Frage: 3 jähriges Kind isst kaum etwas

Sehr geehrte Frau Neumann, unsere Tochter ist im Juli 3 geworden und isst seit ca. einem Jahr fast ausschließlich trocken Brot/ Brötchen etc. und Jägerschnitzel. Sie war vorher eine ganz gute Esserin und hat auch nach der Breizeit gut gegessen. Mit der Zeit wurde es allerdings immer weniger, was uns aber noch keine Sorgen machte, So etwas hört man ja öfter, dass Kinder eine Sache nicht mehr mögen und dafür dann lieber etwas anderes. Bei unserer Tochter wurde es leider nur weniger, bis sie fast nur noch trocken Brot und Jägerschnitzel gegessen hat. Sie möchte auch nichts anderes probieren und auch wenn wir in der Eltern-Kind-Gruppe zusammen gekocht und gegessen haben hat sie das nicht interessiert. Sie wollte trotzdem nichts anderes probieren. Lediglich etwas Butter uns Salz isst sie mal auf dem Brötchen und am Wochenende zum Frühstück auch Nutella. Seit 3 Wochen geht sie nun in den Kindergarten und auch dort möchte sie nichts essen. Meist isst sie nichts zum Frühstück (es sei denn sie bekommt mal ein trockenes Brötchen) und auch nicht zum Mittag. Erst zum Abend isst sie dann bei uns zu Hause etwas. Vom gesundheitlichen Standpunkt aus gesehen ist alles in Ordnung. Sie wiegt knapp 16kg bei einer Größe von 1m. Letztes Jahr im Oktober wurde ihr beim Kinderarzt Blut abgenommen und festgestellt, dass sie keine Mangelerscheinungen hat. Ich habe den Erziehern im Kindergarten schon bescheid gesagt, dass es nicht schlimm ist wenn sie weder Frühstück noch Mittag isst. Sie ist trotzdem aufgeweckt und spielt mit den Kindern und macht auch alles mit im Kindergarten. Wir wissen leider alle nicht wie wir die Kleine dazu bekommen sollen auch mal etwas anderes zu essen. Ich hatte Hoffnung, dass es besser wird wenn sie sich im Kindergarten gut eingelebt hat und mit den anderen Kindern zusammen am Tisch sitzt. Aber bis jetzt ist noch keine Besserung in Sicht. Wir lassen uns ihr Essen immer einpacken und nehmen es mit. Aber auch wenn ich es ihr zum Abend nochmal geben würde, würde sie es nicht essen und lieber so ins Bett gehen auch wenn sie den ganzen Tag nichts gegessen hat. Vielleicht haben sie ja einen Tip für uns, wie wir sie zum Essen bewegen können. Liebe Grüße

von Narys23 am 26.09.2017, 14:13



Antwort auf: 3 jähriges Kind isst kaum etwas

Hallo Narys23 Kinder sind sehr anpassungsfähig. Sie können eine Mahlzeit bei Nichtgefallen einfach ausfallen lassen oder nur ein bisschen etwas davon essen. Bei der nächsten Mahlzeit holen sie sich ihren notwendigen Kaloriennachschub, zur Not auch bei der übernächsten. Wenn ihnen das Angebot bei einer Mahlzeit nicht zusagt, schaffen sie es problemfrei bis zur nächsten Mahlzeit. Und wenn es den Kleinen außerordentlich gut schmeckt, können sie locker eine große Menge essen, um es bei den nächsten Mahlzeiten entsprechend wieder einzusparen. Der beste Rat, den ich dir geben kann lautet darum: Du als Mama du bestimmst das Essensangebot und dein Kind darf aus diesen Möglichkeiten wählen und die Menge verzehren, die sie schafft. Bei Kuchen, Keksen und anderen Süßigkeiten darfst und solltest du die Menge aber durchaus regulieren, Ausnahmen sind ab und zu erlaubt :) Mit 3 (möglichst) gemeinsamen Hauptmahlzeiten und 2 ZMZ kann sich deine Tochter aus dem ausgewogenen, gesunden Speisenangebot ausreichend bedienen. Das Angebot sollte aus gesunden, schmackhaften, leckeren Gerichten und Basics bestehen. Und halte dir immer wieder vor Augen: Gesunde Kinder verhungern nicht vor vollen Tellern. Vertraue in die Fähigkeiten deines Kindes, dass es für sich selbst sorgen kann. Bei einem ausreichend gesunden Speisenangebot ist auch kein Nährstoffmangel zu befürchten. Der Körper holt sich, was er braucht. Wenn sie nichts essen möchte oder nur wenig, dann wird sie die versäumten Kalorien bei der nächsten Mahlzeit, und/oder bei der übernächsten nachholen. Du brauchst bei Nichtgefallen keine Alternativen zu bieten Thematisiere nie die Eigenheiten deines Kindes und kontrolliere nicht zu viel. Es ist immer anstrengend und frustrierend, wenn man sich als Mama um eine gute und gesunde Ernährung bemüht und die lieben Kleinen nicht mitessen wollen. Kinder essen, wenn es ihnen schmeckt oder wenn sie (sehr) hungrig sind. In der Altersphase um den 3. Geburtstag (+/-) herum beginnen die meisten Kinder ihre Speisenauswahl plötzlich drastisch einzuschränken. Viele Dinge, die sie zuvor gerne gegessen haben werden plötzlich nicht mehr angerührt. Viele Kinder entwickeln phasenweise eine Vorliebe für eine bestimmte Speise, die sie am liebsten wochenlang essen. Aber eines Tages ist auch hier wieder Schluss und sie erklären etwas anderes zu ihrem Favoriten. Schaffe stets eine gute Atmosphäre bei Tisch, die einladend wirkt und deine Tochter dazu unweigerlich auffordert, genussvoll mit euch zu speisen Es sollten auch keine Extras und keine Wunschmenüs bereit stehen oder zubereitet werden. Ihr als Eltern gebt euer Tochter den Rahmen. Hieran kann sie sich orientieren. Da bedeutet: eure Tochter sollte sich eurem Essensangebot anpassen und nicht umgekehrt! Begegne dieser Situation jetzt - am besten mit einer liebevollen Strenge und Gelassenheit. Je weniger du dich sorgst, je weniger du deinen Kleinen aktiv, d.h. mit Worten aufforderst bzw zum Essen animieren möchtest, und je weniger du sein Verhalten kommentierst, desto weniger nervenaufreibend wird diese Zeit für dich sein. Das Verhalten deiner Tochter löst natürlich Unmut und Unbehagen bei dir aus und erschwert damit eine unbeschwerte Esszeremonie. Das könnte sich in einer Negativspirale weiter verschlimmern und schlimmstenfalls in einem Machtkampf enden. Das wäre blöd. Kinder fordern uns Eltern immer wieder. Um dabei die Oberhand zu behalten, hilft es auch, Regeln aufzustellen. Damit lernt auch dein Kind bald gut umzugehen. Bleibe authentisch und konsequent. Vertraue auf langfristige Veränderungen. Hab also einfach Geduld, esst zusammen, esst vielseitig und habt Spaß beim Essen. Findet gemeinsame Rituale, die die Mahlzeiten einleiten, Dadurch kann sich deine Tochter jeweils gut auf die Situation einstimmen, zur Ruhe kommen. Essen sollte immer freiwillig geschehen und darum sollte Essen Spaß machen. Spaß macht das Essen dann, wenn es lustig am Tisch zugeht und trotzdem eine liebevolle Strenge dafür sorgt, dass Tischmanieren und andere familieninterne Gebote befolgt werden. Eines dieser Gebote kann/sollte sein, dass kind etwas probieren sollte, bevor die Speise kategorisch mit "Nein" abgelehnt wird. Denn manch neuer Geschmack kann nur beurteilt werden, wenn tatsächlich (mit mehreren Sinnen wahrgenommen) probiert wurde. Zum Probieren reicht es schon aus, wenn es bspw nur mit den Lippen berührt wurde. Das Probiergebot gibt Kindern eine Chance aus einer kategorisch ablehnenden Haltung herauszufinden. Es gibt ihnen die Chance Neues zu entdecken. Und das klappt umso besser, je selbstverständlicher das Probieren neuer Speisen ist. Die Probiermenge darf dein Kind selbst bestimmen. Und es darf auch ablehnen, falls etwas optisch nicht zusagt. Als Eltern solltet ihr das wiederum kommentarlos akzeptieren. Sehr gut wird diese Thema bsps im Buch "French kids eat everything + Getting to YU" von Karen LeBillon) beschrieben. Die Autorin beschreibt hierin sehr detailliert eine Methode, wie alle Kinder mittels Probieren neue Speisen lieben lernen. Wenn deine Kleine beim Probieren immer wieder übrigens auch viele positive Überraschungen erlebt, wird sie neugierig werden. Lass deine Tochter beim Probieren darum vorrangig am Anfang auch viele lustige und leckere Dinge erleben, so dass ihre Bereitschaft Neues zu probieren wächst. Es gibt Kindern eine Chance, langsam an etwas Neues herangeführt zu werden. Die Autorin hat nach ihrer intensiven Recherche, vor allem durch persönliche Motivation u.a. diese Botschaft formuliert: Bringe langfristig viele Selbstverständlichkeiten durch eure (für alle Mitesser gleichermaßen gültigen) Regeln an den Esstisch - ohne dabei zu fordernd zu sein. Hilf deine Tochter dabei, neues Essen kennen zu lernen, schaffe dafür einen geeigneten Rahmen. Dieser Rahmen wird durch eure familieneigenen Regeln definiert. Diese Regeln helfen euch als Eltern, aber auch eurer Tochter. Also dann Grüße Birgit Neumann

von Birgit Neumann am 29.09.2017