Frage: Sehr kurze Sonnenexposition schädlich?

Sehr geehrter Herr Prof. Abeck, ich habe eine Frage zum Thema UV-Strahlung, welche hoffentlich nicht zu naiv erscheint. Zugegebenermaßen bin ich manchmal etwas verunsichert, wenn ich immer wieder lese, dass Babys NIE oder AUF KEINEN FALL der direkten Sonnenstrahlung ausgesetzt werden dürfen. Unsere Tochter ist fünf Monate alt und bei der momentanen Hitze vermeide ich es nach Möglichkeit, mit ihr zwischen 11 und 15.30 Uhr draußen unterwegs zu sein. Unsere Hebamme und auch Kinderärztin sagte, es sei besser, bei einem Kind unter einem Jahr keine Sonnencreme zu benutzen, was ich auch eigentlich vermeiden möchte. Daher meine Fragen: 1. Es geht doch tatsächlich lediglich darum, ein Baby keiner LÄNGER ANDAUERNDEN direkten Sonneneinstrahlung auszusetzen bzw. einen Sonnenbrand zu vermeiden, oder?! Oder ist schon eine wirklich sehr kurze Sonnenexposition von beispielsweise einer knappen Minute, die sich im Alltag ja kaum vermeiden lässt, schädlich? 2. Hat Babyhaut eigentlich einen kurzen oder tatsächlich gar keinen Eigenschutz? Man bekommt tatsächlich in sämtlichen Leitlinien, Arztbroschüren etc. zum Sonnenverhalten mit Babys das Gefühl vermittelt – eben durch Wörter wie NIE oder AUF KEINEN FALL-, dass schon die kleinste bzw. kürzeste UV-Strahlung der uneingecremten Babyhaut schadet. Ich vermute, dass diese rigorosen Formulierungen reine Vorsichtsmaßnahmen sind? Ein Beispiel: Gestern Morgen zum Beispiel parkten wir ca. 20m vom Eingang unseres Kinderarztes entfernt. Da meine Tochter nicht schlief, entschied ich mich spontan, sie für den kurzen Weg ohne Maxicosi zu tragen. Sie hatte allerdings zwar eine lange Hose an sowie einen Sonnenhut auf, aber eben ein kurzärmeliges T-Shirt, so dass die Arme für eine knappe Minute der direkten Sonne ausgesetzt waren. Zwar versuchte ich, sie mit einem Spucktuch etwas abzudecken, das gelang aber mehr schlecht als recht. Auch auf dem Transportweg von der Haustür zum Auto lässt es sich ja gar nicht vermeiden, dass das Kind ein paar Sonnenstrahlen im Gesicht abbekommt. Diese UV-Dosis kann aber doch sicherlich nicht gleich einen schädigen Effekt haben? Ich setze meine Tochter aber eben zwangsläufig nur dann ganz kurz der Sonne aus, wenn ich ganz sicher bin, dass aufgrund der Kürze des Weges kein Sonnenbrand entstehen kann. 3. Und ist es in Ordnung, wenn meine Tochter im Kinderwagen - uneingecremt – einen kurzämeligen Body trägt, über dem Oberkörper dann aber ein Spucktuch liegt und sie insgesamt mit einem Sonnenschirm/Sonnensegel abgedeckt ist? Auch das natürlich nur um die Mittagshitze drumherum. 4. Und eine ergänzende Frage: Wir sind mit unserer Tochter tatsächlich nur selten mit dem Auto unterwegs. Wenn ich mit ihr allein fahre, sitzt sie aus Gründen des einfacheren Zugriffs und bei ausgeschaltetem Airbag auf dem Beifahrersitz. Das sind dann nur kurze Strecken von maximal 10 Minuten, die einen häufigen Richtungswechsel beinhalten. Hier drapiere ich dann ein Spuck- oder sonstiges Tuch vor dem Maxicosi zum provisorischen Schutz vor eventueller Sonneneinstrahlung. Ich weiß, dass das UV-Strahlen nicht komplett abhält, aber auch das stellt hoffentlich kein Problem dar und ist für den Moment ausreichend? Auf längeren Autofahrten, beispielsweise auf der Autobahn, wo die Sonne sie auf gerader Strecke länger bescheinen könnte, würde sie natürlich hinten mit UV-Blende sitzen. Ich bedanke mich ganz herzlich im Voraus für Ihre Antwort. Auch, wenn ich denke, ich handele insgesamt bedacht und intuitiv angemessen, fühle ich mich aus o.g. Gründen doch oftmals verunsichert. Sonnige Grüße

von hejo15 am 07.08.2015, 14:43



Antwort auf: Sehr kurze Sonnenexposition schädlich?

Sie haben völlig Recht: die gesamte UV-Kampagne ist derzeit wissenschaftlich nicht mehr nachvollziehbar und trägt nur zur Verunsicherung bei. Das Schädliche ist der Sonnenbrand. Kurzzeitige UV-Exposition ist nie ganz zu vermeiden und unschädlich. Ihre Vorgehensweise ist absolut beispielhaft! Korrekt: bis zum 6. Monat wenn immer möglich vollständiger Verzicht auf Sonnenschutzmittel, dann immer besser Meidung und textiler UV-Schutz. Fensterglas: nur UVA geht durch--> Sonnenbrand in der Regel nie möglich

von Prof. Dr. med. Dietrich Abeck am 08.08.2015