Liebe B., ich finde das forum super u hab mir schon viele ideen geholt. Letztens erst wieder über Gemüse gelesen, dass jede Form ok ist und 2 hohle Kinderhände pro Tag. Bis zu welchem Alter gilt die Regel u ab wann mehr? Noch eine Frage: bei uns gibt es Gemüse oft in Suppen und Eintöpfen "versteckt", teilweise pürriert. Und es muss sehr weich gekocht sein. Wie ist das da mit dem VitaminVerlust? Beim Beikostkurs hat mir die Frau damals gesagt, wenn ich einen Karottenkuchen machen, ist die Karotte so "totgeraspelt und zu Tode gebacken", dass sie ausser der Farbe nichts wertvolles fürs essen mehr hergibt und das keinesfalls als Gemüseportion gilt. Ich hab aber bei dir eine optimistischere Einstellung zu dem Wert gelesen ;-) die kinder essen sonst, wenn ich zb koche, mal eine rohe karotte, die ich gerade schneiden will und obst als snack zwischendurch geht auch immer. Wie viel ist da das Mindestmaß? Wir haben Tage, da geht nur Obst und das Gemüse kann ich mir schenken.
Und noch eine Frage zum naschen. Ehrlich, es gibt bei uns jetzt täglich was. Eine Sache dürfen sie sich aussuchen. Sollte ich das einschränken? Wann sollten sie es bekommen? Gleich nach dem Essen oder erst später? Hab einmal gehört, dass zucker die vitamine aufbraucht und dann war das ganze GemüseEssen umsonst.
Vielen Dank und liebe Grüße
von
newgirl
am 20.02.2016, 06:07
Antwort auf:
gemüse und obst
Hallo newgir
die "5 am Tag"- Regel gilt immer. Aufgrund der Bemessungsgrundlage für 1 Portion = 1 (hohle) Hand voll, passen die Mengen zum jeweiligen Esser . "5 am Tag" gilt als grobe Orientierungshilfe, um die Menschen zum Obst-und Gemüseverzehr zu animieren.
Für Erwachsene bedeutet das in Zahlen: täglich etwa 400g Gemüse und 250g Obst.
Mehr dazu erfährst du hier:
http://www.5amtag.de/wissen/was-ist-5-am-tag/
5 am Tag kannst du als Wegweiser verstehen, um die eigenen Verzehrsgewohnheiten zu überprüfen und ggf den täglichen Gemüse/Obstverzehr zu erhöhen, Oder um dich gut zu fühlen, weil du feststellst, dass du ausreichend Obst/Gemüse zu dir nimmst.
Und auch für die Kinderernährung kann dies eine Orientierungshilfe sein, um Mahlzeiten ausgewogen zu gestalten.
Gerade für Eltern ist es oft schwer einzuschätzen, ob genügend frisches Obst und Gemüse auf dem Speiseplan stehen. Mit dem Händemaß lässt sich dies ganz passabel einschätzen.
Kinder allerdings lassen sich nicht immer nach Plan ernähren. Und zum Essen zwingen darf man Kinder auch nicht. Als Eltern sollte man trotzdem dabei bleiben und die Gemüse-Essangebote machen: d.h. ausreichend Gemüse und Obst in die Mahlzeiten integrieren.
Gerade Obst sollte frisch angeboten werden, weil es im frischen, d.h. rohen Zustand am meisten Vitamin C enthält. Auch Gemüse sollte ab und zu roh gegessen werden, weil es anders schmeckt und eine andere Konsistenz hat. Und manche Kinder finden das knackige Gemüse viel besser als gekochtes. Viele Kinder essen Rohkost gerne, wenn sie diese zwischendurch knabbern* können - beim Hausaufgaben machen, beim Fernsehen oder beim Computerspielen oder Malen....
Natürlich ist es nicht direkt erwünscht ausserhalb des Esstisches, nebenbei, zu essen. Doch seien wir einmal ehrlich. Erstens tun es die meisten Kinder sowieso und zweitens, ist es dann nicht besser, wenn ein Kind Gurkenscheiben knabbert oder einen Apfel isst, statt Kekse (auch beides ist möglich)?
Auch kann es sinnvoll sein, die Mittagsmahlzeit bspw routinemäßig mit Rohkost zu beginnen. Einfach für die Gewohnheit. Die Portion muss anfangs nicht groß sein. Ein Teelöffel (1 Esslöffel) fein geraspelte Möhre oder feingeriebener Kohlrabi reicht schon aus.
Gemüse kann auch in Brotaufstrichen verarbeitet sein, auch das wird immer populärer. Die 5 am Tag Kampagne hilft, um mehr erfinderisch zu sein.
Je kleiner die Kinder desto wichtiger ist es, dass sie Obst und Gemüse in einer großen Vielfalt kennen lernen. Hier reicht (mehrmaliges und wiederholtes) probieren oft schon aus. Es schult den Geschmackssinn. Rohe Gemüsesorten schmecken manchmal leicht bitter. Das mögen die meisten Kinder nicht und essen davon meist nichts oder nur ganz wenig. Der Sinneseindruck "bitter" ist dennoch wichtig für die langfristige Gewöhnung und das Geschmackstraining, für die Geschmackswahrnehmung, womit die Kinder immer mal wieder konfrontiert werden sollen.**
Kinder brauchen viel Nahrungsenergie. Sie lieben deshalb viel mehr (süßes) Obst als Gemüse. Der Geschmackseindruck "süß" bedeutet, dass viel (leichtverdauliche) Nahrungsenergie im Lebensmittel steckt. Gemüse dagegen enthält weniger Kalorien und macht deshalb nicht satt. Das ist der Grund, warum Kinder Gemüse durchaus gerne essen, wenn es entsprechend zubereitet oder verarbeitet (bspw mit Sahne in einer Cremesuppe, Pizza) wurde.
Und genau hier liegt meine Absicht - nämlich Eltern darauf aufmerksam zu machen, dass sie nicht verzweifeln müssen, weil ihr Kind die liebevoll (fettfrei) gedämpfte Portion Brokkoli oder Kohlrabi nicht (auf) isst. Der Brokkoli oder Kohlrabi ist nicht weniger wert, wenn er als Cremesuppe oder Bestandteil eines Gerichtes daherkommt.
Es gibt Kinder, die gerne eine (geschmacksarme) Portion Blumenkohl zu Kartoffeln mit Fleisch oder Getreidebratling und Sosse essen - aber es sind wirklich nur ganz wenige. Die meisten Kinder mögen es gerne üppig.
Bei einer normalen Mischkost leidet heutzutage übrigens kein gesundes Kind an Vitaminmangel.
Gemüse hat Vitamine und Mineralstoffe. Soweit richtig. Es enthält zusätzlich
sog. sekundäre Pflanzenstoffe (bspw die erwähnten Bitterstoffe, Flavonoide etc) und Ballaststoffe - aber auch vergleichsweise wenig Kalorien. Die sekundären Pflanzenstoffe, Ballaststoffe sind manchmal sogar etwas schwerer verdaulich (bspw bei Kohlsorten). Hilfreich für die Verdauung ist oft die Zubereitungsart und Gemüse wird oft viel besser akzeptiert, wenn es entsprechend zubereitet wurde. Viele Kinder essen gerne Rahmspinat oder Ketchup (hier: hoher Zuckergehalt), oder Erbsen (wegen leicht süßlichem Geschmack) oder Pizza (fettreich).
Auch sind bspw Pommes sehr beliebt, weil sie fettreich sind, gut sättigen und aufgrund des Herstellungsprozesses (frittieren) weniger sog. Antinutritiva haben.
Für 5 am Tag zählt im Wesentlichen die möglichst pure Form von Obst/Gemüse. Ein Apfel statt Apfelmus (wegen möglicherweise enthaltenem Zucker), Kartoffeln statt Pommes....
Trotzdem solltest du als Mama einfach "nur" darauf achten, dass du ein Angebot machst und in den Kiga bspw besser frisches Obst mitgibst als einen Quetschbeutel. Wenn dein Kind aber jeden Tag das frische Obst zurückbringt und andere Darreichungsformen*** oder Obst/Gemüsesorten ebenfalls wieder heim kommen, dann ist es doch allemal besser, wenn du es mal mit einem Obstquetschbeutel oder Trockenfrüchten versuchst.
Die Möhre im Kuchen bleibt eine Möhre, sie enthält weniger Vit C als ein frische Exemplar. Die Möhre liefert trotzdem ihren orangefarbenen Farbstoff, das Beta Carotin, sog. Provitamin A.
Ein Stück Möhrenkuchen liefert zwar nicht rechnerisch 1 Portion von 5 am Tag. Der Möhrenkuchen bereichert aber sicherlich den Speiseplan, den Genuss. Der Möhrenanteil im Kuchen ist trotzdem gut und kann einen Beitrag zur Gemüseversorgung leisten. Er ersetzt zwar nicht eine volle Portion von 5 am Tag. Aber er ergänzt!
Und ist doch besser als industriell hergestellte pappsüße Kekse...
Sieh "5 am Tag" als Ansporn und nicht als Wettbewerb.
Sei bemüht, aber nicht verbissen. Wenn eines deiner Kinder eine ganze Weile frisches Obst (oder Gemüse) nicht möchte, kannst du ruhig ein "Machtwort" sprechen und dein Kind bspw einen frisch gepressten Mandarinensaft (Orangensaft, Smoothie) trinken lassen. Das klappt meist ganz gut und schadet sicher nicht :)
Vermeide aber Machtkämpfe, die nämlich überhaupt nichts bringen.
Vermittle viel mehr Essgenuss und Freude beim Essen durch Geschmackserlebnisse.
Wenig ist besser als nichts!
Grüße
B.Neumann
*
Zusatz:
Bei kleinen Kindern bitte unter Aufsicht - wegen der noch erhöhten Verschluckungsgefahr.
** das solle langfristig schlank halten
***bspw kleine Stückchen, auf Spießchen, in Motiven ausgestochen, oder mehr dekorative Obstsorten, die appetitlich aussehen - bspw Heidelbeeren statt braunen Apfelstückchen...
von
Birgit Neumann
am 22.02.2016
Antwort auf:
gemüse und obst
Hallo Newgirl
Süßigkeiten lassen sich mit zunehmendem Alter kaum vermeiden. Wir leben in einer Gesellschaft, in der du es nicht umgehen kannst. In Maßen , d.h. in modearten Mengen, schaden sie auch nicht.
Du kannst deinen Kindern schon früh einen guten Umgang damit beibringen:
Je selbstverständlicher Süßigkeiten (in Maßen) von seiten des Elternhauses toleriert werden, desto vernünftiger kann der Nachwuchs damit umgehen. Das hat man in Studien herausgefunden. Kinder, die zu Hause nichts bekommen schlagen "draußen", d.h. wenn sie die Gelegenheit dazu erhalten, bspw auf Geburtstagen, bei Freunden etc umso exzessiver zu.
Führe einfach ganz klare Regeln ein. Du bestimmst wann, wo und wie viel es gibt. Ausnahmen kann und sollte es geben.
Wann wäre deiner Meinung nach ein guter Zeitpunkt für den süßen Genuss? Nach dem Mittagessen? Am Nachmittag?
Direkt nach dem Mittagessen wäre bspw gut - weil kein Heisshunger und auch wegen der Zahngesundheit.
Grüße
von
Birgit Neumann
am 22.02.2016
Antwort auf:
gemüse und obst
Dekorationsvorschlag für die Brotdose:
Gurken-Möhrenblumen
von
Birgit Neumann
am 22.02.2016