Frage: Welche Hilfen bei grosser Schüchternheit

Liebe Frau Windisch, Meine eineiigen zwillingsmädchen sind 4,5 Jahre alt, gehen seit 2 Jahre zur tagesmutter, seit 1,5 Jahre in den kiga. Sie sind menschenscheu und werden von anderen immer öfter als schüchtern bezeichnet. Zb von den nachbarskindern. Die beiden nehmen keinen Kontakt zu den Mädchen auf (3, 4, 8, 9Jahre) sobald ein Mädchen sich nur in ihre Richtung bewegt, weichen sie zurück. Wenn der Garten leer ist, wird im Pool gespielt, sobald nur ein Mädchen den Garten betritt, weichen sie zurück und schauen nur noch zu, grüssen nicht, erwidern keine Frage etc.. Bei kindergeburtstagen wird extrem geklammert, eigentlich wollen sie nach Hause. Ich muss immer mit Ihnen im.gleichen Zimmer stehen, sie klammern extrem in meiner Wahrnehmung. Langsam wird der Unterschied zum verhalten von anderen Kindern sehr deutlich und für mich u meinen Mann sind unternehmungen dieser Art nur noch eine Art spiessrutenlauf. Die Erzieherin wünscht sich mehr Selbstbewusstsein und sagt, dass sie nicht von selbst Initiative ergreifen, sich oft innerlich zurück ziehen. Aber leider bekomme kommt kein Gespräch zustande um einen Lösungsweg zu finden. Die eineiigkeit spielt sicher auch eine Rolle, aber ich weiss nicht mehr recht weiter. Ich möchte Sie fragen ob ergotherapie etwas helfen kann. Falls nicht, haben Sie als erfahrene Frau eine Idee, womit wir die Situation bessern können?

von Anne Sebastian am 22.06.2017, 18:23



Antwort auf: Welche Hilfen bei grosser Schüchternheit

Hallo, ich vermute mal dass da bei eineiigen Zwillingen auch noch eine Dynamik dahinter steckt, wo die beiden sich gegenseitig verstärken(sagt die eine nix, wird die Andere auch nix sagen...). Sollten die beiden sich im Temp.doch etwas unterscheiden locken sie immer erst die „mutigere“aus der Reserve,dann zieht die zweite vllt.mit ;) Schüchternheit ist eine Temperamentsache und man kann und sollte das angeborene Temperament eines Kindes nicht verändern wollen/sollen/müssen, da das Kind dann noch mehr in seinem Selbstbewusstsein leidet, weil es fühlt, dass es "was falsch macht". Wie sind die Kinder denn sonst in ihrem Selbstbewusstsein?Besteht das Problem nur in Situationen mit nicht sehr vertrauten Menschen oder auch im engen Freundeskreis (haben die Kinder feste Freunde auf die sie sich freuen diese zu treffen?) oder Familienkreis? Es ist natürlich wichtig einen Unterschied zu machen zwischen Schüchternheit als Temperament und einer sozialen Angst!Natürlich kann Ergotherapie hier etwas fördern und Selbstbewusstsein stärken, Alltagstips geben und mit Rollenspielen trainieren. Rollenspiele können Sie auch zuhause dafür spielerisch umsetzen, was sie tun können, wenn sie begrüsst oder etwas gefragt werden,vllt.auch erstmal als nonverbale Reaktionen (lächeln,angucken,Kopf schütteln oder nicken,winken-manchmal fällt das den Kinder leichter als gleich zu reden).Oft macht es auch einen Unterschied, welches Temp.das andere Kind hat-ebenfalls schüchterne Kinder gehen ganz anders auch nonverbal aufeinander zu und lassen sich Zeit und Raum, statt einen zu „überfallen“ wie extrovertierte Kinder. Wichtig ist es die beiden in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken, also bitte NICHT vor den Kindern thematisieren oder vergleichen,dass sie das doch auch so wie die anderen Kinder machen sollen. Wichtig ist nichts mit Druck zu erzwingen, aber eben auch nicht zu viele Anforderungen abzunehmen. Geben Sie ihnen Herausforderungen,an denen sie wachsen können,z.b.jemanden,den sie gern mögen zu grüßen oder die Eiskugel selbst zu bestellen, o.ä. Verstärken sie das erwünschte Verhalten wenn es auftritt (Loben!am Abend nochmal reflektieren,in Erinnerung halten), aber verstärken sie nicht das unerwünschte Verhalten (zb.das Kind streicheln oder trösten,wenn es sich hinter einem versteckt, um einem sozialen Kontakt zu entgehen.tolerieren,nicht erzwingen,aber eben nicht durch zuviel Aufmerksamkeit verstärken). Selbstbewusstseinsfördernde Sportarten sind hilfreich (Judo, Tanz o.ä.) und generell immer Stärken thematisieren und vor Augen führen und nicht das, was NICHT klappt. Ich vermute mal der Blickkontakt ist auch schwierig? Wie war die Eingewöhnung bei Tagesmutter und Kita?Wurde da genug Zeit gelassen oder gab es probl.Trennungen von den Eltern? Ich hoffe ich konnte ein paar Anregungen geben. Sollten die Kinder sehr unter der Situation leiden empfehle ich jetzt schon Ergotherapie zu beginnen,spätestens aber mit 5 Jahren sollte sich die Situationen dann nicht geändert haben im Hinblick auf die Einschulung.Manchmal ist es auch hilfreich die Kinder getrennt zu fördern oder in solchen Situationen zu unterstützen. Viel Erfolg und Geduld

von Kristin Windisch am 22.06.2017