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von Jule9B  am 11.09.2014, 19:47 Uhr

Verstehe das schon... einerseits ... aber andererseits ... ;)

Mir ist klar, dass Grundschulen zum Teil auch ihre Engpässe haben mit Vetretung und so, wie alle Schulen. Oder vielleicht etwas mehr, da meist insgesamt weniger Personal da ist. Aber wenn die Kinder drei Stunden weniger Unterricht die Woche haben, würde ich erwarten, dass dann eine Englisch, eine Deutsch und eine Mathe oder Sachunterricht ausfällt und nicht alles andere normal stattfindet und man sich Englisch drei Wochen lang schenkt (zumal sowieso fast alle Fächer von den gleichen zwei oder drei Lehrern unterrichtet werden). Und dass Eltern umfassend informiert werden und mit ins Boot geholt werden. Dass man dann für Englisch wenigstens einen Wochenplan für die Zeit erstellt und so irgendwie sicherstellt, dass wenigstens noch etwas passiert.

Ich sehe leider die Leidtragenden, nämlich Kinder, die ab der 5. Klasse in Englisch spätestens seit der zweiten Klassenarbeit 5 stehen und frustriert sind. Deren Eltern von Seiten der Grundschule immer suggeriert wurde: "In Klasse 5 fangen die eh nochmal ganz von vorne an ..." und die das geglaubt und sich daher nicht weiter selber gekümmert haben. Oder es auch nicht gekonnt hätten, weil sie selber kein Englisch können. Oder die ihr Kind aus anderen Gründen sowieso schulisch nicht unterstützen (können).

Und da kannst du Förderangebote machen wie du willst, die Kinder sind fertig mit Englisch. Die lernen auch keine Vokabel mehr.

Aber seit in NRW umgestellt wurde und die Kinder ab der 1. Klasse Englisch haben, sind dementsprechend die Curricula für die Grundschule erarbeitet worden, die ich oben verlinkt habe. Und dementsprechend sind die Curricula ab der 5. Klasse natürlich auch überarbeitet worden, weil die nämlich jetzt mitnichten mehr nochmal bei Null anfangen...

Ich kritisiere ja nicht die Curricula an sich, und es ist auch für ein mittelbegabtes Kind nicht schlimm, wenn da das eine oder andere Wortfeld in der Grundschule nicht dran war oder wenn man die eine oder andere Wendung noch nicht gehört hat oder schreiben kann oder so. Aber dass systematisch ganze Teilbereiche des Sprachlernbereiches, die im Curriculum vorgegeben sind, ausgelassen werden (und den Eltern bewusst vermittelt wird, das wäre nicht verpflichtend), ist doch bedenklich, oder? Curricula sind ja keine Empfehlungen nach dem Motto: "Das wäre nett, wenn sie das hinbekommen könnten... und das hier wäre auch ne tolle Idee, oder?", sondern das sind verbindliche Vorgaben, dass das gefälligst mit den Kindern durchgenommen werden MUSS. Darauf bauen wir in der 5. dann auf. Und wiederholen das auch und reichen sozusagen die Regeln nach, die in der Grundschule ja noch nicht bewusst gemacht werden sollen. Aber wir haben die zeit ja auch nciht, mit manchen Kindern vier Jahren Grundschule von Grund auf nachzuarbeiten.

Klar gibt es dann auch Kinder, die das eine oder andere nicht kapieren. Aber es von vornherein nicht anzubieten, ist doch katastrophal. Wenn man früher merken würde, wo Probleme liegen, könnte man sogar noch früher mit Förderung anfangen.
Schlimm ist es besonders für die Kinder, die vielleicht ohnehin nicht so das Interesse oder das Sprachtalent haben, weil die in recht kurzer Zeit ja dann einiges aufarbeiten müssen, was ihnen vorher vorenthalten wurde.

Ich rede hier davon, dass Eltern von Grundschulen teilweise immer noch die Information bekommen, Kinder müssten in der Grundschule in Englisch nicht schreiben. Wir haben auch Kinder, die auch noch nie englische Sätze lesen mussten und daher mit gedruckten Worten Null anfangen konnten, als sie aus der Grundschule kamen.
Ich konnte leider auch nicht feststellen, dass die in anderen Bereichen (z.B. Sprechen oder Interkulturelle Kompetenz) dann den anderen wenigstens voraus waren, so dass man hätte annehmen können, die Grundschule hätte nur vielleicht andere Prioritäten gesetzt ... ;)

Schon vor Aufnahme des Unterrichts in der 5. Klasse kamen etliche Eltern zu uns und haben gemeint: "Wie ist das denn mit Englisch, das ist doch in der Grundschule dauernd ausgefallen, da haben die Kinder doch quasi fast nichts gemacht .."

Manche Kinder konnten die Buchstabenkombinationen im Buch überhaupt nicht mit Lauten in Verbindung bringen. Das sind ja nicht ALLE Kinder, aber mir ist schon aufgefallen, dass es im Vergleich zu den vorherigen Jahren mehr geworden sind, vielleicht eine Handvoll pro Klasse. Die meisten kriegt man mit hier und da einer Extra Förderstunde und Unterstützung von den Eltern einigermaßen auf Kurs, ich habe ja auch schon mal erzählt, dass man da unheimlich differenziert, weil die Kinder ja wirklich sehr unterschiedliche Wissenstände haben.

Meine andere Überlegung war ja, ob NRW da nicht irgendwie übers Ziel hinaus geschossen ist, als Englisch ab der ersten Klasse verpflichtend wurde. Als es zwischendurch ein paar Jahre so war, dass die Kinder ab der dritten Klasse Englisch hatten, kam mir die Lücke, die zwischen der vierten und fünften Klasse lag, nicht so enorm vor.

Das ist auch mit Sicherheit, wie ja auch die Rückmeldungen schon zeigen, nicht überall so wie hier, andererseits sind wir hier auch nicht die einzigen, wo es recht planlos läuft. Bei uns hat es bisher nichts gebracht, das an unserer Grundschule anzusprechen, aber viele Eltern kennen ja auch die Curricula nicht.

Naja, ich möchte auch nicht rüberkommen wie die totale panikverbreitende Tante, zumal meine eigene Tochter mit Englisch überhaupt keine Probleme hat, aber das liegt ja eben auch daran, dass bei uns zuhause da viel passiert und wir auch schon mal öfters im Ausland sind oder Kontake zu englischsprechenden Leuten haben. Und trotzdem werde ich mit ihr im vierten Schuljahr mal ihre Übungsbücher durcharbeiten, die ja von der Schule auch mal angefordert wurden. Wir sollten sie anschaffen, drin gearbeitet wurde aber selten. Selbst die Arbeitshefte der dritten Klasse sind noch nicht halb durch... und sie ist ja jetzt in der vierten.

Auslöser für meine Posts hier war eben der Elternsabend, auf dem wieder mal frisch und fröhlich verkündet würde, Englisch wäre quasi nicht so wichtig ... und auf keinen Fall müssten die Kinder die englischen Wörter schreiben können ... und in der weiterführenden Schule würde man ja nochmal ganz von vorn anfangen ...
Ich so: < - Grundschullehrerin

Ich habe jetzt auch keinen Bock mehr, speziell an unserer Grundschule Rabatz zu machen, jetzt wo meine da bald fertig ist. An anderer Stelle arbeite ich aber genau an diesem Problem mit, denn wie ihr seht, ist mir das Thema echt wichtig. Nicht dass ihr jetzt denkt: Was meckert die hier und macht nix außer ellenlange Posts schreiben ... ;)

 
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