Sehr geehrter Herr Prof. Michelmann,
ich bin 40 Jahre alt und wir versuchen gerade, per ICSI ein Geschwisterkind zu unserem Sohn zu bekommen, der ebenfalls durch eine ICSI entstanden ist.
Da wir umgezogen sind, haben wir das Kinderwunschzentrum wechseln müssen.
Jetzt die Frage: wir haben eine Polkörperdiagnostik durchführen lassen wie auch bei der ICSI, durch die unser Sohn entstanden ist.
Diesmal waren von 7 diagnostizierten Zellen 4 nicht beurteilbar, 3 aneuploid.
Das letzte Mal waren alle 8 Zellen beurteilbar, vier waren ok.
Wie kommt eine so hohe Rate nicht beurteilbarer Zellen zustande? Ist das Labor nicht gut oder kann ein solches Ergebnis einfach mal auftreten?
Wir sind natürlich enttäuscht, aber auch misstrauisch, möchten natürlich auch diesmal ein Zentrum, dem wir vertrauen können.
Mit freundlichen Grüßen und vielem Dank
WB
von
WB1804
am 03.02.2014, 13:09
Antwort auf:
Polkörperdiagnostik
Hallo,
meinen sie wirklich Polkörperdiagnostik oder Vorkerndiagnostik (PN-Analyse)? Nur durch eine visuelle Beurteilung der Polkörper ist eine Aneuploidie nicht feststellbar, wohl aber durch die Vorkernanalyse. Polkörper können nur durch eine DNA-Analyse beurteilt werden. Aber egal was gemacht wurde, die Analyse von Eizellen oder befruchteten Eizellen (Zygoten) erlaubt sehr häufig keine klare Analyse. Diese Zellen sind vital und entwickeln sich kontinuierlich weiter, leider nicht immer synchron. Da die Beobachtung dieser Zellen nur einmal zu einem festgelegten Zeitpunkt stattfindet, ist es möglich, dass bestimmte Entwicklungsstadien übersehen werden, Auch das Auftreten von Aneuploidien sowie von Polyploidien kann in manchen Zyklen verstärkt sein.
Also kein Grund, ihrem Zentrum nicht zu vertrauen. Wenn sie aber auch nur den geringsten Zweifel haben, sollten sie das Zentrum wechseln. Gerade in der Kinderwunschbehandlung ist absolutes Vertrauen ganz wichtig.
Viel Glück!
Mit freundlichen Grüßen
HWM
von
Prof. Dr. H. W. Michelmann
am 04.02.2014
Antwort auf:
Polkörperdiagnostik
Hallo,
danke erst einmal für die schnelle Antwort.
Also das Ganze läuft unter Polkörperdiagnostik und beinhaltet die Entnahme des/der Polkörper nach Eröffnung der Eizellen mittels Laser und sowie eine Beurteilung der Chromosomen mittels FISH-Verfahren.
Ich hatte es so verstanden, dass bei einigen ausgewählten Chromosomen beurteilt werden kann, ob bspw. eine Trisomie vorliegt und die zugehörigen Eizellen werden dann verworfen.
Gewundert hatte ich mich nicht über die hohe Anzahl der Eizellen mit Fehlverteilung, da ich ja relativ alt bin, sondern darüber, dass mehr als die Hälfte nicht beurteilbar waren.
Hier hatte mich interessiert, ob das häufig vorkommt, denn das erste Mal waren ja alle beurteilbar und der Unterschied ist also recht groß. Ich habe aber nur Erfahrung von N=2, was ja nicht sehr aussagekräftig ist.
Ich habe Sie jetzt aber so verstanden, dass es häufig passiert!?
Herzliche Grüße
WB
von
WB1804
am 04.02.2014, 11:48
Antwort auf:
Polkörperdiagnostik
Hallo,
nun ist mir die ganze Sache doch viel klarer. Es wurden also, wie sie ganz richtig schreiben, die Eizellen auf numerische Chromosomenanomalien hin untersucht. Das geschah durch die FISH-Technik, die auch bei der PID an frühen Embryonen angewendet wird. Ich bin von einer visuellen Analyse (wie bei der Polkörperanalyse) ausgegangen. Das Problem bei der FISH ist, dass manchmal keine Signale (d.h. bestimmte, farblich markierte Chromosomen) auftauchen und deshalb der Polkörper auf Monosomien, Trisomien etc. nicht analysiert werden kann. Die Ursachen dafür können vielfältig sein und sind in den meisten Fällen nicht zu eruieren. Mir sind keine Statistiken über die Häufigkeit von FISH-Versagern nach Polkörperdiagnostik bekannt. Aus eigener Erfahrung weiß ich aber, dass es von Zeit zu Zeit solche Fälle gibt, die dann sehr ärgerlich aber nicht zu vermeiden sind.
Mit freundlichen Grüßen
HWM
von
Prof. Dr. H. W. Michelmann
am 04.02.2014