Kleine Engel

Forum Kleine Engel

Die Welt steht still

Thema: Die Welt steht still

Hallo Ich hoffe ihr nehmt es mir nicht übel, wenn ich sage, das ich gehofft hatte niemals Rat in einem solchen Forum suchen zu müssen... Und nun ist es passiert! Zur Vorgeschichte: Es handelt sich um eine sehr gute Freundin von mir, die ich selbst seit der Krabbelgruppe kenne. Sie und ihr Mann haben 4 Jahre versucht Schwanger zu werden. Sie waren bereits in der Kinderwunschklinik und haben eine Hormonbehandlung durchgeführt, es standen noch weitere Untersuchungen an aber dann hat es im letzten Zyklus vor den Tests und der künstlichen Befruchtung doch noch auf 'natürlichem' Wege geklappt. Die Freude war unbeschreiblich groß! Die Schwangerschaft war bis auf die 'normale' Angst und die 'normalen' Wehwehchen unkompliziert. Sie war zwar immer etwas klein und leicht - aber nicht besorgniserregend. Vor 5 Wochen, dann ein kurzer Schockmoment, beim Frauenarzt wurde auf dem Ultraschall etwas am Darm entdeckt (ich weiß leider nicht genau was) woraufhin sie zu PreNatal überwiesen wurde. Was auch immer es war, es hätte sich bei der Untersuchung nicht bestätigt! Ein paar Tage nach diesem Schock, starb ihr Vater nach kurzer, heftiger Krankheit. Ab da hat sie die letzten vier Wochen ihrer Schwangerschaft damit verbracht eine Beerdigung zu organisieren, die Wohnung leer zu räumen, papierkram zu erledigen - eben alles was so anfällt wenn jemand stirbt. Sie war am 3.06. ausgezählt und somit jetzt 4 Tage über den Termin! Ich hatte Ende letzter Woche noch mit ihr gesprochen. Da erzählte sie, sie wäre heute morgen bei ihrer Frauenärztin gewesen, und diese wäre fast vom Stuhl gekippt, da sich das Mäusken (mal wieder) in BEL gedreht hatte. Also musste sie am nächsten morgen in die Entbindungsklinik um nochmals kontrollieren zu lassen - da lag sie dann jetzt aber richtig herum. Da dies aber nicht zum ersten Mal passiert war, sagte sie, sie hätte jetzt langsam keine Lust mehr auf dieses Nervenspiel - das wenn Wehen einsetzen und keiner weiß, wie das Kind gerade liegt. Sie dachte zu dem Zeitpunkt über einen Kaiserschnitt nach. Hätte sie ihn besser mal machen lassen - denn heute Morgen kam die Nachricht ihrer besten Freundin, das das Herz der kleinen Msus aufgehört hätte zu schlagen und sie das Kind jetzt tot zur Welt bringt. Ich war völlig geschockt und wie gelähmt, zumal ich selbst einen 3 jährigem Sohn habe, den die beiden seit seiner Geburt kennen und über alles lieben. Habe dann eben mal mit ihrer Freundin telefoniert, die mir dann mehr Infos geben konnte - sie ist wohl heute Morgen gegen 4 Uhr durch starke Blutungen und Schmerzen wach geworden. Sie haben sofort den Krankenwagen gerufen, der auch 10 Minuten später da war und sie sofort in die Klinik gebracht hat. Dort konnte leider kein Herzschlag mehr festgestellt werden! Plazentaablösung! Sie bat ihre Freundin - die mich heute Morgen informiert hat und auch auf dem laufenden hält, diese Nachricht weiterzuleiten, damit sich niemand bei Ihnen meldet. Sie versuchen seit heute Mittag die Geburt einzuleiten - aber bis jetzt tut sich leider mal gar nichts... Sie will es jetzt auch einfach 'hinter' sich bringen - aber nicht mal das ist ihr gegönnt. Ich weiß das sich eine Einleitung unter Umständen über ein paar Tage ziehen kann - aber es ist so schrecklich! Ich weiß nicht, was ich tun soll/kann... Mir fehlen die Worte! Ich wollte Ihnen eine 'Sternchen / Trauerkiste' Basteln in der sie alle Erinnerungen wie Mutterpass und Ultraschallbilder legen können und eine Kerze mit ihrem Namen. Was haltet ihr davon? Ich weiß auch nicht ob ich mich bei ihr melden soll, da sie ja darum gebeten hatte nicht kontaktiert zu werden... Ich würde ihr aber trotzdem gern sagen, das ich für sie da bin - ob zum Reden oder zum schweigen, ganz egal! Was hättet ihr euch gewünscht? Das euer Wunsch nicht kontaktiert zu werden, 'akzeptiert ' worden wäre oder das man sich doch meldet? Ich würde so gern helfen. Es gibt aber wohl nichts was man sagen oder tun kann, um es auch nur annähernd erträglich zu machen... Ich bitte um euren Rat! Lg Julia-K

von Julia-K am 07.06.2015, 21:34



Antwort auf Beitrag von Julia-K

Liebe Julia, es macht mich unfassbar traurig deine Zeilen zu lesen und ich mag mir gar nicht ausmalen, wie es deiner Freundin nun gehen muss ... Da fehlen mir wirklich die Worte ... :*( Ich selbst habe mein Baby erst vor ein paar Wochen Mitte der 19. SSW verloren und ich glaube, je länger man mit seinem Kind verbracht hat, je enger die Bindung durch die Schwangerschaft schon geworden ist, desto heftiger ist es, das geliebte Baby zu verlieren. Ich habe tatsächlich eine kleine Kiste für mein Pünktchen, in welcher ich Ultraschallbilder, Briefe, eine Karte der Klinik mit Fuß- und Handabdrücken, selbst ein echtes Foto, etc aufbewahre. Es ist für mich wie eine kleine Schatzkiste und ich bin froh, dass ich sie habe. Ob es deiner Freundin allerdings genauso viel bedeuten würde, weiß ich nicht... Den Wunsch, nicht kontaktiert zu werden, kann ich auch sehr verstehen. Mir ging es dabei aber besonders ums Telefonieren. Ich wollte mit niemandem sprechen, gerade weil Telefon ja so unpersönlich ist. Nachrichten (SMS oder E-Mail) fand ich aber okay. Da ist man nicht im Zugzwang, was sagen zu müssen. Vielleicht schreibst du ihr einfach, dass du für sie da bist und mit ihr fühlst. Sie kann es dann lesen, wenn und wann sie will. und sie kann selbst entscheiden, ob und wie sie antworten will. Es tut mir soooo leid für deine Freundin :*(

von Inadina am 07.06.2015, 21:50



Antwort auf Beitrag von Inadina

Liebe Inadina Erst einmal möchte ich dir sagen, wie leid mir dein Verlust tut... Ich glaube es gibt für Eltern nichts schlimmeres als ihr Kind gehen zu lassen. Umso mehr, danke ich dir, das du dir die Zeit genommen und die Mühe gemacht hast, mir zu antworten obwohl der eigene Schmerz noch so frisch ist. Ich habe es gestern nicht mehr ausgehalten und den beiden ne Nachricht geschickt, aber auch direkt dazu geschrieben, das sie sich jetzt bitte nicht verpflichtet fühlen sollen, darauf zu antworten. ich wollte nur das sie wissen, das sie nicht allein sind - auch wenn es sich wahrscheinlich momentan so anfühlt. Sie hat letzte Nacht eine PDA bekommen und konnte somit etwas schlafen und heute Vormittag wird weiter eingeleitet. Ich würde so gern etwas tun! Lg Julia

von Julia-K am 08.06.2015, 09:33



Antwort auf Beitrag von Julia-K

Hallo Julia, es tut mir sehr leid, was deine Freundin durchmachen muss. Ich weiß aber auch, wie schwer es ist, als Freundin nichts tun zu können. Du hast ihnen deine Unterstützung angeboten. Wenn sie sich dazu in der Lage fühlen und es wünschen, werden sie sich melden. Jeder geht mit solch einem Verlust anders um. Manche Frauen reden, manche schweigen, manche verdrängen andere ziehen sich völlig zurück. Liebe Grüße und viel Kraft Chrysalis

von Chrysalis am 08.06.2015, 13:44



Antwort auf Beitrag von Chrysalis

Konntet ihr, also derer die betroffen sind, ein 'es tut mir leid' überhaupt noch hören? Nicht im Sinne von Mitleid aber das ist ja so mitunter das naheliegenste was man sagen kann... Wolltet ihr, das man euch fragt wie es euch geht, oder war es euch lieber nicht darauf angesprochen zu werden?

von Julia-K am 08.06.2015, 23:34



Antwort auf Beitrag von Julia-K

Kurz nachdem ich meine Tochter (jetzt fast 18) zur Welt gebracht habe, hat eine Freundin von mir 6 Tage vor dem errechneten Termin Wehen bekommen und ist ins KH gekommen. Als ich abends den Mann anrief, um zu fragen, ob alles gut gelaufen ist und ich sie morgen besuchen darf, merkte ich sofort (schon wie er sich so meldete...), dass irgendetwas nicht stimmt. Sie hatte ein Mädchen zur Welt gebracht, welches beim Abnabeln verstarb. Er sagte mir auch, dass meine Freundin ausgerechnet mich jetzt nicht sehen will. Ich war unendlich gekränkt, weil das Ähnliches in der 21+SSW auch erlebt hatte und dachte, dass ich nachfühlen kann, wie es ihr geht. Auch ich bin mal aus den KH in ein leeres Kinderzimmer gekommen.. Ich habe ihr dann ein Buch gekauft und eine Liste mit Adressen (Verwaiste Eltern etc.) dazugelegt. In einem Brief habe ich ihr mitgeteilt, dass ich immer für sie da bin und sie mich einfach anrufen kann, wenn sie möchte. Nach ein paar Wochen rief sie dann an und wir trafen uns (natürlich erstmal ohne mein Baby). Als sie zwei Jahre später einen Jungen bekam, habe ich mitgezittert. Als meine Tochter in die Schule kam, war meine Freundin ausgerechnet ihre Mathelehrerin und hatte eine besonders enge Bindung an meine Tochter. Was ich sagen will: die Zeit nimmt dem Schmerz irgendwie die Spitze und man erobert sich seine alte Wet langsam zurück. Ich habe damals ein Jahr gebraucht, bis ich wieder ein Baby auf den Arm nehmen konnte (aber da musste ich auch: es war inzwischen mein eigenes), aber bis dahin habe ich bei jedem Kinderwagen, der zu dicht an mir vorbeifuhr, geweint. Ich hatte bis zum Schluss kein Vertrauen in meine neue Schwangerschaft und konnte mit dem Verlust nicht umgehen. Wie soll es da erst Aussenstehenden ergehen? Ich habe die dümmsten Kommentare über mich ergehen lassen müssen (Du bist noch so jung, das klappt bald wieder..etc.), aber weiß auch, dass es eben schwer ist, das Richtige zu sagen oder zu tun. Wichtig finde ich aber, dass man überhaupt etwas sagt, denn das ist ihr Kind und man darf nicht so tun, als hätte es nicht existiert. Es hat existiert und sie geht gerade durch die Hölle. LG, nurit

von Nurit am 09.06.2015, 12:27



Antwort auf Beitrag von Nurit

Mein aufrichtiges Mitgefühl für Deine Freundin. Ein tut mir leid konnte ich nicht mehr hören. Viele wissen aber auch nicht, was sie überhaupt sagen sollen. Eine Umarmung sagt manchmal mehr als Worte. Ganz wichtig finde ich, das Freunde nicht nur jetzt da sind. Sondern auch die nächsten Jahre . Im Augenblick wird ihr viel Hilfe, Gespräche und Empathie entgegen gebracht, weil alles gerade erst passiert ist. Aber es gibt gute und schlechte Tage, die wird es immer geben. Und gerade an denen sollte man da sein. Meine Tochter ging in der 21.ssw, das ist ist jetzt über 10 Jahre her. Die Einzige, die an ihren Todestag denkt, das bin ich. Das macht mich traurig. Es ist, als hätte es sie nie geben. Stille Grüße

Mitglied inaktiv - 09.06.2015, 12:50



Antwort auf diesen Beitrag

Es tut mir sehr leid für deine Freundin! :-( Ich hab vor 4 wochen in der 13. Woche mein Baby verloren, fast die komplette Familie wusste davon. An dem Tag haben sie sich gemeldet wie leid es ihnen doch tut, danach hat keiner mehr drüber gesprochen! Sowas ist extrem verletzend...auch wenn das kleine nicht da ist...hat es gelebt...in mir! Lass sie wissen das sie ein Kind hat..versucht so oft wie möglich (jetzt vielleicht grad noch nicht) aber später dann viel drüber zu sprechen! Denn auch wenn das Baby jetzt zu den Sternen gereist ist, gehört es trotzdem noch zu ihr! Ich wünsche deiner Freundin alles gute. und du halte die Ohren steif, am Anfang ist man sehr emotional und jeder geht mit seiner Trauer anders um! :-)

von Loui92 am 09.06.2015, 20:29



Antwort auf Beitrag von Julia-K

Hi Julia. Ersteinmal tut es mir unendlich leid für deine Freundin. Es ist schwer einen Rat zu geben was richtig und was falsch ist in dieser Situation da jeder anders mit seiner Trauer umgeht. Ich habe meine Tochter vor 3 Jahren 4 wo vor dem Termin verloren und mir selber hat es sehr gut getan zu reden. Ich bin sehr offen damit umgegangen und wollte auch das ich gefragt werde. Das es die Leute interessiert. Ich selber fande es schrecklich zu hören mein Beileid mir war eine Umarmung einfach lieber und hat viel mehr ausgedrückt. Ich glaube du hast es richtig gemacht ihr zu schreiben ihr zu zeigen du bist für sie da und jetzt kann sie selber entscheiden wann sie sich meldet. Ich bin mir sicher sie wird sich melden wenn die Zeit dafür gekommen is. Auch ich freue mich wenn jeder an den Todestag auch 3 Jahre danach noch denkt. Der Schmerz verändert sich aber er wird nie aufhören und der Spruch die Zeit heilt alle Wunden is Quatsch denn die Narben tun an sovielen Tagen noch weh. Du kannst und wirst dich nie in sie herein versetzen können und versuche das auch nicht denn das was sie durch macht können leider nur Betroffene nach empfinden. Du kannst einfach nur da sein und ihr zu hören auch wenn viell das 10. mal das selbe besprochen wird das hilft. Mir hat auch Prof. Hilfe geholfen aber das ist nichts für jedermann und mir helfen bis heute noch Rituale. Wir zünden z.b. Jeden Abend und das seit 3 Jahren eine Kerze am Abend an. So ich hoffe könnte dir ein wenig helfen. Stille Grüße melie

von Melie225 am 09.06.2015, 23:55



Antwort auf Beitrag von Melie225

Hey ihr Lieben... Ich danke euch sehr für eure Ratschläge. Sie sind wohl seit gestern Abend wieder zuhause und ich hatte echt überlegt einfach hinzufahren oder einfach für sie einzukaufen und ihnen die Sachen vor die Tür zu stellen, damit sie sich gerade nicht mit solche Banalitäten beschäftigen müssen - oder war so etwas wichtig für euch? Also im Bezug auf den 'Alltag'. Ich will die beiden keinesfalls bedrängen, habe aber auch Angst den Zeitpunkt zu verpassen in dem ich mich einfach hätte melden sollen... Ich hab einfach Angst, das unsere Freundschaft darunter zerbricht, weil sie evtl. Mich oder eher meinen Sohn nicht mehr ertragen können... Habt ihr euch 'gefreut' wenn man einfach bei euch vor der Tür stand? Ich wäre einfach so gern für sie da... Hatte beiden ja ne Nachricht geschickt, er hat sie gelesen - sie nicht...

von Julia-K am 10.06.2015, 22:37



Antwort auf Beitrag von Julia-K

Ich finde es super wie du dir Gedanken über deine Freundin machst. Ich persönlich hätte mich sehr über den einkauf gefreut da es für mich anfangs sehr schwer War das Haus zu verlassen. Einfach klingeln würde ich nicht. Deine freundin hat sicherlich mit dem Wochenbett zu kämpfen und muss sich erst einmal erholen. Ich glaube nicht dass man da den richtigen Zeitpunkt verpassen kann. Ich hab mich einfach später bei meinen Freunden gemeldet als ich bereit dazu war. Gib ihr einfach zeit.

von Nussi88 am 11.06.2015, 06:05



Antwort auf Beitrag von Nussi88

Hallo Nussi88, So ging es mir auch, ich wollte die ersten Monate nicht raus. Ich hatte Angst mich könnte jemand sehen der mich drauf anspricht:,, Und ist dein Baby schon da``?? ich weiß das irgentwann es sowieso jeder weiß, aber ganz am Anfang tut es weh, und mann Heult nur noch. Musste 9 Tage vor ET mein Sohn in Gottes Hände geben. Ich möchte dir Juli-k Raten jetzt noch nicht den Kontakt suchen, ich wollte am Anfang niemand sehen. Ich und mein Mann haben zusammen für uns beide getrauert, jetzt sind es 6 Monate her und wir haben im Wohnzimmer schrank ein Foto von meinem kleinen Engel und meinem Vater und da habe ich 6 LED lichter wo leuchten. Noah und Papa ich vermisse euch schrecklich

von Betti84 am 27.06.2015, 13:26