Mitglied inaktiv
Hallo, ich mache mir Sorgen um meinen Sohn, es ist schon beschlossen das er in kinderpsychologische Behandlung soll, aber vielleicht hat ja jemand ein ähnliches Problem. Er ist 6 Jahre alt, eher überdurchschnittlich intelligent, liest medizinische Bücher, weil es ihn interessiert, kann sehr gut malen, rechnen usw.. Er hatte Probleme mit der Sprachentwicklung, was sich aber dank Logopädie sehr gebessert hat. Sein Körpergefühl ist wohl nicht sehr ausgeprägt, weswegen wohl bald eine Prüfung für Ergo ansteht. Das Problem ist, er ist wohl depressiv. Im Moment springt er auf dem Spielplatz unten rum und freut sich seines Lebens, wie jedes Kind. Aber er hat seine Phasen. Eine Zeitlang hat er alle schockiert mit "ich wünschte ich wäre tot", vorher er das hat? Keine Ahnung. Seit letzter Woche dreht er richtig auf, er hat sich auf dem Spielplatz gebalgt, unverschuldet. Ich habe ihn aber auch darauf angesprochen das wenn jemand ihn angreift er sich verteidigen kann, aber es bei einem Mal belassen sollte (ein Junge hat ihn absichtlich und grundlos einen Ball an den Kopf geworfen und ihn gleich 2x zurück gedonnert bekommen). Bei uns ist Schlagen absolut verboten und Rücksicht auf andere Pflicht, das habe ich ihm schon sehr früh eingebleut und eigentlich ist er der liebste Junge den man sich vorstellen kann. Wobei in letzter Zeit auch pampig, aber ich denke das gehört auch dazu, Ablösung usw. Wegen den Ballgehändel hatte er wohl ein schlechtes Gewissen, zuhause geweint und sich mit dem Fingern in den Augen rumgedrückt. Heute im Kita dann der Eklat: er hat beim Spielen einen Freund gekratzt und bevor die Erzieherin die Situation klären konnte, die ja an sich nicht schlimm ist, weil sowas passieren kann, rennt er weg, holt sich ein Spielzeug und sticht sich wieder in die Augen. Ich bin verzweifelt. Und ziemlich am Ende. Ich weiß nicht woran es liegt. Er wird weder gehauen, noch sonst irgendwie mißhandelt. Er hat Freunde hier und v.a. Großeltern, Tante und Onkel und er weiß das wir ihn alle liebhaben. Ich bin keine perfekte Mutter und auch oft außer Puste, weil ich einen stressigen Job habe, alleinerziehend und alleinverdienend bin. In 99 von 100 Fällen kann ich meine Emotionen "ablegen", die Situation sachlich betrachten und mich kindgerecht verhalten und mich so äußern das ich nicht verbal auf ihn einprügel. Aber ich merke selbst wie ich langsam an meine Grenzen kommen und so unerwachsen es ist, ich finde ihn "undankbar". Das wird jetzt bestimmt falsch aufgefasst werden aber ich tue doch wirklich alles für ihn. Ich merke auch wie langsam irgendwie auf Distanz gehe, weil ich nicht mehr damit klarkomme und das das Problem noch verschärfen wird. Egal was ich tue, es reicht nicht und langsam denke ich mir es ist doch ohnehin egal was ich mache. Einerseits hängt er an mir, andererseits versucht er in der Öffentlichkeit auf Distanz zu mir zu gehen das man ihn für kein "Weichei" hält, osä. Was vermutlich auch ein Grund sein könnte ist, das wir alle hart im Nehmen sind, so wurde ich von meiner Mutter erzogen, ich kann es nicht ändern und ich hatte wirklich eine schwere Kindheit. Deshalb fällt es mir auch schwer das nachzuvollziehen was gerade mit ihm vorgeht. Und ich nehme an er fühlt sich überfordert, denn wie man sieht sind es Situationen wo er absichtlich oder unabsichtlich jemanden wehgetan hat, und wie gesagt: Absolutes Verbot hier. Wie dem auch sei, ich bin im Moment wirklich überfragt und vermutlich brauche ich genauso viel Hilfe wie er. Was mich auch interessieren würde ist ob sowas vererbar ist, denn ich bin nicht grundlos AE. Sein Vater hatte sich nicht unter Kontrolle, war sehr unzuverlässig und unselbstständig. Er ist aus gutem Hause, wie man so schön sagt, aber nachdem er mir mal ein blaues Auge verpasst hat als ich den Kleinen als Baby auf dem Arm hatte und mich auch in die Richtung gestoßen hat wo Sohnemann in der Wippe chillte so das ich fast mit hohen Stiefeln auf ihn getrampelt wäre hat er sozusagen Hausverbot, denn ohne Frage hätte er für uns gefährlich werden können, und ich wollte nicht das wir Schlagzeilen als Familiendrama machen. Er konnte sich nicht an wichtige Gespräche erinnern die wir wenige Tage vorher geführt haben (das ist schrecklicher als es sich anhört, denn man hat wirklich irgendwann das Gefühl man sei selbst nicht ganz dicht), er hat mich einmal eingesperrt und mit Gewalt daran gehindert zu gehen. Er war auch einmal bei einem Psychologen wollte mir aber partout nicht erzählen was der für eine Diagnose gestellt hat. Immer waren andere Schuld, das malte er sich in den buntesten Farben aus, das er Opfer ist und der Psychologe war natürlich auch bescheuert. Sein Selbstwertgefühl war mikrokopisch klein, während er mir die schlimmsten Dinge unterstellte, hat er sich von "Freunden" rumschubsen lassen. Das alles hat mich zu dem Schluss kommen lassen das wir nicht nur ein Beziehungsproblem habe, sondern irgendwas mit ihm nicht stimmt. Depressionen kamen in der Familie vor und wenigstens ein Selbstmord. Nur seine Großmutter bei der er als Kind eine zeitlang gewohnt hat (die Eltern arbeiteten im Auslang) hatte eine dunkle Ahnung wie er auskanten kann. Die Eltern sind ahnungslos, was dafür spricht das er sehr gut die Fassade aufrecht erhalten kann, sonst hätte ich mich sicherlich nicht auf ihn eingelassen. Was er hat, weiß ich nicht, ich dachte irgendwie an eine nicht diagnostizierte ADHS bei Erwachsenen, da er auch sehr zappelig ist. Aber natürlich bin ich kein Arzt. Tja, soweit unsere Geschichte. Irgendjemand was Aufmunterndes zu sagen ? Traurige Grüße, Hariba
Ich kann dir leider nicht weiterhelfen o.ä.... Die Geschichte mit dem Vater deines Sohnes hört sich nicht schön an und ich verstehe, dass du dir Sorgen machst. Dennoch denke ich, dass "Vererbung" bei solchen Dingen eine eher geringe Rolle spielt. Das meiste ist doch einfach Sozialisation und Erziehung! Du hast dich zum Glück von dem Kindsvater getrennt und dein Sohn wird von dir groß gezogen. Mit Sicherheit wäre für euch Beide eine psychologische Begleitung gut! Es ist eben nicht einfach so ein helles Bürschchen zu Hause haben. Solche Kinder können einem alles abverlangen und einen an den Rand der Belastbarkeit bringen! Daher tust du das einzig richtige, in dem du dich um Hilfe kümmerst! Das ist eine Stärke und keine Schwäche! LG und alles Gute!
Hallo Hariba, ich kann deine Sorgen bezüglich autoaggressivem Verhalten nachvollziehen. Da mein Sohn mehrfachbehindert ist, steht das bei uns auch immer im Raum. Ich habe ein paar Kinder gesehen und das ist etwas, was man definitiv nicht haben möchte. M.E. muss man allerdings zwischen Eigenstimulation und Autoaggression unterscheiden. Das in die Augen picksen ist nicht dazu gedacht, sich weh zu tun, sondern - genau wie Zähneknirschen, um sich Stimulation zu verschaffen (man sieht dann Sterne). Häufig tritt das bei Kindern auf, die in ihre eigene Welt abdriften. Auch nicht so schön - aber man kann da gut gegensteuern, in dem man es ignoriert (sonst verstärkt man es nur) und statt dessen das Kind auf Reize von außen aufmerksam macht. - Ob das jetzt so bei deinem Sohn klappt, weiß ich nicht, er scheint ja recht clever. Wahrscheinlich ist er aber recht unterschiedlich entwickelt und man muss ihm ermöglichen sich und seinen Körper zu "erfahren". Er bräuchte wahrscheinlich mehr Körpererfahrung durch verschiedene Bewegungsspiele (Hüpfspiele, Barfußlaufen auf unterschiedlichen Materialen, Balancieren, Viefüßlergang ....). Das ist möglicherweise auch der Grund für sein unbeholfenes Verhalten anderen gegenüber (ich denke nicht, dass er aggressiv sein will). Die Geschichte mit seinem Vater ist sicher sehr dramatisch gewesen und für dich auch prägend, aber dein Sohn hat davon ja zum Glück nichts mitbekommen. Ich denke, die größte Gefahr besteht darin, dass du in ihm seinen Vater siehst und natürlich auch Ängste hast. Durch diese Gefühle wird aber auch dein Verhalten ihm gegenüber beeinflußt. Ich denke der Schritt zur psychologischen Beratung ist der richtige für euch beide. Wichtig ist, dass du weisst, das ihr es schaffen könnt. Versucht euch ein bischen Unbefangenheit zu erhalten. Liebe Grüße Anja
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