Spielend lernen

Kleinkind mit Bauklötzen

© Adobe Stock, oksun70

Experten sind sich einig: Spielen ist für die Entwicklung von Kindern außerordentlich wichtig, denn spielen macht schlau, kreativ und erfinderisch und stärkt die Fähigkeit, Probleme zu lösen.

Spielend lernen, um sich zu entwickeln

Spielen = Lernen. So einfach ist das bei Kindern und doch auch kompliziert, denn spielen hat viele Ebenen. Kinder können sich im Spiel ausprobieren, Dinge überprüfen, sich in ihre Welt vertiefen und diese Welt für sich entdecken. In Rollenspielen lernen Kinder, sich in andere einzufühlen und Alltagserlebnisse zu verarbeiten. Durch das Wiederholen ähnlicher Situationen gewinnen Kinder an Routine und Sicherheit.

Pädagogen wissen, wie wichtig das freie Spiel für Kinder ist. Im Berliner Bildungsprogramm, dem pädagogischen Leitfaden der Berliner Kitas, wird dies deutlich: "Das Spiel der Kinder ist eine selbstbestimmte Tätigkeit, in der sie ihre Lebenswirklichkeit konstruieren und rekonstruieren. Kinder verhalten sich, als ob das Spiel Wirklichkeit wäre. Kinder konstruieren spielend soziale Beziehungen und schaffen sich die passenden Bedingungen."

Für Eltern gut zu wissen: Kinder verbinden immer einen Sinn mit dem Spiel und seinen Inhalten. Für Kinder ist das Spiel an sich wichtig - nicht das Ergebnis. Spielen ist in besonders ausgeprägter Weise ein selbstbestimmtes Lernen mit allen Sinnen, mit starker emotionaler Beteiligung, mit geistigem und körperlichem Krafteinsatz. Es ist ein ganzheitliches Lernen, weil es die ganze Persönlichkeit fordert und fördert. Wenn man dies als Eltern weiß, versteht man besser, warum Kinder richtig sauer werden können, wenn man sie aus dem Spiel reißt oder ihr Spiel unterbricht.

Spielerisch Probleme lösen

Spielend lernen Kinder aber am besten, wenn sie mit Freude, Spaß und vor allem freiwillig ans Spielen gehen. Barbara Perras, Erzieherin und Motopädagogin, beschreibt das in ihrem Buch "Üben? - Nur im freien Spiel entfaltet sich menschliche Intelligenz" so: "Freispiel bietet dem Kind die Möglichkeit, das Problem zu lösen, welches es gerade beschäftigt: Es kommt vom Ungleichgewicht zum Gleichgewicht, vom Chaos zur Ordnung. Nur durch Chaos, welches durch das Kind zu ordnen ist und welches es auch bewältigen kann, entstehen Ordnung und Komplexität bzw. Lernen. Das Kind entwickelt dabei Leistungsmotivation und Arbeitshaltung. Die Anlagen dazu stecken bereits in ihm; es will selbst forschen und entdecken. Durch fremd gesteckte Ziele und Erwartungen wird das Kind in seinen eigenen Vorstellungen gebremst und geht lustloser an die Sache."

Darum ist es so wichtig, dass Kinder neben angeleiteten Angeboten der Erzieher und Erzieherinnern im Kindergarten auch dringend noch genügend Raum für freies und selbstbestimmtes Spiel haben. Ob durch Bewegungsspiele, (Fangen oder Verstecken), Rollenspiele, (Mutter-Vater-Kind oder Kaufmannladen) oder experimentieren (Fällt wirklich immer alles nach unten?)  - zu endecken gibt es für Kinder immer etwas. Um so besser, wenn die Möglichkeiten vielfältig sind, wenn Kinder schon im Kindergarten die Möglichkeit haben, auf Instrumenten zu musizieren (Was für einen Ton gibt das?), wenn es Zeit und Raum gibt für Kreisspiele (Der Plumpsack geht um) und Konstruktionsspiele (Hält dieser Turm mit den Bauklötzen?).

Spielerisch anleiten

Selbstständig und freiwilliges Spielen heißt aber nicht, dass die Kinder sich die ganze Zeit selbst überlassen sind. Spielbegleitung sollte beim Spielen im Kindergarten durch die Pädagogen immer gegeben sein: Zuerst wird die Erzieherin die Kinder beim Spielen beobachten. Spielt das Kind lieber allein? Kann es mehr oder weniger ausgiebig mit anderen Kindern zusammen spielen? Benötigt es Hilfe, um ins Spiel zu gelangen? Braucht es lange, um sich für ein Spiel zu entscheiden? Erfahrene Pädagogen und Pädagoginnen erkennen sehr schnell, wo die spielerischen Stärken und Schwächen der Kinder liegen.

Gute Erzieher können die Kinder unterstützen, auf ihre Interessen eingehen und sie im Spiel begleiten. Manchmal reicht es, wenn man ein Kind "anspielt" das heißt, man beginnt mit ihm zu spielen, um ihm Lust auf das Spiel zu machen. Oft spielt das Kind dann von alleine weiter oder sucht sich noch andere Kinder dazu. Erzieher können auch Anregungen geben: "Das Kätzchen ist müde - dann braucht es einen Schlafplatz, wer hat eine Idee?". Oder man kann Streit verhindern, indem man eine Idee einbringt, wie alle ihre eigenen Vorstellungen verwirklichen können (z.B. Gruppen bilden). Impulse kann man als Außenstehender auch setzen, indem man ihnen ermöglicht z. B. den Raum umzugestalten (Raumteilung, Pappkartons, Tücher usw.). Sobald die Kinder selbst zu spielen beginnen, kann sich die Erzieherin zurückziehen.

Anspielen, Vorschläge und Angebote machen - was im Kindergarten funktioniert, klappt auch zuhause. Einfach ausprobieren - Sie werden sehen, spielend lernen ist kinderleicht.

Zuletzt überarbeitet: April 2019

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