Isst mein Sohn genug?

 Doris Plath Frage an Doris Plath Ernährungsberaterin

Frage: Isst mein Sohn genug?

Hallo, Mein Sohn ist 15 Monate alt. Er isst beim Familienessen mit und bekommt zusätzlich seine 3 Breimahlzeiten und zwischendurch was zu knabbern/Obst/Brot. Nun ist es so, dass er seit ein paar Wochen immer weniger isst. Von allem, aber besonders der Brei scheint ihm nicht mehr zu schmecken. Er hat noch nie viel gegessen. Eher um die 100g pro Mahlzeit. Mal mehr, mal weniger. Ich biete ihm vieles an. Pfannkuchen, Nudeln, geckochtes Gemüse,... Aber er isst immer nur ein paar Löffel. Das einzige, das er im Moment gut isst, ist Wurst. Aber er kann sich doch nicht nur von Wurst ernähren? Er isst zwar auch gerne manches Obst und Gemüse, aber da kommt nicht viel rein. Er beißt eher ein bisschen herum... Ich stille außerdem Mittags, abend und nachts. Wenn ich arbeite, gibt ihm mein Mann ein Fläschen (2er). Das macht er auch meistens fast leer. Jetzt frage ich mich natürlich, ob er deswegen so wenig isst, weil er ja ein Fläschen bekommt. Und manchmal bekommt er auch abends zum Schlafen ein Fläschen, wenn er eben tagsüber nicht viel gegessen hat. Aber selbst wenn ich stille, will er ja nicht essen. Aber meine Milch wird ja wohl nicht mehr so nährstoffreich und sättigend sein, oder??? Da er ja wenig isst, bekommt er auch nicht viel Kuhmilch. Sollte ich ihm lieber dann Kuhmilch, anstatt die 2er Milchnahrung, geben? Er ist jetzt auch nicht abgemagert, aber eher an der unteren Linie. Haben Sie mir noch irgendwelche Tipps? Vielen Dank schon mal

von Aivlys... am 10.08.2017, 13:13



Antwort auf: Isst mein Sohn genug?

Liebe „Aivlys“, das ist doch ein gutes Zeichen – wenn Ihr Kleiner nicht abgemagert ist – das zeigt Ihnen, er holt sich schon das was er braucht. Nichtsdestotrotz füllt es sich auch im zweiten Jahr noch sein Bäuchlein gut mit der Milch. Egal ob stillen oder Fläschchen. Beides ist eine bequeme Art satt zu werden (das Löffeln und Kauen ist anstrengender als das Saugen) und macht den Bauch voll. Es ist verständlich, dass Ihr Junge bei den üblichen Mahlzeiten dann nur wenig Hunger zeigt. Möchten Sie auf Dauer eine Veränderung müssen Sie genau an dieser Schraube drehen. Helfen Sie Ihrem Schatz und unterstützen Sie ihn bei einem geregelteren Speiseplan. Versuchen Sie die Mahlzeiten auf drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten zu begrenzen. Sorgen Sie für einigermaßen feste Essenszeiten. „Snacks“ zwischendurch (wie auch Milch) mindern den Appetit bei den wichtigen Hauptmahlzeiten. Also möglichst keine kleinen Happen zwischendurch, damit sich ordentlich Hunger aufbauen kann. Ihr Sohn ist noch jung und weiß nicht, was gesund und gut für ihn ist, er weiß nur was ihm schmeckt und was bequem für ihn ist. Deshalb müssen Sie ihn beim Erlernen eines gesunden Ernährungsverhaltens unterstützen. Ihr Sohn braucht Ihre Hilfe dabei! Ein allgemeiner Plan/eine Richtlinie fürs Kleinkindalter könnte grob so aussehen: Morgens: Milch + Brot oder Müesli Vormittags: Obst + Knabberei, nur Knabberei, nur Obst oder Getreide-Obst-Brei, hin und wieder ein kleiner Joghurt Mittags: Gemüse, Beilage und 2-3 mal Fleisch und einmal Fisch Nachmittags: nach Bedarf etwas Obst + Knabberei oder Getreide-Obst-Brei, hin und wieder ein kleiner Joghurt Abends: Milchbrei mit Obst, Brot + Käse plus Gemüsesticks, Milch, Müesli Zwischendurch Getränke wie Wasser, Tee oder Schorle. Gehen Sie konsequent einen Schritt nach dem anderen. Ich bin mir sicher, wenn Ihr Junge sich nachts und auch am Tage weniger an der Milch (egal ob an Muttermilch, Folgemilch oder einer Kuhmilch) satttrinkt, wird am Tage der Appetit ansteigen. Denken Sie an dieses Ziel: Sie und Ihr Kleiner könnten nachts endlich erholsam durchschlafen, das Bäuchlein muss nachts nicht dauernd verdauen und die ersten Zähnchen werden geschont, wenn diese nachts nicht permanent mit Milch umspült werden. Das sind doch schöne Ziele, die sich lohnen sie anzupacken. Im zweiten Jahr reichen insgesamt 300 ml inklusive aller anderen Milchprodukte aus, am besten auf 2-3 Portion über den Tag verteilt. In diese Empfehlung werden einberechnet: die Trinkmilch (Muttermilch, Säuglingsmilch, Kuhmilch) alleinig oder zum Brot, das Müesli, der Milchbrei, der Käse auf dem Brot, ein Joghurt zwischendurch. Auch andere milchhaltige Mahlzeiten wie Milchreis, Pudding, Pürees mit Milch, Milchshakes, mit Käse überbackene Aufläufe etc. sind geeignet und zählen dazu. Am besten ist immer ein Mix an verschiedenen Milchprodukten. Fördern und fordern Sie Ihren Jungen nun mehr beim Essen. Lassen Sie ihn auch selbständiger Essen, mit seinen Händen oder einem Löffel/Gabel. Bieten Sie weiterhin von einem ausgewogenen und abwechslungsreichen Essen ausreichend an und lassen Sie Ihren Jungen selbst entscheiden, wie viel er essen mag. Beherzigen Sie am besten immer den goldenen Grundsatz: Sie als Mama oder Eltern bestimmen das Speisenangebot, also das was auf den Tisch kommt, und Ihre Kleiner bestimmt die Mengen, die er essen mag. Wichtig ist, dass Ihr Junge fit und gesund ist. Das zeigt Ihnen, er ist gut versorgt. Soweit also alles gut. Und letztlich überwacht noch der Kinderarzt bei den Untersuchungen ob alles passt. Und solange dieser zufrieden ist, dürfen Sie das auch sein. Was die Speisenauswahl betrifft kann ich Ihnen folgendes mit auf den Weg geben. Diese „ich-ess-jetzt-mal nix“ oder „ich-ess-nur-was-mir-schmeckt“ Phasen kommen häufiger vor als man denkt. Fast jedes Kleinkind zeigt mal diese Marotten. Das Essverhalten der Kleinkinder ist nur in den wenigsten Fällen so wie es „sein sollte“. Kinder in diesem Alter haben ihren eigenen Kopf und entwickeln spezielle Vorlieben. Die Kinder werden wählerischer, haben keine Zeit zum Essen und schaffen oftmals nur Spatzenportionen. Und Neues probieren wollen sie auch nicht (mehr). Während dieser Phase werden Kinder sich auch mehr darüber bewusst wie ein Speisenteller auszusehen hat, sie weigern sich, wenn das Essen nicht "richtig" aussieht oder der Teller bzw. das Brettchen nicht richtig platziert sind usw. Kinder - wie auch wir Erwachsene - entwickeln Vorlieben und es gibt Kinder, die sich - zumindest phasenweise - nicht viel aus täglicher Abwechslung machen. Haben sie eine bestimmte Vorliebe (häufig Nudeln, nackt oder mit Soße; auch Wurst schmeckt herzhaft gewürzt) entwickelt, bleiben sie dabei, da dies ihnen auch eine gewisse Sicherheit gibt: "Dies schmeckt mir und ist mir gut bekommen, das merke ich mir und dabei bleibe ich (erst mal)". Aber ich weiß aus Erfahrung, das wird wieder besser werden. Irgendwann platzt immer der Knoten. Ich bin mir ganz sicher, die Speisenauswahl wird umfangreicher werden. Kinder loten beim Essen ihre Grenzen aus und schauen wie weit sie gehen können. Sie merken sehr schnell, wie wichtig den Müttern/Eltern das Essen ist. Schnell steht hier die Befürchtung im Raum, die Kleinen könnten zu wenig bekommen oder einen Mangel erleiden. Oder abends hungrig ins Bett gehen oder nicht durchschlafen. Mit „Theater beim Essen“ können die Kleinen die Eltern am meisten „treffen“. Ein paar lieb gemeinte Anregung meinerseits: Fragen Sie nicht Ihren Sohn, was er haben will. Versuchen Sie nicht angestrengt Mahlzeiten zu „finden“, die ihm schmecken könnten. Das ist überhaupt nicht angebracht und notwendig. Nein, Sie als Mama geben vor was es zu essen gibt. Es kann eine gewisse Auswahl geben, bei der Ihr Sohn wählen kann. Ist nichts dabei, gibt es auch ansonsten nichts. Wenn der Kleine wenig oder gar nichts isst, bekommt er nichts Beliebteres, sondern bis zur nächsten Mahlzeit nichts. Das ist nicht so schlimm. Also ruhig ab und zu mal den Hunger zum Gehilfen machen. Auch wenn es schwer fällt. Ich weiß, es ist nicht so leicht, aber versuchen Sie es aus: bieten Sie Ihrem Jungen eine Auswahl an Speisen an, die Portion auf seinem Teller dabei eher klein halten. Und dann lassen Sie ihn einfach mal in Ruhe!!!! Schauen Sie nicht auf seinen Teller hin, maßregeln Sie ihn nicht dauernd, motivieren Sie ihn nicht, interessieren Sie sich nicht für sein Essverhalten. Sie möchten doch auch nicht, dass Ihr Essen dauernd kommentiert wird, oder? Essen Sie und die Familie selbst mit Genuss, unterhalten Sie sich am Tisch über angenehme Dinge. Leben Sie Ihrem Sohn als Vorbild abwechslungsreiches Essen vor. Zeigen Sie ihm wie viel Freude das Essen macht, und dass es so viele schmackhafte Gerichte gibt. Versuchen Sie die Mahlzeiten auf drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten zu begrenzen (siehe oben). Ziehen Sie Mahlzeiten nicht in die Länge. Nach etwa 30 Minuten sollte das Essen beendet sein, egal ob aufgegessen oder nicht. Dann ist wieder Spielzeit etc. Eine angenehme Atmosphäre, kein Zeitdruck, ein hübsch gedeckter Tisch sind einladend und regen den Appetit an. Herzlicher Gruß Doris Plath

von Doris Plath am 11.08.2017