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Trauer um erste Tochter trotz lebendem Folgewunder

Thema: Trauer um erste Tochter trotz lebendem Folgewunder

Mein wundervolles Mädchen liegt lebend und gesund neben mir und atmet. Ja, ich liebe sie und ich weiß dieses Geschenk sehr sehr zu schätzen. Und trotzdem. Ich trauere um meine erste Tochter. Ich schaue mein lebendes Kind an und frage mich wie wäre wohl meine Kleine gewesen, wie hätte sie ausgesehen, welchen Charakter hätte sie gehabt, wäre sie anders gewesen als mein lebendes Kind, wäre sie besser gewesen... Dann fühle ich mich schlecht und schuldig meinem lebenden Kind gegenüber und dass ich dankbar sein sollte für dieses Folgewunder. Bin ich auch, wirklich. Aber es ist ein Zwiespalt der Gefühle, ich wurde schnell wieder schwanger und meine zweite Tochter gibt es nur weil meine erste starb. Das ist manchmal ein ganz dummes Gefühl. Ich sehne mich nach meinem ersten Kind und ich fühle mich als ob ich damit mein zweites Kind ablehne weil es sie dann ja gar nicht geben würde. Für alle anderen ist jetzt alles gut und vergessen, schließlich habe ich ja jetzt mein Kind. Am ersten Todestag hat niemand an sie gedacht. Anfang März wäre ihr erster Geburtstag (wenn sie zum ET geboren worden wäre und nicht so verdammt viel früher). In manchen dunklen Stunden vermisse ich sie so. Und all das was ich nun mit meiner lebenden Kleinen erlebe hätte ich so gerne auch mit ihr erlebt. Sie war so sehr gewollt und erwünscht und erhofft. Ich kann manchmal nicht verstehen warum sie sterben musste. Ich hätte sie so gerne kennengelernt. Und ich fühle mich schuldig meiner jetzigen Kleinen gegenüber. Ob ich sie mehr geliebt hätte? Und ich leide darunter, dass Sternenkinder vergessene Kinder sind. Meine jetzige ist mein zweites Kind. Aber das erste lebende. Aber wenn Leute mich fragen ob es mein erstes Kind ist oder wie viele Kinder ich habe und ich sage, jaein, das erste Lebende, dann fühlt es sich an als ob es andere nervt (finde gerade kein passenderes Wort), dass ich die "Fehlgeburt" immer noch so erwähne. Ich habe das Gefühl, meine Familie etc denkt, dass ich das etwas übertreibe wenn ich das immer so sage. Aber es ist falsch zu sagen, sie sei mein erstes Kind, das ist sie nicht, aber es fühlt sich auch nicht immer gut an überall im small talk das tote Kind zu erwähnen. Ich habe da noch nicht den richtigen Umgang und die richtige Formulierung gefunden. Auf dem Papier gibt es sie ja auch nicht, da sie unter 500 Gramm wog... Und für alle anderen ist es auch einfach nur ein tragischer Abgang gewesen, aber noch kein Kind in dem Sinne. Vielleicht weil keiner sie gesehen hat außer der Hebamme und mir. Ihre kleinen Finger und den kleinen Mund. Ich wollte das einfach mal loswerden, weil es keine andere Stelle gibt wo ich das teilen kann.

von Hannah79 am 27.02.2015, 05:56



Antwort auf Beitrag von Hannah79

Hallo, Ich habe deinen Beitrag gerade gelesen, hoffe es ist ok wen Ich dir Antworte... Ich kann dich total verstehen, du hast 2 Kinder und das darfst du auch sagen, natürlich wird es immer Menschen geben die dan dumm schauen oder es einfach nicht verstehen, mach dir aber bitte darüber keine Gedanken, es ist klar das du deine kleine Maus nicht vergisst, sollst du auch nicht, sprich darüber wan immer du es willst, Ich bin mir sicher deine kleine wäre total stolz so eine Mama zu haben, auch wen du jetzt ein zweites Wunder hast ist Sie immernoch ein Teil von dir. Ich selbst habe zwar kein Sternchen, aber meine Schwester ist mit 4 Jahren geatorben, wen mich jetzt als Leute fragen ob Ich Einzelkind bin sage Ich nein bin Ich nicht, Ich habe eine Schwester, warum sollte Ich sagen Ja bin Ich, nur weil Sie leider nicht mehr bei uns ist...Und auch da kucken ein paar schief oder verstehen es nicht, aber das macht mir nichts, Ich weis wie es ist und was andere darüber denken ist mir in dem Moment echt egal. Mach es so wie du es für richtig hälst, so ist es richtig. Ich wünsche dir alles gute. Lg

von JungeMamix3 am 27.02.2015, 06:40



Antwort auf Beitrag von JungeMamix3

Natürlich ist es okay wenn du mir antwortest, ich habe mich sehr darüber gefreut! Es tut mir leid, dass du deine Schwester verloren hast. Das ist ganz sicher auch kein schönes Gefühl und auch als überlebendes Kind gegenüber den Eltern nicht immer leicht. Es erstaunt mich sehr, dass die Leute sogar bei dir und deiner Antwort seltsam reagieren?! Natürlich bist du kein Einzelkind! Auch wenn du später als solches aufwachsen musstest. Vielleicht können manche mit dem Thema einfach nicht umgehen...

von Hannah79 am 28.02.2015, 09:34



Antwort auf Beitrag von Hannah79

Hallo, deine erste Tochter wird immer dein erstes Kind bleiben ! Deine Gedanken sind völlig normal, da musst du kein schlechtes Gewissen haben. Mein 2. Sohn wurde in der 20. SSW geboren, schon 6 Wochen danach wurde ich mit Zwillingen schwanger- mir kamen die gleichen Gedanken und Schuldgefühle wie dir. Und als meine Zwillis geboren wurden habe ich hemmungslos um meinen 2. Sohn geweint...es war auf einmal wieder so nah. Das Ganze ist schon lange her, ich habe insgesamt 8 lebende Kinder und doch werden mir meine Sternenkinder ( hatte noch 4 frühe Fehlgeburten ) immer fehlen. So wird es auch bei dir sein, du liebst deine lebende Tochter über alles, aber auch deine Sternentochter wird immer einen festen Platz in deinem Herzen haben. Übrigens kannst du inzwischen deine verstorbene Tochter nachträglich ins Familienstammbuch eintragen lassen, das wurde vor einiger Zeit gesetzlich verabschiedet. Auch dürfen alle Babys unter 500g bestattet werden- im Einzelgrab oder kostenfrei in einem Sammelgrab. Alles liebe und Gute für dich ! Iris

von iriselle am 27.02.2015, 09:44



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Hallo Iriselle, danke für deine Antwort. Meine Tochter wurde in der 17. Woche still geboren, wobei sie eigentlich gesund war und nur unter der Geburt starb. Es tut mir sehr leid, dass du das gleiche mit deinem kleinen Sohn erleben musstest. Ich fühle mich undankbar wenn ich mit meiner lebenden Tochter auf dem Arm um meine Erstgeborene weine. Es tut gut zu lesen, dass es dir genauso ging... Und die Trauer wohl ihren Platz haben muss und darf... Beerdigt und eingetragen ist sie. Aber z. B. in den Daten des Einwohnermeldeamtes taucht sie ja trotzdem nicht als Kind von mir auf. Es ist quasi "nur" ein Stück Papier, was trotzdem besser ist als gar nichts offizielles.

von Hannah79 am 28.02.2015, 09:44



Antwort auf Beitrag von Hannah79

Du kannst doch etwas für dich greifbares beantragen. Die 500g Grenze ist aufgehoben, du kannst eine Art Urkunde von offizieller Seite ausstellen lassen. Da können die andere Mamas besser helfen. Ansonsten weiß ich und mit Sicherheit auch andere hier, genau was du meinst! Ich wäre 5fache Mutter, an der Hand hab ich drei. Mein erstes Kind starb mit 13 Wochen. Meine Aileen... Im Mai wäre ihr 12 Geburtstag... Es kam nicht dazu... Im April 2004 kam mein Sohn, seine Schwestern folgten 2005 und 2006. 2008 hatte ich einen frühen Abort. Ich denke oft an Aileen. Wie sähe sie aus? Welche Hobbys hätte sie, wäre sie gut in der Schule? Was wären ihre Lieblingsessen, ihre liebste Eissorte, würde sie gerne lesen? Du siehst, die Fragen ändern sich. Allerdings blende ich "es gäbe meinen Sohn nicht, wenn sie geblieben wäre" aus. Ich will nicht "wählen" müssen. Ich liebe alle meine Kinder, an meiner Hand und die tief in meinem Herzen. Über Aileen spricht niemand mehr. Es gab sie schlicht für die anderen nicht. Doch solange ich lebe, ist sie unvergessen...

Mitglied inaktiv - 27.02.2015, 18:11



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Hallo Ich fühle / fühlte mich genauso wie du. Meine Tochter ist gestorben und ich bin schnell wieder schwanger geworden. Der Et meines Sohnes war der Geburtstag meiner Tochter und ich sagte mir von Anfang an, sie hat ihn uns geschickt. Mein Sohn ersetzt meine Tochter nicht, ich vermisse sie immer noch sehr und oft denke ich hätte ich doch beide bei mir. (Obwohl es meinen Sohn wohl wahrscheinlich nicht gebe) Wenn ich gefragt werde ob er Geschwister hat, schlucke ich immer noch und antworte ja ohne weiter darauf ein zugehen. Wenn nachgefragt wird sage ich das sie Tod ist und Wechsel schnell das Thema. Selbst in der Familie wird kaum mehr über sie gesprochen, auf den Friedhof gegangen usw. Nur mein Mann und ich sprechen über sie und "besuchen" sie. Jedes mal an ihrem Grab bitte ich sie gut auf ihren "kleinen" Bruder aufzupassen von da oben.

von Debby am 27.02.2015, 19:38



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Hallo zwergchen, ja, wir haben sie beim Standesamt eintragen lassen. Aber es ist nur eine Eintragung, die nirgends auftaucht, also z. B. in dem Datenblatt des Einwohnermeldeamtes als mein Kind. Aber schlimmer ist, was du auch über Aileen schreibst, über sie spricht niemand mehr. Es tut mir sehr leid, dass du deine Tochter verloren hast. In dem Alter ist das natürlich auch noch mal was ganz anderes ein Kind zu verlieren, so alt ist meine lebende Maus nun auch. Ich finde es erschreckend zu hören, dass selbst ein Kind, welches lebend geboren wurde und drei Monate bei dir auf der Welt war von der Umwelt tot geschwiegen wird. Offenbar hat es nichts damit zu tun, dass meine Kleine bereits tot zur Welt kam, dass nicht über sie gesprochen wird. Es ist wohl generell ein Thema, dem Menschen aus dem Weg gehen.

von Hannah79 am 01.03.2015, 01:44



Antwort auf Beitrag von Debby

Hallo Debby, es tut mir sehr leid um den Verlust deiner Tochter. Dass sie und deinen Sohn das gleiche Datum verbindet ist ganz sicher kein Zufall, wie schön, dass es so ist. Ja, man liebt beide und hätte beide gerne bei sich, es ist nicht möglich zu sagen wen hätte ich lieber gehabt an meiner Seite und ich sollte mich wohl frei machen von dem Gedanken, dass meine lebende Tochter ohne den Tod der anderen nicht da wäre. Es steht ihnen beiden ein Platz in meinem Herzen zu. In meiner Familie spricht auch niemand über mein totes Kind. Andererseits wechsele ich da auch meist das Thema bzw lenke davon ab nachdem ich im Gespräch sagte, dass sie nicht mehr lebt. Es ist sicher auch schwierig für andere damit umzugehen im Gespräch.

von Hannah79 am 01.03.2015, 01:54



Antwort auf Beitrag von Hannah79

Sie begleiten mich nun schon ins 4. Jahr hinein...meine Tochter ist im November 2011 still geboren,3 Tage vor ihrem ET.Ein halbes Jahr später war ich wieder schwanger,mit meinem Sohn,der heute mein ganzer Sonnenschein ist...und trotzdem habe ich die gleichen Gedanken und Gefühle wie du! Auch jetzt,wo die Entbindung meines 2. Folgewunders kurz bevor steht,fühle ich noch so...wird er aussehen wie sie?Oliver sieht ganz anders aus!Tanja war dunkelhaarig,Oli blond und wie wird nun Tobias aussehen?Einerseits wünsche ich mir,er sieht ihr ähnlich,andererseits hoffe ich,dass er es nicht tut.Es wird ein ewiger Zwiespalt sein und ja,auch meine Folgekinder gäbe es so sicher nicht,wenn Tanja leben würde... Was ich mir heute irgendwie gar nicht mehr vorstellen kann,denn Oliver habe ich ja nun schon 2 Jahre an der Hand,während ich mit ihr nur die 9 Monate im Bauch und die 2 Stunden still im Arm hatte...

von Olis Mama am 28.02.2015, 07:44



Antwort auf Beitrag von Olis Mama

Hallo du, es tut mir sehr leid um den Tod deiner Tochter Tanja. Ich kann mir kaum vorstellen, wie schlimm es sein muss ein Kind so spät zu verlieren. Meine Kleine kam in der 17. Woche und das war schon hart. Kein Folgekind kann das vorherige ersetzen. Du hast recht, es bleibt ein ewiger Zwiespalt. Anfangs dachte ich, man müsse durch die Trauer durch und spätestens wenn man dann sein lebendes Folgekind im Arm halte sei die "Fehlgeburt" vergessen. Aber irgendwie ist es nicht so. Die Kinder bleiben wohl ein Leben lang in unseren Herzen und es wird ein Leben lang immer wieder Momente und Zeiten geben in denen wir sie vermissen und es schmerzt. Die Gefühle werden immer bleiben, ja, das habe ich miterweile auch gemerkt. Es ist wohl irgendwie ein Lernprozess diese Trauer und das Kind in mein Leben zu integrieren und zu akzeptieren, dass es immer wieder weh tun wird und nicht einfach irgendwann auskuriert ist wie eine Krankheit. Ich bin zumindest wirklich sehr froh, dass man heute diese Kinder beerdigen und benennen darf. Ich denke, es ist wohl so wie du schreibst, je länger man mit seinem Folgekind das Leben teilt desto weniger kann man sich vorstellen, dass es dieses Kind nicht gegeben hätte. In diesem Sinne arbeitet die Zeit wohl schon für einen. Für dich und die Geburt (ich meine mich zu erinnern, dass es bald soweit ist bei dir, oder?) von Tobias alles Liebe! Ich denke, es ist unterm Strich besser wenn sich die Kinder nicht ähnlich sind... Also ich meine, für mich wäre es so, weil ich jedes der Kinder als eigenes Individuum sehen möchte und nicht als Ersatz für ein anderes. Vielleicht trägt auch trotzdem jedes Kind einen Teil des anderen in sich.

von Hannah79 am 01.03.2015, 02:09



Antwort auf Beitrag von Hannah79

Kam ich.mir vorstellen. Ich hatte relativ frühe zwei FG,müsste nicht mal eine stille Geburt durchmachen, aber selbst so hab ich immer keine Ahnung,was ich antworten soll. Bin jetzt wieder schwanger, aber es wird eigentlich nicht mein erstes Kind sein,sondern mein drittes. Ich liebe mein ungeborenes baby jetzt schon,aber ich weine trotzdem immer wieder um.meine Sternchen. Sie werden nie weg sein,solange wir uns erinnern. Leuten,die ich besser kenne,hab ich inzwischen offen von den FG erzählt. Fremde geht es nichts an.die Hauptsache ist,dass ich sie im Herzen habe. Ich werde trotzdem immer an die denken und auch weinen.anders geht es eben nicht.es sind meine Babies.

von Tiffy_78 am 28.02.2015, 22:04



Antwort auf Beitrag von Tiffy_78

Hallo Tiffy, es tut mir leid, dass du auch erst zwei Fehlgeburten erleiden musstest bevor sich nun endlich ein Kind zu dir auf den Weg in deine Arme macht. Wie schön, dass du nun wieder schwanger bist! Ich hoffe, du kannst deine Schwangerschaft trotzdem unbeschwert erleben. Ich gehe damit auch offen um. Auch Fremden gegenüber. Ich mag meine Tochter nicht verschweigen, das kommt mir vor wie Verrat und ich mache auch nicht mit bei diesem verkrampftem Umgang mit dem Thema Tod in unserer Gesellschaft. Und wenn man dann davon erzählt hört man auf einmal ganz viele Frauen die zumindest bereits eine frühe Fehlgeburt erlebt haben. Die drei weiteren frühen Fehlgeburten erzähle ich allerdings auch nicht Fremden, da handhabe ich das so wie du.

von Hannah79 am 01.03.2015, 02:17



Antwort auf Beitrag von Hannah79

Liebe Hannah, Ich hatte zwar nur eine frühe Fehlgeburt und ich bin sechs Monate danach wieder schwanger geworden und mittlerweile habe ich vier Kinder an der Hand aber trotzdem eines im Herzen ganz tief in mir. Es ist im Juni 15 Jahre her vergessen werde ich nie. Bei mir kam noch hinzu das ich mit 17 ungeplant schwanger geworden bin und alle gesagt haben sei doch froh du hast dein leben noch vor dir ! Sechs Monate später war ich mit meiner Tochter schwanger für sie hab ich alles gemacht Schulabschluss , Ausbildung alles und auch für mein Sternchen von dem ich leider , weil mein damaliger Arzt bis zur 9 SSW wartet , nicht mal ein Ultraschall. Trotzdem im Herzen für immer...... 2.6.2000 mein kleiner Schutzengel

von sterntaler82 am 01.03.2015, 07:24



Antwort auf Beitrag von sterntaler82

Hallo Sterntaler, da hast du recht, man vergisst nie... Meine erste der frühen FG ist nunmehr fast 14 Jahre her, ich denke heute noch regelmäßig an dieses Kind, auch wenn es für mich und auch das Baby von den Lebensumständen und dem damaligen Mann her letztendlich besser war, dass es nicht geklappt hat. Toll, dass du danach so schnell wieder schwanger warst und du für dein Kind dein Leben geordnet hast! Das schafft nicht jede. Ich hatte drei frühe und die späte FG, diese erste frühe FG war auch insofern die schlimmste der frühen, da ich den Mann damals sehr liebte und es eben mit ihm nie mehr ein Folgekind gegeben hat.

von Hannah79 am 03.03.2015, 00:10



Antwort auf Beitrag von Hannah79

Mir geht es gleich wie dir. Ich habe vieles in deinen Zeilen wieder erkannt. Mein erster Sohn kam im Juli 2012 in der 18.SSW zur Welt. Auch er war gesund und musste leider während der Geburt sterben, weil die Geburt nicht aufzuhalten war. 11 Monate später wurde ich zu meinem zweiten Sohn schwanger, der jetzt im Februar 1 Jahr alt wurde. Und ich denke mir auch oft, ob die beiden sich ähnlich wären oder ob sie komplett verschieden wären und wie es gekommen wäre, wenn mein erster Sohn nicht gestorben wäre, was er jetzt wohl schon machen würde, was er schon alles könnte, welche Lieblingsspielsachen er hätte und welche Vorlieben. Mein lebender Sohn ist zudem wirklich sehr, sehr lebendig und zeitweise extrem anstrengend und er schläft extrem schlecht. Wir hatten schon sehr viele Nächte, an denen er im 1 bis 2 Stundentakt wach war und jetzt ist es noch so, dass ich meist mehrmals pro Nacht zu ihm gehen muss und er oft stundenlang Theater macht. Wenn ich dann ganz fertig bin, denk ich mir manchmal auch, ob mein erster Sohn das auch gemacht hätte. Oder ob er vielleicht früher braver geschlafen hätte und im selben Moment habe ich ein schlechtes Gewissen darüber. Denn ich bin auch so unglaublich dankbar dafür, dass ich ihn bei mir im Leben haben darf und könnte es mir nicht vorstellen, wie es ohne ihn wäre. Es ist einfach ein Zwiespalt, denn ich möchte natürlich Lukas keinesfalls missen und gerade wenn er wieder so extrem anstrengende Phasen hat, denke ich daran, wie froh ich bin, dass es ihn gibt, dass er hier ist und lebt, dass wir unsere nicht gerade leichte Schwangerschaft geschafft haben und ich bis zur 37.SSW gekommen bin und dass ich dieses unfassbare Glück haben durfte, ein lebendes Folgekind nach meinem überalles geliebtem Sternenkind zu bekommen und irgendwie fällt es mir dann leichter seine anstrengenden Phasen und die zehrenden Nächte durchzustehen. Aber die Zeiten kommen einfach auch immer wieder, wo ich ständig an Florian denken muss und wo ich auch wieder so richtig weinen muss und traurig bin, dass ich ihn nie kennenlernen durfte und dass er so früh wieder ging. Wenn es darum geht, was die anderen Leute denken, bin ich auch oft im Zwiespalt. Meine Familie geht zum Glück ganz offen damit um, sie denken auch an ihn und sprechen manchmal auch von ihm, waren auch wirklich sehr für mich da und ich durfte immer von ihm reden bzw. konnte ganz das machen, wonach mir war. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar, denn bei Freunden oder der Arbeit war das nicht immer so. Viele verstehen es gar nicht und meinen auch, jetzt wo ein Kind da ist, ist ja alles wieder gut und das ist alles vergessen. Die verstehen einfach nicht, dass man sein Sternenkind nie vergessen wird, dass man sein Kind nicht einfach ersetzen kann und es immer einen Platz im Herzen und den Gedanken hat, ganz egal wie viele Folgekinder man bekommt. Und was Fremde oder Außenstehende angeht, die mich gerade wenn man sich am Spielplatz oder bei Babytreffen oder beim Kinderarzt trifft und etwas Smalltalk hält, wenn die mich fragen, ob Lukas mein erstes Kind ist, weiß ich auch oft nicht, was ich darauf antworten soll. Ich entscheide es dann oft einfach aus der Situation heraus, denn immer will ich auch nicht jedem erzählen, was passiert ist bzw. können die Leute wirklich oft nicht damit umgehen und teilweise verschreckt es sie dann auch und sie wenden sich dann gleich wieder ab. Deshalb hab ich Florian dann manchmal auch nicht erwähnt, obwohl ich meistens in dem Moment, wo ich es sage, schon ein schlechtes Gewissen ihm gegenüber habe und am Friedhof hab ich es ihm dann schon mal erklärt, dass ich ihn nie vergessen werde und er immer mein erster Schatz bleibt, auch wenn ich es nicht jedem Außenstehenden sage. Keine Ahnung, irgendwie hatte ich das Gefühl, ich muss es ihm erklären. Aber wenn ich eine Mama neu kennenlerne und dann auch wirklich öfter treffe und es dann darum geht, das wievielte Kind man hat, da erzähle ich es dann schon, denn er gehört zur Familie dazu, egal was andere Leute denken. Und manchmal, wenn ich das Gefühl habe, es passt jetzt einfach irgendwie und ich darauf angesprochen werde, sage ich es auch. Das entscheide ich wirklich nach Gefühl. Liebe Grüße, Dani

von sunnydani am 03.03.2015, 11:12



Antwort auf Beitrag von sunnydani

Hallo sunnydani, danke für deine lange Antwort und das Schildern deiner eigenen Geschichte und Erfahrungen. Ich erkenne mich in vielen deiner Worte auch wieder und es tut gut zu lesen. Ich entscheide das auch oft aus dem Bauch heraus, vielleicht störte ich mich auch daran, dass ich dachte, ich müsse eindeutiger sein, gefestigter, wenn mich jemand fragt ob meine Tochter blaue Augen habe überlege ich ja auch nicht erst lange. Aber letztendlich ist es dann vielleicht nicht so einfach und das bedeutet aber nicht, dass ich mein verstorbenes Kind verleugne, weniger liebe oder oder. Ach ich weiß auch nicht, gut zu hören wie es anderen damit geht.

von Hannah79 am 06.03.2015, 03:46



Antwort auf Beitrag von Hannah79

Hallo, habe gerade deinen Beitrag gelesen und kann deine Worte so gut nachvollziehen... Dein Kind wird immer dein Kind bleiben - auch wenn es leider nicht bei dir beiben konnte und für den Rest der Welt vergessen ist oder niemals existiert hat :-( Ich selbst hatte 2010 einen recht frühen Abort und wurde (leider) erst 2013 wieder schwanger. Trotzdem ist mein Sternchen oft in meinen Gedanken: Hätte Emilian jetzt einen großen Bruder oder eine große Schwester? Wie wäre er/sie gewesen? Wie würde er/sie heute wohl aussehen?... Ich zögere wie viele andere oft, wenn mich jemand fragt, ob Emilian mein einziges Kind ist. Eigentlich nicht, nur mein einzig lebendes. Meine Oma erzählt noch heute manchmal von meiner Tante Erika: Sie wurde 1953 in der 30. SSW geboren. Viel zu früh für damalige Verhältnisse und ist sie mit drei Tagen gestorben. Trotzdem bleibt für meine Oma die Erinnerung an sie lebendig. Selbst ich, die ich Tante Erika nie kennenlernen durfte, stelle mir manchmal vor, wie sie wohl gewesen wäre. Ich glaube daher nicht, dass es eine Mutter gibt, die ein Sternchen nicht vermisst - auch wenn danach sie ihr(e) Folgewunder in den Armen halten darf. Und das ist auch völlig in Ordnung so.

von Ingata am 03.03.2015, 21:01



Antwort auf Beitrag von Ingata

Hallo Ingata, du hast recht, vermutlich vermissen und denken alle Mütter an ihre Sternchen. Vielleicht sollte ich mir deswegen weniger Gedanken machen, ja, es gab ein weiteres Kind, warum sollte ich sie verschweigen, Punkt und Thema Ende im Kopf...

von Hannah79 am 06.03.2015, 03:50



Antwort auf Beitrag von Hannah79

Ich kenne dieses Gefühl auch.. kann dir nur raten zu einer cranniosacral Therapie zu gehen um dein inneres Gleichgewicht zu finden. Dachte anfangs auch ist humbuck aber es half mir sehr. Nun kann ich sagen ich habe 2Kinder bei mir und eines schaut von oben herab. Allerdings ist es momentan noch so, das meine lebenden Kinder von dem Sternchen nichts wissen. Die große ist gerade sehr labil. Ich weiß noch nicht, wann und wie ich es ihr sage weil es auch ein zwiespalt ist.. wenn das erste nicht gegangen wäre gäbe es sie nicht. Denn ich war bereits nach 3Monaten wieder schwanger! Oft bei"fremden" Antworte ich nur "2 Kinder" Merke auch oft das Leute nicht mit der Trauer umgehen können obwohl es ein Teil von mir ist ist es eintabu Thema über das viel zu selten gesprochen wird! Fühle dich gedrückt und verstanden.. du liebst dein Kind sehr, nur bist du einfach noch nicht amgekommen :-*

von asclepiatina am 04.03.2015, 19:52



Antwort auf Beitrag von asclepiatina

Hallo asclepiatina, danke für deine Antwort. Ja, so ganz angekommen bin ich noch nicht, aber ich habe das Gefühl es wird und dabei hilft mir auch das forum hier und eure Antworten und geteilten Erfahrungen. Das mit deinen lebenden Kindern kann ich gut verstehen, ich mache mir darüber auch viele Gedanken und Sorgen. Denn meine zweite Tochter gäbe es auch definitiv nicht wenn die zweite gelebt hätte, am eigentlichen ET hielt ich den erneut positiven Test in der Hand. Ich habe Sorge, meine Kleine könnte das belasten, sie könne sich unerwünscht oder schuldig fühlen, mit dem Ballast des toten Kindes behaftet. Ich kann aber auch mein erstes Kind nicht verschweigen gegenüber anderen und so wird sie es zwangsläufig irgendwann mitbekommen, ggf durch andere. Ich habe auch noch keine Ahnung wie ich sie da schützen kann psychisch und mache dir darüber regelmäßig Gedanken.

von Hannah79 am 06.03.2015, 03:58



Antwort auf Beitrag von Hannah79

Vielleicht hilft dir auch ein Ritual.. ein richtiges loslassen.. was nicht heißt du sollst vergessen! Nimm einen Luftballon, hänge eine Karte mit Worten an das Sternchen. Oder irgendwas was dich erinnert daran und lass ihn auf m Berg irgendwo steigen.. oder leg dir eine Schatulle zu in die du erinnerungen reinlegst.. vielleicht auch einen Brief an deine Maus.. etwas das du immer mal in die Hand nehmen kannst.. Ich hab selbst einen Luftballon genommen. Es war verdammt schwer und emotional den Fliegen zu lassen, hab echt schlimm geweint, aber es half. Und ich sag mir immer einer der Sterne is mein Baby. Nimm dir die Zeit zu trauern aber schau auch mit offenen Augen dein Wunder an :-*

von asclepiatina am 07.03.2015, 19:11