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Ich habe heute unser Kind beim Standesamt gemeldet und etwas Wunderbares erlebt

Thema: Ich habe heute unser Kind beim Standesamt gemeldet und etwas Wunderbares erlebt

Ich möchte Euch heute etwas erzählen was mich sehr bewegt hat. Unser Tochter ist am 28. Juli 2004 in der 21. ssw still geboren. Als ich vor langer Zeit erfahren habe, dass man Fehlgeburten unter 500g nun auch beim Standesamt melden kann wollte ich das unbedingt tun. Es ist mir so schwer gefallen dass ich erst heute den Mut gefunden habe zum Standesamt zu gehen. Ich habe meine alten Mutterpass mitgenommen und das Kärtchen aus dem Krankenhaus mit Fußabdruck und Foto, denn darauf stand dann auch das Datum und die Uhrzeit der Geburt. Das Foto habe ich mit einem Post It abgeklebt, das wollte ich nicht zeigen. Beim Standesamt angekommen habe ich erklärt was ich wollte und die Standesbeamtin hat dann angefangen mir zu erklären dass diese Personenstandsanzeige nur auf einem einfachen DIN A4 Blatt festgehalten wird. Das Kind darf nicht in der üblichen Form im Stammbuch aufgeführt werden weil das alles keinen urkundlichen Charakter haben darf. Als ich das so hörte habe ich der Dame gesagt, dass ich das so nicht möchte. Ein einfaches Blatt....das brauche ich nicht. Ich hatte erwartet dass das eine normaler Eintrag im Stammbuch wird. Sie sagt dann: "Ich zeige ihnen mal am PC wie das aussehen wird. Wissen sie was? Ich kann ihnen das auch auf einem speziellen Blatt ausdrucken was dann extra in das Familienbuch passt. Dann sieht es zumindest so aus als würde es dazugehören." Ich fand das so nett dass ich doch geblieben bin. In den Unterlagen die ich mitgebracht habe hat sie dann nach Daten gesucht die sie brauchte und wollte das Post It vom Foto nehmen. Ich habe meine Hand darauf gelegt und gesagt dass ich das nicht möchte. Sie hat dann alles zusammengesucht und sagte sie müsste Kopien machen. Es war eine ganz bescheuert angespannte Atmosphäre dort. Als sie mit den Kopien zurückkam habe ich gedacht: Du kannst jetzt die Zähne zusammenbeißen und das jetzt aushalten oder Du brichst jetzt das Eis. Also habe ich sie gefragt: "Ist so etwas doof für sie?" Sie hat so sehr angefangen zu weinen.....dass ich ganz sprachlos war! Es würde ihr so schwer fallen mich dort zu sehen und es täte ihr so leid mit dem Foto, das war gedankenlos von ihr, und sie kann sich kaum vorstellen wie das für Eltern sein muss, aber sie sei auch nicht nur eine Beamtin die das kalt lässt...... Es war so berührend dass diese mir fremde Frau dort mit mir gemeinsam geweint hat.....ich musste lachen, und habe der Dame gesagt, dass ich ihr sehr dafür danke dass sie dort gemeinsam mit mir weint. Ich kann nicht in Worte fassen warum mich das bewegt hat, vielleicht könnt Ihr es verstehen. Aber es war so traurig und doch so befreiend diese offenen Worte zu hören! Es war wirklich ein Lachen und ein Weinen! Ich bin mit ganz schwerem Herzen dorthin gegangen und hatte große Angst. Und gegangen bin ich mit einem Lächeln und ganz leichtem Herzen! lg, becky

von Becky75 am 02.04.2014, 19:47



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Ich kann das verstehen. Mir wäre es sicher ähnlich ergangen. Schön, dass du jetzt was (halb)amtliches für Stammbuch hast! Liebe Grüße

von wolke76 am 02.04.2014, 21:48



Antwort auf Beitrag von Becky75

Schön das du dich getraut hast! Ich selber konnte mich noch nicht dazu durchringen :( Möchte es aber auch noch machen! Lg Tanja

von Sonne2012 am 03.04.2014, 08:51



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Was für eine schöne menschliche Reaktion!

von Tristania1704 am 03.04.2014, 11:27



Antwort auf Beitrag von Becky75

Bei Deinem Bericht sind mir gerade die Tränen gekommen- wie schön, wenn man in solchen Situationen auf solche "echten" Menschen trifft. Jetzt nagt in mir auch wieder der Gedanke, mein Kind eintragen zu lassen. Eigentlich hatten mein Mann und ich uns dagegen entschieden ......

von lutzi80 am 03.04.2014, 17:49



Antwort auf Beitrag von Becky75

Meine beiden Söhne habe ich letztes Jahr direkt im Mai eintragen lassen. Die Standesbeamtin war kühl und sehr distanziert. Für sie waren wir halt nur eine Nummer. Meine Tochter konnte ich erst im August eintragen lassen, da sie einen anderen Vater hat und ich bis nach unserem Umzug warten musste (wieder dahin, wo sie auch geboren wurde und auch der Papa wohnt). Bei den beiden Jungs bekam ich jeweils eine DIN A4-Seite und musste auch dafür zahlen. Bei meiner Tochter hat die Standesbeamtin zuerst auch die große Seite gedruckt. Als ich fragte, ob sie denn wie in Duisburg so einen Locher für das Stammbuch hat, verneinte sie es, aber hat mir dann eine Urkunde auf dem richtigen Urkundenblatt ausgedruckt. Die große Seite durften wir dennoch behalten und ich musste nichts zahlen (die hat der Papa nun). Sie hatte in meinem Stammbuch die anderen beiden Urkunden gesehen und musste erstmal schlucken. Beim Rausgehen sagte sie mir, das sie großen Respekt hat und mich bewundert, das ich noch den Mut zum 'weitermachen' hatte (hatte meine 1,5jährige Tochter ja mit). Da musste ich dann auch erstmal schlucken, aber sie war die erste ''öffentliche'' Person, die sich positiv mir gegenüber geäußert hat.

von -chOcO- am 04.04.2014, 00:33



Antwort auf Beitrag von -chOcO-

Liebe Becky, vielen Dank das Du dieses traurige aber doch so wundervolle Erlebnis mit uns geteilt hast. Auch ich hatte Tränen in den Augen...denn ich kann mir sehr gut beide Seiten vorstellen....als ich damals die Todesurkunde bekam, war mir derart elend..aber es war das Bestattungsunternehmen was es uns gab und auch den Menschen hat es nicht kalt gelassen. Viele Jahre später habe ich dort noch mal vorgesprochen und der Mensch hat mir bestätigt Kinder Beerdigungen sind auch für die Mitarbeiter immer noch mal eine besondere Situation. Alles Liebe Dir und schön das es trotz Amtsschimmel solch einen Ausdruck für Euer Stammbuch gab Zzina

von Zzina am 04.04.2014, 08:14



Antwort auf Beitrag von Becky75

Oh was für eine gefühlvolle Reaktion! Ich hab mein Sternchen gleich im Juni 2013, kurz nach in Kraft treten des Gesetzes, in das Personenstandsregister eintragen lassen. Mein Schatz ging 2009 bereits zu den Sternen.. Die Bearbeiter im Standesamt waren auch wundervoll! Ich brauchte nicht mal eine Nummer ziehen und wurde bevorzugt behandelt. Es waren noch drei weitere Bearbeiter im Zimmer und beim verlassen haben mir alle Bearbeiter alles Gute gewünscht. Es war ein ganz komisches Gefühl - zwischen Trauer und Stolz und Freude, aber ich bin sehr froh diesen "kleinen Zettel" in meinen Händen halten zu dürfen.

von Tina2106 am 04.04.2014, 18:21