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still geboren

Thema: still geboren

Nun ist es schon über einen Monat her, dass ich unsere kleine Tochter still zur Welt bringen musste. Bis zur 21 SSW verlief alles gut bis auf eine kleine Blutung in der Frühschwangerschaft. Doch dann ging der Horror los. Am Montag Abend Schmerzen und in der Nacht dann Blutungen. Da ich am Dienstag Vormittag eh einen Vorsorgetermin hatte, habe ich auch auf Rücksicht auf meine große Tochter abgewartet. Bei der Untersuchung konnte mich die Ärztin dann beruhigen und sagte, dass es dem Kind (einem kleinen Mädchen) gut geht. Schuld daran war wohl ein Hämatom, welches aber nicht weiter schlimm sei. Die Blutung war auch vorbei. Sie verschrieb mir noch ein Gelbkörperhormon und gab mir noch eine Überweisung zur Feindiagnostik. Die weiteren Tage verliefen gut. Am Freitag morgen dann wieder Blutungen. Ich bin daraufhin gleich zur Praxis, wo eine Vertretungsärztin Dienst hatte. Sie saget mir nach dem Ultraschall auch, dass es unserer Tochter gut geht und erklärte mir, dass "man mich nun nur ins Bett packen könne" und ich mich um eine Haushaltshilfe kümmern solle. Außerdem sprach sie ein sofortiges Beschäftigungsverbot aus.. Weiterhin sagte sie mir, dass ich, falls die Blutungen bis morgen nicht aufhören sollten, ins Krankenhaus solle. Wieder Zuhause legte ich mich auch gleich hin. Am Nachmittag bekam ich stärkere Schmerzen und auch die Blutungen wurden stärker. Ich entschied mich schon jetzt ins Krankenhaus zu fahren. Im örtlichen Krankenhaus erfolgte eine erneute Untersuchung:Meiner Tochter ging es weiterhin gut. Der Arzt stellte ein größeres Hämatom hinter der Placenta fest und erklärte mir auch, dass die Situation kritisch sei zumal noch keine Überlebenschancen für unsere Tochter bestehen würden. Ich wurde stationär aufgenommen. Hier verbrachte ich nun die nächste Woche mit einigen "auf``s und ab``s" Mit Ablauf der 22 SSW wurde ich daraufhin in ein Level 1 Krankenhaus verlegt, wo ich die nächste Zeit verbringen durfte. Auch hier sah ich viel zu häufig schon den Kreißsaal, weil es immer wieder zu Blutungen kam. Unserer Tochter ging es aber weiterhin gut. Endlich war das Erreichen der 24 SSW in greifbare Nähe gerückt und wir wollten und mit den Kinderärzten zwecks der Risiken und Lungenreifung besprechen und da begann die traurige Talfahrt. Ich bekam in der Nacht wieder Schmerzen und Blutungen. Die Ärztin erklärte mir, dass mein Muttermund bereits ca. 1-2 cm geöffnet sei und es sehr gut sein könne, dass unsere kleine Tochter auf die Welt komme. Ich verständigte meinen Partner und wurde auch wieder unverzüglich in den Kreißsaal gebracht. Unserer Maus ging es noch gut. Die Schmerzen hatten bereits Wehencharakter aber ich konnte mich im Laufe des Tages wieder etwas erholen und neue Hoffnung schöpfen. Am Abend des 27.03.15 packte mich jedoch eine innere Unruhe und die Schwestern auf der Station kamen diesem nach und versuchten mittels CTG die Herztöne unserer Maus zu finden. Es gelnag jedoch nicht richtig. Die Schwester beruhigte mich und meinte, dass die Maus sich bestimmt einfach schnell weggdrehen würde, da sie ja noch klein sei. Ich war nicht beruhigt. die Schmerzen kamen erneut, die Blutungen auch. Ich wurde wieder -diesmal im Beisein meines Partners-in den Kreißsaal gebracht. Durch einen Arzt wurde erneut ein Ultraschall gemacht. Das Unfassbare war geschehen-Lilias Herz hatte in der 23+1 aufgehört zu schlagen. Alles brach in mir zusammen.... Ich brachte Lilia nachdem auch die Fruchtblase platzte nach kurzer Zeit ohne weitere Medikamente (Muttermund war bereits leicht geöffnet und die Wehen hatten eingesetzt) still zur Welt. Sie ist so bildhübsch ....mit ihren gerade mal 32 cm und 575 Gramm. Wir können es nicht begreifen, dass unsere Tochter zu den Sternen gegangen ist... Jede freie Zeit fahre ich zum Friedhof, um ihr etwas näher sein zu können. Der Schmerz ist so groß...

von mueke am 04.05.2015, 21:07



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Hallo! Es tut mir sehr Leid,dass ihr eure kleine Lilia verloren habt.Lass dich mal fest drücken! Bei mir ist es schon eine kleine Ewigkeit her...meine Tanja kam am 18.11.2011 in der 40.SSW still zur Welt.Grund war nach der Geburt offensichtlich: Sie hatte eine komplette Nabelschnurumschlingung. Sie war perfekt! Wir konnten es einfach nicht verstehen,warum gerade unser Kind?Das wir uns so sehr gewünscht haben,auf das wir 1 1/2 Jahre warten mussten,bis sie sich bei uns einschlich! Auf manche Fragen bekommt man einfach keine Antwort. Heute ist es über 3 Jahre her,ich habe inzwischen noch 2 Söhne bekommen,wovon einer gerade mal 8 Wochen alt ist und er sieht seiner Schwester sowas von ähnlich,dass es mich jedesmal schaudern lässt. In unseren Herzen werden unsere Kinder weiterleben und auch ihr werdet eines Tages wieder nach vorne schauen und euch zwar mit Trauer,aber auch mit Glück im Herzen an eure Mausi erinnern. Liebe Grüße Ivonne

von Olis Mama am 04.05.2015, 21:19



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Liebe Muecke, mein tiefes Beileid zum Tod deiner kleinen Tochter. Lilia ist ein wunderschöner Name für so ein kleines Mädchen. Dein Bericht hat mich sehr berührt, weil ich ähnliches erlebt habe. Meine kerngesunde und bis dahin lebende Tochter starb unter der Geburt in der 17. SSW. Ich leide und vermisse sie noch heute eineinhalb Jahre nach ihrem Tod. Ich war damals auch ganz viel auf dem Friedhof. Man hat so wenig andere Erinnerungsstellen da man nur so wenig Zeit und Leben mit dem Kind verbringen durfte, es gibt so verdammt wenig sichtbare Spuren ihres Lebens. Nimm dir die Zeit die du brauchst. Die Zeit heilt nicht alle Wunden, aber man kann lernen damit zu leben. Manchmal habe ich mir gewünscht wir hätten es bis zur magischen 24. Woche schaffen dürfen. Aber dann wieder weiß ich für mich selber nicht genau ob ich meiner Tochter eine so frühe Frühgeburt mit all ihren lebenslangen Folgen gewünscht hätte und ob ich selber die damit verbundene Belastung hätte tragen können. Ich hatte extrem viel Stress in ihrer SS, vielleicht wäre sie davon krank geworden und hätte ihr Leben lang darunter gelitten. Ich weiß nicht ob es einen höheren Plan gab, sie und mich vor einem leidvollen Leben zu schützen. Das Wissen, dass sie womöglich vor größerem Leid bewahrt wurde hilft mir manchmal. Die Trauer und das Trauma ihres Verlustes bleiben. Hier bei uns gibt es eine Selbsthilfegruppe für Sterneneltern. Vielleicht ist das was für dich (euch). Ich habe eine Schublade mit Erinnerungen und das letzte US-Bild und eine Kette mit ihrem Namen hängt bei mir im Flur. Andere wiederum schieben das Thema nach der Trauerzeit komplett beiseite. Womit man besser klar kommt weiß ich nicht. Es gibt kein richtiges oder falsches Trauern. Es tut mir sehr leid, was du erlebt und erleiden musstest. Meine SS verlief auch bis dahin völlig komplikationslos... Ich denke heute Abend an dich und die kleine Lilia.

von Hannah79 am 07.05.2015, 21:58



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Ich danke euch für eure mitfühlenden Worte.Und es tut mir so leid, dass so viele Mütter diese Erfahrung machen müssen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen wie ich den normalen Alltag ohne meine kleine Tochter meistern soll. Ich habe zwar rechtlich gesehen (komplette Mutterschutzzeit) noch einige Wochen bevor dieses wieder konkret wird, doch weiß ich nicht, ob ich nicht vielleicht doch vorher wieder anfangen soll zu arbeiten. Es wird mir sicherlich auch keiner sagen können, was besser ist. Habt ihr Unterstützung im Sinne einer therapeutischen Hilfe in Anspruch genommen? Meine Hebamme hat mir dieses nahe gelegt. Ich bin so unsicher, was ich derzeit wirklich brauche bzw. was mir weiterhelfen könnte.

von mueke am 10.05.2015, 23:26



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ich würde die hilfe auf jeden fall in anspruch nehmen. schaden kann es keinesfalls. und wenn du dich dort nicht wohlfühlst, kannst du es jederzeit beenden. es wird dir helfen, das erlebte zu verarbeiten. ich wünsche dir von herzen alles gute und hoffe, dass du einen weg findest.

von mellomania am 10.05.2015, 23:44



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Liebe Mucke, ich wünschte, es gäbe etwas, was ich sagen oder tun kann, um Deinen Schmerz leichter zu machen. Aber was soll man sagen, was soll man tun wenn das Unaussprechliche, das Unfassbare geschehen ist? Es bleibt mir nur zu sagen, dass es mir unendlich leid tut für Euch. Was kannst Du tun? Alles, von dem Du meinst, dass es Dir hilft und gut tut. Es ist egal, was alle sagen: geh' arbeiten, wenn Dir danach ist. Lass Dich noch länger krank schreiben, wenn Du das brauchst. Weine, wenn Dir danach ist, lache, wenn es geht. Es heißt, die Zeit heilt alle Wunden. Aber das stimmt nicht. Manche Wunden heilen nie. Aber es wird erträglicher werden. Irgendwann. Bis dahin kann ich Dir nur empfehlen, die eine spezialisierte Therapeutin zu suchen. Auch, wenn Du im Moment meinst, dass Du das nicht brauchst: geh dorthin. Wenn es Dir nicht thilfr, schadet es Dir jedenfalls auch nicht. Ich wünsche Dir viel Kraft und Segen!

von Moehre700 am 11.05.2015, 14:03



Antwort auf Beitrag von mueke

Ich kann dich gut verstehen. Genau dieses Gefühl hatte ich auch, wie bloß soll es weitergehen ohne meine kleine Tochter. Sie fehlte mir so unendlich. Ich war eine Zeitlang bei der caritas in Einzelberatung. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich es brauchte. Ich war daher auch nicht in der Selbsthilfe Gruppe und auch nicht bei einer Beraterin, die sich speziell mit Fehl- und Totgeburten aus kannte. Im nachhinein denke ich, ich hätte vielleicht doch die Selbsthilfegruppe probieren sollen. Vielleicht habe ich zu viel verdrängt, wollte zu schnell zu stark sein, in meiner Umgebung gab es wenig Platz für meine Trauer, das Kind gab es ja noch nicht in den Augen vieler oder für Trauer und negative Gefühle ist generell wenig Platz, viele wissen auch nicht damit umzugehen. Ich hatte auch viel anderen Stress damals und hatte keine Zeit viel zu trauern. Also ich hatte mich schon ausgiebig damit befasst, aber vielleicht irgendwie nicht genug oder nicht mit ausreichender Unterstützung. Ich wurde dann relativ schnell wieder schwanger und heute denke ich

von Hannah79 am 12.05.2015, 21:24



Antwort auf Beitrag von Hannah79

... Entschuldigung, mein Handy hat gesponnen.... Heute denke ich, dass ich vielleicht irgendwie irgendetwas anders hätte machen sollen, so dass ich dann vielleicht heute besser damit klar käme. Aber vielleicht auch nicht. Vielleicht kann man mit dem Tod eines Kindes nicht noch besser klar kommen, weil es einfach schrecklich ist. Es ist ja auch nicht so, dass ich ständig daran denke oder damit hadere, aber manchmal habe ich das Gefühl andere kommen besser klar. Aber man schaut auch nicht dahinter. Also kurz gesagt, ich würde die Zeit der Schutzfrist nutzen und trauern und auf jeden Fall auch Hilfe in Anspruch nehmen. Das schadet keinesfalls. Bezüglich wieder arbeiten gehen bin ich mir ziemlich sicher, dass du wohl leider in der Zeit der gesetzlichen Schutzfrist gar nicht arbeiten gehen DARFST. Selbst wenn du wolltest... Vielleicht aber gibt es eine Ausnahme bei Totgeburten. Es ist einfach unfassbar grausam und tut ganz grauenhaft weh seine Tochter zu verlieren. Und bei mir wird es sicher immer schmerzen. Aber es wird trotzdem anders mit der Zeit. Es reißt einem nicht mehr den Boden weg. Es zerreißt einem nicht mehr so unendlich das Herz. Man fühlt nicht mehr diese Leere im Bauch. Alles Liebe für dich.

von Hannah79 am 12.05.2015, 21:33