Frage: Immunstatus bei Kleinkind mit juvenilem Xanthogranulom?

Sehr geehrter Herr Prof. Wahn, zum Hintergrund: bei meinem Sohn wurde im Alter von ca. 5 Monaten ein "juveniles Xanthogranulom" (JXG) durch einen Dermatologen aufgrund der Klinik diagnostiziert. Es handelt sich hierbei in seinem Fall um eine einzelne kleine gelbliche Läsion von etwa 2-3 mm Durchmesser hinter dem Ohr am Übergang zur Kopfhaut. Beim Darüberstreichen fühlte sich die Haut zart und weich an, und war minimal erhaben. Es wurden keine Biopsie, kein Blutbild und keine weiteren Untersuchungen gemacht. Wir haben einfach die Läsion beobachtet. Nun ist er inzwischen 12 Monate alt, die gelbliche Läsion ist vom Durchmesser her unverändert, aber inzwischen abgeflacht. Nun zu meiner Frage: Ich möchte ihn gerne bald gegen Masern impfen lassen, sprich die MMR-Impfung steht an - ein Schutz, den ich ihm auf jeden Fall sobald wie möglich bieten möchte. Bevor wir drauf los impfen stellt sich mir vorsichtshalber noch folgende Frage: Da JXG (eine Form von nicht-Langerhanszell-Histiozytose) in gewisser Weise mit einer fehlerhaften Reaktion von Immunzellen verknüpft ist - so stellt es sich mir laienhaft zumindest dar, da es in der Histiozytose- Literatur als Dysregulierung von Immunzellen beschrieben wird - frage ich mich, ob eine Lebendimpfung bei JXG-Patienten ein Risiko bedeuten könnte (Stichwort Maserneinschlusskörperchen-Enzephalitis oder ähnliches...). Kann JXG (ob nun lokal oder sogar systemisch, da wir ja nicht in ihn hineinschauen können) also ein Hinweis auf eine allgemeine Immundysregulation im Sinne einer Schwächung des zellulären Arms des Immunsystems sein, welches bei einer Lebendimpfung, wie im Falle von MMR, ja eine Kontraindikation darstellen würde? Oder sind der Mechanismus oder die Ebene der Dysregulation ganz andere und wir machen uns unnötig Sorgen im Bezug auf Lebendimpfungen? Einfacher gesagt, kann mein Sohn ganz normal wie jedes andere Kind mit Lebendimpfstoffen geimpft werden da keine allgemeine Beeinträchtigung/Schwächung des Immunsystems mit JXG (ob lokale oder systemische Form) verbunden ist oder müssten wir irgendwelche besonderen Voruntersuchungen vornehmen lassen? Wäre ein Differentialblutbild auf jeden Fall nötig? Könnte man dieses zur Not aus Kapillarblut aus der Fingerbeere anfertigen? Eine venöse Blutabnahme für ein komplettes großes Blutbild stelle ich mir beim Temperament meines Sohnes als sehr schwierig vor. Vielen Dank im Voraus für Ihre Antworten. MfG AVJ

von AvJ am 21.04.2017, 11:40



Antwort auf: Immunstatus bei Kleinkind mit juvenilem Xanthogranulom?

Das juvenile Xanthogranulom ist keine Erkrankung, bei der ein begleitender Immundefekt beschrieben wurde. Deswegen hätte ich wegen der Lebendimpfungen keine Bedenken. Unser eigenes Vorgehen in unklaren Situationen ist so, dass wir im Einzelfall die Antikörper z.B. gegen Tetanus (Totimpfstoff) messen. Werden diese normal gebildet, können die Lebendimpfungen gemacht werden. Von weiteren aufwändigen Laboruntersuchungen möchte ich abraten.

von Prof. Dr. med. Volker Wahn am 21.04.2017