Hallo Herr Dr. Busse, zu meiner gestrigen Anfrage meiner Bekannten möchte ich gerne noch einen kleinen klarstellenden Nachtrag schreiben. Meine Bekannte hat gestern sehr geweint, als sie den Beitrag von "keinnamenmehrfrei" gelesen hat. Sie fühlt sich nun wie eine Rabenmutter und macht sich schreckliche Vorwürfe. Sie ist wirklich durch und durch eine liebende, fürsorgliche Mutter, die immer nur im Wohl ihres Kindes handeln wollte. Es ging ihr in keinem Fall um das Prinzip "Kind du sollst essen", sondern eher war sie in ständiger Sorge, weil ihr Kind so wenig trank und aß, dass es nicht wächst und gedeiht. Sie hat in fürsorglicher Geduld, das Breiessen versucht. Ich möchte daher meine gestrige Anfrage gerne nochmal dahin gehend etwas anpassen. Meine Freundin hat mit dem Breiessen begonnen, ihr Sohn hat dies technisch super gemacht, Spaß am Essen gehabt und ihm hat die Sorte Brei auch wirklich geschmeckt. Dann kam eine Frustphase, bei der sie dann eine Woche Pause eingelegt hat. Dann aß ihr Sohn wieder einwandfrei. Bis dann plötzlich nach einer guten Phase wieder eine schlechte begann. Zu der Zeit hatte ihr Sohn und sein Verdauungssystem sich schon an die feste Nahrung gewöhnt, dass der Kinderarzt meinte, sie solle bitte nicht auf Milch umstellen, da dies medizinisch schlecht wäre für die Verdauungsorgane, die sich nun an den Brei gewöhnt hätten. Sie ist deshalb, bis auf Infekt- oder Zahnungsphasen, immer beim Brei geblieben ohne wieder komplett auf Milch umzustellen. Ihr Sohn hat meist anfänglich erst mal gut gegessen, dann fing er manchmal an zu motzen und hatte aber nur sehr wenig gegessen und getrunken. Sie blieb somit dran und hat sich Zeit und Geduld genommen, ihn zu füttern. Sie ist mit ihm auf und ab gelaufen, hat mit ihm gespielt und es eben immer mal wieder versucht. Er hat dann meist auch noch etwas gegessen. Teilweise und das gehörte wirklich zu den Ausnahmen, hat sie eben auch mal seinen Mund stimuliert, in dem sie vorsichtig mit dem Löffel an seinen Mund gegangen ist. Meist hat der den Mund von alleine geöffnet, teilweise war der Mund nur leicht verschlossen, dass sie mit dem Löffel durch den Mund kam, sie hat dann leicht und vorsichtig mit dem Löffel etwas am Unterkiefer gedrückt, dass der Mund etwas weiter offen war, um zu verhindern, dass alles an der Seite rauslief. Wie gesagt, diese Fütterungsmethode hat sie in Ausnahmen angewendet, wenn ihr Sohn noch nicht mal den Brei probieren wollte und sie ihm zumindest zeigen wollte, was es ist. Ebenfalls hat sie es dann gemacht, wenn er so wenig aß, dass sie Angst hatte, dass er wieder so stark abnimmt. Es war wirklich der Fall, dass auf ihren Sohn das Sprichwort "das Kind nimmt sich , was es braucht", nicht zu traf. Selbst wenn er vorher schlecht Flasche getrunken hat, wenig Brei gegessen hat, hat er auch danach nicht mehr getrunken. Der Tagesumsatz war über 24 h gesehen sehr niedrig. Somit hat meine Bekannte nach Rücksprache mit ihrem Arzt eine gewisse "Konsequenz" bei der Breifütterung angewendet. Ihr Kinderarzt meinte, es gehöre auch jetzt schon zu einer gewissen Erziehung, dem Kind mit Konsequenz zu zeigen, dass manche Dinge im Leben gelernt werden müssten. Das Breiessen sei also ein Lernprozess und sie solle konsequent, aber liebevoll und geduldig am Ball bleiben. Das hat sie dann auch getan. Leider hat aber eben die "Lernphase" fast 3 Monate gedauert mit ca. 45 Minuten Fütterungs-und eben häufiger "Motz-und Weinzeit" des Kindes. Sie hat aber ihren Sohn niemals weinen lassen, ihn immer sofort getröstet, hat aber eben das Füttern nicht beendet. Sie hat auch nie darauf beharrt, dass das Gläschen leer ist. Sie wollte nur eine gewisse Grundmenge füttern, dass ihr Kleiner die wichtigen Nährstoffe bekommt. Nun macht sie sich eben schreckliche Vorwürfe, dass sie doch hätte anders handeln sollen. Wenn ihr Kind von den Erlebnissen insgesamt kein guter Esser wird, hat sie damit grundsätzlich kein Problem. Er isst jetzt mit Freude und Wonne, möchte aber eben meist ein Spielzeug in der Hand haben, während er gefüttert wird. Das war in meiner Anfrage mit "Ablenkung" gemeint. Ich kenne aber viele Kinder, bei denen das in dem Alter so ist. Nun zu meiner abschliessenden Frage in Ergänzung zu meiner gestrigen Anfrage: Kann meine Bekannte bei ihrem Sohn durch die "Fütterungsmethode" einen bleibenden geistigen oder seelisch/psychischen Schaden verursacht haben, der irreparabel ist. Sie will ihr Kind nicht negativ geprägt haben und wollte wirklich nur sein Bestes. Wie gesagt, sollte ihr Sohn jetzt ein schlechter Esser werden, wäre das ihr geringstes Problem, wenn sie das natürlich auch nicht hofft. Aber wenn ihr Sohn dadurch jetzt einen "Gehirnschaden" durch den Stress, der ja über längere Zeit bestand, angerichtet haben, dann wäre so unglaublich unglücklich und könnte sich das nicht verzeihen. Ebenfalls wäre es für sie schrecklich, wenn ihr Sohn das als lieblos empfunden hat und sich in der Zeit nicht geborgen oder angenommen gefühlt hat. Daher hoffe ich inständig, dass Sie als Experte meine Freundin beruhigen können und hier aus Fachsicht Entwarnung geben können. Sie haben schon so vielen geholfen, ich hoffe auch in diesem Fall. Vielen Dank vorab
von Fiffy am 28.03.2015, 09:46