Liebe Frau Höfel, ich habe eine sehr süße 4 Monate alte Tochter. Sie ist ein absolutes Wunschkind, dass geplant zuhause geboren wurde. Ich habe ein großes Problem mit ihr. Leider kann ich kaum mit ihr stressfrei unterwegs sein. Mit unterwegs meine ich, weder mit Auto, noch zu Fuß mit dem Kinderwagen und auch nicht mit der Babytrage. Anfangs mochte sie die Trage, aber jetzt hasst sie es schon, wenn ich sie reinsetzen möchte. Dann fängt sie an zu brüllen und ich brauch gar nicht erst losgehen. Mit dem Kinderwagen kann ich nur eine bestimmte Zeit unterwegs sein, so 10-15 Minuten vielleicht, dann fängt sie an bitterlich zu weinen, bekommt einen flehenden und ängstlichen Blick und dicke Krokodilstränen laufen ihr das Gesicht herunter. Manchmal hab ich auch das Gefühl, dass sie fast Panik hat. Sie dreht auch unheimlich schnell in diesen Augenblicken auf, von Null auf Hundert. Dann ist sie auch kaum mehr langfristig zu beruhigen. Wenn ich ihr etwas Pre Nahrung gebe ist kurz Ruhe, aber das hält leider nicht lange an und sie weint weiter. Generell versuche ich ihre Grundbedürfnisse so gut es geht und ausreichend zu befriedigen bevor wir losgehen. Sie ist dann also eigentlich so gut wie immer satt, ausgeschlafen und sauber. Beruhigen kann ich sie nur auf dem Arm. Nach kurzem Weiterweinen fährt sie sich langsam runter, aber so lässt sich natürlich auf Dauer nicht gut spazieren, einkaufen oder andere Dinge machen. Von Kursen, wie Babymassage und anderen Veranstaltungen mal abgesehen, denn auch woanders, also an anderen Orten, fühlt sie sich nicht wohl und weint übertrieben viel. In Härtefälle hilft dann nicht mal mehr sie auf den Arm zu nehmen. Wir besuchen hin und wieder die Großeltern und das ist meist mit großem Terror verbunden, obwohl es da sehr ruhig und liebevoll zugeht, es ist aber halt nicht ihr Zuhause und sie ist direkt unruhig. Auch wenn wir mal eine Freundin besuchen ist es das selbe Spiel. Noch dazu kommt, dass sie eine außergewöhnlich kräftige und laute Stimme hat, das stresst einen auf Dauer natürlich noch mehr, weil es sich tatsächlich anhört, als würde man ihr bei lebendigen Leib die Haut abziehen. Das haben auch schon unsere Babysitter bestätigt. Das zerrt extrem am Nervenkostüm. Beim Autofahren haben wir Fortschritte gemacht. Beim Einsteigen und Festmachen der Babyschale weint sie trotzdem immer erstmal los. Wenn man dann losfährt beruhigt sie sich vorerst. Wenn ihr das aber alles zu lange dauert, oder es länger zum Stillstand kommt, regt sie sich wieder sehr auf und das Weinen geht wieder los. Das hält dann wieder so lange an, bis man Zuhause ist. Meistens ist sie dann vom extremen Weinen komplett nass geschwitzt und sehr erschöpft. Ich lege sie dann in ihre vertraute Wiege und sie schläft sofort selig ein. Manchmal ist es auch so, dass sie sich sofort beruhigt, wenn man das Haus betritt und wieder glücklich ist, sobald man sie endlich aus dem Kinderwagen rausnimmt. Sie wirkt dann fast schon erleichtert. In einem Fall hatte ich es sogar, dass ich sie rausgehoben habe, auf die Couch gesetzt habe und sie dann direkt wieder glücklich vor sich her gequickt und gelacht hat, obwohl sie vor 2 Minuten noch unendlich schlimm geschrien und gelitten hat. Dabei ist es auch total egal an welchen Orten ich mit ihr unterwegs bin, ob ruhig oder weniger ruhig. Ich würde auch niemals an hektischen oder überreizten Plätzen spazieren gehen, das ist ja klar, wenn sie schon bei Alltagsgängen Probleme hat. Ich mache wirklich nur einfache Dinge, wie einkaufen beispielsweise, doch nach spätestens 5 Minuten im Laden flippt sie aus, wenn nicht sowieso schon die Autofahrt pures Geschrei gewesen ist. Ich muss dazu sagen, dass sie von Anfang an ein sehr ungeduldiges Kind gewesen ist. Durch ihre Ungeduld und noch vielen anderen Faktoren hat es auch mit dem Stillen nicht geklappt, was mich sehr belastet hat. Ich konnte mich gar nicht so schnell ausziehen, wenn sie Hunger hatte, da ist sie schon ausgeflippt. Ungefähr genauso heftig, wie die Heulanfällen, die ich zuvor beschrieben habe. Sehr laut, sehr panisch, sehr verzweifelt, als würde sie Todesängste ausstehen müssen. Es war so schlimm, dass normales Trinken nicht mehr wirklich möglich war. Dazu kam noch eine große Brust, die das Andocken für sie erschwert haben und ein geringer Milchspendereflex. Für ein so ungehaltenes und ungeduldiges Kind, keine guten Aussichten für ein entspanntes Stillen. Es ging ihr alles einfach immer nicht schnell genug. Generell geht es ihr bei allen Dingen nicht zügig genug habe ich den Eindruck. Sie bekommt nicht schnell genug Aufmerksamkeit, die Flasche ist nicht schnell genug fertig, sie wird nicht schnell genug aus dem Bett oder der Babyschale gehoben, und so weiter. Und jedes Mal schreit sie wie am Spieß, wenn wir offenbar mal wieder zu langsam sind. Ein anderer Punkt ist noch, dass sie ausschließlich auf dem Bauch schlafen kann. Sie hat seit der Geburt insgesamt nur 1-2 Wochen auf dem Rücken geschlafen. Generell ist Rückenlage nicht ihr Ding. Wir haben dann auf Anraten meiner Hebamme eine Osteopathin aufgesucht, die auch einige Wirbelblockaden und eine Muskeltonusstörung entdeckt hat. Daraufhin wurde die extreme Ungeduld und das Aufbrausende tatsächlich etwas besser, aber die bevorzugte Bauchlage blieb. Wir haben deswegen auch die Vermutung, dass sie deshalb lange Autofahrten nicht mag. Da muss sie ja zwangsweise in der Babyschale auf dem Rücken liegen bzw. sitzen. Auf Dauer will sie das einfach nicht und fängt dann wieder an zu weinen. Nach langem Schreien kann sie dann vor Erschöpfung nicht einschlafen oder generell entspannen während der Fahrt, weil es ja der Rücken ist und nicht der Bauch. Das schlimmste für mich wäre, wenn sie immer noch irgendwelche Verspannungen oder gar Schmerzen hat und sich deswegen so verhält. Man versucht einfach alles, damit sie ein zufriedenes Kind ist. Mit der Zeit denkt man, dass sie einfach nur unglücklich ist, weil man sie scheinbar immer falsch versteht und man ihre Bedürfnisse nicht richtig oder nicht schnell genug befriedigen kann. Das macht mich richtig traurig und ich hab teilweise das Gefühl, dass wir alles verkehrt machen. Ich frage mich auch immer wieder, wieso sie nur immer so derart panisch, hektisch und voller Angst weint. Sie musste nie um ihr Leben fürchten, war nie lange hungrig oder wurde auf irgendeine Art vernachlässigt. Sie war natürlich auch nie sich selbst überlassen. Man zweifelt immer mal wieder, ob sie uns überhaupt vertraut. Sie hat doch eigentlich gar keinen Grund sich so sehr aufzuregen, dass sie regelmäßig verschwitzt ist und sich kaum wieder beruhigen kann. Sie verausgabt sich richtig. Meine Fragen sind nun: Woran kann es liegen, dass sie offenbar nur Zuhause ein einigermaßen entspanntes Kind sein kann? Ist sie bei minimalsten Reizen schon so überfordert? Wenn ja, wie kann ich ihr dabei helfen das besser zu verkraften? Soll ich zur Übung viel unterwegs sein oder ihr das Ganze weitestgehend ersparen, bis sie älter ist? Wieso ist sie so ungeduldig und fährt so unheimlich schnell hoch? Ist es einfach ihre Art? Wird mit dem Älterwerden besser? Soll ich doch nochmal Kontakt mit der Osteopathin aufnehmen, weil sie eventuell Schmerzen haben könnte? Ich hoffe auf ein paar gute Ideen und Ratschläge und bedanke mich schon mal für Antworten. Liebe Grüße, Anica mit Greta
von macchina85 am 25.11.2017, 00:03