Frage: Ergotherapie bei aggressiver Wut?

Hallo Frau Windisch, unser großer Sohn (5 Jahre, noch zwei kleinere Geschwister) neigt zu heftigen Wut-Attacken mit Rache-Maßnahmen. Diese treten Phasenweise auf, mal ist monatelang Ruhe, dann wieder mal 3 bis 4 Wochen fast täglich etwas. Er kommt dann aus seiner Wutspirale einfach nicht heraus, attackiert körperlich und zerstört Gegenstände. Der Auslöser ist mir manchmal verständlich, manchmal völlig schleierhaft. Wir versuchen schon mit Exklusiv-Zeiten nur für ihn sein seelisches Gleichgewicht stabil zu halten, gelingt uns aber scheinbar nur mäßig gut. Sport würde ihm wahrscheinlich guttun, aber er möchte da nicht alleine hin, geht also nur mit uns allen gemeinsam zum Kinderturnen. Heute riet mir jemand mit dieser Problemstellung mal eine Ergotherapie anzustreben. Kann Ergotherapie ihrer Meinung nach einen Durchbruch erzielen, dass er seine Gefühle besser kanalisieren kann? Wenn er gerade keinen dieser Anfälle hat, was ja die meiste Zeit des Tages betrifft, dann ist er sehr umgänglich und hilfsbereit. Wer ihn noch nicht "anders" erlebt hat, glaubt mir oft garnicht, was ich erzähle. Danke für ihre Einschätzung

von Tuxuin am 21.10.2017, 21:42



Antwort auf: Ergotherapie bei aggressiver Wut?

Hallo, ja, so wie Sie das Schildern könnte eine Ergotherapie hilfreich sein, um dem Kind Regulationsstrategien zu geben, um zum einen die Wut gar nicht erst so eskalieren zu lassen, aber auch zum andern, ihm konkret Anweisungen zu geben, was er tun kann, wenn "das Faß überläuft". Dies kann z.b.mit dem Alertprogramm geschehen. Achten Sie darauf, dass Sie einen Therapeuten mit Weiterbildungen für den Pädiatriebereich finden (Kinder), der/die gezielt Weiterbildungen für Verhalten/sozioemotionale Kompetenzen bei Kindern hat (z.b.von Britta Winter, Fachtherapeut für Pädiatrie, sensorische Integration zusätzlich), nur eine reine Verhaltenstherapie als Basis fände ich hier nicht effektiv (zb.Intra ActPlusKonzept/Jansen), da es ja auch um Regulation und Strategien bei auftretender Wut geht und nicht nur um eine Vermeidung. Schildern Sie am besten den konkreten Fall und fragen Sie bei welchem Therapeuten Sie da gut aufgehoben sind bzw.kann auf den Homepages der Praxen oft eine Auflistung der angewendeten Konzepte/Weiterbildungen ersichtlich sein. Geben Sie ihrem Kind Möglichkeiten, wie er sich abreagieren darf, um das Adrenalin abzubauen (rennen,Krafteinsatz, ins Kissen schreien, Trampolin springen) und sich zu regulieren (kaltes lutschen,etwas festes kauen oder kaltes Trinken), sich selbst rausnehmen (Auszeit, Pause aus der Situation gehen). Nur vorher erklären reicht da nicht, er brauch in dem Alter auch in der Situation selbst die Anleitung was zu tun ist, denn wenns emotional wird, dann funktioniert die "logische"Gehirnhälfte, die sich solche Strategien merkt schlechter. Vielleicht weiß der Kinderarzt noch Rat. Alles Gute

von Kristin Windisch am 22.10.2017