pflaumenbaum
Angeregt durch den Beitrag unten von Sileick schreibe ich auch einmal etwas zu meinem jüngeren Sohn... Er ist fast acht Jahre, zweite Klasse, geht auf eine Montessori-Schule. Er hat an sich schnell lesen, schreiben und rechnen gelernt, scheitert aber oft an seinen viel zu hohen Ansprüchen. Das äußert sich in Wutausbrüchen, auch in der Schule. Er ist sehr wissbegierig, schaut gern Wissenssendungen, kann das Wissen auch behalten. Selbst Texte schreiben geht aber nur schleppend. Wenn, dann sind die aber schon ganz gut. Er ist musikalisch und künstlerisch begabt. Er macht sich viele Gedanken um komplexe Themen wie Religion, Philosophie, ist sehr besorgt um den Klimawandel. Er hat einen sehr guten Freund, der ein Jahr älter ist. Mit ihm kann er stundenlang spielen. Liest recht viel, auch schon recht dicke Bücher. Ich frage mich, wie wir seiner inneren Anspruchshaltung begegnen können. Macht ein Test auf Hochbegabung wirklich Sinn? Wie gehe ich das an, über die Kinderärztin? Die Schule hatte schon einmal empfohlen, ihn im SPZ testen zu lassen, aber die Kinderärztin hat das abgewimmelt, wegen zu langer Wartezeiten. Zu Hause ist er meist sehr zufrieden, er kann sich auch sehr gut alleine beschäftigen, vor allem in der Natur. Aber in der Schule eckt er oft an... Habt Ihr Ideen?
Eine Testung auf Hochbegabung kann man in einer Hpt machen lassen oder bei einem Kinder-und Jugendpsysiater.
Auch wenn ihr ihn testen lasst und dabei einem Hochbegabung "rauskommt", gibt es ja trotzdem nicht die eine Lösung. Ich würde eher.versuchen, seine Sozialkompetenz zu stärken. Denn durch die beschriebenen Schwierigkeiten steht er sich selbst im Weg und wird auch mit Schulkollegen und letztlich auch mit Lehrer*innen haben.
Wo liest du Probleme mit der Sozialkompetenz heraus? Ich habe nur gelesen, dass er in der Schule aneckt.
Das kann man schon so sehen, aber die Frage ist ja, wie man seine Sozialkompetenzen stärken kann. Beim freien Spiel zu Hause, auch in größeren Kindergruppen, hat er eigentlich überhaupt keine Probleme. Das kommt eher auf, wenn er Konkurrenz verspürt und sich selbst dann so einen Druck macht.
Aber erst mal würde ich erforschen, ob bei ihm ein Mangel an Sozialkompetenz vorliegt. Falls nicht, was willst du da stärken? Ist das denn Fakt? Aus deinem Text kann ich dazu nichts ableiten. Was passiert denn genau, wenn er Konkurrenz verspürt und sich selber Druck macht? Wie verhält er sich? Wie verhält sich die Gruppe ihm gegenüber? Plakativ gesprochen: Manchmal fehlt es dem HB-chen gar nicht an Sozialkompetenz. Manchmal ist das HB-chen seiner Peer-Group in Sozialkompetenz weit voraus. Manchmal ist es die Peer-Group, der es daran fehlt. Beispiele: 1. Achtjähriger hat toll Fußball gespielt und als einziger ein Tor gemacht. Er jubelt "Ich bin der Größte!". Die Peer-Group stimmt zu und lässt ihn hochleben. 2. Achtjähriger hat toll gerechnet und als einziger das Aufgabenblatt fehlerlos eingereicht. Er jubelt "Ich bin der Größte!". Die Peer-Group beschimpft ihn als Streber und Loser.
er ärgert sich halt sehr über sich selbst, wenn etwas nicht klappt oder seinen Ansprüchen genügt. Und in seiner Emotionalität kommt es dann auch mal zu Auseinandersetzungen mit anderen Kindern. Aber ich bin ja nicht dabei, daher kann ich es nur schwer beurteilen. Hier zu Hause ist er meist sehr gechillt, wenn Freunde da sind.
Ich würde zu einem Begabungsdiagnostiker gehen und zwar als Privatleistung. Da hast du keine Wartezeit und keine defizitorientierte Testung. Das sollte dir einmalig rund 400€ wert sein. Es hilft Kindern und Erwachsenen, wenn sie wissen, was mit ihnen los ist: "Erkenne dich selbst". Frag immer vorher nach, welcher Test gemacht wird und welche Version. Aussagekräftig ist der Test nur, wenn er aktuell ist (prüfe das!) und wenn der Tester das Kind "erreicht" und zur Entfaltung seines Potenzials motivieren kann. https://www.die-hochbegabung.de/expertenliste/
Danke! Das werde ich mal in Angriff nehmen, wahrscheinlich für beide Kinder. Für den Großen könnte es hilfreich sein, sich selbst einzuschätzen, für den Kleinen wäre es relevant für die Lehrerinnen (und die sind da an einer freien Schule sehr offen).
Hallo pflaumenbaum, ich kann zum Thema HB (noch) nicht so viel beitragen, außer den Gedanken, die Ihr ja von mir schon kennt. Aber ich kenne dieses Verhalten von meiner Tochter. Es taucht immer dann auf, wenn sie "objektifiziert" wird, also Erwartungen anderer erfüllen soll, seien es die anderer Kinder (fast immer nur in Gruppen Gleichaltriger oder mit älteren Kindern) oder die von Erwachsenen (Lehrer/in, Eltern etc.). Sie reagiert dann auch zornig, da ihr aber soziale Harmonie wichtig ist, wechselt das dann eher zu einer Unsicherheit sich selbst gegenüber. Der Grund ist vielleicht derselbe: Das Kind fühlt sich nicht gesehen, sondern gedrängt, jemand zu sein, die sie nicht ist, zu denken oder zu handeln, wie es ihr nicht entspricht, obwohl sie ihre eigenen Kompetenzen hat und sich eigentlich auch fähig fühlt, die Dinge selbst zu lösen bzw. zu entscheiden, dass es sie jetzt gar nicht lösen will. Ich will ein Beispiel von uns hier nennen: Alle trauen unserer Tochter viel mehr Leistung zu als sie oft bringt bzw. bringen will. Sie hat mir mehrfach bewiesen, dass sie ihre eigenen Strategien zum Ziel hat, und die heißen nicht: "Ich nehme jedes Problem als Herausforderung und beiße mich fest, bis ich es gelöst habe.", sondern die heißen: "Ich finde diesen Weg zu anstrengend und zu mühsam, ich wiederhole und festige alles andere, was mir leichter fällt und Spaß macht, und dann lösen sich diese Fragen von selbst." Nie hätte ich gedacht, dass das so geht. Aber es geht tatsächlich. Sie hat also zwei Jahre lang (Klasse 2 und 3 - in der gemischten Gruppe Schule) zu Hause Hefte für die erste Klasse bearbeitet (ich habe lauter Prüfexemplare zum Sonderpreis für eigene Fortbildung bestellt, die sie mir aus den Rippen geleiert hat), um jetzt als Viertklässlerin die absolute Leuchte in Grammatik und Rechtschreibung zu sein. Das war in Klasse 1 und 2 noch gar nicht abzusehen. Jetzt bearbeitet sie die Zweitklässlerhefte zu Hause, spielt Schule mit ihren Kuscheltieren... Hätte ich darauf bestanden, dass sie die höheren Hefte macht, von denen alle dachten zu wissen, dass sie das leicht könnte, wäre sie nicht mit so viel Freude und Leidenschaft dabei gewesen und jetzt möglicherweise längst nicht so weit wie sie tatsächlich ist. Sie hat sich strikt geweigert, die Erwartungen zu erfüllen und ihre eigene Methode mit sehr viel Erfolg gewählt. Zu Hause ist sie auch meist zufrieden, kann sich stundenlang beschäftigen und lernt dabei ständig. In der Schule muss sie trotz aller Freiheit, die sie dort haben, doch die Ansprüche der Viertklässlerin erfüllen und passt sich ein, was sozial für sie sicher auch freudvoll ist. Fachlich ist es kein Problem, und sie hat auch viele Erfolgserlebnisse, zum Glück eine Lehrerin, die wenig lobt, aber viel einfach die eigenen Lösungen anerkennt und die Kinder sieht. Aber das ist natürlich nicht Dein Sohn, nur ein Beispiel, für das, was ich mit dem "Objektifizieren" meine. Wenn die Umwelt aufgrund der Pfiffigkeit des Kindes diesem implizit bestimmte Erwartungen entgegenbringt, ggf. auch ganz offen, z.B. in der Schule, sogar einer Montessorischule, dann macht das vielleicht auch zornig. Wenn das wirklich seine eigenen Themen sind, wird er mit seiner Ungeduld, nennen wir es mal so, umgehen lernen und vor allem dann, wenn er EIGENE Lösungen für diese Probleme finden kann, die diese Ungeduld verursachen. Vielleicht braucht es noch ein bisschen, aber die Wutanfälle sind ja verständlich. Es ist wichtig, dass er zwar schon mitkriegt, dass andere dabei nicht unter die Räder kommen dürfen, aber man darf auch anerkennen, dass Grund für die Wut ist, für ihn, auch wenn andere sich darüber nicht aufregen würden. Ich finde wichtig zu überlegen, ob er nicht irgendwie das Gefühl hat, den hohen Ansprüchen der Erwachsenen zu genügen. Meine Tochter hat das selbst mal zu mir gesagt: "Wenn ihr immer sagt, wie gut ich manches mache, ist das ein Riesendruck, der auf mir lastet, dass ich alles "gut" machen muss." Das war das Gefühl, das Lob oder Stolz auf ihre Leistungen dann bei ihr verursacht haben. Da könnt Ihr Euch nur selbst fragen, ob was dran wäre. Und das "gut" ist eben nicht das, was SIE "gut" findet. Ist es Ungeduld/Frust, wie bei dem Baby, das frustriert ist, weil es eben noch nicht krabbelnd da hin kommt, wo es aber hinwill? Oder ist es das Resultat der oft gar nicht bewusst an das Kind herangetragenen erwachsenen Erwartungshaltung? Vielleicht ein Gedanke, der lohnenswert zu verfolgen ist. Von der Antwort auf diese Frage hängt vielleicht auch ab, wie Ihr seiner (?) Anspruchshaltung begegnen könnt. Viel Erfolg dabei! VG Sileick
Hallo, Bei sehr begabten Kindern gibt es ja häufiger eine Diskrepanz zwischen theoretischer Denkleistung und der praktischen Umsetzung, bzw. sie sind sich dieser Diskrepanz bewusst. Wer ( wie die meisten Kinder) keine konkrete Idee von dem hat, was perfekt sein könnte, merkt nicht, wenn sein Handeln davon abweicht und es entsteht weniger Frust. Diese Frustrationstoleranz ist bei begabten Kindern natürlich sehr verschieden entwickelt. Manche sind diesbezüglich auch früh dran und können es aushalten manchmal unter ihren Erwartungen zu bleiben, andere quälen sich damit sehr und brauchen einfach Zeit. Da kann ein hohes Testergebnis durchaus helfen und das Selbstvertrauen stärken. Andererseits besteht das Risiko einer Auswertung, die Entäuschung hervorruft und das kann wirklich fatal sein, da man vorab nicht abschätzen kann, wie man dann damit umgeht Man sollte die Macht des vermeintlich Faktischen nicht unterschätzen. Davon abgesehen bietet ist so ein Begabungsprofil Informationen über Stärken und eventuelle Schwächen. Sowas ist immer verwertbar. Bei einer privaten Testung sollte ihr darauf achten, dass deren Befunde auch von den Schulen anerkannt werden. Vielleicht könnte längerfristig mal ein Klassensprung nötig sein. Wenn das Lernumfeld sehr unpassend ist, leiden Kinder immer. Manche richten ihre Aggressionen eher nach außenmund machen auf ihren Leidensdruck aufmerksam, andere ziehen sich zurück und fallen gar nicht mehr auf. Lg
Hier sind nochmal Informationen zu den gängigen Testverfahren: https://www.fachportal-hochbegabung.de/intelligenz-tests/uebersicht/#test-2
Danke für Eure überaus reflektierten Beiträge! Ja, Sileick, du hast auf jeden Fall recht: Sein Verhalten hat natürlich auch mit uns zu tun und darüber haben wir uns auch schon endlos den Kopf zerbrochen. Diese hohe Anspruchshaltung erkenne ich auch bei meinem Mann und seiner Familie, oft verbunden mit hohen (künstlerischen) Begabungen. Aber tendenziell ist es oft eher so - wie du schreibst - dass er wirklich mit sich selbst kämpft wie ein Baby, das krabbeln lernt. Und bisher ist es eigentlich auch nicht so, dass er aufgibt, aber in der Schule hat er trotzdem auch Phasen, in denen er nicht viel macht. Das "Objektifizieren" spielt sicher eine große Rolle: er ist hyperempfindlich, wenn andere Kinder seine Sachen kommentieren. Und Maca: Ja, das ist eine große Sache bei ihm: er möchte was ganz Tolles machen, kriegt es dann aber nicht so recht hin und ist frustiert. Mit dem Testen war ich auch deshalb sehr unsicher, denn er mag so Arztbesuche gar nicht und ist vorher sehr gestresst. Deshalb habe ich das ewig aufgeschoben.... Wobei ein nicht so ganz gutes Ergebnis auch nicht so schlimm wäre, denn das würden wir ihm ja nicht direkt sagen. Ein bißchen habe ich ja noch den Verdacht, dass eine Konzentrationsschwäche dabei sein könnte, was meint ihr dazu? Woran würde ich konkret ADHS erkennen?
Die Diagnostik, sprich: Testung einer möglichen Hochbegabung hat nichts mit gewöhnlichen Arztbesuchen zu tun. Bei uns gab es ein sehr nettes Eingangsgespräch in einem netten Raum in einer Sitzecke.Danach dann wurde entschieden, welche Verdachtsdiagnosen es gibt und die Diagnostik geplant. Dann gab es mehrere Tests, darunter ein Intelligenztest. Die Testpersonen waren sehr sehr nett uns sympathisch, sehr zugewandt. Ein Mal gab es für 5 Minuten eine kinderärztliche Untersuchung, aber ohne irgendwas, wovor man Angst haben müsste (eher messen, wiegen, Koordination und ein paar Fragen). Dann ein Auswertungsgespräch ohne das Kind. Und die Planung der Behandlung, soweit nötig. Ohne Diagnostik werdet ihr auf lange Sicht nicht weiterkommen. Das ist wirklich nichts, wovor man sich sorgen muss, auch nicht als Kind.
huhu ADHS würde man vermutlich erkennen, oder denkst Du an ADS ? Das wurde bei uns damals auch über die Kinder- und Jugendpsychiatrie getestet und könnte auch in Richtung Hochbegabung dazu gehen. Allerdings sind da auch recht lange Wartezeiten und in 1 Std ist das nicht ausgetestet. Ich hätte nun gedacht dass es an allen privaten Schulen die Begabtenförderungen gibt, so kenne ich das von der Jüngsten. Da hatte man spezielle Stunden für besonders Interessierte Kinder und welche für die die mehr Hilfe brauchen, klassenübergreiffend mit Sonderstoffen. Macht denn nicht Montessori an sich auch aus, genau auf das einzelnde Kind einzugehen ?
Mein HB-chen ist auf einer "ganz normalen" staatlichen Grundschule, die ihre Fördergelder dazu genutzt hat, ein Konzept (und Lehrkräfte) aufzustellen, um Hochbegabte integrativ zu fördern. Die Schule ist in unserer Stadt DER Anlaufpunkt für begabte Grundschüler, obwohl sie in einem Brennpunktviertel liegt. Klappt super! Nur ist es natürlich auch für die anderen Kinder sehr auffällig, wenn ein bis zwei Kinder pro Klasse nicht aus dem Viertel stammen, sondern quer durch die Stadt gefahren werden. Das gab bisher aber zum Glück noch keine Probleme. Die Montessori-Schule hier bei uns verspricht zwar, die Kinder "abzuholen, wo sie sind", allerdings lehnen sie Kann-Kinder prinzipiell ab, egal "wo das Kind steht"... von der Klüngelgemeinschaft (Monte-Krippenplatz als Vorraussetzung für eine spätere Einschulung) rede ich gar nicht erst Sicher habt ihr einen HB Verein in der Umgebung, die haben meist viel Erfahrung mit den Schulen vor Orr
ich habe dir eine Nachricht im Postfach hinterlegt.
Wir haben die Diagnostik als Privatleistung in einem Begabteninstitut machen lassen. Die Dame hatte sich viel Zeit genommen, erstmal eine Beziehung aufzubauen und dann getestet. Beim KJP wurde ein anderer Test gemacht: über mehrere Wochen, jedes Mal ein anderer Tester. Die Ergebnisse zeigten zwar beide eine HB, aber beim KJP sah man, dass unser Kind nicht sein volles Potential zeigen wollte. Uns hat es soweit geholfen, dass wir nicht mehr grübeln mussten, ob wir die Entwicklung "überbewerten" und wir konnten uns Hilfe suchen. Unserem Kind konnten wir später eine Erklärung geben, warum es "anders" ist (das merken Kinder). Das "Label" HB war gut für uns.
Bei uns wurde der Test von einer Schulpsychologin beim örtlichen Schulamt gemacht. Er hat nichts gekostet und wir hatten recht schnell einen Termin. Der Test war in sofern sinnvoll, weil unser Sohn eher ein hochbegabter Minderleister ist, sprich zu Hause sich mit sonst was für Themen beschäftigt und in der Schule so wirkt, als wäre er beeinträchtigt. Die Lehrerin riet uns zu Tests, weil sie eine Wahrnehmungsstörungen vermutete. Wir haben uns zur Schulpsychologin gewandt und die hat dann HB vermutet und getestet. Die Lehrerin war überrascht, weiß ihn jetzt aber einzuordnen. An seinem Verhalten oder seinen Leistungen hat sich nichts geändert. Ich finde es gut zu wissen, wenn man sonst nicht weiß, was mit dem Kind los ist. Von allein hätte ich den Test aber nicht gemacht. Lg
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