Frage: 5-Jähriger meckert am Essen herum

Hallo! Mein Sohn(5 3/4) meckert an fast jedem Essen herum. Wenn es nach ihm ginge, würde er sich bei den warmen Mahlzeiten nur von Kartoffelbrei ernähren. Unsere Tochter ( fast 4) probiert dagegen alles und das meiste isst sie gerne und reichlich. Wenn ich Nudeln koche, darf ich sie ihm nur ohne jegliche Soße geben und dann isst er sie mit Verachtung. Mich belastet das zunehmend, da ich schon immer gerne und nach Aussage meines Umfelds auch sehr gut gekocht habe. Ich mach schon "Späße" mit meinem Mann darüber(natürlich heimlich), dass mein Sohn der einzige ist, der mal zu seiner Frau sagen wird, dass sie tausendmal besser als seine Mutter kocht. Im Kiga will er jeden Tag die gleichen Sachen in seine Brotzeitbox: Gurken, rote Paprika, etwas Käse und ein kleines Kaubonbon. Viele Mütter wären sicher froh darüber, wenn ihr Kind so bereitwillig Rohkost essen würde. Ich mache mir aber langsam Sorgen um eine zu einseitige Ernährung. Frühstück: Nutellabrot und Kaba(früher immer Müsli, aber das will er jetzt nicht mehr) Kiga: Rohkost und Käse Mittags: generell wenig außer bei Mehlspeisen, Pommes, Nudel Suppe, Kartoffelbrei, gegrilltem Hühnchen, Knödel mit Soße und Fisch Nachmittags Obst oder Kuchen Abends: meist Brot, Wurst und Käse mit Tomaten, Gurken usw.(Brot aber nie belegt, sondern trocken zu den anderen Sachen dazu) Oder warmes Familienessen bei dem er auch nicht besonders viel isst und dauernd etwas auszusetzen hat. Vom Gewicht her ist er völlig altersgerecht. In Gaststätten schlingt er Schweinebraten und Co in sich hinein als wäre er am Verhungern, aber zuhause lässt er das Fleisch meist ganz weg und isst die Beilagen ohne Soße. Gemüse verweigert er auch gekocht völlig. Langsam weiß ich nicht mehr weiter. Will er mich mit seinem Verhalten einfach nur ärgern? Muss er sich nicht abwechslungsreicher ernähren? Oder soll ich auf ihn eingehen und noch öfter Alternativessen für ihn anbieten? Das mach ich gelegentlich, z.B. wenn es Spaghetti Bolognese gibt, die seine Schwester so liebt, er aber nicht ausstehen kann. Vielen Dank im Voraus und Entschuldigung wegen des langen Textes!

von Weltenburgerin am 02.09.2014, 11:45



Antwort auf: 5-Jähriger meckert am Essen herum

Hallo Weltenburgerin es ist schon gut möglich, dass dein Sohn über sein Essverhalten Ausfmerksamkeit auf sich lenken möchte. In diesem Fall kann dir Frau Ubbens im Nachbarforum bestimmt ein paar gute Tipps geben. Ich kann dir generell nur raten: hab einfach ein bisschen Geduld. Je weniger du die Eigenheiten deines Sohnes thematisierst, desto besser. Als Mutter ist man schnell ratlos und besorgt, wenn der Nachwuchs nicht so isst, wie man sich das wünscht. Kinder wissen nichts von Ernährungsempfehlungen und essen einfach was schmeckt - oder wenn sie hungrig sind. Jedes Kind is(s)t unterschiedlich. Manche Kinder essen gern und viel und einfach alles bis auf wenige Ausnahmen. Manche Kinder essen wenig und sind dabei oft noch sehr mäkelige Esser. Nicht alle Kinder mögen alle Obst-und Gemüsesorten gerne essen. Manche essen gar nichts und manche haben zwei bis drei Lieblingssorten. Andere Kinder mögen Fleisch nicht so gerne essen und wieder andere verabscheuen Milchprodukte. Was du schreibst, beklagen übrigens nicht wenige viele Mütter: Das Kind möchte nicht das essen, was Mama will. Und das ist auch kein Phänomen der neueren Zeit. Nein, es war schon immer so. Auch zu Großmutters Zeiten, und auch während der sog. Hungerjahre, als Nahrung knapp war. Vom ernährungsphysiologischen Standpunkt aus betrachtet ist eine solche Phase völlig unproblematisch. Auch Phasen stark einseitiger Ernährung gehen vorüber. Der Körper will irgendwann wieder etwas anderes. Man nennt das spezifisch sensorische Sättigung. Das mäkelige Verhalten löst allerdings Unmut auf beiden Seiten aus und erschwert die tägliche unbeschwerte Esszeremonie. Und dein Kind isst doch übrigens bestens, wie du in ein paar Beispielen erwähnst. Eine Extramahlzeit brauchst und solltest du nicht kochen. Evtl dann, wenn du weisst, dass er das angebotene Essen definitiv nicht essen wird. So wie du es am Beispiel der Bolognese schreibst. Diese "Extrawurst" sollte für alle anderen bei Tisch ebenso verfügbar sein. Es bietet Wahlmöglichkeiten und verliert den Status des "Besonderen". Es kann sinnvoll sein, wenn du deinem Sohn ein wenig Wahlfreiheit einräumst. Er könnte bspw wählen, aus einfachen Dingen, die sowieso selbstverständlich immer auf dem Tisch stehen. In Frankreich ist das bspw Baguette. Das können bei euch bspw Nudeln, Brot oder Reis sein, bzw irgendwas anderes, das natürlich auch mal wechseln kann :-) Will er Salat lieber ohne Dressing, dann sollte er ihn bekommen, kommentarlos. Mach dir nicht zu viel Stress. Es sollte sich kein Machtkampf aus dieser Angelegenheit entwickeln. Dein Kind isst, das ist gut. Er isst nur nicht die Dinge, die du dir wünschst, dass er sie isst. Findet einen Kompromiss. Du kochst und jeder soll sich bei Tisch satt essen dürfen. Oft ist es aber schwierig den Geschmack aller Beteiligter zu treffen. Jeder hat seine persönlichen Abneigungen und Favoriten. Hilfreich kann sein, den Gerichten phantasievolle Namen zu geben, die zu dein Interessen deines Kindes passen. Welche "Helden" mag dein Kind? Benenne die Gerichte entsprechend. Zutaten bspw als Bild (Gesicht z.B.) auf den Teller legen. Dann können zuerst die Augen von einem "Gesicht" gepickt werden, dann die Nase und die Haare... Sind die Teller schön angerichtet, übersichtlich gehalten, mit kleinen Portionen, dann animiert das meistens eher zum Essen. Statt einem Berg grüner Erbsen lieber mal nur Erbsen als Deko (als Blümchen) auf den Teller tun. Wenn es dem Kind schmeckt, kann nachgelegt werden. Besonders die Väter sind übrigens die Vorbilder in Essensangelegenheiten. In einer Studie wurde herausgefunden, dass Kinder eher ihren Vater in Essensangelegenheiten imitieren als die Mutter. Aber auch dann gilt: Probieren lassen und entscheiden lassen. Jeder Mensch hat seine persönliche Vorlieben und Abneigungen - das muss man respektieren. Also, Kopf hoch, wenn er nicht mit essen mag, weil er es nicht mag, dann einigt euch auf eine Alternative. Finde dabei die Balance zwischen Extrawurst und echtem Bedürfnis. "Kategorisches Ablehnen" einer Speise sollte durch "generelles Probiergebot" abgelöst werden. Grüsse B.Neumann

von Birgit Neumann am 04.09.2014