Für Stillbabys (die nach Bedarf und ausreichend und oft gestillt werden) ist das ganz akzeptabel, für nicht gestillte Babys in der vollen Ausführung jedoch nur weniger gut geeignet.
Es sollte einiges dabei beachtet werden: bspw sollte dein Baby selbständig und gut sitzen können.
Ich kann diese Methode nicht ganz vorbehaltlos empfehlen, will dir diese Möglichkeit allerdings auf jeden Fall beschreiben. Für Babys, die Löffelkost und Brei nicht gut akzeptieren und gleichzeitig gut entwickelt sind, ist das eine gute Möglichkeit, Beikost in den Essalltag zu integrieren.
Diese Art der Beikosteinführung lässt viel Raum für Individualität.
Babys, die diesen Weg von der Milch zur Beikost wählen, gibt es immer häufiger. Wenn nach Bedarf gestillt wird, ist diese Methode eine gute Möglichkeit die Kleinsten von Beginn an in den Essalltag zu integrieren. Einer neuen Studie zufolge, soll diese Art der Beikosteinführung, d.h. wenn Babys die Art und Menge der Beikost selbst bestimmen, also buchstäblich alles selbst in die Hand nehmen, vor (späterem) Übergewicht schütze. Mit dieser Methode würden gesunde Essgewohnheiten gefördert. Allerdings seien für de Untersuchung nur etwa 150 Babys beobachtet worden. Eine allgemeingültige Empfehlung könne man deshalb noch nicht aussprechen. Auch mögen nicht alle Babys Fingerfood und stillen nach Bedarf sei für diese Beikost wichtig.
Als kombinierte Form zur Breikost ist das eine gute Idee. Und viele Babys finden das richtig gut. Aber es sollte individuell gehandelt werden. Stückchen in der Beikost nach Bedarf, - ja - wenn es gut ankommt. Mit dem klassischen Konzept der Breieinführung mittels Löffel liegst du trotzdem richtig. Der Rest kann individuell dazu kommen.
Probiere es evtl einfach einmal aus.
Vielleicht kann sich dein Baby über diesen Umweg doch bald auch an Brei gewöhnen? Denn satt werden Babys mit Fingerfood nicht, Es geht dabei um das Kennenlernen, um "Beikost" im wörtllichen Sinn - d.h. zusätzlich zum Stillen.
Beim Stillen hast du keine Kontrolle darüber, wie energiereich eine Stillmahlzeit ist. Appetit und Hunger variieren dadurch und unterliegen zu den Beikostzeiten daher größeren Schwankungen. Gut und wichtig ist bei nach Bedarf gestillten Babys vor allem das Anbieten von Beikost, Fingerfood und Familienkost. Und das Interesse an fester Kost, sowie an Familienkost hat deine Kleine, wie du schreibst, auf jeden Fall. Es ist im Prinzip also alles in Ordnung.
Um mehr zu essen, fehlt vermutlich schlicht der Hunger...
Wenn dein Baby gut gedeiht, sich gut entwickelt, der KiA zufrieden ist, bräuchtest du vorerst noch gar nicht all zu viel zu verändern.
Mache ruhig mit dem Bananenmus weiter. Das mag dein Kleiner und er kann damit vielleicht doch noch Freundschaft mit Löffel und Brei schliessen. Diese Kombination kannst du eine ganze Weile genau in der Form geben.
Zubereitung vonbabygerechten Gemüsesticks:
Schneide aus rohen Gemüsesorten (bspw Möhre, Pastinake, Kohlrabi, Zucchini, Kürbis, Süßkartoffel, Kartoffeln, auch: Brokkoliröschen, Blumenkohlröschen) oder Obstsorten Apfel (nur gedünstet), Birne fingerdicke ca 8-10cm lange Stücke. Gare sie (dampfgaren oder in wenig Wasser dünsten) ohne Zusätze sehr weich.
Fertig ist das Fingerfood.
Vorraussetzung für diesen Selbstbedienungsteller ist immer: dein Baby muss selbständig sitzen können.
Diese Sticks sind ein Erlebnis und zum Sattessen am Anfang nicht geeignet. Sie sind eine Bereicherung zur Mumi und führen zaghaft an feste Kost heran. Nur wenn sich dein Baby noch häufiger verschluckt (manche Babys neigen dazu) dann solltet ihr das Abenteuer besser aufschieben.
Ganz wichtig für die Akzeptanz ist auch, dass du 100% überzeugt handelst. Wenn du möchtest, dass dein Baby Beikost isst, musst du zunächst selbst überzeugt davon, dass du das Richtige tust.
Es kommt durchaus häufiger vor, dass gestillte Babys die Beikost vom Löffel weniger gut annehmen. Beikost kannst du aber auch ruhig wörtlich nehmen und zusätzlich zum Stillen mit deinem Baby das Abenteuer Beikost spielerisch beginnen.
Vielleicht kann sich dein Baby über den Umweg doch noch an Brei gewöhnen? Denn satt werden Babys mit Fingerfood nicht, Es geht dabei um das Kennenlernen, um "Beikost" im wörtllichen Sinn - d.h. zusätzlich zum Stillen.
Mit Stillen nach Bedarf wird dein Baby gut und ausreichend versorgt. Führe deinen Kleinen an neue Esserfahrungen heran, gib Beikost spielerisch. Beobachte dein Baby und reagiere darauf.
Für die Zeit der Gewöhnung an Brei, kann es hilfreich sein, zu Beginn jeden Tag exakt gleich schmeckende Breie mit exakt identischer Konsistenz zu füttern. Nach Bedarf gestillte Babys haben auch meist nicht nach der Uhrzeit Hunger. Versuche es deshalb doch auch einmal zu einem anderen Zeitpunkt mit dem Löffel - bspw nachmittags? Und nimm einen sehr flachen Baby-Löffel.
Ich empfehle dir ausserdem das Buch von Edtih Gätjen: Lotta lernt essen.
Hierin erfährst du ganz viele konkrete Hifestellungen für einen entspannten Beginn und die weitere Zeit der Durchführung.
Viel Spaß
Grüße
B.Neumann
von
Birgit Neumann
am 22.08.2015