Frage: MMR

Sehr geehrter Herr Prof. Heininger, Meine Tochter wurde mit 9,5 Monaten das erste Mal gegen MMR geimpft. 4 Wochen später wurde ein Masern-Titer erhoben, der einen ausreichenden Schutz zeigte (584 mIU/ml, Referenzbereich: positiv bei über >200 mIU/ml). Der Titer wurde gemacht, damit ich als Mutter das Kind beruhigt mit 11,5 Monaten in die Kita geben kann, was leider aus finanziellen Gründen notwendig ist. Ich hatte nicht vor, die zweite MMR-Impfung zu umgehen. Die zweite werde ich also in jedem Fall machen. Nun habe ich aber in Ihrem Forum gelesen, dass ein im Labor bestimmter Titer überhaupt keine Aussagekraft über den Impfschutz bei Masern geben kann. Nun bin ich sehr verunsichert und frage mich, ob ich mein Kind wirklich mit nur einer Impfung in die Kita geben kann? 1. Würden Sie in dieser speziellen Situation wie oben geschildert wirklich sagen, dass diese Titerkontrolle keinerlei Sicherheit für mich bietet und auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie geschützt ist, nicht auf über 95% erhöht? Ich möchte eine Sicherheit von über 95%, daher habe ich jetzt den Kita-Start schon auf den 1. Geburtstag verschoben. Für die zweite MMR-Impfung habe ich einen Termin für den 15. Mai, 8 Uhr ausgemacht. Dann ist meine Tochter genau 12 Monate alt und dies ist exakt 4 Wochen nach einer Einzel-Varizellen-Impfung am 17.4., 11 Uhr. Ich mache mir nun Sorgen, dass diese zweite Impfung auch nicht wirken könnte, da man ja mindestens 4 Wochen Abstand zu einer Lebendimpfung halten sollte und gerade bei Varizellen die Inkubationszeit mal sehr lang sein kann. 2. Muss man bei Lebendimpfung Varizellen mehr als 4 Wochen Abstand zur nächsten Lebendimpfung einhalten? 3. Sollte ich den Impftermin besser noch eine Woche später machen, auch wenn sie dann eine Woche lang nur mit einer MMR-Impfung in die Kita gehen müsste? 4. Warum müssen bei Lebendimpfungen Abstände von 4 Wochen eingehalten werden und bei Totimpfungen ist es ganz egal? Ich würde mich über eine genaue Erläuterung freuen und verstehe auch sämtliche medizinischen Fachbegriffe. Vielen Dank für die Beantwortung meiner 4 Fragen!

von Florentina046 am 22.04.2015, 07:57



Antwort auf: MMR

Hallo, 1) diese Ak im Blut Ihrer Tochter zeigen mit hoher Wahrscheinlichkeit Schutz an - aber, und das ist der springende Punkt, sie sind nicht zuverlässig genug um Ihnen 100% Sicherheit zu garantieren. Ein Zeitabstand von 4 Wochen zur Varizellenimpfung ist ausreichend. 2) nein. 3) Ich sehe dafür keinen Grund. 4) Die Hypothese lautet: Lebendimpfstoffe aktivieren das Immunsystem in ähnlicher Weise wie viele Infektionen, zB mit Interferonausschüttung. Dadurch schützt sich der Körper vor weiteren Infektionen. Dieses Interferon kann mit der Immunantwort der nachfolgenden Lebendimpfung interferieren, so dass die Wahrscheinlichkeit eines guten Schutzes beeinträchtigt sein kann, wenn das Intervall kürzer als 1 Monat ist. Auf einen Tag mehr oder wneiger kommt es dabei nicht an (wie immer in der biologie), sondern je kürzer der Abstand als 4 Wochen ist, desto grösser ist das Risiko für einen suboptimalen Schutz. Ich würde das also nicht überbewerten, ein Abstand von 4 Wochen ist ideal. Alles Gute!

von Prof. Dr. med. Ulrich Heininger am 22.04.2015



Antwort auf: MMR

Kann ich denn nach der 2. MMR-Impfung (die 4 Wochen nach der Varizellen-Impfung im Alter von genau 12 Monaten stattfinden wird) von einer 100% Sicherheit beim Masern-Schutz ausgehen? Oder zumindest 99%? Theoretisch könnte die Impfung ja auch zweimal nicht anschlagen...

von Florentina046 am 22.04.2015, 19:36



Antwort auf: MMR

Hallo, man geht von 99,x % (also mehr als 99%) aus.Nein, 100% Sicherheit gibt es einfach nicht. Bei keiner Impfung.

von Prof. Dr. med. Ulrich Heininger am 22.04.2015