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Geschrieben von kleiner-fuchs am 24.04.2015, 18:06 Uhr

Logopädie Erfolgsstudien?

Hallo,
hat jemand Ahnung, ob es aussagekräftige Studien zum Erfolg bei Logopädie für Kleinkinder mit Sprachentwicklungstörung ( also 40% aller Vorschulkinder laut Barmer ) gibt? Besonders wichtig ist mir dabei auch eine Vergleichsgruppe bis ins Schulalter, da sich während einer Therapie doch gar nicht mehr einordnen lässt, was von alleine gekommen wäre und was die Therapie bewirkt hat. Die allgemeine Meinung, dass so eine Therapie nicht schaden könne, halte ich nämlich für absoluten Blödsinn: Es ist gar nicht möglich bei einem Kind nur den "Fehler" korrigieren zu lassen, wie bei einem Auto, und der Rest bleibt unangetastet, es handelt sich immer um einen Eingriff in die Entwicklung, mal hingestellt ob positiv oder negativ und fatal ist der Blick der Eltern auf das Kind, wo sich dem liebevollen doch gleich ein pathologischer Blick hinzugesellt, ein Be-wert-en, das nimmt sehr wohl negativen Einfluß auf die ElternKindBeziehung. Ausserdem wird dem Kind schon von frühester Kindheit vermittelt, dass mit ihm was nicht stimmt, dass es anders sein muss, damit die Eltern zufrieden sind.
Während Logopäden alle Kinder so früh wie möglich behandeln wollen, höre ich auf der anderen Seite sehr oft Bericht von Leuten, die im nächsten Umfeld Personen mit Sprachentwicklungsverzögerungen hatten, und da ist angeblich aus allen was geworden. Stumm blieben nur selten welche mit besonderen Gründen wie Mutismus oder Autismus, jeder Normalo hat dann wohl doch irgendwann geredet. Wenn Sprache nicht zu den Stärken eines Menschen zählt, ist das so furchtbar schlimm ( ja, denn in jeder Schule gibt es einen Lehrer, der genau diese arme Sau regelmäßig vor der Klasse vorlesen lässt )?
Ich würde mich über Links freuen zu fundierten wissenschaftlichen Studien, da ich leider selbst nichts hierzu finden kann.
Hat sich das eigentlich schon mal von Euch auch so mancher mal gefragt? Dieser Therapieeifer ist doch echt nicht mehr normal und der Druck von Kiga oder SPZ auch nicht, da ist alles gleich entsetzlich und muss dringendst behandelt werden ( Sie kommen erst jetzt? )

 
12 Antworten:

Re: Logopädie Erfolgsstudien?

Antwort von Littlecreek am 24.04.2015, 18:53 Uhr

Laut unserem Kinderarzt gibt es sie nicht wirklich. Ich hätte sie auch gerne gelesen. Unser Sohn litt, wie seine vier Brüder, an einer Schwerhörigkeit in den ersten zweieinhalb Lebenjahren. Erblich bedingt.
Nun hängt er mindestens ein Jahr zurück in seiner Sprachentwicklung. Wir haben viel mit Ärzten und Therapeuten gesprochen. Das Ergebnis ist nun, dass eine Logopädie in dem Alter ( er wurde im Januar drei) nicht wirklich Erfolg verspricht. Sehr dafür und ziemlich dringend waren eigentlich nur die Logopäden selbst - was nicht weiter überrascht.
Er wird jetzt einmal wöchentlich heilpädagogisch begleitet. Innerhalb seiner üblichen Kindergartengruppe von einer Dame, die er schon von Anfang an kennt. Die spielt mit ihm, zeigt ihm Bilder, die er benennt. Er merkt quasi nicht, dass etwas anders läuft, da es üblich ist, dass die Dame mal mit einem Kind spielt, malt, bastelt. So wie es eben die anderen Erzieherinnen eben auch machen. Der einzige Unterschied besteht darin, dass sie sehr deutlich spricht und viel wiederholt und viel fragt. Und tatsächlich tut sich plötzlich was. Es macht ihm richtig Spaß und weniger schüchtern ist er auch.
Solche Erfolge haben wir mit der Logopädie bei unseren Söhnen 2 und 4 in dem Alter nicht gehabt.
Generell kann ich keinen Unterschied in der Entwicklung meiner Söhne mit Logopädie zu der meiner Söhne ohne Logopädie feststellen.
Alle vier waren zur Mitte des Vorschuljahres sprachlich fit. Mit und ohne Therapie. Ein Grund mehr für uns, uns dieses Mal bei unserem 5. Sohn dagegen entschieden zu haben.
Logopädie ist mit Sicherheit ein großer Segen für manche Menschen.
Ein Kleinkind allerdings würde ich niemals wieder therapieren lassen

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Re: Logopädie Erfolgsstudien?

Antwort von Johanna3 am 24.04.2015, 19:43 Uhr

Du hast Recht, den Therapieeifer finde ich auch nicht normal. Häufig scheint es mir, er wird dann von Erzieherinnen angeregt, wenn sie sich selber unsicher fühlen.
Aber: Ich finde es auch schade, wie viele Eltern erst (zu) spät Hilfe für ihr Kind suchen, da man der Meinung war, dass sich das "Problem noch auswachse"!
Da die Mitte zu finden ist oft schwer. Die Erzieherinnen sind allerdings dazu angehalten, frühzeitig auf eventuelle Probleme aufmerksam zu machen.
Ich finde es allerdings schrecklich, wie viele Erzieherinnen ihre Kompetenzen überschätzen und sich anmaßen Eltern ein "Diagnose" mitzuteilen und die entsprechende "Therapie" empfehlen.
Obwohl sie eigentlich nur mitteilen sollen, was ihnen konkret aufgefallen ist.

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Re: Logopädie Erfolgsstudien?

Antwort von PiaMarie am 24.04.2015, 21:58 Uhr

Naja, wir (Gaumenspaltkind) waren als schon mit 7 Wochen bei einer speziellen Logopädin (Saugstörung/Schluckstörung). Konnte mir beim Füttern/Stillen besser weiterhelfen, als jede Stillberaterin/Hebamme.
Aktuell sind wir gerade wieder bei der Logopädin, wegen offener Mundhaltung. Und was soll ich sagen: die Übungen, Stimulationsmassagen, die ich mache bringen wirklich was. Das Sabbern und das Atmen durch den Mund gehen wirklich sichtbar zurück.
Erzieherinnen in der Kita helfen mir dabei, indem sie mit im Tröten, oder ihn mal anleiten Mund zu Spitzen und Labello drauf tun," das ist der Daumen- Spiel " auf ner ganz bestimmten Art und Weise, etc.

Kommt denk ich immer auf den Fall an.
Lg

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Re: Logopädie Erfolgsstudien?

Antwort von dhana am 25.04.2015, 12:02 Uhr

Hallo,

ich hab auch ein Kind das die Therapie brauchte - mein Sohn hat eine Auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung. Von alleine hat er gar nicht zu sprechen begonnen und mit Logopädie zum Glück alles aufgeholt.
Und dann gings weiter mit Logopädie, weil er aufgrund der AWVS auch noch eine Legasthenie entwickelt hat - mit der Hilfe die er hatte kann er jetzt Lesen und Schreiben - hat zwar immer noch den Nachteilsausgleich aber kommt damit gut zurecht und wird denke ich auch die Mittlere Reife schaffen (jetzt 7. Klasse, M-Zweig der Mittelschule)

Und nein - er hätte es ohne Hilfe nicht geschafft.

Mein Großer sollte auch zur Logopädie, weil er das R nicht richtig rollen konnte. Laut Kindergarten und Gesundheitsamt. Mein Kinderarzt (der beim Mittleren über Jahre hinweg anstandslos Logo verschrieben hat) hat darüber nur gelacht und gemeint - schade das nicht bekannt ist das Bayern das R mit der Zungenspitze rollen - und nicht im Rachen. Ähm - ja - eindeutig ein muttersprachliches R - ich kanns im Rachen auch nicht.
Also bekam er keine Logo - hat er auch nicht gebraucht - er spricht immer noch das bayrische R mit der Zungenspitze und hat damit gar kein Problem.

Also es gibt durchaus sinnvolle Logopädie... aber der Drang alles was aus der Norm tanzt zu therapieren finde ich auch nicht für sinnvoll.

Gruß Dhana

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Re: Guter Logopädie doktert NICHT allein am Sprachsymptom herum!

Antwort von Astrid am 25.04.2015, 12:03 Uhr

Falls Du wissenschaftlich dran gehen möchtest: Ansprechpartner und Literatur zur Logopädie gibt es bei der Lehranstalt für Logopäden an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz unter http://www.unimedizin-mainz.de/logopaedie/uebersicht.html. Dort gibt es auch Telefonnummern, ruf' doch einfach mal an.

Falls Dein eigenes Kind betroffen ist: Ein guter Logopäde behandelt natürlich nicht nur die Sprechstörung allein, sondern geht z. B. auch auf die psychosoziale Entwicklung ein. Gut sind hier zum Beispiel anthroposophisch orientierte Logopäden. Mein Sohn hatte so einen, der arbeitete wirklich ganzheitlich.

Dass man (Sprach-) Entwicklungsstörungen möglichst früh behandeln möchte, liegt daran, dass dann die Plastizität des kindlichen Gehirns noch am größten ist. Veränderungen, Umlernen, der Erwerb neuer Automatismen und Fähigkeiten ist jetzt am leichtesten und schnellsten möglich.

Natürlich gibt es auch Vieles, was sich von selbst "herauswächst". Aber das ist immer ein gewisses Risiko, weil es klappen kann, aber nicht muss. Mit einer zu frühen Behandlung in einem SPZ oder einem Zentrum für Frühförderung kann man also weniger falsch machen, als mit zu langem Zögern und Abwarten - dies kann eine spätere Korrektur erschweren.

Ein Kind im Vorschulalter fühlt sich außerdem bei einem guten Logopäden selbstverständlich nicht pathologisiert. Sein Bewertungs-Horizont geht noch nicht so weit, dass es weiß, dass hier eine Behandlung stattfindet. Sondern die Logopädie-Termine sind einfach neutraler, normaler Bestandteil seines Alltags, wie andere Termine (Kindergarten, Turnverein, Verabredungen, evt. Hobbys usw.) auch. Logopädie ist spielerisch, freundlich, fröhlich, entspannt. Sie ist für das Kind erst einmal wertneutral, oder fühlt sich sogar okay an. Man muss aufpassen, hier nicht seine erwachsenen Maßstäbe und negativen Erwartungen und Bewertungen aufs Kind zu projizieren, gell.

Ich würde mir daher nicht zu viele Sorgen machen. Jede Logopädie, egal ob bei einem niedergelassenen Logopäden oder in einem SPZ etc. beginnt mit einem unverbindlichen Vorgespräch. Das zahlt die Krankenkasse, ist also für Dich kostenlos. Du kannst Dir mit Deinem Kind erst einmal einen Eindruck verschaffen und Deine Bedenken überprüfen bzw. ansprechen. Das finde ich jetzt wichtiger als zu Vieles Theoretisieren.
LG

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ich habe unserer Logopädin soviel zu verdanken

Antwort von Smudo am 25.04.2015, 15:13 Uhr

hallo Sohn nr 1 quatschte mir schon mit 1,5 Jahren das Ohr weg Lach;-)9
nr 2 sprach von selber nicht bis net viel ..
obwohl er immer Ansprache hatte und auch hHrausforderungen hatte
die Kä meinte ach das kommt noch ...
JAAAA aber wann ??

Pädaudiologie ach Gott sie kommen erst jetzt??
da war er 3j u 4 m ..
und auf den Termin haben wir 4 Monate gewartet !!


auditive u expressiv und noch viel mehr fehler

also logo
wieder gewartet bis zum Start ..
dann hatten wir den erst besten Termin genommen
und gleich einen VOLLTREFFER
gelandet
super nett und auf das Kind eingehender war dann 3 j u 5 Monate

sie hat uns begleitet angeleitet auf gebaut
und ja der Termin war fester Bestandteil ..
heute hat er alles Sprachlich aufgeholt ..
er hat schon noch Probleme
aber Sprachlich ist es echt gut keiner Glaubt mehr
dass wir 3 Jahre in logo waren ..

ich finde gute Logopäden machen gute Arbeit
es ist aber schwer einen guten zu Finden
wie ich mittlerweile mitbekommen habe..

wir hatten glück .. u das war zufall..

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Re: Guter Logopädie doktert NICHT allein am Sprachsymptom herum!

Antwort von kleiner-fuchs am 25.04.2015, 16:33 Uhr

Liebe Astrid,
vielen Dank für den Link. Aussagekräftige Studien gibt es hier leider nicht.
Dass eine Sprachentwicklungsstörung so früh wie möglich behandelt werden soll, da die Gehirnstrukturen noch flexibel sind, ist halt schon sehr theoretisch. Dazu gehören ja immer besorgte Eltern, die logopädische Hilfe suchen. Und genau da bin ich dann bei der Pathologisierung, denn es ist schon ein gravierender Unterschied, ob ich mein Kind anschaue und denke: Mein Gott hab ich dich lieb,für Dich würde ich alles tun" oder stattdessen dann:"Mein Gott, er spricht immernoch so wenig,das ist doch nicht normal,oder doch?" Hinter dem zweiten Satz steht nämlich auch deutlich die Unsicherheit,dass ich meiner Einschätzung und auch der natürlichen Entwicklung meines Kindes nicht vertraue und das ist auf jeden Fall ein massiver Einschnitt in die ElternKindBeziehung. Ich geh ja nicht zum Logopäden, wenn ich voll zufrieden bin und keine "Korrektur" brauche. Das kommt schon beim Kind an und auch bei seinem Selbstwertgefühl, dazu brauche ich gar nichts extra zu projezieren.
Ich kenn kein gesundes Kind, das nicht irgendwann ganz normal gesprochen ( ich rede nicht vom Lispeln oder oder anderen kleinen Schönheitsfehlern ) hat und habe auch von keinem gehört, immer haben die Kinder irgendwann angefangen und alles war dann ok.
Und den Eingriff in die psychosoziale Entwicklung halte ich auf jeden Fall für bedenklich, da ein Logopäde kein Entwicklungspsychologe ist, dieser Teil wird nur eingeschränkt in seiner Ausbildung vermittelt.
Im SPZ waren wir schon, bei der Ergo und bei der Logo und ich habe leider wirklich den Eindruck gewonnen, dass der aktuelle Stand der Entwicklungspsychologie überhaupt nicht einbezogen wird, bzw. auch Maßnahmen getroffen werden, die gar nicht besprochen wurden und von unserem Erziehungkonzept einschlägig abweichen. Auf einmal schreiben sich die Therapeuten jeden Entwicklungsschritt auf die eigene Fahne, als ob das Kind sonst ohne ihre Hilfe das restliche Leben in diesem Zustand ausharren müsse. Da finde ich es schon interessant, ob es denn überhaupt den Erfolg auch gibt, der über die eigenständige und freie Entwicklung, die zurecht in unserem Grundgesetzt steht, hinaus geht und dann gänzlich positiv erweitert.
Wenn Du zu bestimmten Aussagen literarische Verweise möchtest, dann suche ich Dir das gerne heraus. Mich würde interessieren, wer das Risiko des sich nicht verwachsens und die Vorzüge der Frühförderung zum Abwarten belegt. Hierbei sind für mich auch das Selbstwertgefühl und die Frusttoleranz der Vergleichsgruppen interessant, denn wir können ein Kind ja nicht nur an seinen wirtschaftlich verwertbaren Fähigkeiten messen und die Seele einfach übergehen, wie es in unserem hocheffizienten Wirtschaftszeitalter bei alt und jung leider allzu üblich geworden ist.
Also nichts für ungut, ich hoffe, Du wertest das nicht als Angriff, aber genau die Darstellung, die Du hier skizziert hast, stelle ich begründet in Frage.
Euch allen, die einen Logopäden gefunden haben, bei dem alles super gelaufen ist, das ist wahrscheilich wirklich Glück und ein Segen. Die Frage ist eben für die projezierenden Eltern oder auch für das Kind. Jeder von uns muss doch so tiefgreifende Entscheidungen treffen, für die Zukunft, die wir unseren Kindern wünschen. Wie unsere Eltern wollen wir alle nur das Beste.

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Re: Dann trau' Dich, auf Deine Intuition zu hören!

Antwort von Astrid am 25.04.2015, 17:31 Uhr

Hallo,

wir hatten tatsächlich großes Glück mit der Logopädie, der Logopäde meines Sohnes war genial. Er hat mit meinem astronomie-begeisterten Kind die ganze Zeit über Sterne, Sternenkarten und berühmte Forscher gesprochen. Und ich muss Dir widersprechen: Er war qualifiziert, über die Logopädie hinauszugehen, er hat jahrelang in kindertherapeutischen Einrichtungen gearbeitet (Kinderneurologisches Zentrum, Landeskrankenhaus für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Sonderschule, drei weiteren kindertherapeutische Kliniken). Solche Logopäden gibt es auch!

Aber nun zur Statistik: Wenn Dir Zahlen, Daten, Fakten so wichtig sind, musst Du vielleicht einfach mal persönlich mit jemandem sprechen. Hast Du denn mal einen Fachmann in Mainz angerufen und nach wissenschaftlichen Arbeiten gefragt? Man kann nicht alles übers Internet recherchieren, auch wenn das am bequemsten wäre. Die Frage bleibt offen, ob es so etwas gibt. Noch offener aber ist die Frage, ob sie Dir etwas nützen würde.

Ich kann Dich grundsätzlich gut verstehen. Es gibt ihn - den berühmten Förderwahn. Und man sollte diese Angebote ruhig mit Augenmaß bewerten. Du hast aber ja bereits sehr viel darüber nachgedacht, und ich habe das Gefühl, Du hast Dich längst entschieden. Und ich frage mich jetzt deshalb:
Was bringt Dir eine Statistik im ganz individuellen Fall Deines Kindes? Selbst wenn Logopädie in 60 oder 40 oder 70 Prozent der Fälle "erfolgreicher" ist als abzuwarten - was gibt Dir diese Zahl? Inwiefern macht sie Dich sicherer? Sie macht Dich nicht sicherer. Denn weil jedes Kind und seine Lebensumstände, Begabungen, Möglichkeiten unterschiedlich sind - KANN eine Studie nicht belegen, ob ein Kind mit der gleichen Problematik mit oder ohne Logopädie besser dran ist. Es gibt ja zum Beispiel eher dumpfe oder auch aktive Eltern. Eltern, die selbst differenziert denken und sprechen, haben ganz sicher einen starken Einfluss auf die Sprachentwicklung des Kindes.

Da Du wirklich viel nachgedacht und abgewogen hast, und da Dein Ergebnis schon sehr eindeutig in eine bestimmte Richtung geht, finde ich: Mach' den Schritt, Dir selbst, Deinem Kind und Deinem Bauchgefühl zu vertrauen. Ich glaube, das tust Du innerlich auch längst, traust Dir selbst aber noch nicht - sondern hättest gern ein paar Zahlen, damit Dein Verstand auch Ruhe gibt.

Ich finde, Du hast tatsächlich gute Gründe und überzeugende Zweifel angeführt, Deinem Kind noch etwas Zeit zu geben. Ich glaube auch nicht, dass Statistiken oder Überzeugungskünste eines Fachmanns an Deiner starken inneren Haltung noch etwas ändern werden. Ich habe als Mutter und auch bei mir selbst oft die Erfahrung gemacht, dass Vertrauen und Intuition im Zweifelsfall die besten Ratgeber sind. Letztlich gilt: Niemand kennt sein Kind so gut wie Du - auch kein Fachmann.

Du hast großes Misstrauen in eine Therapie zum jetzigen Zeitpunkt - und großes Vertrauen in die Selbstregulationskräfte Deines Kindes und der Zeit. Ich finde, mehr braucht's im Moment nicht, das ist doch schon sehr viel Klarheit! Die 100 Prozent wirst Du hier nicht erreichen, mit der Rest-Unsicherheit musst Du halt leben.

LG

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Re: Logopädie Erfolgsstudien?

Antwort von Tine1 am 25.04.2015, 22:54 Uhr

Hallo kleiner fuchs,
ich weiß keine studien zu dem thema. aber wir haben uns ganz genau die gleichen gedanken gemacht, bevor wir unsere tochter mit knapp 5 dann doch zur logopädin gebracht haben.

ich sehe das ganze, trotz der guten und wirklich sehr schnellen erfolge, weiterhin etwas kritisch. positiv war, dass die logopädin sehr nett war, jung und motiviert und unsere tochter ist gerne hingegangen. sie hat alle übungen spielerisch gemacht. viele richtige spiele dabei, bei denen unsere tochter auch "zufällig" immer gewonnen hat. ;-) es hat sich bei ihr nur um einzelne buchstaben und buchstabenkombinationen gehandelt die sie nicht richtig sprechen konnte. das hatte sich nach einem einzigen termin schon deutlich verbessert.

nun das negative: ein kind merkt in dem alter natürlich, dass es hier um defizite geht, die behoben werden sollen. unsere tochter hat es zumindest bemerkt und danach gefragt, und ich denke nicht dass das bei einer aufgeweckten 4-jährigen oder 5-jährigen ungewöhnlich ist. nachdem unsere tochter nach ein paar terminen alles richtig aussprechen KONNTE, es aber nicht immer gemacht hat, weil sie sich natürlich an die falsche aussprache gewöhnt hatte und sie nicht immer dran gedacht hat, sollten wir sie verbessern. also nicht wie vorher das wort unauffällug nochmal richtig wiederholen, sondern ihr sagen dass sie es falsch gesagt hat und sie auffordern es richtig zu sagen. dabei war mir vom ersten moment an mulmig, und wir hätten da definitiv auf unser gefühl hören und das lassen sollen. leider gingen wir davon aus, dass es trotz unseres schlechten gefühhls vermutlich richtig so sein wird -die fachfrau hats ja schließlich angeordnet- und haben sehr kurze zeit danach gehandelt.

unsere tochter hat sehr sensibel darauf reagiert, hat abwehrmechanismen entwickelt und schließlich angefangen zu stottern. und das in vielleicht 4 oder 5 tagen! definitiv weniger als eine woche. denn wir hatten vor, es eine woche so zu versuchen und beim nächsten termin unsere zweifel mit der logopädin zu besprechen. wir haben das dann abgebrochen. leider stottert sie immer noch ein kleines bißchen. zur logopädin wollen wir damit aber nicht mehr gehen. ;-)

das soll kein statement gegen logopädie sein. aber kinder sind offensichtlich sehr unterschiedlich. der logopädin hat das sehr leid getan. sie meinte, bei den meisten kindern würde das so gut gehen. bei uns leider nicht. wir als eltern kennen unsere kinder am besten. ich wusste, dass meine tochter sensibel auf kritik reagiert und hätte eben auf dieses wissen und auf mein gefühl hören sollen. wäre mir die logopädin unsympathisch gewesen oder wäre unsere tochter nicht gerne hingegangen, wäre ich vermutlich misstrauischer gewesen und hätte das garnicht so gemacht. mein fazit: egal welcher experte oder welche expertin, wie sympathisch und kompetent. die verantwortung tragen wir eltern und wir und unsere kinder müssen mit den konsequenzen leben. Nur wir kennen unsere kinder wirklich und haben das gespür dafür, wenn wir feinfühlig und achtsam sind, was für unsere kinder gut ist. darauf sollten wir hören und ggf auch die therapie abbrechen bzw zunächst unsere zweifel äußern und besprechen.

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Re: Dann trau' Dich, auf Deine Intuition zu hören!

Antwort von kleiner-fuchs am 26.04.2015, 10:37 Uhr

Liebe Astrid,
Deine Antwort berührt mich sehr, da sie mich mit meinen Hoffnungen und Ängsten bestätigt und annimmt.
Vielen lieben Dank, Du hast mir sehr geholfen.

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Re: Logopädie Erfolgsstudien?

Antwort von kleiner-fuchs am 26.04.2015, 10:41 Uhr

Euch allen Danke ich sehr herzlich für Eure hilfreichen und einfühlsamen Antworten, die zum Nachdenken anregen. Ich habe selten eine Diskussion auf einem solch gepflegten und sachlichen Niveau gesehen.
Ich wünsche Euch allen ein schönes Wochenende
Liebe Grüße

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Re: Logopädie Erfolgsstudien?

Antwort von niccolleen am 28.04.2015, 8:09 Uhr

40%? Wie wird denn dann bitte die Norm definiert? Ich kann mich noch erinnern, wo der Grenzwert von Vitamin D Saettigung auf einmal willkuerlich (vielleicht sinnvoll) hinaufgesetzt wurde, und auf einmal hatten 80% aller Deutschen einen Vitamin-D-Mangel, gesund, in einer Ueberflussgesellschaft...

Als Mutter eines 27-Wochen-Fruehchens habe ich auch ganz schnell den Schluss gezogen, dass der Therapiewahn(sinn) im Ganzen gesehen werden muss, und habe oft auf empfohlene Therapien verzichtet und dafuer eine einschlaegige Kindergruppe gesucht (z.b. Nach einer Weile als Baby statt Physiotherapie 2x pro Woche Pekip, statt Ergotherapie 1xpro Woche Turnen und 1x Voltigieren, statt Ergotherapie im Feinmotorischen Klavierunterricht in der Kindergruppe, Tanzen im Kindergarten, etc.) und entgegen der Prognosen der jeweiligen Therapeuten ist dann in der Kindergruppe ganz schnell was weitergegangen, was in Einzeltherapie (also woechentliche Einzelsitzungen, in denen einem Kind vermittelt wird, dass sie ein Problem haben) nie gegangen ist. Ausserdem haette sie mit 4 Psychotherapie und Intensiv Logopaedie machen sollen, weil sie nicht gesprochen hat. Meine Abhilfe: 1. zum HNO, der bestaetigt hat, dass sie sehr shclecht hoert, also OP (Polypen und Trommelfellschnitt), mit dem Erfolg, dass sie noch am selben Tag der OP ploetzlich die S-Laute sagen konnte! Und Kindergartenwechsel in einen Kindergarten ohne offenes System - innerhalb von Wochen ist sie nach und nach zum Plappermaul geworden.
Logopaedie wurde mir immer wieder mal empfohlen, ich habs aber immer hinausgezoegert, weil ich gessehen hab, dass von selbst auch einiges weitergeht. Dann hab ich mal von einer Logopaedin intensiv kontrollieren lassen, die hat dann gemeint: Sieht gut aus, paar kleine Baustellen, kein Therapiebedarf, aber in 3-6 Monaten nochmal kontrollieren. Jetzt ist sie 6 und das einzige, was noch auffaellig ist (logopaedisch) ist das CH, und auch das wird von selbst besser.

Jedes Jahr wird sie rundum getestet (Entwicklungskontrolle, Ergotherapie, Logopaedie, Psychotherapie, Neurologie, Physiotherapie), und die Diagnosen waren immer total unterschiedlich, aber generell ist immer was weitergegangen, und der Bericht mit 6Jahren war ueberschwenglich positiv und fast alles altersgemaess.

Also der langen Rede einigermassen kurzer Sinn: Ich habe auch immer das Gefuehl gehabt, dass der Therapieeifer ueberwiegt und jeder Therapeut bzw. Arzt nur sein Gebiet sieht. Beispiel mein knapp 3jaehriger Sohn nach einem schweren unverschuldeten Autounfall war erstens immobilisiert und zweitens schwer traumatisiert. Und weil er nach der Bein-OP nicht gleich aufgestanden ist, haben die Aerzte mich hinausgeschickt, weil "eh klar, wenn die Mutter dabei ist, ist er faul, aber er MUSS jetzt langsam aufstehen und gehen" und das total verschreckte, panische Buendel haette ich da bei einer Handvoll Aerzte schreiend zuruecklassen sollen. War fuer mich natuerlich kein Thema, und irgendwann zuhause mit Mithilfe von mir ist er dann auch aufgestangen. Die Aerzte waren halt Unfallchirurgen, die sehen nur, wie man das Bein optimal wieder in Gang bringt und nicht die psychische Komponente dabei.

Heisst aber nicht, dass Therapie pauschal nicht gut oder wirksam ist, muss halt individuell ueberlegt und nach bedarf eingesetzt werden.

lg
niki

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